Permanente Muskelanspannung? Kann man die wegkleben?

von Kirsten

Bild von Angelo Esslinger auf Pixabay

Kennen Sie das? Ihre Muskeln spannen selbst in Ruhe an, obwohl sie das gar nicht sollten? Nicht nur Ihre Muskeln sind unentspannt. Sie insgesamt sind es – eben auch verstärkt durch diese permanente Muskelanspannung. Und diese führt u.a. auch immer wieder zu Kopfschmerzen.

Irgendwie läuft da etwas falsch! Irgendetwas sagt meinen Muskeln, dass sie permanent arbeiten müssen. Irgendwas, das unbewusst abläuft. Mir fällt diese Muskelanspannung immer wieder auf und dann kann ich die Muskulatur bis zu einem gewissen Grad bewusst “loslassen”. Das passiert leider nicht bis zum Grad der vollständigen Entspannung. Aber es ist dennoch ein erleichterndes Gefühl. Das Problem hierbei ist allerdings, dass diese Muskelentspannung nur von kurzer Dauer ist und ich unbewusst wieder in dieser permanenten Anspannung ankomme.

Da ich also noch in der Lage bin, die Anspannung bewusst ein wenig zu lösen, sollte ich mir dies zu Nutze machen. Ich muss also etwas finden, das meine Rückmeldung zwischen Muskeln und Hirn ein wenig beeinflussen kann.

Zufällig (und eigentlich auch nicht im Kontext mit MS) bin ich dabei auf Aku-Taping gestossen. Aku-Taping ist eine Weiterentwicklung des kinesiologischen Tapings, das Meridiane und Akupunkturpunkte der traditionell chinesischen Medizin mit einbezieht. Bei dieser Therapie werden spezielle Klebebänder auf bestimmte Körperstellen geklebt. Bei Knieschmerzen z.B. werden in einem bestimmten Muster Klebestreifen entlang des schmerzenden Kniegelenks angebracht und verbleiben dort für einige Tage.

Nun ist MS nicht unbedingt eine Krankheit, die primär zu Knieschmerzen führt. Aber ich muss gestehen, dass die Klebebänder durchaus eine entspannende Wirkung zeigen. Ich habe mir Klebebänder nicht am Knie, sondern im Brust- und Halswirbelbereich anbringen lassen und durfte erstaunt feststellen, dass sich meine unbewusste Muskelanspannung dadurch zeitweise reduziert hat. Und das nicht nur direkt am Rücken, sondern auch darüber hinaus. Denn auch wenn diese Klebestreifen keine tatsächliche Haltefunktion ausüben (wie es bei Stützkorsetts der Fall wäre), hat es dennoch einen positiven Einfluss auf die Muskeln. Irgendwie haben diese Klebebänder (bzw. die überklebten Rezeptoren meiner Haut) meinem Hirn mitgeteilt, dass da etwas ist, was mich “hält”. Das hat wiederum meinen Muskeln suggeriert, dass sie das nicht tun müssen – zumindest nicht in dem bisherigen übermässigen Ausmass.

In wissenschaftlicher Literatur wurde im Kontext mit dem Myofasziales Schmerzsyndrom bereits beschrieben, dass kinesiologisches Taping hilfreich bei Schwellungen und Entzündungen ist, Schmerzen lindert, den Lymphfluss sowie den Blutfluss fördert, Reparaturvorgänge im Gewebe beschleunigen und motorische Funktionen verstärken bzw. vermindern kann [1]. Es wurde ausserdem festgestellt, dass die Position der angebrachten Tapes durchaus Einfluss auf die Effizienz der positiven Wirksamkeit zeigt [2].

Mir persönlich hilft das Aku-Taping immer wieder. Ob andere Taping-Therapien den gleichen Effekt zeigen, wie das Aku-Taping, kann ich nicht sagen. Das habe ich nicht ausprobiert. Es wäre aber denkbar.

Bitte beachten Sie bei dieser Therapie, dass es unterschiedliche Klebebänder (bzw. Hersteller von Klebebändern) gibt, die z.T. unterschiedliche Klebstoffe verwenden und daher unterschiedlich verträglich sein können. Bei einer Sorte z.B. fängt meine Haut nach 2 Tagen an zu jucken. Bei einer anderen Sorte ist dies nicht der Fall.

Meiner Muskulatur helfen diese Klebebänder meist aber auch noch einige Tage länger, also auch nachdem ich die Bänder entfernt habe. Aber leider hält der Effekt nicht auf Dauer an; und so wiederhole ich – gerade in Zeiten verstärkter Muskelanspannung – diese Therapie immer mal wieder.

Leider kann ich mir die Bänder nicht selbst am Rücken anbringen. Das Abziehen hingegen ist mir unter der Dusche (also im nassen Zustand) ohne Hilfe möglich. Was das Anbringen der Bänder betrifft, ist es daher hilfreich, wenn Sie z.B. ein Familienmitglied oder jemand aus Ihrem Freundeskreis mit einbinden können. Es braucht nicht viel Zeit, sollte aber dennoch nach Anleitung (z.B. aus einem Buch) erfolgen. Oder Sie finden einen Therapeuten in Ihrer Nähe, der Taping anbietet.

Hinweise zur Anwendung

Auch wenn Taping grundsätzlich nebenwirkungsfrei ist sollten Sie die folgenden Punkte beachten:

Wenn das Aku-Tape zu straff angelegt wird, kann es zu Durchblutungsstörungen und Verlangsamung des Blutflusses kommen.

  • Bei empfindlicher Haut können Hautreizungen oder Allergien durch den Klebstoff des Tapes auftreten.
  • Eine falsche Anlagetechnik oder zu starke Dehnung des Tapes kann die Bewegungsfreiheit einschränken und Gelenkbewegungen behindern.
  • Bei offenen Wunden oder Infektionen im Anlagebereich ist von einer Anwendung abzuraten, da das Tape die Heilung beeinträchtigen kann.
  • In seltenen Fällen kann es durch die Reizung der Haut zu Muskelverkrampfungen oder Schmerzen kommen.

Bei Auftreten von Beschwerden sollte das Tape umgehend entfernt werden.

Fazit

Heilsame Effekte des kinesiologischen Tapings wurden bereits in wissenschaftlicher Literatur beschrieben. Gerade auf das weit verbreiteten MS-Symptom der erhöhten Muskelanspannung kann es positiven Einfluss nehmen.

Aus dem kinesiologischen Taping wurde außerdem das Aku-Taping entwickelt, das u.a. die Meridiane aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beim Klebemuster berücksichtigt.

Da das korrekte Positionieren der Tapes die wohlbringende Wirkung verstärkt, sollte das Anbringen durch einen Therapeuten bzw. anhand einer Anleitung erfolgen. Insgesamt kann es sich also für MS-Betroffene mit erhöhter Muskelspannung Taping-Verfahren, insbesondere auch das Aku-Taping, ausprobieren.

Weitere Infos zum Aku-Taping können Sie z.B. den Büchern weiter unten entnehmen: [3],[4],[5]

Referenzen

[1]          A. S. Alqahtani and S. Parveen, ‘Kinesio Taping as a Therapeutic Tool for Masticatory Myofascial Pain Syndrome—An Insight View’, Int. J. Environ. Res. Public. Health, vol. 20, no. 5, p. 3872, Feb. 2023, doi: 10.3390/ijerph20053872.

[2]          G. Öztürk, D. G. Külcü, N. Mesci, A. D. Şilte, and E. Aydog, ‘Efficacy of kinesio tape application on pain and muscle strength in patients with myofascial pain syndrome: a placebo-controlled trial’, J. Phys. Ther. Sci., vol. 28, no. 4, pp. 1074–1079, Apr. 2016, doi: 10.1589/jpts.28.1074.

[3]          H. U. Hecker and K. Liebchen, Aku-Taping – Wirksam bei akuten und chronischen Schmerzen und Beschwerden, vol. 4. Trias Verlag in Georg Thieme Verlag KG, 2019. [Online]. Available: https://shop.thieme.de/Aku-Taping/9783432109473

[4]          H. U. Hecker, K. Liebchen, H. M. Koch, and A. T. Römer, Aku-Taping – Akupunkturpunkte, viszerale und myofasziale Triggerpunkte, vol. 1. Karl F. Haug Verlag, 2014. [Online]. Available: https://shop.thieme.de/Aku-Taping/9783830477877

[5]          ‘Taping für Heilpraktiker | 9783132417007 | Thieme Webshop’, Thieme. Accessed: Mar. 11, 2024. [Online]. Available: https://shop.thieme.de/Taping-fuer-Heilpraktiker/9783132417007


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