In diesem und den in loser Reihenfolge folgenden Artikeln werden wir uns mit der Frage beschäftigen, was Sport, Training und Bewegung für die Behandlung der Multiplen Sklerose und die Wiederherstellung verloren gegangener Fähigkeiten bedeuten können?

Photo by Anupam Mahapatra on Unsplash
Wir werden die Begriffe “Sport” und “körperliches Training” synonym verwenden. Sie bezeichnen wiederholte, progressive körperliche Aktivitäten, die eine Anpassung des Körpers an erhöhte Belastung fördern. Diese Anpassungsvorgänge finden entweder in den Bereichen des Herz-Kreislaufsystems (verbesserte Kreislauf- und Stoffwechselfunktionen) statt, im Bereich der Muskulatur (Hypertrophie, Substratverwertung und Zellstoffwechsel), neurologisch (Koordination, Nervenreizleitungsgeschwindigkeit, Reflexe, Tiefensensibilität) oder in den entsprechenden Kombinationen.
Zusätzlich sind gerade im Falle der MS auch nachgewiesene positive Auswirkungen auf die Psyche, die kognitiven Funktionen und Fatigue wünschenswerte Effekte. Wer an Studien zum Thema MS und Sport oder Training interessiert ist, findet eine Auswahl auf der Seite Interventionsstudien in der Kategorie Sport und Bewegung.
Warum Sport und Training bei MS?
Durch die neurologischen, entzündlichen Prozesse der Demyelinisierung an den Axonen der Nervenzellen sind die physiologischen und mentalen Auswirkungen der Krankheit MS vielfältig. Körperliche Funktionen sind oft eingeschränkt, so zum Beispiel kardiovaskuläre Funktionen (Herz-Kreislaufsystem), neuromuskuläre Funktionen (Muskelschwäche und Einschränkungen des Gehens) und sensorische Funktionen (Einschränkungen in der Balance, Missempfindungen) summieren sich auf und führen zu mehr Inaktivität. Durch diese Inaktivität aber werden die physiologischen Auswirkungen verstärkt, ein Teufelskreis entsteht. “Use it or lose it” bedeutet für alle Menschen, dass Funktionen oder Systeme abgebaut werden, die unterhalb einer gewissen Reizschwelle genutzt werden.
Inaktivität und Bewegungsmangel sind ein eigenständiger Risikofaktor zur Entwicklung chronischer Erkrankungen. Das wird heute in unzähligen Studien belegt.
Bewegung und Sport sind entscheidend zur Entwicklung und Aufrechterhaltung der kardiorespiratorischen, muskulären, neurologischen, kognitiven, psychischen, hormonellen und metabolischen Gesundheit aller Menschen.
Die logische Frage, die sich nun stellt, ist: Welche Effekte können bei Menschen mit Multipler Sklerose durch ein körperliches Training erzielt werden – und ist es möglich, den körperlichen und/oder gar den mentalen Funktionseinschränkungen, wie zum Beispiel der Fatigue, Depression oder kognitiven Einschränkungen, entgegenzuwirken? Die Antwort – soviel sei vorweggenommen – ist „ja“!
Freude an der Bewegung
Bewegung bedeutet Lebensqualität, Erhaltung der Selbständigkeit, Erfahrung der Selbstwirksamkeit und ist rundum ein menschliches Grundprinzip. Wir sind eine Kombination von Körper und Geist, was uns natürlich schmerzlich bewusst wird, gerade wenn Alltagsbewegungen nicht mehr uneingeschränkt möglich sind oder sogar stetige Schmerzen verursachen.
Unser Alltag wird leider stetig bewegungsärmer. Irgendwo auf dem Weg zum Erwachsenwerden geht unsere kindliche Bewegungsfreude verloren, manchmal sogar schon vorher. Sport und Bewegung wirken stressreduzierend und können die Psyche regulieren, Glückshormone wollen ausgeschüttet werden! Das kann aber nur sinnvoll funktionieren, wenn mir auch gefällt, was ich da tue. Über kurz oder lang werde ich sonst das Bewegungstraining boykottieren und gute Gründe finden, aufzuhören. Das gilt natürlich insbesondere bei körperlichen Einschränkungen.
Das bedeutet: Die kindliche Bewegungsfreude in uns muss also wieder irgendwie mit an Bord! Es gibt immer mehr unterschiedliche Sportarten, outdoor oder indoor, in Gemeinschaft oder allein in der Natur, mit vielen Gadgets oder ohne, mit Trainer, im Verein oder selbst gesteuert. Die Möglichkeiten, etwas zu finden, das auch Freude macht, sind größer denn je. Bewegung KANN und SOLL wieder Spaß machen und es soll auch Ziel dieser Artikelserie und des Trainings sein, ein Stück weit dazu zu motivieren, die Freude an der Bewegung wieder zu entdecken und zu erleben.
FAZIT: Es muss auf keinen Fall ein Marathon sein, regelmäßiges Kraft-, Ausdauer- und/oder Koordinationstraining gemäß den eigenen Möglichkeiten und Interessen können völlig ausreichen, um den oben geschilderten Teufelskreis zu durchbrechen. Setzen sich erreichbare Bewegungs- oder Trainingsziele, die Sie, wenn irgend möglich, langsam steigern. Wenn es Ihnen hilft, besorgen Sie sich einen möglichst einfachen Schritt- oder Bewegungszähler und notieren Sie die Ergebnisse, Fortschritte aber auch Rückschläge. Das hilft das eigene ideale Bewegungsfeld und -niveau zu finden. Die heute verfügbaren APPs – mit allen möglichen Messdaten und Features – sind etwas für Sportbessene und Hochleistungssportler. MS-Betroffene mit körperlichen Einschränkungen werden dadurch eher demotiviert.
Mehr über Sport, Bewegung und MS
Zu diesem Themenkomplex sei Ihnen die kostenlose
🖹 Life-SMS Veröffentlichung: Sport und MS aus dem Jahr 2017 empfohlen, auf die wir in dieser Artikelserie an vielen Stellen zurückgreifen werden.
➡️ Im nächsten Artikel wird es um Sport, Bewegung und das Immunsystem gehen
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