Magnesium ist nicht gleich Magnesium?

Diverse Magnesiumarten und ihre spezifischen Vorteile

Magnesium ist vielen vielleicht als Trockenmittel für die Hände noch aus dem Turnunterricht bekannt, hat aber viele gesundheitlich positive Eigenschaften. Es tritt als Mineral vor allem in der Form von anorganischen Verbindungen auf (Carbonate, Silicate, Chloride und Sulfate). Es wird aufgrund seines Einflusses auf das Säuren-Basen-Gleichgewicht auch als „basisches Mineral“ bezeichnet. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von organischen Magnesiumverbindungen (s.u.). 

Es ist wichtig für viele Funktionen im Körper wie z. B. für den Muskel-Stoffwechsel, den Vitamin D-Stoffwechsel, für das Nervensystem, den Knochenaufbau u. v. mehr. Gerade für MS-Betroffene, die unter Fatigue zu leiden haben, ist Magnesium wichtig, denn es unterstützt die Energiebildung in den Mitochondrien, also unseren körpereigenen „Minikraftwerken“ in jeder einzelnen Zelle. 

Warum Magnesium supplementieren? 

Generell ist die Supplementation mit Magnesium bei MS-Erkrankten mit einer Reihe von potentiellen Vorteilen verbunden. In der Übersicht sind dies: 

Magnesium hat nachweislich neuroprotektive Eigenschaften, die dazu beitragen können, Nervenzellen vor Schäden zu schützen. Dies ist besonders wichtig bei MS, wo das Immunsystem die Myelinscheide angreift, die die Nervenfasern schützt. 

Magnesium spielt eine Rolle bei der synaptischen Plastizität, die für Lernen und Gedächtnis entscheidend ist. Eine verbesserte synaptische Funktion kann dazu beitragen, einige kognitive Defizite im Zusammenhang mit MS abzumildern. 

Magnesium hat eine entzündungshemmende Wirkung, die dazu beitragen kann, die für MS charakteristische chronische Entzündung zu verringern. 

Magnesium ist wichtig für die Muskelfunktion und -entspannung. Es kann helfen, Muskelkrämpfe, Spasmen und Schmerzen zu lindern, die häufige Symptome bei MS-Patienten sind. 

Ein angemessener Magnesiumspiegel ist für eine gute Nervenleitung unerlässlich. Dies kann dazu beitragen, die motorischen Funktionen zu verbessern und Symptome wie Taubheit und Kribbeln zu verringern. 

Magnesium spielt eine Rolle bei der Modulation des Immunsystems. Durch die Beeinflussung der Immunreaktionen kann Magnesium dazu beitragen, die Autoimmunangriffe auf die Myelinscheide bei MS zu verringern. 

Magnesium kann dazu beitragen, die Integrität der Blut-Hirn-Schranke aufrechtzuerhalten und das Eindringen schädlicher Substanzen zu verhindern, die die MS-Symptome und das Fortschreiten der Krankheit verschlimmern können. 

Eine Magnesiumergänzung kann dazu beitragen, das Energieniveau zu verbessern und die Fatigue zu verringern (s.o.).

Magnesium hat bekanntermaßen eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem und hilft, Stress und Ängste abzubauen, was für MS-Patienten, die mit der psychischen Belastung durch die Krankheit zu kämpfen haben, von Vorteil sein kann. Es unterstützt einen geregelten Schlaf. 

Eine Magnesiumergänzung, insbesondere in Form von Magnesium-L-Threonat (s.u.), das die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, verbessert potentiell die kognitiven Funktionen. 

Magnesiumverbindungen 

Als organisch (statt mineralisch) gebundenes Magnesium hat es ggf. eine höhere Verwertbarkeit (z.B. [1]), aber es gibt viele Möglichkeiten, denn jede Magnesiumverbindung ist unter den natürlich schwankenden pH-Wert-Bedingungen im Darmtrakt unterschiedlich gut löslich. 

Deshalb ist ein Mix aus verschiedenen Magnesiumverbindungen günstig. Namhafte Hersteller von Supplementen bieten daher Komplex-Produkte an, die typischerweise 5 – 10 Magnesiumverbindungen enthalten. Wer es sich zutraut, kann natürlich auch seine eigene Kombination auswählen. 

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von verschiedenen Magnesiumverbindungen ist ihr Gehalt an elementarem Magnesium. Während Magnesiumoxid viel Magnesium liefert, aber nur bei einem sauren pH-Wert gut löslich ist, enthält Magnesiumcitrat zwar wenig Magnesium, dieses ist aber auch bei basischeren pH-Werten für den Körper noch gut verfügbar. 
Es gibt also z.B. schnell verfügbare Magnesiumverbindungen (wenn Magnesium z.B. an Aminosäuren gebunden ist) wie Trimagnesiumdicitrat und Magnesium(bis)glycinat oder Magnesium-Malat (an Apfelsäure gebunden) sowie nur langsam aufgenommene Formen wie Magnesiumoxid (mineralisch gebunden), die dafür langfristiger wirken können. 

Überblick über diverse Formen von Magnesium

Magnesiumcitrat

Citrat-Verbindungen (= Magnesiumsalz der Citroensäure) enthalten zwar nur 8-15 % elementares Magnesium, aber gerade davon wird vom Körper besonders viel – und besonders rasch! – resorbiert, da sie bestens bioverfügbar sind. Magnesiumcitrat erhöht den Flüssigkeitsspiegel im Verdauungstrakt und kurbelt die Produktion von Magensäure an. Es dient auch zur Zellentsäuerung, da es leicht in Zellen eindringen kann. Hiervon sollte man keine zu hohe Dosierung auf einmal schlucken, sonst könnte es evtl. Durchfall geben (es sei denn, man möchte wegen Verstopfung genau dies errreichen).

Schon alleine beim Magnesiumcitrat gibt es mehrere Verbindungen: Dibasisches Magnesiumcitrat (Magnesiumhydrogencitrat) und TriMagnesiumdicitrat (= tribasisches) – und schon hier lohnt eine genauere Betrachtung: Zum einen beinhaltet Magnesiumhydrogencitrat weniger elementares Magnesium als TriMagnesiumdicitrat und zum anderen liegt der pH-Wert von Magnesiumcitrat bei ca. 3,5 – 4,5 (sauer) und der von TriMagnesiumdicitrat bei einem pH-Wert von ca. 7 – 8 (basisch).
Es wird zum einen weniger TriMagnesiumdicitrat benötigt, um die gewünschte Magnesiummenge aufzunehmen und es wird zudem durch seine basische Eigenschaft leichter verdaulich. 

Magnesiumhydrogencitrat wird in der Medizin gerne als gut verträgliches Abführmittel verwendet. Auch wird es bei Bedarf direkt oder in Wasser gelöst eingenommen, um den Magnesiumionengehalt im menschlichen Körper zu steigern (rezeptfrei in der Apotheke).

Magnesiumglycinat

Eine noch bessere Bioverfügbarkeit hat das an die Aminosäure Glycin gebundene Magnesiumglycinat. Es ist sanft für den Magen und das am besten verträgliche Magnesium und daher ideal für Personen, die auf eine Magnesium-Gabe schnell mit Durchfällen reagieren.
Es wirkt entspannend und beruhigt die Nerven. Es ist das mit Abstand beste Magnesium für unseren von Stress und Verspannungen geprägten Lebensstil und kann einem gesunden und erholsamen Schlaf unterstützend zur Seite stehen.

Magnesiumgluconat

Magnesiumgluconat ist auch mit eine der bioverfügbarsten Magnesiumverbindungen. Es soll Herz und Leber am besten unterstützen und den Stoffwechsel harmonisieren. Es ist bestens für Personen mit geringem Blut-Magnesium-Gehalt geeignet.

Magnesium-Malat

Apfelsäure (Malat) ist ein wichtiger Bestandteil der Energieproduktion im Körper (ATP-Haushalt) und besonders gut für Menschen mit Erschöpfungszuständen (oder die bereits am chronischen Erschöpfungssyndrom leiden). Zudem hebt es die Stimmung, lindert Schmerzen, steigert die Produktion von Magensäure (hilft so bei der Verdauung von Speisen). Magnesium-Malat entspannt die Muskelzellen und steigert gleichzeitig deren Energieniveau. Es ist die empfohlene Magnesiumform für Personen, die unter Fibromyalgie, Müdigkeit und Muskelschmerzen leiden. Magnesium-Malat ist gut verträglich und hat auch eine sehr hohe Bioverfügbarkeit. Außerdem soll es bei der Entgiftung helfen: Apfelsäure überwindet die Blut-Gehirn-Schranke (was nur wenige Stoffe können) und bindet so auch Aluminium im ZNS (hilft, dieses Metall von einem bestimmten Enzym wegzuziehen, damit sich an dessen Stelle Magnesium an den Rezeptor anheften und das Wachstum der Nervenzellen und der Zellkommunikation fördern kann). Das schädliche Aluminium kann dann aus Gehirn und Körper ausgeschieden werden. Magnesium-Malat fördert auch die Ausscheidung einiger anderer potenziell toxischer Metalle (wie Blei), sollte aber besser nicht abends, sondern (wegen der Energetisierung) vielleicht besser vormittags eingenommen werden.

Magnesium L-Threonat

Diese spezielle Form ist die zweite Magnesiumform, die die Bluthirnschranke überwinden kann [4] und erhält dort die Menge der synaptischen Verbindungen zwischen den Gehirnzellen aufrecht. Die Dichte der Synapsen ist für die Lern- und Speicherfähigkeit essentiell. Die Substitution dieser Magnesiumverbindung kann zur Verbesserung des Kurz- und Langzeit- sowie des räumlichen Gedächtnisses führen und die kognitive Funktion unterstützen.

Auch in Bezug auf die Neuroprotektion mit Blick auf Morbus Alzheimer wurden in Verbindung mit Atorvastatin (Wirkstoff zur Triglyceridsenkung) im Tiermodell signifikante positive Effekte gefunden [5].  

Mehrere Quellen weisen darauf hin, dass Magnesium-L-Threonat die Schlafqualität verbessern kann. So wurde in einer Studie festgestellt, dass die Einnahme eines Magnesium-L-Threonat-Präparats die subjektiven Messwerte für Schlaflosigkeit, einschließlich Schlafdauer, Latenzzeit beim Einschlafen, Schlafeffizienz und frühmorgendliches Aufwachen, verbesserte. 

Wir haben im Artikel „Magnesiumverbindung für das Gehirn“ schonmal über Magnesium L-Threonat berichtet.

Magnesiumorotat

Magnesiumorotat hat eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem, denn Orotat, eine vitaminähnliche Substanz, sorgt dafür, dass das Magnesium im Herzmuskelgewebe besser gebunden und wirksam werden kann. Und Orotsäure kann verhindern, dass sich der ATP-Spiegel im Herzen völlig entleert [2]. Es kurbelt die Energieproduktion an.

Da Orotat Magnesium besser in Zellen einschleusen kann, ist an Orotat gebundenes Magnesium in der Lage, auch beanspruchte Muskelzellen zu regenerieren.

Vorsicht: Magnesiumorotat kann bei langfristiger Einnahme die Harnsäure im Körper erhöhen.

Magnesiumtaurat

Auch Magnesiumtaurat unterstützt besonders die Herzfunktion. Es hat kaum laxative (= abführende) Wirkung.

Magnesiumascorbat

Gebunden an Ascorbinsäure kann Magnesium – dosisabhängig – eine abführende Wirkung haben; eignet sich also auch gut als natürliches Abführmittel (auch in der Reise-Apotheke).

Magnesiumchlorid

Magnesiumchlorid ist besonders gut für Menschen mit Magenproblemen oder Refluxkrankheit geeignet und kurbelt die Produktion von Magensäure an.

Magnesiumphosphat

Magnesiumphosphat taugt auch als Abführmittel und ist ein Säureregulator (auch als E343 ein Trennmittel in Lebensmitteln).

Magnesiumsulfat

Bekannt als Bittersalz (für vollständige Darmentleerungen); wird auch oft für Bäder verwendet.

Magnesiumoxid

Magnesiumoxid ist (da am billigsten) die häufigste angebotene Magnesiumform, abführend und gegen Sodbrennen. Es hat zwar einen hohen Anteil von elementarem Magnesium (57 %), wovon aber wegen sehr schlechter Resorption kaum was im Blut ankommt. Außerdem benötigt es im Darm eine lange Resorptionszeit von 2-3 Tagen, so dass sich im Durchschnitt eine Bioverfügbarkeit von letztendlich bloß ca. 20 % ergeben könnte. Aber zusammen mit anderen Magnesiumformen in einer langfristigen Substitution kann es durchaus Sinn ergeben.

Fazit

Es gibt viele Magnesium-Verbindungen (hier kein Anspruch auf Vollständigkeit) und durch ihren unterschiedlichen Magnesiumgehalt und ihre unterschiedlichen Aufnahmebedingungen (pH-Wert und Verweilzeiten im Darm) ist ein Komplex mehrerer Magnesiumarten – was die Bioverfügbarkeit angeht – im Vorteil. Fortgeschrittene können sich den individuellen Mix selbst zusammenstellen – gegebenenfalls auch getrennt für verschiedene Zwecke zu unterschiedlichen Tageszeiten. Ob als reines Pulver oder in Kapselform darf dem eigenen Befinden angepasst sein.

Einen umfassenden Artikel zum Thema Magnesium gibt es kostenlos bei unserem Schwesterprojekt „Der NährstoffAllianz“: https://naehrstoffallianz.dsgip.de/naehrstoff/magnesium/  

Übrigens:
Die schwefelhaltige Aminosäure Taurin stimuliert die Aufnahme von Magnesium und vermindert das ‚Entweichen‘ von Magnesium aus der Zelle. Gleichzeitig wird es für Gehirn, Muskeln, Organgewebe, Netzhaut und den Gallendurchfluss benötigt wird. Taurin soll die Muskelregenerierung unterstützen können, gegen Muskelermüdung wirken und dient als Antioxidans. [3]


Referenzen

[1] Lindberg, J. S., Zobitz, M. M., Poindexter, J. R. & Pak, C. Y. (1990). Magnesium bioavailability from magnesium citrate and magnesium oxide. Journal of The American College of Nutrition, 9(1), 48–55. https://doi.org/10.1080/07315724.1990.10720349

[2] F. L. Rosenfeldt u. a.: Mechanism of cardioprotective effect of orotic acid. In: Cardiovascular Drugs and Therapy. 12, Suppl. 2, 1998, PMID 9794090, S. 159–170.

[3] Bouckenooghe T, Remacle C, Reusens B. Is taurine a functional nutrient? Curr Opin Clin Nutr Metab Care 2006. DOI: 10.1097/01.mco.0000247469.26414.55. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17053427/

[4] Mathew, A.A., Panonnummal, R. A Mini Review on the Various Facets Effecting Brain Delivery of Magnesium and Its Role in Neurological Disorders. Biol Trace Elem Res 201, 4238–4253 (2023).
https://doi.org/10.1007/s12011-022-03517-8 

[5] Gangoda DM, Saiyed MS, Pathan SR, et al. Enhanced Neuroprotective Synergy of Atorvastatin and Magnesium L-Threonate in a Rat Model of Alzheimer’s Disease Induced by Aluminum Chloride. Cureus. 2023;15(11):e48400. Published 2023 Nov 6. doi:10.7759/cureus.48400.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38074017/  

[6] Abbasi B, Kimiagar M, Sadeghniiat K, Shirazi MM, Hedayati M, Rashidkhani B. The effect of magnesium supplementation on primary insomnia in elderly: A double-blind placebo-controlled clinical trial. J Res Med Sci. 2012;17(12):1161-1169. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23853635/  


Bildquelle: Foto von LOGAN WEAVER | @LGNWVR auf Unsplash 


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Supplementation nach dem Wahls-Protokoll – Teil 2/2

Nachdem wir vor kurzem auf diesem Kanal ausführlich über die wichtigste Supplementation des Wahls-Protokolls – das Vitamin D – berichtet haben, schauen wir nun noch tiefer in die Empfehlungen bei MS nach der Internistin Terry Wahls, die sie in Minding my Mitochondria dargestellt hat.

© Buchcover: Minding My Mitochondria; 2nd edition; Terry L. Wahls; TZ Press

Denn um Vitamin D vollkommen ausschöpfen zu können, sind auch andere Vitamine im Körper unabdingbar. Ganz oben auf der Liste stehen Magnesium, Vitamin A, Vitamin K (insbesondere K2 als MK7; am besten in der all-trans-Form), Vitamin E und Omega-3-Fettsäuren; gefolgt von Zink und Bor.

Ohne Magnesium klappt z.B. die Verstoffwechslung von Vitamin D nur unzureichend.

Dass diese Mineralien und Vitamine auch noch viele andere Funktionen haben, wissen die wenigsten. Deswegen gehen wir heute in Teil 2 zum Wahls Protocol näher auf einige ein:

Magnesium

Dass Magnesium neben dem Knochenaufbau für z.B. für den Energie-und Muskel-Stoffwechsel und das Nervensystem wichtig ist, ist gerade für MS-Betroffene von besonderem Interesse. Insbesondere wenn es darum geht, Spastizität in den Muskeln zu verringern, das Syndrom der unruhigen Beine (restless legs) zu verbessern und den Schlaf zu fördern.

Doch Magnesium ist nicht gleich Magnesium. Denn jede Magnesiumverbindung ist unter den natürlich schwankenden pH-Wert-Bedingungen im Darmtrakt unterschiedlich gut löslich. Viele Faktoren – wie Art und Menge der Nahrungsmittel, Medikamente, die bakterielle (evtl. auch Fehl-)Besiedelung des Darms und individuelle Vorgaben – bestimmen die pH-Werte im Verdauungstrakt. Deshalb ist eine ausgewogene Mischung an Magnesiumsalzen günstig, die ein unterschiedliches Löslichkeitsverhalten haben. Dies verhindert auch den gefürchteten Durchfall bei hoher Substitutionsmenge. Außerdem auf den Magnesiumgehalt an sich achten. Dr. Wahls empfiehlt, bei MS täglich 350 bis 400 mg elementares Magnesium einzunehmen (wenn eine normale Nierenfunktion besteht!). Von den Zellen sehr gut aufgenommen wird z.B. Magnesiumglycinat oder Magnesiummalat, das sich auch besonders bei MS empfiehlt.

Eine ausführliche Betrachtung zum Thema Magnesium findet sich auch bei unserem Schwesterprojekt der NährstoffAllianz!

Essentielle Fettsäuren (v.a. Omega-3-Fettsäuren)

Es gibt zwei Omega-3-Fettsäuren, die für MSler noch wichtiger sind als für nicht von einer neurodegenerativen Autoimmunerkrankung Betroffene: Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA). Beide sind entzündungshemmend; EPA mehr als DHA (und DPA = Docosapentaensäurenoch mehr als diese beiden), aber das Gehirn braucht v.a. DHA für kognitive Fähigkeiten (Erinnerung, Konzentration, …) und um Myelin zu bilden, welches durch MS-bedingte Entzündungsprozesse zerstört wurde.

Diese Omega-3-Fettsäuren sind v.a. in fettreichen Kaltwasserfischen, wobei die großen davon (Makrele, Lachs, Hering, Thunfisch) heutzutage zu überfischt und auch zu schadstoffbelastet sind. Besser sind die kleinen, fettreichen wie Sardinen und Sardellen. Oder schadstoffbefreite (!) Fischölpräparate höchster Qualität einnehmen. Alternativ zu diesen gibt es inzwischen auch rein pflanzlich produzierte Omega-3-Produkte (aus einer EPA-DHA-reichen Algensorte). Sowohl als Kapseln als auch als Öl. Die Dosierung sollte ca. 2 Gramm DHA/EPA/Tag betragen (sofern keine Gerinnungsstörungen vorliegen, darf es sogar etwas mehr sein). Wenn Sie Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen, müssen Sie aber unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen, wie viel und welche Art von Omega-3-Fettsäuren Sie unbedenklich einnehmen können. Manche Ärzte sind auch bereit, den Blutverdünner durch hochdosiertes Fischöl zu ersetzen, da es die gleiche Wirkung hat.

Bei allen Omega-3-Produkten unbedingt auf beste Qualität achten! Aufstoßen (bei Kapseln, wenn man innerhalb kurzer Zeit danach was Heißes trinkt oder bei unverkapselten Ölen) kommt davon, dass die Produkte schon oxidiert sind (was bei den meisten bereits durch den Herstellungsprozess passiert)!

Oder auch, wenn man Kapseln aufschneidet und sie ranzig oder fischig schmecken oder riechen: Wegwerfen!

Die Internistin Dr. Wahls empfiehlt außerdem vom Arzt ein „Lipidpanel erstellen zu lassen, das auch eine Analyse der essenziellen Fettsäuren umfasst, um zu erfahren, wie das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren in Ihrem Blut ist. Dabei wird das Verhältnis von AA zu EPA (Arachidonsäure zu Eicosapentaensäure) untersucht. Ihr Ziel ist es, dieses Verhältnis zwischen 1,5 und 3 zu halten.“ Außerdem besagt der Hämoglobin-A1C-Wert, wie hoch der Oxidationsgrad Ihres LDL-Cholesterins ist (bei schlechten Produktqualitäten werden Sie hier nie auf einen gesunden Wert kommen können = weniger als 5,2 Prozent).

B-Vitamine

Die Vitamine des B-Komplexes – einschließlich Vitamin B1 (Thiamin; besser als aktive Form Benfotiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Niacin), B5 (Pantothensäure bzw. die aktive Form Pantethin), B6 (Pyridoxin bzw. auch hier besser die aktive Form P-5-P = Pyridoxal-5-Phosphat), B7 (Biotin), B9 (Folsäure als Methyl-Folat) und B12 (als aktive Cobalamin-Formen wie Adenosylcobalamin statt des preiswerten, unaktivierten Cyanocobalmin) – erfüllen immens viele wichtige Funktionen für das reibungslose Funktionieren der Zellen.

Dr. Wahls empfiehlt, dass insbesondere die Folat- und Vitamin-B12-Werte im oberen Quartil (nahe der Spitze) des empfohlenen Referenzbereichs liegen. Der Homocysteinspiegel sollte zwischen 4 und 6,5 Mikromol pro Liter liegen.

Coenzym Q10

Coenzym Q10 ist wichtig für die Energiegewinnung durch die Mitochondrien. Mit zunehmendem Alter (insbesondere ab 50 Jahren) wird es für uns schwieriger, genügend Coenzym Q10 herzustellen, und Medikamente beeinträchtigen oft unsere Fähigkeit, Coenzym Q10 zu produzieren bzw. in die aktive Form umzuwandeln.

Terry Wahls empfiehlt MS-Diagnostizierten 200 mg Coenzym Q10 als Tagesdosis (gerne über den Tag verteilt). Wenn Sie dreimal pro Woche Herz (die reichhaltigste Quelle von Coenzym Q10) und Leber (nur aus ökologischer, artgerechter Weidetierhaltung!) essen, erhalten Sie außerdem mehr Coenzym Q10, Liponsäure und andere wichtige mitochondriale Nährstoffe. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Einnahme von Coenzym Q10, wenn Sie Statine einnehmen.

Algen

Viele marine Algensorten (v.a. die Kombu-Alge) sind sehr gute Lebensmittel, die wir täglich essen sollten (in schadstoffgeprüfter Qualität!). Es gibt aber auch Sorten (nämlich Süßwasser-Algen), die eher als Nahrungsergänzungsmittel angesehen werden – aber auch täglich konsumiert werden sollten: Die Mikroalge Chlorella und Blaualgen wie Spirulina und AFA-Algen (Aphanizomenon Flos Aquae; z.B. die besondere Klamath-Alge), welche eigentlich Cyanobakterien sind (daher die blaue statt grün-braune Farbe). Sie sollen Schwermetalle und andere Giftstoffe binden und mit dem Stuhl ausleiten können. Terry Wahls empfiehlt, die Mikro-/Blaualgen auf jeden Fall morgens einzunehmen, denn diese könnten Energiebooster sein.

Sie dürfen auf keinen Fall mit schädlichen Bakterien kontaminiert sein, d.h. nicht mit anderen Cyanobakterien (z.B. Microcystis, Planktothrix) verunreinigt sein, die sogenannte Microcystine erzeugen. Microcystine gelten als krebserregend, schädigen das Nervensystem und sind lebertoxisch. Außerdem sollten sie unbedingt frei von Schwermetallen sein.

Dafür sollten sie am besten in geschlossener Algen-Aquakultur nach EU-Bio-Verordnung gezüchtet werden (was sich leider auf den Preis auswirkt).

Außerdem sind Wechselwirkungen mit Medikamenten wie Immunsuppressiva, Blutgerinnungshemmern und bestimmten Schmerzmitteln möglich.

Und in einer kanadischen Studie wurde über eine Mobilisierung verschiedener Immunfaktoren durch AFA-Algen berichtet. Darüber hinaus sollen schon sehr kleine Mengen von Mikrocystinen den Stoffwechsel der entzündungsfördernden Arachidonsäure beeinflussen können.

Achten Sie bei diesem Ernährungstipp von Terry Wahls also unbedingt auf allerbeste, überprüfte Qualität und besprechen Sie die Einnahme ggf. mit Ihren Behandlern.

Verdauungsenzyme

Eine zucker- und kohlenhydratreiche Ernährung erhöht die Anforderungen an unsere Verdauungsenzyme, welche für einen gesunden Darm dringend nötig sein können.

Laut Terry Wahls sollten Sie beim Kauf darauf achten, dass das Produkt mindestens Protease, Bromelain, Amylase und Lipase enthält. Verdauungsenzyme können die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten verstärken und müssen mit Vorsicht verwendet werden, wenn Sie Medikamente einnehmen, insbesondere Blutverdünner jeglicher Art, einschließlich Fischöl. Dies ist einer der Gründe, die Dosis langsam einzuschleichen.

Zusätzliche Ballaststoffe

Gönnen Sie sich für Ihre Darmgesundheit – und damit auch die Stärke Ihres Immunsystems – zusätzlich ausgesuchte lösliche Ballaststoffe aus Flohsamenschalen, Inulin, Apfelpektin, frisch gemahlenen Lein- oder Chiasamen. Eine allgemeine Empfehlung besagt ca. 30 g täglich – mit viel Flüssigkeit!

Abschließend wiederholen wir noch einmal die Sicherheitshinweise aus Teil 1:

Jeder Mensch ist einzigartig, und ein Eingriff von außen sollte wohldurchdacht sein. Bei einigen Supplementen (z.B. den fettlöslichen unter den Vitaminen) ist zudem regelmäßig eine Anpassung an die sich verändernden Blutspiegel wichtig. Auch wenn viele Vitamintabletten äußerlich wie bunte Smarties daherkommen, können sie  – noch mehr als ein Zuviel an Smarties – ungesunde Folgen haben. Regelmäßige Messungen verschaffen Sicherheit.

Am besten suchen Sie sich dafür einen Arzt mit der Zusatzqualifizierung “Funktionale Medizin oder Mikronährstoffmedizin” für ein gutes Monitoring.

Außerdem sollte dieser sich mit den synergetischen Effekten der Supplemente auskennen und Sie dementsprechend gut beraten.

Anmerkung: Eine ggf. durchgeführte individuelle Basistherapie und andere laufende Therapien sowie verschreibungspflichtige Medikamente sollten nicht abgesetzt werden (und dann, nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt), bis man das Wahls-Protokoll solange absolviert hat, dass das Entzündungsgeschehen merklich und nachhaltig allenfalls noch auf niedrigster Stufe abläuft und der Gesamtstatus des Körpers (Oxidation, Stress, Blutdruck, Blutzucker, Gewicht, Psyche, Energie, Bewegungsradius) dies regelrecht widerspiegelt.

Achtung: Für Diabetiker und Schwangere sind diese Empfehlungen nicht uneingeschränkt geeignet!

Fazit:
Im Großen und Ganzen sind die Empfehlungen von Terry Wahls nahezu deckungsgleich mit dem, was Life-SMS immer wieder aufgrund diverser Studien hier empfohlen hat. Die individualisierte und bewusste lebensstil-orientierte Anpassung der Ernährung und anderer Faktoren sind der Schlüssel zu Stabilisierung und Gesundung.

Zudem kann eine Paleo-Ernährung, ähnlich wie sie Dr. Terry Wahls für an Multiple Sklerose Erkrankte empfiehlt, eine weitere Stellschraube zur Verbeugung und Therapiebegleitung bei Zivilisationserkrankungen allgemein sein. Mehr dazu können Sie lesen in diesem Artikel der NährstoffAllianz “Paleo Ernährung – eine weitere Stellschraube bei Zivilisationserkrankungen?”

Einen gesunden Lebensstil wünscht Ihnen

Ihr Team von Life-SMS


Zur Vertiefung:

Wahls, Terry, Dr.: Multiple Sklerose erfolgreich behandeln – mit dem Paläo-Programm, 2015. Das Buch ist im guten Fachhandel erhältlich.


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