Welche Rolle spielen ultrahochverarbeitete Lebensmittel bei der Entstehung von Läsionen des Nervensystems und der MS?

Der Zusammenhang zwischen der Qualität der Ernährung und der Entwicklung oder dem Fortschreiten der Multiplen Sklerose ist noch immer ein wenig erforschtes Thema. Obwohl die Zahl der veröffentlichten Studien in den letzten Jahren zugenommen hat, besteht unter den Forschern kein Konsens darüber, was die optimale Ernährung zur Vorbeugung oder Behandlung von Demyelinisierung und Entzündungen des Nervensystems – den Hauptmerkmalen dieser Krankheit – wäre. Epidemiologische Daten deuten jedoch darauf hin, dass Personen, die mehr Kalorien, gesättigte Fette und Zucker zu sich nehmen, ein höheres Risiko haben, demyelinisierende Läsionen(Entmarkungsherde) und/oder Multiple Sklerose zu entwickeln. Vieles dazu finden Sie auch bei Life-SMS.

Der Zusammenhang zwischen der Qualität der Ernährung und der Entwicklung oder dem Fortschreiten der Multiplen Sklerose ist noch immer ein wenig erforschtes Thema. Obwohl die Zahl der veröffentlichten Studien in den letzten Jahren zugenommen hat, besteht unter den Forschern kein Konsens darüber, was die optimale Ernährung zur Vorbeugung oder Behandlung von Demyelinisierung und Entzündungen des Nervensystems – den Hauptmerkmalen dieser Krankheit – wäre. Epidemiologische Daten deuten jedoch darauf hin, dass Personen, die mehr Kalorien, gesättigte Fette und Zucker zu sich nehmen, ein höheres Risiko haben, demyelinisierende Läsionen und/oder Multiple Sklerose zu entwickeln.

Foto von Leon Ephraïm auf Unsplash

Andererseits gibt es immer mehr Belege dafür, dass die Qualität der Ernährung in engem Zusammenhang mit der Entstehung bzw. Vorbeugung von nicht übertragbaren Krankheiten, auch „moderne Krankheiten“ genannt, steht. So ist der Zusammenhang zwischen dem übermäßigen Verzehr von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln und der Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Fettleibigkeit, Dyslipidämie und Depressionen bereits eindeutig (1). In einer früheren Studie wurde auch gezeigt, dass eine Erhöhung des Anteils an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln in der Ernährung zu einem Anstieg von Entzündungsmarkern im Blut wie dem C-reaktiven Protein führt (2).  Aus diesem Grund wird argumentiert, dass eine Ernährung, die reich an ultra-verarbeiteten Lebensmitteln ist, eine entzündungsfördernde Ernährung ist, d. h. eine Ernährung, die Entzündungen verursacht.

Wie wir wissen, ist Multiple Sklerose eine Autoimmunerkrankung, deren wichtigste pathologische Merkmale Entzündung und Entmarkung des zentralen Nervensystems sind. Unter Berücksichtigung dieser Daten wurde in einer kürzlich durchgeführten Studie, die 2022 in der renommierten Fachzeitschrift „European Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlicht wurde, nachgewiesen, dass ein hoher Verzehr von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von Demyelinisierungsläsionen des zentralen Nervensystems verbunden ist (3).

Die Autoren untersuchten eine Gruppe von Teilnehmern der Ausimmune Study (Australian Multi-centre Study of Environment and Immune Function) (4) und bewerteten anhand von Fragebögen zur Ernährung die Qualität der Ernährung von 282 Personen in den 12 Monaten vor der Diagnose der ersten demyelinisierenden Läsion, wobei sie vor allem die Menge der konsumierten ultrahochverarbeiteten Lebensmittel aufzeichneten. Die Ernährung von Patienten, bei denen eine demyelinisierende Läsion diagnostiziert wurde, wurde mit der Ernährung von Personen ohne diese Diagnose (Kontrollgruppe) verglichen. Die Ergebnisse zeigten, dass ein höherer Verzehr von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln signifikant mit einer höheren Wahrscheinlichkeit des Auftretens der ersten Diagnose einer demyelinisierenden Läsion des zentralen Nervensystems verbunden war.

Im Gegensatz zu anderen Studien, die den Schweregrad der Krankheit, d. h. das Fortschreiten der demyelinisierenden Läsionen nach der Diagnose der Krankheit, bewertet haben, ist diese Studie wichtig, weil sie das Risiko der Entwicklung von Läsionen bei Patienten ohne Diagnose bewertet. In Anbetracht der Tatsache, dass viele Patienten nach Erhalt einer solchen Diagnose ihre Ernährungsgewohnheiten ändern (was die Ergebnisse beeinträchtigen könnte), bietet die Studie als differenzierendes Element die Möglichkeit, die Bedeutung der Ernährung bei der Prävention der ersten demyelinisierenden Läsion zu bestimmen. Das heißt, für das Risiko, eine demyelinisierende Krankheit zu entwickeln.

Außerdem wird in dieser Studie nicht empfohlen, extreme Maßnahmen oder schwierige radikale Ernährungsumstellungen vorzunehmen, sondern vorgeschlagen, dass eine relativ einfache Maßnahme das Risiko von Demyelinisierungsschäden verringern kann: der Verzicht auf hoch- oder ultrahochverarbeitete Lebensmittel.

Aber was sind ultrahochverarbeitete Lebensmittel überhaupt?

Verarbeitungsstufen durchlaufen, einschließlich der Zugabe von chemischen Zutaten, die üblicherweise nicht in der Küche verwendet werden (wie Maissirup mit hohem Fructosegehalt, gehärtete Öle, künstliche Aromen und hydrolysierte Proteine); sie haben in der Regel eine hohe Energiedichte und sind nährstoffarm. Die Verfahren und Zutaten, die bei der Herstellung von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln verwendet werden, sind so konzipiert, dass sie äußerst kosteneffizient (kostengünstige Zutaten, lange Haltbarkeit, hervorgehobenes Branding), bequem (verzehrfertig) und äußerst schmackhaft (stimuliert die Geschmacksnerven) sind.

Beispiele für ultra-verarbeitete Lebensmittel sind: verpackte Snacks, Süßwaren, Backwaren, Massenbrot, viele Frühstückscerealien, Fertiggerichte, Margarine, verarbeitetes Fleisch usw..

Die in wissenschaftlichen Studien am häufigsten verwendete Klassifizierung zur Bestimmung des Verarbeitungsgrads von Lebensmitteln ist die NOVA-Klassifizierung (5), die Lebensmittel in die Kategorien unverarbeitet/minimal verarbeitet, verarbeitet und ultrahochverarbeitet einteilt. Die australische Studie hat gezeigt, dass die Gefahr im übermäßigen Verzehr dieser letzten Kategorie von Lebensmitteln liegt.

Warum sind ultrahochverarbeitete Lebensmittel schlecht für die Gesundheit Ihres Gehirns?

Es gibt einige Gründe, die die Wirkung von ultraverarbeiteten Lebensmitteln in unserem Körper erklären und warum diese Lebensmittelklasse so gefährlich ist:

  • Schlechte Ernährungsqualität – ultrahochverarbeitete Lebensmittel enthalten große Mengen an freiem oder zugesetztem Zucker, Fette, wenig Ballaststoffe und eine hohe Energiedichte. Diese Eigenschaften können die negativen Auswirkungen dieser Produkte auf kardiovaskuläre und kardiometabolische Risikofaktoren sowie auf das Risiko von Übergewicht/Adipositas erklären.
  • Sie enthalten eine große Anzahl von schädlichen Verbindungen, die bei der Lebensmittelverarbeitung entstehen, wie z. B. Acrylamid und Acrolein. Obwohl diese Verbindungen auch bei der Zubereitung von Lebensmitteln zu Hause gebildet werden (z. B. durch hohe Temperaturen beim Kochen), sind sie in ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln in größeren Mengen vorhanden. Sowohl Acrylamid als auch Acrolein werden mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Verbindung gebracht und sind stark entzündungsfördernd.
  • Vorhandensein von endokrin aktiven Stoffen wie Bisphenolen in den Verpackungen von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln. Obwohl Bisphenol A in vielen Ländern für die Verwendung in Lebensmittelverpackungen verboten ist, wurde es inzwischen durch andere Komponenten wie Bisphenol S ersetzt, das ebenfalls endokrin aktive Eigenschaften hat und im Verdacht steht, noch stärker oral aufgenommen zu werden als Bisphenol A. Diese Produkte können hormonelle Veränderungen verursachen, die zu Fettleibigkeit und Entzündungen führen.
  • Da diese Zubereitungen sie sehr schmackhaft sind, führen sie zu einem verzögerten Sättigungssignal, was zu einer höheren Gesamtnahrungsaufnahme führt, die Fettansammlungen, Fettleibigkeit und Entzündungen verursacht.
  • Sie können das Darmmikrobiom so verändern, dass es gestört wird, was zu einer Dysbiose führt und die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen auslösen kann, die wiederum zu Neuroinflammation und Neurodegeneration beitragen können.
  • Sie sind reich an gesättigten Fettsäuren und Transfettsäuren, die ein Entzündungspotenzial haben und oxidativen Stress verursachen, und gleichzeitig arm an entzündungshemmenden Fetten wie Omega-3-Fettsäuren.
  • Durch die Zunahme des Verzehrs ultrahochverarbeiteter Lebensmittel sinkt gleichzeitig der Verzehr natürlicher oder minimal verarbeiteter Lebensmittel, die ausreichende Mengen an Makronährstoffen liefern und Quellen von Vitaminen und Mineralien sind, die sowohl für das Funktionieren des Immunsystems als auch des Nervensystems wichtig sind.

Schlussfolgerung:

Der Zusammenhang zwischen Ernährung und Multipler Sklerose wurde in einigen epidemiologischen Studien nachgewiesen. Obwohl keine bestimmte Art der Ernährung nachweislich das Fortschreiten der Krankheit in jedem Fall verhindert oder verlangsamt, gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass eine Ernährung, die reich an ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln ist, mit der Entwicklung von Entzündungskrankheiten in Verbindung gebracht werden kann. Eine neue Studie aus Australien hat gezeigt, dass eine höhere Aufnahme von ultrahochverarbeiteten Lebensmitteln mit einer höheren Wahrscheinlichkeit der ersten klinischen Diagnose einer Demyelinisierung verbunden war.

Crash-Diäten* sind nicht notwendig, wenn man lernt, diese Klasse von Nahrungsmitteln zu erkennen und zu vermeiden (oder so weit wie möglich zu meiden), kann man die Entwicklung von demyelinisierenden Läsionen und MS vermeiden.

(*) Crash Diäten basieren in der Regel auf einer sehr reduzierten und einseitigen Ernährung bis hin zum kompletten Ersatz der Nahrung durch irgendwelche Shakes oder Supplemente.

Referenzen:

  1. Pagliai G, Dinu M, Madarena MP, Bonaccio M, Iacoviello L, Sofi F. Consumption of ultra-processed foods and health status: a systematic review and meta-analysis. Br J Nutr. 2021 Feb 14;125(3):308-318. doi: 10.1017/S0007114520002688. Epub 2020 Aug 14. PMID: 32792031; PMCID: PMC7844609.
  2. Lane MM, Lotfaliany M, Forbes M, Loughman A, Rocks T, O’Neil A, Machado P, Jacka FN, Hodge A, Marx W. Higher Ultra-Processed Food Consumption Is Associated with Greater High-Sensitivity C-Reactive Protein Concentration in Adults: Cross-Sectional Results from the Melbourne Collaborative Cohort Study. Nutrients. 2022 Aug 12;14(16):3309. doi: 10.3390/nu14163309. PMID: 36014818; PMCID: PMC9415636.
  3. Mannino A, Daly A, Dunlop E, Probst Y, Ponsonby AL, van der Mei IAF; Ausimmune Investigator Group; Black LJ. Higher consumption of ultra-processed foods and increased likelihood of central nervous system demyelination in a case-control study of Australian adults. Eur J Clin Nutr. 2023 Feb 8. doi: 10.1038/s41430-023-01271-1. Epub ahead of print. PMID: 36754977.
  4. https://www.msaustralia.org.au/ausimmune/
  5. Monteiro CA, Cannon G, Levy RB, Moubarac JC, Louzada ML, Rauber F, Khandpur N, Cediel G, Neri D, Martinez-Steele E, Baraldi LG, Jaime PC. Ultra-processed foods: what they are and how to identify them. Public Health Nutr. 2019 Apr;22(5):936-941. doi: 10.1017/S1368980018003762. Epub 2019 Feb 12. PMID: 30744710.

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Multiple Sklerose und Adipositas: Die Rolle der Adipokine

Das Fettgewebe als endokrines Organ sondert eine Reihe von Hormonen ab (sezeniert), die als Adipokine bezeichnet werden. Bei starkem Übergewicht ist die Funktion der Adipozyten (die Fett speichernden Zellen des weißen und braunen Fettgewebes) dereguliert und die Adipokine werden in veränderten Mengen gebildet. Adiponektin und Leptin sind die häufigsten Adipokine und Bindeglieder auf der Ebene der Signalübertragung zwischen Adipositas und Stoffwechselstörungen.

Ein im Jahr 2022 erschienener Review [1] hat die komplexen Zusammenhänge zwischen Übergewicht, Adipokinen und deren Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf der MS eingehend untersucht. Wir beschränken uns hier auf die wesentlichen Zusammenhänge und Aussagen.

Grundsätzliches

In den letzten Jahrzehnten haben bevölkerungsbezogene Studien Hinweise auf eine weltweite Zunahme der MS-Inzidenz, insbesondere bei Frauen, erbracht. Angesichts der kurzen Zeitspanne, in der diese Veränderungen aufgetreten sind, lassen sie sich nicht allein mit genetischen Faktoren erklären, was den möglichen Beitrag der Umwelt und/oder von Faktoren des Lebensstils zu diesem Phänomen unterstreicht. Auch die Prävalenz und Inzidenz der Adipositas haben in den letzten Jahrzehnten bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen infolge der veränderten Lebensweise erheblich zugenommen und sind zu einem weltweiten Problem für die Gesundheitsversorgung geworden. In den letzten drei Jahrzehnten ist die Prävalenz von Adipositas nach verschiedenen Schätzungen bei Erwachsenen um durchschnittlich 27,5 % und bei Kindern um 47,1 % gestiegen [2]. Die beobachtete parallele Zunahme von MS und Adipositas hat zur Suche nach potenziellen biologischen Mechanismen geführt, die beiden Erkrankungen gemeinsam sind.

Traditionell wurden das Fettgewebe und das Immunsystem als zwei völlig getrennte Körpersysteme mit unterschiedlichen biologischen Funktionen betrachtet. Heute weiß man jedoch, dass das Fettgewebe hormonell aktiv ist und Zytokine und Adipokine absondert. Adipokine sind eine Gruppe hormonähnlicher Moleküle, die vom weißen Fettgewebe produziert werden, autokrine und parakrine Funktionen ausüben und den Energiestoffwechsel, Entzündungen und Immunreaktionen regulieren. In der Tat wird die Bedeutung des Fettgewebes als sekundäres Immunorgan zunehmend gewürdigt. Fettleibigkeit verändert das Adipokin-Profil und verschiebt es in Richtung eines eher entzündungsfördernden und weniger entzündungshemmenden Zustands.

Tatsächlich zeigen Einzelzell-Sequenzierungsanalysen von Immunzellen, die aus menschlichem Fettgewebe und aus dem von Mäusen isoliert wurden, deutliche Unterschiede zwischen Proben aus fettarmem und Fettgewebe [3, 4], was darauf hindeutet, dass der zugrunde liegende Immunstatus Stoffwechselprozesse beeinflussen kann. Adipositas kann verschiedene entzündliche Auswirkungen auf das ZNS haben.

Fettleibigkeit und Multiple Sklerose: Epidemiologische Zusammenhänge

Ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI) und Fettleibigkeit spielen bei der Entwicklung von MS eine wichtige Rolle. Studien haben gezeigt, dass ein BMI von 30 kg/m2 im Jugendalter nicht nur das Risiko für die Entwicklung von MS erhöht, sondern auch mit einem höheren Grad an Behinderung sowie einer verstärkten Neuroinflammation und Atrophie der grauen Substanz in Verbindung gebracht wird [5, 6].

Obwohl die ersten Studien aufgrund ihres Designs (retrospektive, selbst eingeschätzte Gewichts- und Größenangaben) Einschränkungen aufwiesen, wurden die Ergebnisse später in einer prospektiven Längsschnittstudie bestätigt, in der ein 1,6- bis 1,9-fach erhöhtes Risiko für die Entwicklung von MS bei jungen fettleibigen Personen im Alter von 7 bis 13 Jahren festgestellt wurde. Dieser Zusammenhang war bei Mädchen deutlich stärker ausgeprägt als bei Jungen [7].

Biologische Zusammenhänge zwischen MS und Fettleibigkeit

Das Bindegewebe (Stroma) des mageren Fettgewebes besteht aus regulatorischen T-Zellen (Treg-Zellen), invarianten natürlichen Killerzellen (iNKT-Zellen), M2-Makrophagen, natürlichen Killerzellen (NK-Zellen), angeborenen lymphatischen Zellen vom Typ 2 (ILC2) und Eosinophilen, die alle zur Schaffung eines entzündungshemmenden Umfelds beitragen. Adipositas verändert dieses Milieu in Richtung eines entzündungsfördernden Milieus, was sich in einem deutlichen Anstieg der M1-Makrophagen sowie in der Rekrutierung und Vermehrung von Neutrophilen, CD8+ T-Zellen und T-Helfer-1-Zellen (Th1-Zellen) äußert. Gleichzeitig kommt es zu einem Rückgang der iNKT-Zellen, ILC2-Zellen und Treg-Zellen, der immunsuppressiven Th2-Mediatoren (z. B. IL-4, IL-10, TGF-β) sowie zu einer verminderten Expression von Peroxisom-Proliferator-aktiviertem Gamma (PPAR-γ), das eine wesentliche Rolle bei der Aufrechterhaltung der Homöostase des Fettgewebes spielt. Insgesamt führt dieses Ungleichgewicht zu einem schwach ausgeprägten chronischen Entzündungsmilieu, das zu einer lokalen und systemischen Fehlsteuerung des Immunsystems führt und ein ideales Umfeld für die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen schafft.

Adipokine

Das Fettgewebe ist sowohl ein Energiespeicher als auch ein hormonproduzierendes Organ. Verschiedene Proteomanalysen (Proteom: Gesamtheit aller Proteine eines Lebewesens) haben gezeigt, dass es sich bei den von ihm produzierten Molekülen hauptsächlich um Peptide handelt, die unter dem Namen Adipokine zusammengefasst werden. Ihr Sekretionsprofil wird durch die Adipozytenhypertrophie (Überhöhung der Zahl der fettspeichernden Zellen) verändert, was sie nicht nur zu wichtigen Modulatoren des Fettgewebes an sich macht, sondern auch zahlreicher physiologischer Funktionen in anderen Zielorganen, einschließlich des Gehirns, der Leber, der Muskeln, des Gefäßsystems, des Herzens, der Bauchspeicheldrüse sowie des Immunsystems. Eine Störung und Veränderung der Adipokin-Absonderung könnte daher an der Pathophysiologie der MS beteiligt sein, das Risiko der Krankheitsentwicklung bei fettleibigen Personen erhöhen und das Ansprechen auf die Behandlung dämpfen [8].

Es gibt sowohl proinflammatorische Adipokine: Leptin, Resistin, Visfatin, Chemerin, Adipozyten-Fettsäure-Bindungsprotein 4 (FABP4), als auch antiinflammatorische Adipokine: Adiponectin und Apelin. Apelin fördert beispielsweise die Differenzierung von neuralen Stammzellen und kann daher nicht nur ein entzündungshemmender Faktor sein, sondern auch zu den im Verlauf der MS beobachteten Reparaturprozessen beitragen. Im gesunden Organismus besteht wie bei allen biologischen Regulationsprozessen eine Homöostase zwischen den verschiedenen Adipokintypen.

Schlussfolgerungen und Perspektiven

Vieles deutet darauf hin, dass Fettleibigkeit ein Risikofaktor für verschiedene Autoimmunkrankheiten, einschließlich MS, ist. Darüber hinaus wurde das Fettgewebe kürzlich als aktives endokrines Organ anerkannt, das durch Adipokine chronische Entzündungen auslösen kann. Adipokine werden nicht nur von Adipozyten ausgeschüttet. Auch andere Populationen von angeborenen und adaptiven Immunzellen produzieren sie. Sie weisen ein breites Wirkungsspektrum auf, was die Verbindung zwischen Immunfunktion, Stoffwechsel und Ernährungszustand noch verstärkt. Adipositas führt auch zu einer systemischen Polarisierung von Immunzellen, die teilweise durch Adipokine vermittelt wird. Die Entdeckung von Wegen, die Stoffwechsel und Autoimmunität miteinander verbinden, erweitert unser Verständnis für die Beziehung zwischen MS und bestimmten Lebensstilfaktoren. Leptin und Adiponektin sind die Adipokine, die am ausführlichsten untersucht wurden. Über andere wie Resistin, Chemerin, Visfatin, FABP4 und Apelin liegen nur wenige Informationen vor, so dass es schwierig ist, eindeutige Schlussfolgerungen zu ziehen, und Vergleiche zwischen Studien werden häufig durch Faktoren wie BMI, Alter, Geschlecht und Behandlungen erschwert, die alle einen erheblichen Einfluss auf die Adipokinwerte haben.

Verschiedene Adipokine könnten Biomarker für Neuroinflammation oder Neurodegeneration darstellen. Obwohl in den meisten Studien die Korrelation mit anderen, besser validierten Markern nicht berücksichtigt wurde, könnte eine Längsschnittüberwachung der Adipokine genauere Informationen über ihr Potenzial in diesem Sinne liefern.

Die genaue Pathophysiologie, durch die Adipokine zum Ausbruch oder Fortschreiten von MS beitragen können, ist noch nicht vollständig geklärt, aber die bessere Charakterisierung der Wirkungsweise dieser Hormone könnte sie oder ihre Rezeptoren zu zukünftigen therapeutischen Zielen von Interesse machen.

Fazit für Betroffene

Fettleibigkeit (Adipositas) und starkes Übergewicht sind weitere Risikofaktoren für die Entstehung der MS und begünstigen einen negativen, progredienten Verlauf der Erkrankung. MS-Erkrankte sollten daher unbedingt auf die Erreichung eines Normalgewichts achten und eher schlank bleiben. Dies hat den zusätzlichen Vorteil, dass bei eingeschränkter körperlicher Leistungsfähigkeit und rascher Muskelermüdung ein geringeres Gewicht helfen kann, die Ausdauer zu steigern und die Lebensqualität zu verbessern.


Referenzen

[1] Correale J, Marrodan M. Multiple sclerosis and obesity: The role of adipokines. Front Immunol. 2022;13:1038393. Published 2022 Nov 15. doi:10.3389/fimmu.2022.1038393

[2] Apovian C. M. (2016). Obesity: definition, comorbidities, causes, and burden. The American journal of managed care, 22(7 Suppl), s176–s185.

[3] Emont, M. P., Jacobs, C., Essene, A. L., Pant, D., Tenen, D., Colleluori, G., Di Vincenzo, A., Jørgensen, A. M., Dashti, H., Stefek, A., McGonagle, E., Strobel, S., Laber, S., Agrawal, S., Westcott, G. P., Kar, A., Veregge, M. L., Gulko, A., Srinivasan, H., Kramer, Z., … Rosen, E. D. (2022). A single-cell atlas of human and mouse white adipose tissue. Nature, 603(7903), 926–933. https://doi.org/10.1038/s41586-022-04518-2

[4] Hildreth, A. D., Ma, F., Wong, Y. Y., Sun, R., Pellegrini, M., & O’Sullivan, T. E. (2021). Single-cell sequencing of human white adipose tissue identifies new cell states in health and obesity. Nature immunology, 22(5), 639–653. https://doi.org/10.1038/s41590-021-00922-4

[5] Stampanoni Bassi, M., Iezzi, E., Buttari, F., Gilio, L., Simonelli, I., Carbone, F., Micillo, T., De Rosa, V., Sica, F., Furlan, R., Finardi, A., Fantozzi, R., Storto, M., Bellantonio, P., Pirollo, P., Di Lemme, S., Musella, A., Mandolesi, G., Centonze, D., & Matarese, G. (2020). Obesity worsens central inflammation and disability in multiple sclerosis. Multiple sclerosis (Houndmills, Basingstoke, England), 26(10), 1237–1246. https://doi.org/10.1177/1352458519853473

[6] Mowry, E. M., Azevedo, C. J., McCulloch, C. E., Okuda, D. T., Lincoln, R. R., Waubant, E., Hauser, S. L., & Pelletier, D. (2018). Body mass index, but not vitamin D status, is associated with brain volume change in MS. Neurology, 91(24), e2256–e2264. https://doi.org/10.1212/WNL.0000000000006644

[7] Munger, K. L., Bentzen, J., Laursen, B., Stenager, E., Koch-Henriksen, N., Sørensen, T. I., & Baker, J. L. (2013). Childhood body mass index and multiple sclerosis risk: a long-term cohort study. Multiple sclerosis (Houndmills, Basingstoke, England), 19(10), 1323–1329. https://doi.org/10.1177/1352458513483889

[8] Guerrero-García, J. J., Carrera-Quintanar, L., López-Roa, R. I., Márquez-Aguirre, A. L., Rojas-Mayorquín, A. E., & Ortuño-Sahagún, D. (2016). Multiple Sclerosis and Obesity: Possible Roles of Adipokines. Mediators of inflammation, 2016, 4036232. https://doi.org/10.1155/2016/4036232

Bildquelle

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Wie kann Milcheiweiß die Symptome der Multiplen Sklerose verschlimmern?

Eine neue Tierstudie und Antikörpermessungen bei Menschen geben uns einen Hinweis auf diese spannende Frage.

Die Ursache der Multiplen Sklerose (MS) gibt Ärzten und Forschern trotz großer wissenschaftlicher Fortschritte in den letzten Jahren weiterhin einige Rätsel auf. Viele epidemiologische Studien deuten darauf hin, dass Umweltfaktoren direkt an der Entstehung und dem Fortschreiten der Krankheit beteiligt sind. So spielen Faktoren wie unzureichende Sonneneinstrahlung, Rauchen, Virusinfektionen und Ernährung eine wichtige Rolle bei der Entstehung und beim Verlauf der Krankheit.

Es gibt immer mehr Hinweise darauf, dass insbesondere Ernährungsgewohnheiten und das Darmmikrobiom den Verlauf der MS beeinflussen können. Obwohl die Auswirkungen der Darmmikrobiota in den letzten Jahren eingehend untersucht wurden, ist der Mechanismus, durch den bestimmte Ernährungsfaktoren mit der Autoimmunität des Gehirns zusammenhängen können, noch wenig erforscht.

Was die Ernährung betrifft, so wird der Zusammenhang zwischen Milchkonsum und erhöhter Prävalenz von MS seit mehr als 30 Jahren diskutiert und beruht auf der Tatsache, dass viele Patienten berichten, dass sich ihre Symptome nach dem Konsum von Milch oder Milchprodukten deutlich verschlechtern.

Neue Erkenntnisse der Universität Bonn zur Kuhmilch

Eine neue Studie der Universität Bonn [1] liefert Beweise dafür, dass eine Immunreaktion gegen Kasein – eine allgemeine Eiweißkomponente von Kuhmilch – an der demyelinisierenden („entmarkenden“) Pathologie von MS beteiligt sein könnte. Kasein zählt generell zu den Hauptallergenen in Kuhmilch. Die Studie bestand aus zwei verschiedenen Teilen: Der erste und größte Teil der Studie wurde an Tiermodellen durchgeführt, der zweite an MS-Patienten.

Der Ablauf der Studie

Zunächst injizierten die Forscher gesunden Mäusen verschiedene Kuhmilchproteine und beobachteten das Auftreten von Läsionen im Nervensystem im Laufe der Zeit. Sie fanden heraus, dass Ratten, die kaseinhaltige Injektionen erhielten, neurologische Anzeichen entwickelten, die von Schwäche und verändertem Gang bis zu Verhaltensänderungen reichten. Bei Mäusen, die Injektionen mit anderen Milchproteinen (α-Lactalbumin oder β-Lactoglobulin) erhielten, traten keine Anzeichen für neurologische Schäden auf. Anschließend wurden die Mäuse zu verschiedenen Zeitpunkten im Zusammenhang mit der Milchproteininjektion getötet und Schnitte des Rückenmarks unter dem Elektronenmikroskop betrachtet. Signifikante pathologische Veränderungen wurden nur bei den mit Kasein immunisierten Populationen beobachtet. Bei diesen Ratten traten die demyelinisierenden Veränderungen zeitabhängig auf; d. h., die 20 Tage nach der Kaseininjektion untersuchten Rückenmarksabschnitte wiesen mildere Läsionen auf als die 40 Tage nach der Injektion untersuchten, was auf ein Fortschreiten der Myelinschädigung im Laufe der Zeit hinweist.

Die Wissenschaftler fanden auch hohe Titer von Antikörpern gegen Kasein im Blut von Mäusen, die mit diesem Protein (IgG-Kasein) immunisiert worden waren, und konnten schließlich eine Kreuzreaktion mit dem Protein Myelin-assoziiertes Glykoprotein (MAG) nachweisen, d. h. Antikörper gegen Kasein zerstören MAG. MAG ist ein Transmembranprotein, das sowohl im Zentralnervensystem als auch im peripheren Nervensystem vorkommt und am Prozess der Myelinscheidenbildung beteiligt ist. Die kreuzweise Immunreaktion tritt aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit zwischen Kasein und MAG auf.

Und beim Menschen?

Im zweiten Teil der Studie wurde das Vorhandensein von Anti-Kasein-Antikörpern bei Patienten mit MS und bei Patienten mit anderen neurologischen Erkrankungen untersucht. Bei MS-Patienten wurden deutlich höhere IgG-Kasein-Titer festgestellt als bei Patienten mit anderen Krankheiten. Ein signifikanter Anteil der Patienten wies Antikörper auf, die sowohl das Milchprotein (Kasein) als auch das Myelin-assoziierte Protein (MAG) erkennen können. 

Zusammengenommen deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass eine Immunreaktion auf Kuhmilchkasein zur Pathologie der MS beitragen kann.

Die Fähigkeit von Rinderkasein, allergische Phänomene auszulösen und als Antigen für das menschliche Immunsystem zu fungieren, ist gut dokumentiert und lässt sich mit der Tatsache begründen, dass der Mensch das einzige Tier ist, das im Erwachsenenalter Milch eines anderen Tieres zu sich nimmt. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass der Mensch Kuhmilch oral zu sich nimmt und nicht, wie im Tiermodellversuch, durch Injektionen. Wir wissen, dass wir nach den ersten Kontakten mit Kuhmilch über den Magen-Darm-Trakt eine immunologische „Toleranz“ entwickeln, die die Entwicklung einer Autoimmunität verhindern würde. Wir wissen allerdings nicht, ob diese Toleranz bei genetisch prädisponierten Personen durchbrochen werden kann. In diesem Fall wäre Kasein nicht die Ursache der MS, sondern könnte zu ihrer Pathologie beitragen und die Symptome verschlimmern. 

Trotz ihrer Einschränkungen stellt die Studie eine Hypothese über einen möglichen Mechanismus auf, durch den die Immunogenität von Kasein zur Demyelinisierung und zur Verschlimmerung der MS-Symptome führen könnte. Diese Ergebnisse rechtfertigen nicht nur die Durchführung weiterer Studien am Menschen, sondern mahnen auch, bei der Behandlung von MS-Patienten eine Einschränkung des Konsums von Milch und Milchprodukten in Betracht zu ziehen.

Zusammenfassung: 

Der Zusammenhang zwischen Milchkonsum und erhöhter Prävalenz von MS wird seit langem diskutiert, nachdem viele Patienten berichten, dass sich ihre Symptome nach dem Konsum von Milch oder Milchprodukten deutlich verschlechtern. Diese neue Studie zeigt: 

  • Kasein (ein spezifisches Milcheiweiß) kann bei Ratten neurologische Symptome hervorrufen, wenn es durch Injektion verabreicht wird, während andere Milcheiweiße dies nicht tun.
  • Diese neurologischen Symptome werden durch Demyelinisierung (Zerstörung der Myelinscheide) verursacht.
  • Die Injektion von Kasein führt zur Bildung hoher Titer von Anti-Kasein-Antikörpern, die das Myelin-assoziierte Glykoprotein (MAG) aufgrund der strukturellen Ähnlichkeit der beiden Proteine zerstören.
  • Patienten mit MS haben höhere Titer von Antikörpern gegen Kasein als Personen ohne MS.

Fazit:

Auf der Grundlage dieser Ergebnisse lässt sich ein möglicher Mechanismus erklären, durch den die Immunogenität von Kasein zur Demyelinisierung und zur Verschlimmerung der MS-Symptome führen könnte. Auf dieser Grundlage sollten weitere Studien am Menschen durchgeführt und Einschränkungen des Milchkonsums bei der Behandlung von MS-Patienten in Betracht gezogen werden. Patienten, die auf Milchkonsum verzichten gehen in jedem Fall kein zusätzliches Risiko ein.

Referenz:

[1] Chunder, R., Weier, A., Mäurer, H., Luber, N., Enders, M., Luber, G., Heider, T., Spitzer, A., Tacke, S., Becker-Gotot, J., Kurts, C., Iyer, R., Ho, P. P., Robinson, W. H., Lanz, T. V., & Kuerten, S. (2022). Antibody cross-reactivity between casein and myelin-associated glycoprotein results in central nervous system demyelination. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America, 119(10), e2117034119. https://doi.org/10.1073/pnas.2117034119

Die Studienautorin Prof. Stefanie Kürten ist langjähriges Mitglied des korrespondierenden Expertennetzes des Projektes Life-SMS



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Supplementation nach dem Wahls-Protokoll – Teil 2/2

Nachdem wir vor kurzem auf diesem Kanal ausführlich über die wichtigste Supplementation des Wahls-Protokolls – das Vitamin D – berichtet haben, schauen wir nun noch tiefer in die Empfehlungen bei MS nach der Internistin Terry Wahls, die sie in Minding my Mitochondria dargestellt hat.

© Buchcover: Minding My Mitochondria; 2nd edition; Terry L. Wahls; TZ Press

Denn um Vitamin D vollkommen ausschöpfen zu können, sind auch andere Vitamine im Körper unabdingbar. Ganz oben auf der Liste stehen Magnesium, Vitamin A, Vitamin K (insbesondere K2 als MK7; am besten in der all-trans-Form), Vitamin E und Omega-3-Fettsäuren; gefolgt von Zink und Bor.

Ohne Magnesium klappt z.B. die Verstoffwechslung von Vitamin D nur unzureichend.

Dass diese Mineralien und Vitamine auch noch viele andere Funktionen haben, wissen die wenigsten. Deswegen gehen wir heute in Teil 2 zum Wahls Protocol näher auf einige ein:

Magnesium

Dass Magnesium neben dem Knochenaufbau für z.B. für den Energie-und Muskel-Stoffwechsel und das Nervensystem wichtig ist, ist gerade für MS-Betroffene von besonderem Interesse. Insbesondere wenn es darum geht, Spastizität in den Muskeln zu verringern, das Syndrom der unruhigen Beine (restless legs) zu verbessern und den Schlaf zu fördern.

Doch Magnesium ist nicht gleich Magnesium. Denn jede Magnesiumverbindung ist unter den natürlich schwankenden pH-Wert-Bedingungen im Darmtrakt unterschiedlich gut löslich. Viele Faktoren – wie Art und Menge der Nahrungsmittel, Medikamente, die bakterielle (evtl. auch Fehl-)Besiedelung des Darms und individuelle Vorgaben – bestimmen die pH-Werte im Verdauungstrakt. Deshalb ist eine ausgewogene Mischung an Magnesiumsalzen günstig, die ein unterschiedliches Löslichkeitsverhalten haben. Dies verhindert auch den gefürchteten Durchfall bei hoher Substitutionsmenge. Außerdem auf den Magnesiumgehalt an sich achten. Dr. Wahls empfiehlt, bei MS täglich 350 bis 400 mg elementares Magnesium einzunehmen (wenn eine normale Nierenfunktion besteht!). Von den Zellen sehr gut aufgenommen wird z.B. Magnesiumglycinat oder Magnesiummalat, das sich auch besonders bei MS empfiehlt.

Eine ausführliche Betrachtung zum Thema Magnesium findet sich auch bei unserem Schwesterprojekt der NährstoffAllianz!

Essentielle Fettsäuren (v.a. Omega-3-Fettsäuren)

Es gibt zwei Omega-3-Fettsäuren, die für MSler noch wichtiger sind als für nicht von einer neurodegenerativen Autoimmunerkrankung Betroffene: Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA). Beide sind entzündungshemmend; EPA mehr als DHA (und DPA = Docosapentaensäurenoch mehr als diese beiden), aber das Gehirn braucht v.a. DHA für kognitive Fähigkeiten (Erinnerung, Konzentration, …) und um Myelin zu bilden, welches durch MS-bedingte Entzündungsprozesse zerstört wurde.

Diese Omega-3-Fettsäuren sind v.a. in fettreichen Kaltwasserfischen, wobei die großen davon (Makrele, Lachs, Hering, Thunfisch) heutzutage zu überfischt und auch zu schadstoffbelastet sind. Besser sind die kleinen, fettreichen wie Sardinen und Sardellen. Oder schadstoffbefreite (!) Fischölpräparate höchster Qualität einnehmen. Alternativ zu diesen gibt es inzwischen auch rein pflanzlich produzierte Omega-3-Produkte (aus einer EPA-DHA-reichen Algensorte). Sowohl als Kapseln als auch als Öl. Die Dosierung sollte ca. 2 Gramm DHA/EPA/Tag betragen (sofern keine Gerinnungsstörungen vorliegen, darf es sogar etwas mehr sein). Wenn Sie Medikamente zur Blutverdünnung einnehmen, müssen Sie aber unbedingt mit Ihrem Arzt besprechen, wie viel und welche Art von Omega-3-Fettsäuren Sie unbedenklich einnehmen können. Manche Ärzte sind auch bereit, den Blutverdünner durch hochdosiertes Fischöl zu ersetzen, da es die gleiche Wirkung hat.

Bei allen Omega-3-Produkten unbedingt auf beste Qualität achten! Aufstoßen (bei Kapseln, wenn man innerhalb kurzer Zeit danach was Heißes trinkt oder bei unverkapselten Ölen) kommt davon, dass die Produkte schon oxidiert sind (was bei den meisten bereits durch den Herstellungsprozess passiert)!

Oder auch, wenn man Kapseln aufschneidet und sie ranzig oder fischig schmecken oder riechen: Wegwerfen!

Die Internistin Dr. Wahls empfiehlt außerdem vom Arzt ein „Lipidpanel erstellen zu lassen, das auch eine Analyse der essenziellen Fettsäuren umfasst, um zu erfahren, wie das Verhältnis von Omega-6- zu Omega-3-Fettsäuren in Ihrem Blut ist. Dabei wird das Verhältnis von AA zu EPA (Arachidonsäure zu Eicosapentaensäure) untersucht. Ihr Ziel ist es, dieses Verhältnis zwischen 1,5 und 3 zu halten.“ Außerdem besagt der Hämoglobin-A1C-Wert, wie hoch der Oxidationsgrad Ihres LDL-Cholesterins ist (bei schlechten Produktqualitäten werden Sie hier nie auf einen gesunden Wert kommen können = weniger als 5,2 Prozent).

B-Vitamine

Die Vitamine des B-Komplexes – einschließlich Vitamin B1 (Thiamin; besser als aktive Form Benfotiamin), B2 (Riboflavin), B3 (Niacin), B5 (Pantothensäure bzw. die aktive Form Pantethin), B6 (Pyridoxin bzw. auch hier besser die aktive Form P-5-P = Pyridoxal-5-Phosphat), B7 (Biotin), B9 (Folsäure als Methyl-Folat) und B12 (als aktive Cobalamin-Formen wie Adenosylcobalamin statt des preiswerten, unaktivierten Cyanocobalmin) – erfüllen immens viele wichtige Funktionen für das reibungslose Funktionieren der Zellen.

Dr. Wahls empfiehlt, dass insbesondere die Folat- und Vitamin-B12-Werte im oberen Quartil (nahe der Spitze) des empfohlenen Referenzbereichs liegen. Der Homocysteinspiegel sollte zwischen 4 und 6,5 Mikromol pro Liter liegen.

Coenzym Q10

Coenzym Q10 ist wichtig für die Energiegewinnung durch die Mitochondrien. Mit zunehmendem Alter (insbesondere ab 50 Jahren) wird es für uns schwieriger, genügend Coenzym Q10 herzustellen, und Medikamente beeinträchtigen oft unsere Fähigkeit, Coenzym Q10 zu produzieren bzw. in die aktive Form umzuwandeln.

Terry Wahls empfiehlt MS-Diagnostizierten 200 mg Coenzym Q10 als Tagesdosis (gerne über den Tag verteilt). Wenn Sie dreimal pro Woche Herz (die reichhaltigste Quelle von Coenzym Q10) und Leber (nur aus ökologischer, artgerechter Weidetierhaltung!) essen, erhalten Sie außerdem mehr Coenzym Q10, Liponsäure und andere wichtige mitochondriale Nährstoffe. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über die Einnahme von Coenzym Q10, wenn Sie Statine einnehmen.

Algen

Viele marine Algensorten (v.a. die Kombu-Alge) sind sehr gute Lebensmittel, die wir täglich essen sollten (in schadstoffgeprüfter Qualität!). Es gibt aber auch Sorten (nämlich Süßwasser-Algen), die eher als Nahrungsergänzungsmittel angesehen werden – aber auch täglich konsumiert werden sollten: Die Mikroalge Chlorella und Blaualgen wie Spirulina und AFA-Algen (Aphanizomenon Flos Aquae; z.B. die besondere Klamath-Alge), welche eigentlich Cyanobakterien sind (daher die blaue statt grün-braune Farbe). Sie sollen Schwermetalle und andere Giftstoffe binden und mit dem Stuhl ausleiten können. Terry Wahls empfiehlt, die Mikro-/Blaualgen auf jeden Fall morgens einzunehmen, denn diese könnten Energiebooster sein.

Sie dürfen auf keinen Fall mit schädlichen Bakterien kontaminiert sein, d.h. nicht mit anderen Cyanobakterien (z.B. Microcystis, Planktothrix) verunreinigt sein, die sogenannte Microcystine erzeugen. Microcystine gelten als krebserregend, schädigen das Nervensystem und sind lebertoxisch. Außerdem sollten sie unbedingt frei von Schwermetallen sein.

Dafür sollten sie am besten in geschlossener Algen-Aquakultur nach EU-Bio-Verordnung gezüchtet werden (was sich leider auf den Preis auswirkt).

Außerdem sind Wechselwirkungen mit Medikamenten wie Immunsuppressiva, Blutgerinnungshemmern und bestimmten Schmerzmitteln möglich.

Und in einer kanadischen Studie wurde über eine Mobilisierung verschiedener Immunfaktoren durch AFA-Algen berichtet. Darüber hinaus sollen schon sehr kleine Mengen von Mikrocystinen den Stoffwechsel der entzündungsfördernden Arachidonsäure beeinflussen können.

Achten Sie bei diesem Ernährungstipp von Terry Wahls also unbedingt auf allerbeste, überprüfte Qualität und besprechen Sie die Einnahme ggf. mit Ihren Behandlern.

Verdauungsenzyme

Eine zucker- und kohlenhydratreiche Ernährung erhöht die Anforderungen an unsere Verdauungsenzyme, welche für einen gesunden Darm dringend nötig sein können.

Laut Terry Wahls sollten Sie beim Kauf darauf achten, dass das Produkt mindestens Protease, Bromelain, Amylase und Lipase enthält. Verdauungsenzyme können die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten verstärken und müssen mit Vorsicht verwendet werden, wenn Sie Medikamente einnehmen, insbesondere Blutverdünner jeglicher Art, einschließlich Fischöl. Dies ist einer der Gründe, die Dosis langsam einzuschleichen.

Zusätzliche Ballaststoffe

Gönnen Sie sich für Ihre Darmgesundheit – und damit auch die Stärke Ihres Immunsystems – zusätzlich ausgesuchte lösliche Ballaststoffe aus Flohsamenschalen, Inulin, Apfelpektin, frisch gemahlenen Lein- oder Chiasamen. Eine allgemeine Empfehlung besagt ca. 30 g täglich – mit viel Flüssigkeit!

Abschließend wiederholen wir noch einmal die Sicherheitshinweise aus Teil 1:

Jeder Mensch ist einzigartig, und ein Eingriff von außen sollte wohldurchdacht sein. Bei einigen Supplementen (z.B. den fettlöslichen unter den Vitaminen) ist zudem regelmäßig eine Anpassung an die sich verändernden Blutspiegel wichtig. Auch wenn viele Vitamintabletten äußerlich wie bunte Smarties daherkommen, können sie  – noch mehr als ein Zuviel an Smarties – ungesunde Folgen haben. Regelmäßige Messungen verschaffen Sicherheit.

Am besten suchen Sie sich dafür einen Arzt mit der Zusatzqualifizierung “Funktionale Medizin oder Mikronährstoffmedizin” für ein gutes Monitoring.

Außerdem sollte dieser sich mit den synergetischen Effekten der Supplemente auskennen und Sie dementsprechend gut beraten.

Anmerkung: Eine ggf. durchgeführte individuelle Basistherapie und andere laufende Therapien sowie verschreibungspflichtige Medikamente sollten nicht abgesetzt werden (und dann, nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt), bis man das Wahls-Protokoll solange absolviert hat, dass das Entzündungsgeschehen merklich und nachhaltig allenfalls noch auf niedrigster Stufe abläuft und der Gesamtstatus des Körpers (Oxidation, Stress, Blutdruck, Blutzucker, Gewicht, Psyche, Energie, Bewegungsradius) dies regelrecht widerspiegelt.

Achtung: Für Diabetiker und Schwangere sind diese Empfehlungen nicht uneingeschränkt geeignet!

Fazit:
Im Großen und Ganzen sind die Empfehlungen von Terry Wahls nahezu deckungsgleich mit dem, was Life-SMS immer wieder aufgrund diverser Studien hier empfohlen hat. Die individualisierte und bewusste lebensstil-orientierte Anpassung der Ernährung und anderer Faktoren sind der Schlüssel zu Stabilisierung und Gesundung.

Zudem kann eine Paleo-Ernährung, ähnlich wie sie Dr. Terry Wahls für an Multiple Sklerose Erkrankte empfiehlt, eine weitere Stellschraube zur Verbeugung und Therapiebegleitung bei Zivilisationserkrankungen allgemein sein. Mehr dazu können Sie lesen in diesem Artikel der NährstoffAllianz “Paleo Ernährung – eine weitere Stellschraube bei Zivilisationserkrankungen?”

Einen gesunden Lebensstil wünscht Ihnen

Ihr Team von Life-SMS


Zur Vertiefung:

Wahls, Terry, Dr.: Multiple Sklerose erfolgreich behandeln – mit dem Paläo-Programm, 2015. Das Buch ist im guten Fachhandel erhältlich.


Und wenn Sie helfen wollen, dass Life-SMS Ihnen weiterhin wertvolle Informationen bereitstellen kann, dass unser Projekt weiterlebt, unterstützen Sie uns über drei einfache Wege!
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Von wegen Fett weg – MS und das Wahls-Protokoll

Nachdem hoffentlich das alte Jahr gut weggeräuchert wurde und auch Ihnen Platz für ein neues, gesundes Jahr gemacht hat, wird Life-SMS in 2022 besonderes Augenmerk auf den Gesundheitsaspekt „Bewegung bei MS“ legen. Doch starten wollen wir das Jahr mit einer Auffrischung und Vertiefung eines anderen besonders gesunden Themas:

Life-SMS hat schon mehrfach über ketogene Ernährung bei MS berichtet. 

Zum Beispiel in Das therapeutische Potential einer ketogenen Diät bei der progredienten MS“ 

mit dem Fazit: „Eine ketogene Diät hat das Potenzial die Energieversorgung der Nervenzellen und den Schutz der Zellen zu verbessern und kann somit den neurodegenerativen Prozessen bei der MS entgegenwirken.“

und in Stoffwechselverbesserungen und Reduktion des Oxidationszustandes mit ketogener Ernährung bei MS-Patienten“

mit dem Fazit: „Eine ketogene Ernährungsweise bietet bei MS durchaus Chancen, gerade mit Blick auf die Minimierung und den Stopp des entzündlichen, degenerativen Zweiges der Erkrankung. Wie alle spezifischen Ernährungsformen, ist sie weder eine Wunderdiät noch ist sie eine „One fits for all – Methode“. Jeder Stoffwechsel ist patientenspezifisch.“

und speziell über die Wahls-Diät diesen Gastbeitrag 

Gastbeitrag: Ketogene und Steinzeit-Ernährung am Beispiel der Internistin Dr. Terry Wahls aus Iowa

Das Wahls-Protokoll im Detail

Anlässlich eines aktuellen Interviews der selbst an MS erkrankten Ärztin ist es Zeit für eine Vertiefung in die von ihr für an Multiple Sklerose Erkrankte entwickelte Diät, die sich das Wahls-Protokoll (engl. protocol) nennt und auf der sogenannten Paleo- oder Steinzeitdiät basiert, welche bei MS und in mit Blick auf die heutigen Erkenntnisse aber weit darüber hinausgehen muss.

© Buchcover: Minding My Mitochondria; 2nd edition; Terry L. Wahls; TZ Press / erhältlich z.B. über amazon

Versorgung mit Nährstoffen

Ein wichtiger Teil des Wahls-Protokolls ist die Versorgung mit Nährstoffen für die bestmögliche Funktion der Körperprozesse inkl. des Energiehaushaltes der Zellen (durch die optimale Versorgung der Mitochondrien). Dafür ist eine ketogene,  zu großen Teilen pflanzenbasierte Diät (mit WIRKLICH VIEL Gemüse), mit etwas „ursprünglichem“ Eiweiß, also biologisch wertvollem Fleisch, aus Weidehaltung oder Wild (inkl. der wertvollen Knochenbrühe etc.) plus hochwertigem Fisch (artgerecht und frei von Schwermetallen und anderen Umweltgiften!), ebensolchen See- und anderen Algen, fermentierten Lebensmitteln und viel nativem Kokosnussöl schon eine sehr gute Voraussetzung. Das Kokosöl führt dem Körper direkt Ketonkörper zu, sodass den Zellen diese alternative Energiequelle zur Verfügung steht.

(Achtung: Für Diabetiker Typ I und für Schwangere ist eine ketogene Ernährung ungeeignet!)

Nahrungsergänzungsmittel und MS nach Dr. Wahls

Trotzdem kann diese bewusste Ernährungsweise gerade für an MS Erkrankte nicht ausreichen und die zusätzliche Einnahme von hochwertigen Nahrungsergänzungsmitteln hilfreich sein. Da es bestimmte Erkrankungen gibt, bei denen bestimmte Nahrungsergänzungsmittel kontraindiziert sein können, und bestimmte Medikamente mit einigen Nahrungsergänzungsmitteln reagieren könnten, besprechen Sie eine sinnvolle Supplementation aber bitte mit Ihrem Arzt. 

Und Dr. Wahls meint: “Ich habe viel gelernt, seit ich MMM geschrieben habe (Anm.: „Minding My Mitochondria – How I overcame secondary progressive multiple sclerosis” ist der Originaltitel), und habe eine Menge zusätzlicher Forschungsergebnisse gewonnen.
Eine Sache, die dabei sehr klar geworden ist: Es ist am besten, das Protokoll zu individualisieren.” 

Zu den  Nahrungsergänzungsmittel, die bei den meisten Betroffenen mit Multipler Sklerose von großem Nutzen sein können gehören nach Wahls:

  • Vitamin D (Vitamin-D-Test nicht vergessen!), 
  • essenzielle Fettsäuren, 
  • Vitamin E und die
  • B-Vitaminfamilie (aktives B12 wie Adenosylcobalamin; Methyl-Folat und Vitamine des B-Komplexes, einschließlich Thiamin (besser als aktive Form Benfotiamin), Riboflavin, Niacin, Pantothensäure bzw. die aktive Form Pantethin und Pyridoxin – auch hier besser die aktive Form P-5-P = Pyridoxal-5-Phosphat). 

Zusätzlich zu diesen Vitaminen sind auch marine Algen wie Seetang, Süßwasser-Mikroalgen und Verdauungsenzyme für MS-Betroffene in Betracht zu ziehen.

Jährliche Labortests

Die Internistin Terry Wahls empfiehlt verschiedene jährliche Labortests, um jeden, der eine persönliche oder familiäre Vorgeschichte mit Gehirn-, Herz- oder anderen komplexen Gesundheitsproblemen hat, auf beunruhigende Anzeichen zu überwachen.

Dazu gehört, ein oder zwei Mal im Jahr ein großes Blutbild, einen Leber- und einen Nierentest durchführen zu lassen, um sicherzugehen, dass Sie die Nahrungsergänzungsmittel richtig verstoffwechseln oder eventuell darin enthaltene Schadstoffe Sie nicht beeinträchtigen. Generell sollten Sie immer auf hochwertige Qualität der Produkte Wert legen, doch auch diese können unterschiedlich vertragen werden.

Jede/r ist einzigartig, mit „einem einzigartigen Satz von Enzymen, die die Chemie unseres Lebens steuern“ und ein Eingriff von außen sollte wohldurchdacht sein. Bei einigen Supplementen (z.B. den fettlöslichen unter den Vitaminen) ist zudem regelmäßig eine Anpassung an die sich verändernden Blutspiegel wichtig. Auch wenn viele Vitamintabletten äußerlich wie bunte Smarties daherkommen, können sie  – noch mehr als ein Zuviel an Smarties – ungesunde Folgen haben. Regelmäßige Messungen verschaffen Sicherheit.

Am besten suchen Sie sich dafür einen Arzt mit der Zusatzqualifizierung “Funktionale Medizin oder Mikronährstoffmedizin” für ein gutes Monitoring.

Außerdem sollte dieser sich mit den synergetischen Effekten der Supplemente auskennen und Sie dementsprechend gut beraten.

Zu den einzelnen Empfehlungen nach Wahls

Vitamin D

Viele Ärzte halten einen Wert von 31 ng/ml für angemessen, doch bei einem so niedrigen Wert ist das Risiko für Autoimmunprobleme und Krebserkrankungen immer noch viermal so hoch wie bei einem höheren Wert. In Jäger- und Sammlergesellschaften und bei Menschen, die naturgemäß in der Sonne leben, liegen die Werte zwischen 80 und 120 ng/ml. Es liegt nahe, dass dies der Wert ist, der am ehesten mit optimaler Gesundheit vereinbar ist. 

In ihrer klinischen Praxis stellt Dr. Wahls jedoch fest, „dass die überwiegende Mehrheit (mehr als 90 Prozent) unter 30 ng/ml liegt, es sei denn, sie nehmen Vitamin-D-Präparate ein, arbeiten in einem Beruf im Freien, bei dem sie den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt sind, wobei Arme und Beine (oder der Oberkörper) exponiert sind, oder sie benutzen regelmäßig eine Sonnenbank (mit UVB-Anteil = ultraviolettes B-Licht im Wellenlängenbereich von 280 bis 313 Nanometern, also die Lichtfrequenz, die an den ersten Schritten der Vitamin-D-Bildung beteiligt ist).“  Auch die stete Verwendung von Sonnenschutzmittel verhindert leider eine ausreichende Vitamin-D-Bildung, denn diese blockieren die Lichtfrequenz, die unsere Haut zur Bildung von Vitamin D benötigt.

Übrigens: In Gesellschaften, die viel Sonnenlicht ausgesetzt sind, gibt es keine besonders hohe Inzidenz von Hautkrebs oder Melanomen. Die ständige Sonneneinstrahlung, das Fehlen von Sonnenbränden und eine nährstoffreiche Ernährung könnten ein Grund dafür sein, dass ihr Krebsrisiko viel geringer ist als das unsere. 

Sonnenbrand gilt es unbedingt zu vermeiden und dafür müssen Sie Ihre Sonnenexposition gleich im Frühling schrittweise erhöhen. Wenn Sie sich so lange der Sonne aussetzen, dass Sie an den Armen und Beinen eine LEICHTE Rötung haben, ohne einen Sonnenbrand zu bekommen (und den Kopf besser beschatten!), hat Ihre Haut im besten Fall schon 20.000 I.E. (internationale Einheiten) Vitamin D bilden können (bei empfindlicher Haut DEUTLICH weniger).

Dr. Wahls rät, wenn in Ihrer Familie Hautkrebs oder Melanome vorkommen, und Sie nicht von Beginn des Frühlings an vorsichtig schrittweise erhöhen können, ist es vielleicht besser, Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Mindestens während des Winterhalbjahres sollten dies sowieso alle nicht in Äquatornähe Lebenden und besonders Immunerkrankte. Niedrige Vitamin-D-Werte werden z.B. mit einem höheren Risiko einer Verschlechterung der MS-Symptome und einer höheren Rückfallquote in Verbindung gebracht.

Zu Beginn einer Supplementation empfiehlt es sich dringend, alle paar Monate einen Vitamin-D-Test durchführen zu lassen, bis Sie Ihren Vitamin-D-Spiegel auf den Zielwert gebracht haben, und ihn dann ein- oder zweimal pro Jahr zu überprüfen, um sicherzustellen, dass Sie ihn im Zielbereich halten. Denn alle fettlöslichen Vitamine können sich anreichern und übermäßig hohe Werte erreichen. Es gibt auch Test-Kits für zu Hause.

Dr. Wahls meint, „obwohl der Bedarf an zuzuführendem Vitamin D vom Breitengrad, in dem Sie leben, dem Pigmentierungsgrad Ihrer Haut und der Zeit, die Sie ohne Sonnenschutz im Freien verbringen, abhängt (Anm.: und ein ganz klein wenig von der Ernährung), benötigen viele Menschen, die in geschlossenen Räumen leben und arbeiten, in den Wintermonaten, in denen sie kein Vitamin D bilden können, zwischen 4.000 und 8.000 internationale Einheiten (I.E.) pro Tag und im Sommer, wenn sie nach draußen gehen können und genug Sonne abbekommen, um eine dunkle Bräune zu bekommen, zwischen 2.000 und 4.000 I.E. pro Tag, die ausreichen, um einen gesunden Vitamin-D-Spiegel zu erhalten.“ 

Außerdem sollten Sie dabei die anderen fettlöslichen Vitamine A, K und E gleichzeitig zuführen, da Ihre Zellen sonst einen Mangel an diesen haben. Der Verzehr von Leber (nur vom Bio-Weiderind!), Grünzeug, Nüssen und fermentiertem Lebertran kann für die Aufnahme dieser fettlöslichen Vitamine sehr nützlich sein. 

Damit Vitamin-D-Ergänzungen wirksam sind, benötigen Sie laut Terry Wahls auch Vitamin K2, insbesondere Vitamin K2MK7. Ihre Darmbakterien stellen Vitamin MK7 aus dem Vitamin K1 in Grünzeug her. Es ist auch in Organfleisch, fermentiertem Lebertran und vitaminreichem Butteröl von grasgefütterten Kühen enthalten. Sie empfiehlt die kaseinfreie Version dieser Öle.

Anmerkung: Eine ggf. durchgeführte individuelle Basistherapie und andere laufende Therapien sowie verschreibungspflichtige Medikamente sollten nicht abgesetzt werden (und dann, nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt), bis man das Wahls-Protokoll solange absolviert hat, dass das Entzündungsgeschehen merklich und nachhaltig allenfalls noch auf niedrigster Stufe abläuft und der Gesamtstatus des Körpers (Oxidation, Stress, Blutdruck, Blutzucker, Gewicht, Psyche, Energie, Bewegungsradius) dies widerspiegelt.

Fazit:
Im Großen und Ganzen – und gerade was das Thema Vitamin D und Sonne betrifft – sind die Empfehlungen von Terry Wahls nahezu deckungsgleich mit dem, was Life-SMS immer wieder aufgrund diverser Studien hier empfohlen hat. Die individualisierte und bewusste lebensstil-orientierte Anpassung der Ernährung und anderer Faktoren sind der Schlüssel zu Stabilisierung und Gesundung.

In einer Fortsetzung dieses Artikels folgen die Wahl’schen Empfehlungen zu weiteren bei MS wichtigen Nährstoffen wie Magnesium, Omega-3-Fettsäuren, B-Vitamine usw.

Folgen Sie also Life-SMS auch 2022 – und bleiben Sie so am Ball der Gesundung!

Ihr Team von Life-SMS


Zur Vertiefung:

Wahls, Terry, Dr.: Multiple Sklerose erfolgreich behandeln – mit dem Paläo-Programm, 2015.
Das Buch ist z.B. in der Rubrik „MultipleSklerose“ bei der Akademie für menschliche Medizin zu finden;
ihr (leider noch nicht auf Deutsch erschienenes) Kochbuch dazu z.B. hier…

Weitere Buchempfehlungen finden sich u.a. bei der Akademie für menschliche Medizin im Bereich neurodegenerative Erkrankungen 

Artikel der NährstoffAllianz “Paleo Ernährung – eine weitere Stellschraube bei Zivilisationserkrankungen?”


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Auf welche Themen soll ich mich denn konzentrieren? Therapiestress vermeiden!

MS-Betroffene stehen vor einem Dilemma: die Schulmedizin bietet nur sehr beschränkte Lösungen (bisher ohne Heilungsperspektive) an und von komplementärmedizinischen Ratschlägen – durchmischt mit Scharlatanerie – wimmelt es im Netz.

Photo by Daniel Lerman on Unsplash

Grundsätzlich gilt:

  • MS ist eine multifaktorielle Erkrankung und nur durch eine patientenspezifische Betrachtung beherrschbar oder im Einzelfall sogar heilbar.
  • Die ausschlaggebenden Faktoren sind bei fast jeder Patientin und bei jedem Patienten andere und im Allgemeinen nicht eindeutig identifizierbar.
  • Es gibt aber Gemeinsamkeiten und Gruppen von Faktoren, die heute schon bekannt sind und insofern über Lebensstilmaßnahmen modifiziert werden können. Auch diese Faktoren sind im Detail sehr vielfältig, sodass es für den Einzelnen schwierig ist, den für ihn idealen Stabilisierungs- und Genesungsweg zu finden.

Dennoch gibt es Leitplanken, die Betroffenen helfen können, den selbstbestimmten Kurs zu finden. Zunächst gilt es sich auf wesentliche Faktoren zu konzentrieren und somit der 80/20-Regel bzw. dem sogenannten Pareto-Prinzip zu folgen. Diese wesentlichen Faktoren sind heute aufgrund vieler Studien relativ gut bekannt. In der folgenden Liste sind diese, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, zusammengefasst.

8 wesentliche Faktoren

  • Vitamin D und Sonne
  • Gesunde Darmflora
  • Ausreichende und regelmäßige Bewegung (je nach den eigenen Möglichkeiten)
  • Antientzündliche und antioxidative Ernährung
  • Mentale Ausgewogenheit und Stressreduktion
  • Gesunder Schlaf
  • Soziale Aktivität und sinnhafte Arbeit (nicht zwingend bezahlt)
  • Reduktion und Minimierung der Schadstoffbelastung

Die bewusste Beachtung dieser Faktoren über die Umsetzung im eigenen Lebensstil ist zumindest auf der obersten Ebene mit überschaubaren Anstrengungen machbar.

Vitamin D und Sonne: Hier reicht es zunächst einen Zielwert für den Vitamin D-Spiegel im Serum zwischen 60 und 90 ng/ml zu erreichen und zusätzlich so oft wie möglich und regelmäßig das Sonnenlicht zu genießen (Sonnenbrände sind zu vermeiden).

Siehe auch Faktenblatt Vitamin D und Sonne

Bewegung und Sport: An dieser Stelle bestimmen die eigenen Möglichkeiten und das eigene Interesse die Auswahl des geeigneten Trainingsformats. Geeignetes Training fördert immens die Neuroplastizität, verhindert oder vermindert eine Insulinresistenz und verbessert Kraft und Koordination.

Siehe auch: Faktenblatt Sport und MS

Gesunde Darmflora: Zugegeben, kein einfaches Kapitel und eng mit der Ernährung verbunden. Hier helfen ein Verzicht auf Industriezucker und andere einfache Kohlenhydrate sowie bei vielen Erkrankten ein Verzicht Nahrungsmittel die Gluten und Weizenproteine enthalten. Eine Supplementierung mit Propionsäure ist anzuraten.

Siehe auch: Faktenblatt Darmflora und MS, Die kurzkettige Propionsäure beweist erneut ihr Potential in der MS-Behandlung und Geben Sie der “Gluten-Freiheit” eine Chance.

Antientzündliche und antioxidative Ernährung: Hier geht es unter anderem um eine kohlenhydratarme, ballaststoffreiche Ernährung sowie um den Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an Polyphenolen und Flavonoiden. Auf Industriezucker oder “Life-Style-Getränke” muss soweit wie irgend möglich verzichtet werden. Gesunde Fette und Öle (Omega 3-Öl vorzugsweise aus Algen) sowie Olivenöl und Kokosöl sind ein Muss bei gleichzeitigem Verzicht auf industrielle Transfette und eine Reduktion der Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren. Hinzu kommt dann noch eine patientenspezifische Supplementierung mit Mikronährstoffen, die mit einem ganzheitlich arbeitenden Therapeuten, der nach den Prinzipien der funktionellen Medizin arbeitet, besprochen werden sollte.

Siehe auch: Faktenblatt: Zucker und MS sowie Faktenblatt Fettsäuren und MS

Mentale Ausgewogenheit und Stressreduktion: Hier helfen Meditationstechniken wie Mindfulness-Meditation oder auch Yoga und andere Entspannungsmethoden. Aber auch das Spielen eines Instruments, das Singen oder auch nur der Musikgenuss sind hervorragende Methoden den überschießenden Cortisolspiegel im Zaum zu halten und die Genauslese in Richtung antientzündlicher Vorgänge zu modulieren.

Siehe auch: Warum sich Mindfulness- oder Achtsamkeitstraining lohnt!

Gesunder Schlaf: Ganz einfach ausgedrückt – ausreichender Schlaf hat eine heilende Wirkung. Es ist bekannt, dass Schlafstörungen bei MS-Patienten deutlich häufiger vorkommen, als in der Allgemeinbevölkerung. Insofern sind Maßnahmen zur Verbesserung des Schlafes ein Pflichtprogramm für Betroffene. Hier kann es sich lohnen, professionelle Hilfe (von Medizinern oder Schlafcoaches etc.) in Anspruch zu nehmen.

Siehe auch: Die Bedeutung des Schlafhormons Melatonin bei neurodegenerativen Erkrankungen – der zirkadiane Rhythmus, unentbehrlich für die Gehirnfunktion

und generell zum Verständnis: Gesunder Schlaf (bei unserem Schwesterprojekt Kompetenz statt Demenz)

Soziale Aktivität und sinnhafte Arbeit: Dieser Faktor wird leider oft unterschätzt. Suchen Sie sich eine Aufgabe, die Sie begeistert und teilen Sie die Aufgabe und deren Ergebnisse mit anderen Menschen. Falls das Ganze generationenübergreifend erfolgt, umso besser. Zusätzliche erfüllte Lebensjahre sind dann sehr wahrscheinlich.

Siehe auch: Prof. Dr. Gerald Hüther – Gelassenheit hilft: Anregungen für Gehirnbenutzer (ddn 2009)

Reduktion und Minimierung der Schadstoffbelastung: An dieser Stelle sollten Sie einen Umweltmediziner zur Rate ziehen. Rauchen, Schwermetallbelastung und verschiedene aromatische Kohlenwasserstoffe sind Gift für Ihr Immunsystem und Ihren Körper.

Siehe auch: Dr. Stefan Dietsche zum Thema „Schadstoffe und Psyche“ und Tabakrauchen und MS-Progression: ein sofort vermeidbarer Faktor!


Selbstverständlich erfordern diese Felder im Einzelfall eine Beschäftigung mit den Details, dennoch geben sie Ihnen hoffentlich ein Rüstzeug und nötige Leitplanken auf dem Weg in die eigenverantwortliche und lebensstilorientierte Behandlung der MS.

Mindmap der Life-SMS Methodik

Zur Beschäftigung mit den Details empfehlen wir unsere Mindmap der Life-SMS Methodik, die Sie hier finden:

Ein Klick auf das “Thumbnail” öffnet die interaktive Kompetenzkarte in einem neuen Fenster.

Abschließend noch ein Tipp:

Vermeiden Sie Therapiestress, das heißt, wenn Sie mit einer Maßnahme angefangen haben, geben Sie sich Zeit um eine Wirkung zu spüren, springen Sie nicht von einem Supplement, einer Ernährungsweise, einer Trainingsart und einer Methodik zur Stressreduktion zur nächsten (sofern Sie keine negativen Wirkungen erfahren) und hören Sie in sich hinein. Ihr Körper und Ihr Geist werden Ihnen in aller Regel helfen, den für Sie gangbaren Weg zu finden. Aber scheuen Sie sich auch nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

In diesem Sinne bleiben und werden Sie gesund und folgen uns weiter!

Ihr

Life-SMS Team


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Stoffwechselverbesserungen und Reduktion des Oxidationszustandes mit ketogener Ernährung bei MS-Patienten

Über die Chancen einer ketogenen Ernährungsweise bei MS-Betroffenen haben wir schon des Öfteren berichtet (siehe auch: Was ist eigentlich ketogene Ernährung – Chancen bei der Behandlung der MS?).

Eine neuere Studie hat sich mit dem Sättigungseffekt einer ketogenen Diät und ihrer Auswirkung auf die Stärkung der Muskulatur und den Oxidationszustand bei Multiple-Sklerose-Patienten beschäftigt [1].

Hintergrund

Es ist nachgewiesen, dass Multiple Sklerose (MS) Energiegewinnungsstörungen auf mitochondrialer Ebene – also im Energiezentrum der Zellen – hervorruft, die mit dem Verlust von Muskelmasse verbunden sind. Ketonkörper, hauptsächlich Beta-Hydroxybutyrat (BHB), beseitigen diese Energieversorgungsstörungen wieder und bewirken Sättigung, Veränderungen in der Körperzusammensetzung (u.a. Fett- und Muskelmasse) und eine Abnahme des hormonabhängigen Hungergefühls. Verantwortlich für letzteres ist die verminderte Bildung von Ghrelin im Zustand der Ketose (Fastenstoffwechsel). Ghrelin ist ein appetitanregendes Peptid, welches in der Bauchspeicheldrüse und der Magenschleimhaut produziert wird. Ziel dieser Studie war es, mögliche Verbesserungen der Körperkomposition und des Oxidationsniveaus bei Patienten mit MS durch die sättigende Wirkung einer ketogenen Diät nachzuweisen.

 

Fettstoffwechsel und MCTs –aus Faktenblatt Zucker und Multiple Sklerose
Fettstoffwechsel und MCTs –aus Faktenblatt Zucker und Multiple Sklerose [2]

Ketonkörper haben neuroprotektive Wirkungen bei energetischen Störungen auf mitochondrialer Ebene, die bei verschiedenen neurologischen Erkrankungen, wie Epilepsie, Parkinson oder Alzheimer sowie Multipler Sklerose nachgewiesen wurden. Diese Neuroprotektion beruht auf verschiedenen Mechanismen. Zum einen ist der Ketonkörper Beta-Hydroxybutyrat (BHB) in der Lage, bestimmte Rezeptoren zu aktivieren, die zur Aufrechterhaltung der Homöostase beitragen und bei Stoffwechsel- und Entzündungsstörungen positiv wirken.

Zum anderen können ketogene Diäten Veränderungen in der Art und Weise bewirken, wie das Gehirn mit Energie versorgt wird, indem sie die Transporter für mittelkettige Triglyceride oder auch MCT (mittelkettige Fettsäuren) erhöhen und den Glukosetransporter verringern, die für den Transfer von Ketonkörpern bzw. Glukose durch die Blut-Hirn-Schranke (BHS) verantwortlich sind. Eine möglicherweise bestehende Insulinresistenz der Gehirnzellen wird damit umgangen [2]. Dies gilt insbesondere im Hippocampus und im präfrontalen Kortex, Regionen, die bei MS-Patienten beeinträchtigt sind. Darüber hinaus sind Ketonkörper an weiteren Mechanismen beteiligt, die mit der Muskelfunktion zusammenhängen. So hat BHB mehrfache Effekte, die es zu einem Stoffwechselprodukt machen, das Oxidationsstress und Entzündungen reguliert, welche charakteristische Hauptfaktoren sind, die mit Muskelschwund verbunden sind. Daher zeigen Ketonkörper muskelaufbauende (anabole) und den Muskelabbau hemmende (antikatabole) Aktivität im Skelettmuskel, dies gilt insbesondere für BHB. Schließlich stellen Ketonkörper die Aktivität die Zellatmungskette wieder her, die bei MS verschlechtert ist.

Die Studie

Die Pilotstudie wurde mit 27 MS-Patienten durchgeführt, die 4 Monate lang eine mediterrane isokalorische (gleicher Kaloriengehalt) und ketogene Diät erhielten. Es wurden anthropometrische Messungen (Körperumfang, Bauchfett & Co.) durchgeführt sowie das Sättigungs- und Hungerempfinden bewertet. Zusätzlich wurden BHB und andere Oxidationsmarker gemessen und das Ghrelin bestimmt. Alle Messungen wurden vor und nach der Intervention durchgeführt.

Die Autoren kommen zu folgender Schlussfolgerung:

Eine ketogene Diät erhöht die fettfreie Muskelmasse bei gleichzeitiger Abnahme der Fettmasse und verringert Entzündungen und Oxidation bei MS-Patienten, möglicherweise auch als Folge einer Erhöhung des Sättigungsgefühls und einer Abnahme des Hungergefühls.

Diese Veränderungen könnten mit der Verbesserung des metabolischen Profils der Patienten zusammenhängen, was sich in einem Anstieg der Werte zeigte, die mit weniger Oxidation und Entzündung einhergehen. Die gezeigten Stoffwechselveränderungen und Veränderungen der Körperzusammensetzung können einen positiven Einfluss auf die klinische Entwicklung der MS haben. Folglich könnte diese Art der Ernährung eine therapeutische Alternative darstellen, indem sie andere Behandlungsformen ergänzt.

Fazit:

Eine ketogene Ernährungsweise bietet bei MS durchaus Chancen, gerade mit Blick auf die Minimierung und den Stopp des entzündlichen, degenerativen Zweiges der Erkrankung. Wie alle spezifischen Ernährungsformen, ist sie weder eine Wunderdiät noch ist sie eine „One fits for all – Methode“. Jeder Stoffwechsel ist patientenspezifisch. Während die einen gut mit der Diät zurechtkommen, führt sie bei anderen zu erheblichen Einschränkungen des Wohlgefühls und kann nicht längerfristig umgesetzt werden. Im Zweifel sollte ärztliche Beratung oder die eines erfahrenen Ernährungscoaches eingeholt werden. Zumindest sollte man sich über Fachliteratur über die Hintergründe und Umsetzung von streng kohlenhydratarmen Ernährungsweisen informieren [3].

 

Referenzen und weitere Infos:

[1] Benlloch, M. et al. (2019) ‘Satiating effect of a ketogenic diet and its impact on muscle improvement and oxidation state in multiple sclerosis patients’, Nutrients. MDPI AG, 11(5). doi: 10.3390/nu11051156.

[2] Faktenblatt Zucker und Multiple Sklerose: DSGIP Life-SMS Projekt 2015

[3] Wahl, Terry, Dr.: Wahls, Terry: Multiple Sklerose erfolgreich behandeln – mit dem Paläo-Programm. Kirchzarten: VAK Verlags GmbH, 2014.

 

 

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Helfen Medikamente gegen Fatigue bei Multipler Sklerose? Nicht besser als Placebo!

Wer von Multipler Sklerose betroffen ist, leidet häufig unter schwächender Müdigkeit (Fatigue), die es nicht selten unmöglich macht, grundlegende Alltagsaufgaben zu meistern. Hierdurch entsteht großer Leidensdruck und es verwundert nicht, dass zahlreiche Betroffene Abhilfe durch die Einnahme von Medikamenten suchen. Doch wie sinnvoll ist der pharmakologische Einsatz in diesem Fall überhaupt?

Photo by Ben White on Unsplash

Noch immer ist das weit verbreitete Symptom der MS-Fatigue in seiner Komplexität und seinen subjektiven Ausprägungen nicht gänzlich verstanden. Häufig werden sekundäre Ursachen, wie Schlafstörungen, Depressionen und Nebenwirkungen von Medikamenten in den Vordergrund gestellt, doch diese Faktoren sollten nicht mit der primären Fatigue verwechselt werden. Bei dieser handelt es sich um einen subjektiven Mangel an körperlicher oder geistiger Energie, der in direktem Zusammenhang mit dem Krankheitsprozess der Multiplen Sklerose steht.

Zahlreiche Theorien über die Ursachen der primären Fatigue wurden bereits formuliert. So wurden z.B. die Auswirkungen von entzündlichen Zytokinen, Anomalien der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse und kardiovaskuläre Dysregulationen untersucht, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Jedoch gibt es bis heute keine Einigkeit bezüglich des Krankheitsvorgangs. Vieles liegt immer noch im Dunkeln. Dieser Mangel an Wissen führt dazu, dass es für Betroffene schwierig ist, eine geeignete Behandlung und den richtigen therapeutischen Ansatzpunkt zu finden.


Für Neugierige und Unterstützer: Spendenaktion der Akademie für menschliche Medizin zugunsten Life-SMS im Dezember … hier geht es zu den Details!

Behandlung der Fatigue bei MS

Die derzeitige medizinische Behandlung der MS-spezifischen Fatigue umfasst Ernährung, Bewegung, Verhaltensintervention wie auch die pharmakologische Behandlung. Es gibt Hinweise darauf, dass eine nicht-pharmakologische Therapie wirksam ist, um die Fatigue zu kontrollieren und zu minimieren. Gleichzeitig sind Belege, die den Einsatz von Medikamenten gegen Fatigue legitimieren sollen, minimal und widersprüchlich.

Nicht selten kommen bei der Behandlung der Fatigue Medikamente zum Einsatz, die eigentlich für andere Zwecke zugelassen wurden. Dieser Off-Label-Einsatz ist eher die Regel als die Ausnahme. Amantadin, Modafinil und amphetaminähnliche Stimulanzien (wie Methylphenidat und Amphetamin/Dextroamphetamin) gehören zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten.

Ergebnisse der pharmakologischen Behandlung gleich Null

Sowohl Amantadin als auch Modafinil wurden in mehreren klinischen Studien zur Fatigue mit sehr widersprüchlichen Ergebnissen getestet: Einige Studien zeigten eine positive Wirkung, während andere keinen Nutzen zeigten. Methylphenidat wurde nie in einer randomisierten klinischen Studie für MS-bezogene Müdigkeit getestet. Solch frustrierende Ergebnisse halten viele Ärzte jedoch nicht davon ab, diese Medikamente weithin zu verschreiben.

Eine neue Studie, die kürzlich in der Fachzeitschrift JAMA Neurology veröffentlicht wurde (1), will nun endlich Licht ins Dunkel bringen und stellt den tatsächlichen Nutzen von Medikamenten zur Behandlung der Müdigkeit bei MS-Patienten in Frage. Die Studie verglich Amantadin, Modafinil und Methylphenidat miteinander und mit Placebo. Das Ergebnis ist überraschend: Keines der getesteten Medikamente war bei der Verbesserung der MS-bezogenen Fatigue dem Placebo überlegen. Dies bedeutet, dass der von den Patienten berichtete Nutzen dieser Medikamente weitestgehend als Placebo-Effekt eingestuft werden muss und nicht auf eine Wirkung des Medikaments selbst zurückzuführen ist.

Die Autoren der Studie stellten zudem fest, dass der Anteil jener Teilnehmer, die über unerwünschte Ereignisse (Nebenwirkungen) berichteten, bei Amantadin, Modafinil und Methylphenidat im Vergleich zu Placebo höher war. Dies sind keine guten Argumente für eine medikamentöse Behandlung der Fatigue.

Nicht-medikamentöse Behandlungsformen mit positiven Ergebnissen

Auf der anderen Seite wurden bereits verschiedene nicht-medikamentöse therapeutische Strategien untersucht, die eindeutige Vorteile zeigten: Vitamin A verbesserte Ermüdungssymptome bei MS-Patienten im Vergleich zu Placebo (2). Verschiedene Ernährungsinterventionen, Übungsprogramme und kognitive Verhaltensberatung haben ebenfalls Vorteile gezeigt. So zeigte zum Beispiel eine kürzlich durchgeführte Studie (3), die einen hohen Verzehr von Gemüse und Obst empfahl, den Verzehr von tierischem und pflanzlichem Eiweiß förderte und Lebensmittel mit glutenhaltigem Getreide, Milchprodukten und Eiern ausschloß, eine signifikante Verringerung der Ermüdungssymptome. Frühere Studien mit pflanzlicher Ernährung (4) und andere Ernährungsinterventionen haben ähnlich positive Ergebnisse gezeigt.

Ganz ausschließen lässt sich nicht, dass auch hier der Placebo-Effekt eine Rolle spielt. Doch auch wenn die positiven Effekte von nicht-pharmakologischen Interventionen auf solche Placebo-Effekte zurückzuführen sind, sind Nebenwirkungen nicht vorhanden. Allein dies ist schon als Vorteil zu werten.

Fazit: Behandelnde Ärzte sollten erkennen, dass Interventionen, wie z.B. Übungsprogramme, die Umstellung auf eine gesunde Ernährung, die Teilnahme an kognitiver Verhaltensberatung oder die Teilnahme an Gruppenschulungsprogrammen über Multiple Sklerose, die Fatigue ohne die Nebenwirkungen von Medikamenten verbessern können. Nicht-pharmakologische Maßnahmen sollten bei der ärztlichen Beratung hervorgehoben und ordnungsgemäß verschrieben werden – sie sind die derzeit effizienteste Behandlung für Fatigue bei MS, wie die genannten Studien eindeutig belegen. Sollte Ihr Arzt diese Ergebnisse nicht kennen oder verneinen, empfiehlt sich eine zweite Meinung einzuholen.


Literaturhinweise:

  1. Nourbakhsh B, Revirajan N, Morris B, et al. Safety and efficacy of amantadine, modafinil, and methylphenidate for fatigue in multiple sclerosis: a randomised, placebo-controlled, crossover, double-blind trial. Lancet Neurol. 2020 Nov 23:S1474-4422(20)30354-9.
  2. Bitarafan S, Saboor-Yaraghi A, Sahraian MA, et al. Effect of Vitamin A Supplementation on fatigue and depression in Multiple Sclerosis patients: A Double-Blind Placebo-Controlled Clinical Trial. Iran J Allergy Asthma Immunol. 2016 Feb;15(1):13-9.
  3. Fellows Maxwell K, Wahls T, Browne RW, et al. Lipid profile is associated with decreased fatigue in individuals with progressive multiple sclerosis following a diet-based intervention: Results from a pilot study. PLoS One. 2019 Jun 18;14(6):e0218075
  4. Yadav V, Marracci G, Kim E, Spain R, et al. Low-fat, plant-based diet in multiple sclerosis: A randomized controlled trial. Mult Scler Relat Disord. 2016 Sep;9:80-90.

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Dr. Stefan Dietsche zum Thema „Schadstoffe und Psyche“ anlässlich des Life-SMS Jahresseminars vom 2.11.2019

Ein Gastbeitrag von Referent Umweltzahnmediziner Dr. med. Stefan Dietsche

Die Zahl der psychischen Erkrankungen in den westlichen Ländern steigt seit vielen Jahren massiv an. So zeigt der aktuelle Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse den Anstieg der Fehltage durch psychische Erkrankungen (Depression, Burnout, Angstzustände):
➢ ein dramatischer Zulauf seit 2000 bis heute um fast 200 %.
Gleichzeitig stiegen die Verschreibungen von Psychopharmaka im selben Zeitraum um ca. 400 %.

Diagramm der TK mit Fehltagen wegen psychischer Erkrankungen

Fazit also: mehr Kranke und noch mehr symptomatische Medikamente, die offensichtlich nicht genügend helfen.

Was sind die Ursachen für diese Zunahme?

Die Depression wird hauptsächlich ausgelöst durch einen Mangel an Serotonin, dem „Glückshormon“. Gibt es zu wenig davon, treten depressive Zustände ein. Der Baustein für Serotonin ist die Aminosäure Tryptophan aus der Nahrung.

Nun gibt es viele Ursachen für die Entstehung eines Serotoninmangels. Hier einige davon:

• Systemische Erkrankungen
Bei PatientInnen mit chronisch-entzündlichen oder Autoimmunerkrankungen (Rheuma, Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen u.v.m.) werden dauerhaft sogenannte Zytokine, wie TNF-alpha, Interleukin1 und 6 produziert. Diese verhindern die Umwandlung des Tryptophan zu Serotonin.
Die Aussage „Die Depression ist ein fester Bestandteil der chronischen Entzündung“ ist also wissenschaftlich gesichert.

• Fruktose-Überschuss
Fruktose aus der Nahrung konkurriert mit dem Tryptophan an der Darmwand. Ein Zuviel an Fruktose führt zu einer Verarmung von Tryptophan im Blut und damit zur Depression.

• Darmentzündungen
90 % des Serotonins wird im Darm gebildet und die Produktion wird durch eine Darmentzündung reduziert.

Grafik möglicher Störfaktoren der Umwandlung von Tryptophan zu Serotonin
Mögliche Störfaktoren der Umwandlung von Tryptophan zu Serotonin (Ⓒ Dr. med. Stefan Dietsche)

• Nährstoffmängel
Von Tryptophan zu Serotonin bedarf es einiger wichtiger Vitamine und Mineralien, die in der heutigen Nahrung nicht genügend enthalten sind und zusätzlich durch Medikamente (z.B. die Pille) „geraubt“ werden.
➢ Eine regelmäßige Substitution ist ggf. notwendig.

• Schadstoffe
Zurück zur systemischen Entzündung. In der Ursachenmedizin wissen wir, dass die chronische Entzündung eine Folge der vielen Schadstoffe in unserer Umwelt ist.
Schimmelpilz in Wohnungen, Formaldehyd in Möbeln, Laminat und Teppichen, Handy- und WLAN-Strahlung, Weichmacher, Duftstoffe…
➢ Sie alle bedürfen eines kritischen Umgangs.

Tatsächlich triggert auch die Zahnmedizin die chronische Entzündung. Problemfelder können sein: Amalgam, tote Zähne/Wurzelfüllungen, Titan oder andere Metalle, Allergien gegen Zahnmaterialien…

Grafik: Mögliche Gefahren durch Zahnbehandlungen
(Ⓒ Dr. med. Stefan Dietsche)

➢ Auch hier ist eine individuelle Testung und kritischer Umgang von höchster Wichtigkeit, da diese Fremdmaterialien 24 Stunden im Körper verweilen, 7 Tage die Woche (der Schimmelpilz hinter dem Schlafzimmerschrank „darf“ nur 6-8 h täglich auf uns einwirken).

• Psyche
Psychischer Stress ist ohne Zweifel ein krankmachender Faktor. Wichtig zu verstehen ist, dass dies aber nur ein Baustein von vielen sein kann. Die alleinige Psychotherapie kann bei der Vielzahl der Faktoren für die Depression nicht dauerhaft zum Erfolg führen.

Tipps bei Depression und oder Schlafstörungen

➢ Verlassen Sie sich nicht nur auf die Psychologie
➢ Lassen Sie Tryptophan im Blut messen!
➢ Nährstoffe und Darmsanierungen sind wichtig
➢ Vorsicht bei WLAN und Handy; informieren Sie sich bei www.diagnose-funk.org
➢ Ein guter Kurzratgeber über Schadstoffe ist „Das Gift steckt im Detail“ (Autor: Dr. med. Stefan Dietsche)
➢ Lassen Sie Amalgamfüllungen fachgerecht unter Schutzmaßnahmen entfernen.
➢ Informieren Sie sich über und nutzen Sie die biologisch verträgliche Zahnheilkunde.

 

Grafik mit Tipps zur Amalgamentfernung
(Ⓒ Dr. med. Stefan Dietsche)

 

 

Herzlichen Gruß
Stefan Dietsche
(Umweltmediziner, Zahnheilkunde)


Sie haben es dieses Jahr nicht geschafft bei unserem Seminar dabei zu sein? Dann können Sie gerne die PDFs der Vorträge inkl. des Vortrags von Dr. Dietsche an der weiter unten genannten Stelle herunterladen. Wir wären aber für eine kleine Spende über betterplace zugunsten des Projektes sehr dankbar! Damit Life-SMS auch nächstes Jahr wieder informative, spannende und gesundheitsfördernde Vorträge präsentieren kann.

Hier finden Sie den Spendenlink:

https://www.betterplace.org/de/projects/16807-life-sms-lebensstilmassnahmen-bei-multipler-sklerose

Und hier geht’s zum Folien-Download:

https://drive.google.com/open?id=1pUh8ltXSiLDU4u59DXVqYbOugOlxN9rp


Life-SMS bedankt sich ganz herzlich bei unserem Unterstützer Dr. Stefan Dietsche für den lebendigen Vortrag und diesen wichtigen und informativen Gastbeitrag!


Abschließend wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben alles Gute für die Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in ein gesundes Jahr 2020!


Ihr
Life-SMS Team


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Gegen die MS zurück zum Meer

 

Die Fettsäuren aus dem Meer sind ein wichtiger Ernährungsbaustein nicht nur bei MS

sardellen-in-oel_© inigo-de-la-maza_unsplashDie richtige Ernährung kann den Gesundheits- und Ernährungszustand von MS-Patienten verbessern und das Fortschreiten der Erkrankung reduzieren. Viele Studien zeigen, dass Ernährungsgewohnheiten tatsächlich einen entscheidenden Einfluss auf das Fortschreiten einer Multiplen Sklerose haben!
Die Wirkung der Ernährung hängt allerdings von Art und auch Menge der Nahrungsaufnahme ab. Einige Nährstoffe haben eindeutig positive oder eindeutig negative Auswirkungen. Verschiedenen Lebensmittel, wie z.B. Fleisch oder die beliebten Croissants, enthalten relativ hohe Mengen von Arachidonsäure (eine mehrfach ungesättigte Omega-6-Fettsäure), die der Vorläufer von entzündlichen Eicosanoiden ist, die den MS-Verlauf negativ beeinflussen können.

Der Darm als wichtiger Faktor

Eine gesunde und vielseitige Ernährung kann MS-Patienten hingegen helfen, indem sie insbesondere die Darm-Mikrobiota (die Darmbakterien) positiv beeinflusst. Über die  Darm-Hirn-Achse werden u.a. Botenstoffe ausgeschüttet, die zu neurodegenerativen Erkrankungen beitragen können: Stress, unausgewogene Ernährung und Medikamente können sich negativ auf die Mikrobiota-Zusammensetzung auswirken, was zu einer Dysbiose beiträgt (ungesundes Gleichgewicht zwischen „guten“ und „weniger guten“ Bakterienstämmen).
Jüngste Studien zeigen, dass die Ernährung die Zusammensetzung der Mikrobiota positiv verändern und entzündungshemmende Immunantworten erhöhen kann.
Eine gesunde Ernährung, die sich positiv auf die Darm-Mikrobiota auswirkt, besteht aus Vollkornprodukten und anderen ballaststoffreichen Lebensmitteln wie Gemüse und (nicht zu süßem) Obst sowie gesunden Fetten. Diese haben schützende Eigenschaften und können die Symptome der MS positiv beeinflussen und die Darmtätigkeit verbessern.

Fischöl für das Mikrobiom und den ganzen Körper

Über einen besonders vielversprechenden Effekt zur Umstellung des Darm-Mikrobiota-Gleichgewichts hin zu einem gesundem mikrobakteriellen Mix wurde bei einer gezielten Omega-3-Supplementierung berichtet. Omega-3-Fettsäuren z.B. aus Algen oder Fischöl (insbesondere EPA und DHA) haben überdies noch viele andere positive gesundheitliche Auswirkungen auf den menschlichen Körper (unabhängig von einer etwaigen MS-Erkrankung).

Ein Forscherteam wollte es genauer wissen und verglich eine Vielzahl von Studien hinsichtlich dieses Aspekts bei MS. In einer im August 2019 publizierten Metastudie [1] konnten von 5.554 weltweiten untersuchten Studien, die im Zeitraum von 2009 bis 2018 zu diesem Thema publiziert wurden, letztendlich 7 (mit über 240.000 weiblichen und männlichen erwachsenen Studienteilnehmern) aufgrund der gewählten strengen Auswahlkriterien in die Analyse miteinbezogen werden.

Diese Studien zeigten signifikant die positive Rolle der Fischöl-Supplementierung und der Omega-3-Fettsäuren bei der Verbesserung der Lebensqualität von MS-Patienten. Diese Ergebnisse wurden auf die positiven Auswirkungen auf Entzündungsmarker, Glutathionreduktase, die Verringerung der Schubrate und das Erreichen eines ausgewogenen Verhältnisses von Omega-6 zu Omega-3 zurückgeführt.

Fazit der Forscher

Omega-3- und Fischöl-Ergänzungen haben positive Auswirkungen auf die Reduzierung der Schubrate, Entzündungsmarker und die Verbesserung der Lebensqualität von MS-Patienten.

Die Dosis macht’s

Die Studien zeigten, dass 4 Gramm tägliche Omega-3-Ergänzung oder hochkonzentriertes Fischöl empfehlenswert ist.
Bei nur 1 Gramm pro Tag zeigten sich keinerlei Auswirkungen. Die Wirksamkeit der Dosis variiert allerdings in Abhängigkeit von vielen Faktoren, insbesondere dem Fortschreiten der Erkrankung und dem Krankheitsstatus vor Beginn der Supplementierung.

Auf die Fatigue zeigte sich übrigens in keiner der Studien (die darauf ein Augenmerk legten) eine Auswirkung. Hingegen gab es mehr allgemeine Verbesserungen bei den Patienten, die sowohl Omega-3-Fettsäuren als auch Leinsamenöl konsumierten.

Weiter forschen

Da viele Studien nicht lange genug angelegt waren oder andere Mängel aufwiesen (z.B. Tocopherole in den Placebo-Kapseln), sind weitere Studien erforderlich, um die Wirksamkeit von Omega-3-Fettsäuren auf den Gesundheitszustand der MS noch genauer zu bestimmen. Insbesondere war bei den meisten Studien die Überwachungsdauer zu kurz (die meisten dauerten sechs bis zwölf Monate), um einen genauen Rückschluss auf die Unterschiede in der Schubrate und der Zeit zwischen den einzelnen MS-Schüben zu evaluieren.

Fleißig EPA und DHA konsumieren — am besten als Algenöl

Bis spezifischere Ergebnisse vorliegen, lohnt aber schon die regelmäßige Einnahme guter EPA- und DHA-Lieferanten. Da nur fetter Meeresfisch (wie Lachs, Hering, Makrele, Sardinen) die wichtigen Fettsäuren enthalten und man bei den heutzutage schwer belasteten Meeren (Schwermetalle!) und überfischten Beständen gar nicht mehr so viel Fisch essen kann wie nötig wäre, sollte man auf hochkonzentrierte Öle ausweichen.
Doch Fischöle müssen aufwändig von derartigen Belastungen gereinigt werden und tragen ggf.,  je nach dem welche Fische gefangen werden, zur Überfischung bei. Die besonders empfehlenswerte Alternative (nicht nur für Veganer) ist ein hochwertiges, also nicht schadstoffbelastetes und nachhaltig produziertes Algenöl.

Auf jeden Fall ist es sinnvoll, genügend gesunde Omega-3-Öle zu konsumieren und seine Mikrobiota im Blick zu halten, auch wenn das nicht mit bloßem Auge geht.
Wir halten für Sie die zukünftigen Studien zu diesem Thema im Blick.
Bleiben Sie uns am besten treu.

Mehr Informationen zum Thema auch im Faktenblatt Fettsäuren und MS (hier zum Download)!

Ein gesundes Mikrobiom wünscht Ihnen

Ihr Team von Life-SMS


Quelle: [1] Al Ammar, W. A. et al. (2019) ‘Effect of omega-3 fatty acids and fish oil supplementation on multiple sclerosis: a systematic review’, Nutritional Neuroscience. Taylor & Francis, 0(0), pp. 1–11. doi: 10.1080/1028415x.2019.1659560.


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