Krebs bei Multiple-Sklerose-Patienten: die Auswirkungen krankheitsmodifizierender Therapien

Das Immunsystem spielt sowohl bei Multipler Sklerose (MS) als auch bei Krebs eine wichtige Rolle. Während es bei MS übermäßig stimuliert zu sein scheint, was zu einer ausgeprägten Entzündungsreaktion und ihren Folgen führt, scheint bei Krebs ein immunosuppressiver Zustand zu verhindern, dass die Krebszellen ordnungsgemäß zerstört werden.

Die derzeitigen krankheitsmodifizierenden Therapien (DMTs) für MS zielen darauf ab, die angeborene und adaptive Immunantwort auf einen weniger entzündlichen Grad zu modulieren. Sie sollen den MS-Patienten Vorteile bieten, indem sie die Neuroinflammation, die Symptome und das Fortschreiten der Krankheit verringern. Sie haben aber auch das Potenzial, Krebs als unerwünschte Begleiterscheinung zu fördern.infusion with medication

Es besteht bereits allgemeine Übereinstimmung darüber, dass Immunsuppressiva-Therapien zu einem erhöhten Krebsrisiko bei MS-Patienten geführt haben, und dieses Risiko hängt mit der familiären Krebsvorgeschichte des Patienten, der Dauer der Behandlung und der kumulativen Dosis zusammen. Diese Tatsache veranlasste einige Studien dazu, orale und intravenöse Therapien zusammen mit anderen Krebsrisikofaktoren, wie Alkohol und Rauchen, einzubeziehen.

Laut Daten, die auf dem Kongress der Europäischen Akademie für Neurologie (EAN) 2019 vorgestellt wurden, haben Patienten mit MS im Vergleich zu Menschen ohne MS ein um 14% höheres Risiko, an allen Arten von Krebs zu erkranken. Dieses Risiko scheint mit immunsuppressiven Medikamenten und der Dauer der Behandlung zusammenzuhängen. Diese Komorbidität stellt sowohl in der Diagnose als auch in der Therapie eine Herausforderung für die Kliniker dar. Es ist schwierig, die Symptome einer neuen Krankheit zuzuordnen, wenn die MS selbst so viele verschiedene Symptome verursachen kann. Und es ist auch sehr schwierig, Krebs im Zusammenhang mit der Autoimmunität der MS zu behandeln.

In einer kürzlich in Frontiers in Immunology veröffentlichten Übersicht beschreiben die Autoren, wie die einzelnen DATs mit den Krebserkrankungen zusammenhängen. Sie schlagen vor, dass zukünftige Bemühungen darauf gerichtet sein sollten, ein klareres Verständnis des relativen Krebsrisikos bei Patienten, die ein bestimmtes Medikament einnehmen, zu erlangen und Richtlinien für die Behandlung von Patienten mit MS und Krebs in der Vorgeschichte zu erstellen, die Kandidaten für DMTS sind.

Die medizinischen Fachkräfte müssen sich dieses möglichen Zusammenhangs bewusst sein. Bei der Wahl eines Immunsuppressivums müssen die Familiengeschichte und andere Krebsrisikofaktoren berücksichtigt werden. Ein effizientes Monitoring und Screening auf bösartige Krebserkrankungen sollte periodisch individuell beim Einsatz von DMTS durchgeführt werden.

Schlussfolgerung:

Die Beziehung zwischen MS und Krebs ist komplex. Man muss sich vor Augen halten, dass die Einnahme von Medikamenten mit immunsuppressiver Wirkung das Krebsrisiko bei Patienten mit MS erhöht. Diese Tatsache sollte zu einem effizienteren Screening auf Malignität bei MS-Patienten führen. Dies gilt insbesondere für Hautkrebs. Ein guter Neurologe sollte dies bei der Therapieentscheidung und in der nachfolgenden Therapie berücksichtigen. Fragen Sie ruhig gezielt nach!


Der hier hauptsächlich betrachtete Review [1] verfolgt die Entwicklung der MS-Medikation seit den Anfängen 1993 bis heute und verweist auf insgesamt 196 Paper und Studien. Statistische Ergebnisse haben immer nur begrenzte Auswirkungen auf den einzelnen Patienten, helfen aber dabei, bewusste Entscheidungen für oder gegen ein medikamentöse Behandlung zu treffen. Wir werden dieses und verwandte Themen auch weiterhin betrachten und über wichtige neue Erkenntnisse berichten.

Photo by Marcelo Leal on Unsplash


Referenzen:

  1. Melamed E, Lee MW. Multiple Sclerosis and Cancer: The Ying-Yang Effect of Disease Modifying Therapies. Front Immunol. 2020;10:2954. Published 2020 Jan 10. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/31998289
  2. Lebrun, C., Vermersch, P., Brassat, D. et al. Cancer and multiple sclerosis in the era of disease-modifying treatments. J Neurol 258, 1304–1311 (2011). https://doi.org/10.1007/s00415-011-5929-9

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