In ihrer letzten Folge beschreibt die sehr erfahrene Feldenkrais-Lehrerin und Praktikerin Eva Weißmann (s.u.) praktische Feldenkrais-Übungen für von MS Betroffene undalle anderen Interessierten, die Sie (unabhängig vom Schweregrad z.B. einer Multiplen Sklerose) selbst durchführen können.
Hinweis: Die Feldenkrais-Methode ersetzt nicht die medizinische Versorgung und nicht eine sportliche Betätigung, welche in maßvoller Weise immer und für jeden sinnvoll ist.
Sei es, dass Sie liegen, sitzen, gehen oder in welcher Position auch immer Sie sich befinden: Schenken Sie sich einige Minuten, um inne zu halten, sich zu spüren und auch Ihren seelischen Zustand und das Arbeiten des Gehirns wahrzunehmen.
Spüren Sie sich weiterhin, auch wenn und während Sie Ihre Position verändern. Von hier ab beschreibe ich die Übung Variante 1, nämlich stehend oder sitzend, mit Anpassungen. Weiter unten finden Sie die Variante 2, die für verschiedene Positionen gilt und Arten zu liegen, am Boden zu sitzen, mit Rollator, im Rollstuhl usw.
Im Stehen bietet sich eine Schrittstellung an, im Sitzen das Gewicht auf der Stuhlkante, im Liegen viele Veränderungen.
Wenn Sie stehen: Auf welchen Bereichen Ihrer Fußsohlen geben Sie Gewicht zur Erde hinab oder fühlen Berührung zum Boden, auf den Fersen, Zehen, Ballen? Dies zu beobachten, ist mit Stock, Rollator, Rollstuhl und auch in vielerlei Positionen möglich –> s. Variante 2 unten.
Stellen Sie sich vor, Sie atmen in Ihre Fußsohlen hinein und atmen dort auch aus, also zwischen Boden und Fußgewölbe, in ruhiger Verfassung, etwa 20 Atemzüge
Lassen Sie das los. Lassen Sie auch das Denken und Beurteilen los. Vielleicht wollen Sie die Augen schließen. Gehen Sie Ihren Bildern nach, Tönen oder einem Bedürfnis, beispielsweise sich hinzulegen, zu singen…
Im Stehen oder Sitzen: Schaukeln Sie sich ein wenig, sanft und entspannt. Sie verlagern minimal Ihr Gewicht nach vorne in Richtung Fußballen bzw. Oberschenkel, und langsam zurück, etwa drei mal. Bewegen Sie Ihr Gewicht ganz fein, so dass Sie sich sicher fühlen. Sie können sich auch an einem Geländer oder Möbel … halten. Verlagern Sie nun Ihr Gewicht ebenso sachte nach hinten in Richtung Fersen bzw. in Richtung hinter die Sitzbeinhöcker, und zurück, so dass Sie die Fußsohlen bzw. Ihr Becken fühlen, auch die Füße, Beine und vielleicht sogar andere Körpergebiete. Verlagern Sie danach Ihr Gewicht sanft nach rechts und wiederum aufmerksam zurück, schließlich nach links und zurück.
Falls Sie es nicht bereits probiert haben: Vergleichen Sie Ihr Bewegen und Spüren auf der rechten und der linken Körperseite. Tun Sie dies mit Neugier und nicht mit Bewertungen.
Nach einer kurzen Pause machen Sie kleine Kreise mit dem Gewicht oder anders gesagt: bei der Berührung auf den Fußsohlen.
Wiederholen Sie alles besonders sanft und aufmerksam, so dass Sie nach heute oder nach etlichen Tagen, Wochen … dabei Ihre Wirbel spüren oder andere feine Gelenkbewegungen.
Wenn Sie mögen, können Sie dies als Tanzen bezeichnen und vor Freude tanzen.
Dazu empfehle ich drei Bücher:
a) Christensen, Julia F.; Chang, Dong-Seon, Tanzen ist die beste Medizin, Core Verlag 2018
b) Hüther, Gerald, Lieblosigkeit macht krank, Herder Verlag 2021
c) Dürckheim, Karlfried Graf Dürkheim, Hara. Die Erdmitte des Menschen, Barth-Verlag 1983
Kehren Sie zu einer Ruheposition zurück und zum bewussten Atem. Beobachten Sie jetzt, wie und wo im Körper Sie Atem und Bewegung wahrnehmen.
Schenken Sie sich während und nach dem Üben Stille und eine Pause, damit Ihr Nerven-, Immun- und Blutsystem den Wandel einverleiben können.
Die Übung stärkt – sofern Sie mit Geduld und regelmäßig über einen langen Zeitraum üben – Ihre Eigentätigkeit, Ihre Kompetenz im Bewegen und im Denken, Freude und Leichtigkeit für viele Aufgaben.
Dies ist auch eine friedensstiftende und heilende Übung in einer Krisenzeit und in zwischenmenschlichen Situationen.
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Falls Sie liegen, knien, in Vierfüßler-Position sind u.v.a.m., spüren Sie hier zuallererst Ihren Atem und die Flächen, auf denen das Gewicht Ihres Körpers ruht oder vielleicht ein wenig in Bewegung ist. Verlagern Sie nun bewußt Ihr Gewicht in verschiedene Richtungen, in aller Ruhe, mehrmals und mit feiner Aufmerksamkeit:
• nach vorne und ebenso langsam zurück,
• nach hinten und ebenso sachte zurück,
• nach hinten und zurück, nach links und zurück nach rechts und zurück
• und schließlich kreisend.
Möglicherweise spannen Sie sich teilweise unnötig an und können diese Spannungen sein lassen. Das Ausatmen hilft dabei.
Ab hier gelten die entsprechenden Vorschläge der Variante 1 (s.o.; ab „Vergleichen Sie Ihr Bewegen und Spüren auf der rechten und der linken Körperseite. Tun Sie dies mit… „).
ÜBUNG B
ZUR GANZHEIT DES KÖRPERS –
das Spüren der Zusammenhänge bringt Erleichterungen
ATEM: Lassen Sie den Atem geschehen, was immer Sie tun: das Geschenk des Odems
ich ermuntere Sie zum ZULASSEN DES ATMENS WÄHREND ALLER ÜBUNGEN, und spüren Sie, wo Sie atmen
KOPFbzw. HALS: GANZ LANGSAM UND WENIG nach rechts drehen, zurück drehen zur Mitte – nach links drehen und zurück drehen; nicht auf die Position kommt es an, sondern auf das Wahrnehmen der Bewegungen (von Wirbeln…)
ARME – BRUSTKORB – WIRBELSÄULE : Zum Singen von Tönen und anderen Klängen bewegen Sie einen Arm nach oben und zurück, loslassend, den anderen ebenfalls. Danach bewegen Sie die Arme in andere Richtungen, schließlich: fühlen Sie sich frei, beide Arme in alle Richtungen zu bewegen, auch sich überkreuzend, UND SPÜREN Sie: wie werden Ihre Wirbelsäule, die Rippen, die Schultern, Achseln (Lymphe !) und Ihr Atmen davon beeinflusst?
AUFRICHTUNG UND MUSKELN: Es geht um die Lebendigkeit des Hara. Körperlich gesagt: das Powerhouse, Perineum, Beckenboden, die Oberschenkelmuskeln und das gesamte Becken/die Bauchgegend können viel profitieren von einer lotrechten und doch unangestrengten Haltung. Bringen Sie im Stehen oder beim Sitzen das Becken in die Lotrechte und setzen Sie dann den Brustkorb, danach auch den Hals und den Kopf über das Becken. Lassen Sie dies wieder los, entspannen Sie sich. Spüren Sie dabei die Bewegungen und die verschiedenen die Formen Ihrer Wirbelsäule sowie den Wechsel zwischen einer vertikalen Zentralachse und einer mehr kurvigen Linie.
BECKEN: Im Sitzen heben Sie eine Seite Ihres Beckens ein klein wenig sanft weg vom Stuhl (oder vom Boden, falls Sie auf der Erde oder dem Teppich sitzen) und lassen Sie das wieder los. Sie können auch unter eine Beckenseite etwas unterlegen und dann wieder wegnehmen. Nehmen Sie die Bewegungen wahr und andere Körperempfindungen. – Pause – Nun heben Sie die andere Seite Ihres Beckens und lassen sie wieder herabsinken – beobachten sie Ihren gesamten Körper.
FÜßE: In einer bequemen Lage oder anderen Haltung zappeln Sie mit den Füßen und machen weitere sanfte, wohlige Bewegungen, auch mit den Zehen. Dann bringen Sie die Füße sachte abwechselnd in die Positionen „flex“ (gebeugt, angewinkelt) und „gestreckt“.
BEINE: In Rückenlage drehen Sie langsam und wenig Ihre Beine nach innen (rollen) = aufeinander zu und spüren Sie dabei die Füße und die Hüftgelenke (Legen sie die Hände unterhalb des Nabels und neben dem Schambein, also in die Leisten = über den Hüftgelenken)
– ein BEIN: winkeln Sie ein Bein an und, indem Sie es im Bogen über außen bewegen, stellen Sie es auf. Das Gewicht des Beines spüren Sie nun auf Ihrer Fußsohle. Vielleicht können Sie dies auch mit Ihrem anderen Bein (versuchen). Stellen Sie beide Beine auf, falls Sie das können. Nun versuchen Sie, Ihren Körper, hauptsächlich das Becken, etwas von der Unterlage wegzudrücken, also anzuheben: dies kann gut geschehen, indem Sie die Beine/Füße oder 1 Fuß hinab zur Unterlage stoßen oder schieben. Schließlich bewegen Sie Becken und Beine wieder langsam zurück. Spüren Sie sich.
Nach mehreren Tagen des Probierens und Übens vergleichen Sie: Was hat sich verändert?
Sie können diese Reihenfolge für ein paar Tage wählen. Dann können Sie die Reihenfolge umkehren. Das hat die Wirkung, dass mehr und mehr der gesamte Leib als Ganzheit gespürt wird, eben in seiner Vernetztheit. Leben spielt sich nach der Weise der Kybernetik ab. So werden auch viele Muskeln loslassen, wenn sie nicht gebraucht werden, und sie werden kräftiger für diejenigen Momente und Funktionen, wofür sie nötig sind. Dies gilt auch für den Atem, die Aktivität von Lunge, Bauch, Rippen, Nase…
Sie werden mehr und mehr fein differenzieren, wie sich die einzelnen Gelenke gegenseitig beeinflussen und helfen. (Kinästhesie)
Schließlich können Sie variieren mit verschiedenen Reihenfolgen; Ihrer Intuition und Ihrem Interesse folgen.
Ihre Eva Weißmann
Eva Weißmann ist Feldenkrais-Lehrerin, Choreographin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Während ihrer akademischen und pädagogischen Karriere hat sie sich bereits intensiv mit Bewegung befasst, seit 40 Jahren mit der Feldenkraismethode; ihre weitere Ausbildung absolvierte sie u.a. in der Tiefenpsychologie von Dr. Arnold Mindell. Sie gibt besonders gerne Feldenkrais-Einzelbehandlungen, unterrichtet aber auch Feldenkrais-Lektionen in der Gruppe, Meditation, Yoga, Tanz, Supervision und Fortbildungen. Sie hat mehrere Bücher geschrieben und Artikel, darunter „Feldenkrais für Menschen mit MS“.
Haben Sie die ersten 4 Teile der kleinen Feldenkrais-Serie von Frau Weißmann verpasst oder möchten Sie die Serie vor oder nach dem Praktizieren obiger Übungen noch einmal lesen und spüren, was sich verändern darf und kann; wie Lernen zum Sein wird… dann freuen Sie sich sicher über diese praktische Link-Sammlung:
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Hinweis: Die Feldenkrais-Methode ersetzt nicht die medizinische Versorgung und nicht eine sportliche Betätigung, welche in maßvoller Weise fast immer und fast für jeden sinnvoll ist.
Der letzte Abschnitt erklärt erstens die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge zwischen Nervensystem, Bewegungsapparat und Kinästhesie, Hormonsystem und Immunsystem. Materiell-körperlich betrachtet bauen darauf unsere Aussichten zu lernen und uns zu wandeln auf. Dies entspricht weitgehend der klassischen Medizin. Moshé Feldenkrais erforschte als Physiker die leiblich-geistige Einheit und stellte die recht schwer fassbare Bewusstheit oder „awareness“ als Essenz seines Konzeptes dar, weist uns gar auf „mindfulness“ hin. So reichte sein Denken weit über die auch heutige Hochschulmedizin hinaus. Die aktuelle Neurowissenschaft und besonders die Interpersonelle Neurobiologie (Siegel, Daniel und seine Forschungsgruppe – s. u.: Literatur ) umfassen mit ihrem Konzept auch die Interpersonalität, besonders die Kind-Eltern-Beziehungen. Sie rechnen damit, dass Bewusstsein nicht eingegrenzt werden kann auf Gehirn und Nervensystem, vielmehr ausgeweitet werden muss auf den Kosmos.
Zweitens schlage ich von da – auch über den Weg des ATEMS – einen großen Bogen zur multidimensionalen Regenbogenmedizin. Sie untersucht für Gesundheit und Krankheit nicht nur die übliche Realität, sondern auch die Ebene der Gefühle und die Ebene der sogenannten „etherischen“ Felder der Ewigkeit, der „etherischen Wellen im unsichtbaren Raum“. Darin eingebettet können wir an unserer Praxis für Gesundung üben, der „Kraft der Stille“ (Mindell, Dr. Arnold, The Quantum Mind and Healing. Hampton Roads 2004).
Drittens gebe ich Beispiele, wie man auf der Basis neuer Paradigmen eine sehr umfassende Sicht des möglichen Lernens erkennt und dass ungewohnte Formen von Heilung und Dasein auch heute noch und wieder existieren. Diese Perspektiven sind:
die Quantenphysik,
Körper-Träume,
Glauben und Religionen, auch solche früher und nicht-westlicher Kulturen.
Das Atmen als DAS Überspannende zwischen der Schöpfung und ihren Lebewesen setze ich an verschiedenen Stellen, oft auch mit der Bewegung verbunden, immer wieder ins Zentrum unserer gewohnten und der neuen Sicht von Lebendigkeit und Gesundheit. Der Atem wird in vielen Kulturen mit Lebenskraft gleichgesetzt, etwa als „Prana“, „Chi“. Auch im Blut erkenne ich einen hochwertigen Strom der Energie und Versorgung für alles Leben. Und wie für uns so ist für das Lebewesen Erde der nährende und reinigende Wasserkreislauf existenznotwendig.
Zusammenhänge erkennen
Wenn ich das Blut des Menschen ins Zentrum male (s. Schaubild „NERVENSYSTEM – BLUT – ATEM – IMMUNLAGE – HEILKRAFT“) und darum herum die Aufgaben, die Grundlagen und die Verbindungen zu den beteiligten Zellen und Geweben anordne, zeigt das drastisch, wie unbewältigte Belastungen, Verletzungen und das Mithalten in unserer Vollgas-Gesellschaft krank machen.
Deutlich dient das Lernen der Befreiung von diesem krankmachenden Stress der Gesundung von uns allen. Ein solches neuartiges Lernen und Umlernen ist nicht leicht, aber es gibt eine ganze Reihe von Ideen: Meditation, Übungen der Achtsamkeit, Feldenkrais, Tanzen, Entspannungsmethoden, Atemschulung, Wandern, liebevolle menschliche Kommunikation – ohne großen Wandel wird es nicht gehen. Hier spielen das Erlernen, selbst tätig zu werden, Verantwortung für Gesundheit und Leben zu übernehmen und die Eigenaktivität, diszipliniert praktisch zu üben, eine große Rolle. Deswegen integriere ich in meine kinästhetische Arbeit Lernaufgaben und Übungen für den Alltag von Schülern und Patientinnen und sogar von Tanzperformern und Zuschauerinnen. (s. www.wearewe.de/conflictuus.perfor(u)mtanz).
Bewegung bringt die Flüssigkeiten im Körper ins Fließen. Wenn wir uns bewegen, arbeiten die Muskeln, das Blut fließt besser, ebenso die Lymphe, die Abfallstoffe zum Blut leitet; es bildet sich Gelenkflüssigkeit. Dies sind mehrere Flüssigkeitsströme in unserem Körper. Sie müssen Wasser aufnehmen, das Blut auch Sauerstoff und Nährstoffe. Und sie alle müssen wieder gereinigt werden, das Blut braucht die gründliche regelmäßige Blutmauserung dreimal jährlich, es versorgt jede Zelle. Auf dieser Basis bauen sich unsere Zellen um und neu auf, Tumorzellen und sämtliche Fremdzellen, Entzündungszellen, Antigen-Antikörper-Syndrome müssen aus dem Körper geschafft werden. Die sanft disziplinierte Einstellung zur Übung im ruhigen Atmen und Bewegen ist notwendig. Eine dauernde Überlastung aus unserem „Stress-leben“ bedeutet die ständige Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin, überhaupt von Stresshormonen, die nicht mehr entsorgt werden können. Das führt dazu, dass durch solche Reize, Informationen, Schocks und Schübe nervlicher Erregungen im Zusammenwirken der Kaskade „ Sympathisches Nervensystem – Hypothalamus – Hypophyse – Nebennieren“ das Blut überläuft von Gift (s. Schaubild). Die Folgen sind eine Bedrohung für potentiell alle Organe, Systeme, Gewebe und Zellen, wiederum auch rückwirkend auf die Nervenzellen und ihre Leitungen, die Axone, die ja besonders gefährdet sind bei Multiple Sklerose. Interessant ist jedoch, dass auch viele alternden Menschen Schädigungen der Axone aufweisen, ohne krank zu werden!
Die Hypothalamus-Hypophyse-Verbindung gilt bei etlichen Forschern als Zentrum der Steuerung für den gesamten Organismus (Trampler, Kurt, Zielgerichtete Heilkraft. Origo-Verlag, Zürich 1967). Aus der Sicht des Yoga entspricht dieses Gebiet dem 6. Chakra, das uns hilft, sich dem eigenen Innenleben zuzuwenden (Grill, Heinz, Der freie Atem und der Lichtseelenprozess. Heinrich Schwab Verlag, Argenbühl 2017). Diese Zusammenhänge weisen auf Moshé Feldenkrais’ Anliegen hin, einen Weg zu menschengemäßer Bewusstheit und praktischer Umsetzung unseres Potentials zu weisen.
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Wir sorgen für uns. Statt Opfer dieses Stresses zu bleiben und des Festhängens in der Entfremdung, können wir unser Leben lenken, eben aus unserem eigenen Antrieb heraus, in Entsprechung zur Funktion des 6. Lotuszentrums. Mit dieser Frage tangiert man die Interaktion zwischen Geist und Gehirn, zwischen der höheren Welt und der Materie. Sich spüren, inne halten, sich selbst beobachten, das Innenleben mit sinnvollen Inhalten nähren und pflegen, über den Sinn unseres Daseins nachzudenken, auch über den Tod, letztlich eine ehrfürchtige Haltung gegenüber dem Leben aller – wir brauchen Geduld, Zeit, Selbstmitleid, Liebe und Selbstliebe.
Im Atmen haben wir einerseits selbst die Möglichkeit, unsere seelische Verfassung und die Denkkapazität zu beeinflussen und zu Ruhe und Kraft zu gelangen. Im Atem erleben wir auch, dass das Leben uns atmet und wir dies zulassen können. Wir können den Atem geschehen lassen, er fließt auch ohne unsere Bemühung. Das Leben gibt uns dieses Geschenk, erlaubt uns, dem Tao oder Gottes Willen zu folgen. Wir können uns passiv und aktiv zum Atem verhalten, also den Atem auch gestalten, nach Möglichkeit trotz aller Bemühung in Ehrfurcht. Der gesunde Atem gibt dem Leib Schutz, wozu alle Organe gehören, jedes mit seinem Rhythmus, mit dem Bedarf an Bewegtwerden, Massage, Berührung, an Energie und Pausen.
Das Ausscheiden der Gifte, wie die abgewehrten Entzündungszellen, Medikamente, Chemie aus den Nahrungsmitteln, der Luft und des Wassers geschieht neben dem Atmen über die Haut, den Schweiß, aus den Därmen, aus der Blase. Ich meine, wir unterstützen dies auch in unseren künstlerischen Tätigkeiten und in spirituell nährendem Verhalten. Bei dieser Reinigung spielt der funktionelle Atem Tag für Tag, Sekunde für Sekunde die größte Rolle. Der berühmte lange Atem bewährt sich vor allem im Ausatmen, das die Lunge relativ weitgehend leert von alten Gasresten. Das Einatmen wird durch Nachgeben und Weiten des Brustkorbs, durch Loslassen des Bauch- und Beckenraumes, durch ein kräftiges Zwerchfell gefördert. Dabei sollten die Schulter-, Hals- und andere Hilfsmuskeln nur in Sonderfällen benutzt werden. Wichtig ist die stetig angepasste gesunde Mischung aus den drei Gasen Sauerstoff, Stickstoff und Kohlendioxid.
Dafür kann die Feldenkrais-Methode eine wunderbare Lernhilfe sein, denn über das Spüren und ein nachhaltiges maßvolles Bewegen werden die heilsamen Atemfunktionen am besten zugelassen, gestärkt und in den Alltag eingefügt. Das Herz, der Blutkreislauf und das Gehirn profitieren hiervon, wobei letzteres besonders viel Sauerstoff benötigt. Diese Funktionen brauchen wir den gesamten Tag lang und jeden Tag, nicht nur einmal in der Woche während einer Stunde Joggen oder Physiotherapie.
Aktive Feldenkrais-Lektionen in der Gruppe und die Funktionale Integration der Einzelbehandlung verbessern den Atem zusammen mit der Bewegungskompetenz. Moshé Feldenkrais sagt in einem Interview: „… Ich wende mich dem betroffenen Bereich oder Gelenk des Körpers niemals direkt zu, bevor ich nicht eine Verbesserung in der Atmung und in der Beziehung zwischen Kopf und Nacken bewirkt habe …“ ( Feldenkrais, Moshé, Verkörperte Weisheit. Verlag Hans Huber, CH Bern 2013, S. 63)
Methodenerweiterung
Man kann die wichtige naturwissenschaftliche Hochschulmedizin erweitern durch verschiedene naturheilkundliche Methoden, durch Eigenarbeit und die Praxis einer gesunden Lebensweise. Eine harmonisch-dynamische Mischung der drei Gase im Atmen trägt ferner zu der großen Leistung des Abbaus und neuen Aufbaus der individuellen Eiweißformen bei. Und dieser Vorgang wiederum steht in Verbindung mit Kräften des Geistes und des Willens. (Grill, Heinz, Der freie Atem und der Lichtseelenprozess. Heinrich Schwab Verlag, Argenbühl 2017, s. S. 30 ff.).
Im Blut brauchen wir einerseits einen gewissen Anteil an Blutzucker für unsere Energie, andrerseits darf es nicht zu Blutzuckerspitzen kommen, deren Konsequenzen Gärung ist und Gefahr für den Organismus bedeutet, z. B. krebserzeugend ist ( Dr. med Klaus Mohr. Bircher-Benner-Verlag, Friedrichsdorf, T. 1996 S. 88 ff.).
Das Immunsystem erhält viel Unterstützung durch den Atem und ist stark beeinflusst durch die Stoffe im Blut. Damit sind die Zusammenhänge gegeben zwischen den Organen der Immunität, also Leber, Darm, Milz, Thymus, Drüsen wie etwa die Mandeln, Appendix, Lymphe, Blut und Haut und natürlich auch Organen wie Herz, Lunge usw.
Im Knochenmark werden Lymphozyten gebildet, die im Blut ebenso wie die weißen Blutkörperchen Krankheitserreger abwehren. All diese Verbindungen zwischen den Flüssigkeitsströmen von Blut, Lymphe und Liquor des Craniosacralsystems, vom Atem und von immaterieller Energie sowie der Netzwerke von Nerven, Faszien und Ausschüttungen der chemischen Botenstoffe, Hormone, Neurotransmitter, und der Chemie in Gehirn und Drüsen machen es einleuchtend, welche unfassbare Zusammenarbeit hier am Werke ist. Und so sind der Atem und das Blut eine Basis unserer physiologischen Gesundheit und unseres Lebens. Eine Sepsis (Blutvergiftung) ist lebensbedrohlich. Von der geistigen Seite betrachtet sind tiefer Atem, Ruhe, Stille, „einfaches“ Da-Sein die Brücke zu Wahrnehmung, Selbstentwicklung, Bewusstheit und Glück.
Mit der Chemie, die im Übergang vom Hypothalamus zur Hypophyse produziert wird, haben wir eine weitere Brücke, nämlich zu unserer Haltung als Mensch im Kosmos, zu unseren Überzeugungen und dem Glauben. Damit komme ich zu Beispielen, wie Menschen in allen Zeiten für sich selbst und für andere Menschen Wandlungen und Heilungen erwirkten und in naturnahen Kulturen bzw. Kontexten auch heute noch bewirken:
α) Trampler: Kurt Trampler erforschte und praktizierte als Arzt Heilungen durch seine „zielgerichtete“ Arbeit. Er fragte, was Leben ist, und erkannte ein höheres Ordnungsprinzip. Der heilende Wirkfaktor liege nicht in den Fähigkeiten eines Menschen, sondern „alles Lebendige ist Teil eines höheren Ordnungsgefüges“. Er wies darauf hin, dass „bedeutende naturwissenschaftliche Forscher den Mut hatten, die Sackgasse des Materialismus zu verlassen“, und zitiert die letzten Worte einer Rede von Max Planck: „Das Erforschliche zu erforschen und das Unerforschliche ruhig zu verehren.“
Den unbekannten geistigen Wirkfaktor nannte der Biologe und Philosoph H. Driesch in Anlehnung an eine aristotelische Bezeichnung „Entelechie“. Weizsäcker übersetzte dieses gestaltende Prinzip des Lebendigen mit „Zielinnewohnen“. Trampler hat für seine Heilungen Mitempfinden eingesetzt und auch über große Entfernungen geheilt. (Trampler, Kurt, Zielgerichtete Heilkraft, Origo-Verlag, Zürich 1967) Es helfe seinen Patientinnen, ihre Willenskraft dem göttlichen Gesetz zu unterstellen, sich-eins-Fühlen mit dem Ganzen. „Könnte … nicht für viele ein Weg zur re-ligio sein?“ schreibt er am Ende seines Buches.
β) Jesus Christus beschrieb den Vorgang des Lebendigen mit den Worten : „Es ist der Geist, der Leben wirkt.“ Dies wird auch von Trampler zitiert.
γ) In einem Bericht von „Geographic International“ (Vance, Eric, Die Macht der Gedanken, National Geographic Dezember 2016) wird das Konzept des Glaubens in zwei sehr unterschiedlichen Kontexten erklärt: aus unserem konventionellen Konzept der westlichen Medizin und aus dem der geistigen und „himmlischen“ Kräfte sowie der Rolle der Erde. Ein Beispiel für letzteres ist die Zeremonie des Woodoo. Mircea Eliade beschreibt zahlreiches Wirken des Shamanentums. Das Beispiel aus unserem Kulturkreis sind die sorgfältigst aufwendig durchgeführten Operationen. Sie werden in dem Bericht von Vance als eine Art Inszenierung und, was das Beeindruckende und die Heilungstendenz dabei betrifft, ähnlich einem Schauspiel des Woodoo-Kultes beschrieben. Auch bei den Vorbereitungen des Doktors im weißen Kittel entstehe eine Umgebung, die den Patienten hilft, stabil an ihre Gesundung zu glauben. Und es wirkt. Ich selbst weiß durch PflegerInnen, wie Operationen, Eingriffe und Medikamente Vertrauen und Glauben bewirken und wie verheerend sie bei Skepsis und Hoffnungslosigkeit sein können.
δ) Clemens Kuby war durch einen Unfall querschnittsgelähmt, die Ärzte prophezeiten ihm, dass er sein Leben im Rollstuhl verbringen werde. In einem Vortrag in der Freiburger Universität in den 90erJahren erzählte er seine eindrucksvolle Geschichte, wie intensiv er sich gegen diese Perspektive wendete, seine Vergangenheit auf Disharmonisches durchkämmte, seine Visionen einer Wandlung und neuen Lebensgestaltung in die Tat umsetzte. Seine ungelösten Probleme löste er, für tiefere Formen des Glücks öffnete er sich und entwickelte einen stabilen Glauben an die Heilnatur und an Gott. Seinen langen Krankenhausaufenthalt nutzte er als „Dauermeditation“. Hinsichtlich des materiell-körperlichen Bereichs plädierte er für Bewegung, gesunde Atmung und heilsame Lebensmittel; darunter empfahl er enthusiastisch, genug Chlorophyll, also grüne Salat- und Gemüseblätter zu sich zu nehmen, da dies der Chemie unseres Blutes sehr ähnlich ist.
ε) Ein mir bekannter Bewegungslehrer erzählte von seinem Yogalehrer, der sich von MS mit sehr viel Disziplin und Einsatz befreite, konkret aus dem Rollstuhl herausarbeitete und nun Yoga für Menschen mit MS lehrt.
Eine Freundin teilte mir Ähnliches von einem Bekannten mit, und auch ich kenne Menschen, die sich selbst geholfen haben.
Schließlich: Ich habe mir selbst in meinem Leben fünfmal mit Geduld und Eigenarbeit und, so glaube ich, einem feinen Spüren geholfen, gesund zu werden und zu bleiben ohne die empfohlenen operativen Eingriffe oder andere Rezepte der Schulmedizin. Dabei arbeitete ich meist mit der Feldenkrais-Methode, mit natürlichen Heilmitteln und der Symptomarbeit von Mindell. Auch die meditative und die künstlerische Aktivität strahlen auf das Gemüt und das Innenleben Heilendes aus, helfen oft, gelassener und zuversichtlicher in die Zukunft blicken. Liebe schenken scheint heilend zu sein.
ω) Ω Das Omega, der Berg, das Umfassende der Lernwege, der Wandlung, Ganzwerdung und Heilung, darin sowohl die materiell-kausale Medizin als auch die Natur- und Seelenwege, ist die schon oben genannte „Regenbogenmedizin“ von Dr. Arnold Mindell, ein multidimensionaler Zugang. In seinem Überbau aller Möglichkeiten hebt sich besonders seine Arbeit an Symptomen, letalen Krankheiten, seine Arbeit mit Sterbenden und die mit menschlichen Konflikten heraus. Er erklärt, dass aus den unbeabsichtigten und eben störenden Signalen, darin besonders wirkungsvoll aus Körpersymptomen und Beziehungsproblemen, Hinweise zur individuellen Lebenskreation und zum wahren Selbst ergeben. Seine Methoden und Meta-Skills sind vielfältig und geschehen in enger kreativer Koaktivität mit seinen Klienten. Dafür werden feine und gründliche Wahrnehmung in allen Ausdruckskanälen gebraucht, dem Spüren, dem Hören, dem Sehen, in sämtlichem Körperausdruck, auch in spiritueller Intuition. Die Zugänge werden dann vielfältig gewählt: schulmedizinisch, beratend, bewegungsorientiert, tiefenpsychologisch, geistig u. v. m. Die Signale der Krankheiten und Beschwerden oder auch kleine Hinweise werden künstlerisch, d. h. mit viel Phantasie amplifiziert, ihre Kraft, Richtung und Essenz wird in Bildern ausgedrückt, in Klängen, mit dem Körper, mit Gesten, in Bewegung, Geschichten, als Erinnerung oder als religiöse Vision. Aus dieser Ent-Faltung erhält der Patient und ebenfalls jede Übende Botschaften zur Reifung. Die mutige Überschreitung unserer Grenzen im Sinne der Befreiung aus veralteten Auffassungen und eines neuen aktiven Handelns und Seins heben uns heraus aus unserer engen Identität. Sie öffnen das Tor zu zukünftigen Fähigkeiten und im Leben zu Sinn und Freude. Hier haben wir die Parallele zu dem, was uns Moshé Feldenkrais aus tiefstem Herzen anbieten und wozu er auffordern wollte:
das Potential entfalten, festgefahrene Gewohnheiten und Haltungen loslassen: eine Verwandlung zu mehr Ganzheit.
Wenn man mich nun fragt, was ich einer Schülerin der Feldenkrais-Methode empfehle oder was ich einem Patienten „rezeptiere“, so sind es die eigene Initiative, das aktive Bewegen UND Spüren, die Disziplin an jedem Tag, die wahrhaftige Lebendigkeit. Nur aus der eigenen Einstellung des Klienten heraus folgen Wirkungen oder auch nicht. Die ersten kleinen Erfolge machen uns zufriedener, hoffnungsfroh und weiterhin eigentätig. Und die Bewegung selbst schenkt Freude und Ruhe.
Dies ist der Glaube an die in uns wohnende Heilkraft des Kosmos. Es geht es nicht um Überanstrengung oder Zwang, sondern um eine meditative liebevolle Praxis des Menschen auf unserem Planeten. Das Lernen wird zum Sein, zum Selbst-Sein. Jede Minute ist Lebendigkeit. Nicht umsonst sah Albert Schweizer den höchsten Wert und Rang der Ethik in der Würde des Lebens.
Ihre Eva Weißmann
Im letzten Teil der kleinen Feldenkrais-Serie von Frau Weißmann wird sie Ihnen praktische Feldenkrais-Übungen für von MS Betroffene und jedermann/jederfrau vorstellen, die Sie unabhängig vom Schweregrad einer Multiplen Sklerose selbst durchführen können. Vielleicht möchten Sie die Serie danach noch einmal lesen und spüren, was sich verändern darf und kann; wie Lernen zum Sein wird…
Seien Sie in diesem Sinne neugierig auf die nächste Feldenkrais-Folge hier in diesem Kanal!
Eva Weißmann ist Feldenkrais-Lehrerin, Choreographin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Während ihrer akademischen und pädagogischen Karriere hat sie sich bereits intensiv mit Bewegung befasst, seit 40 Jahren mit der Feldenkraismethode; ihre weitere Ausbildung absolvierte sie u.a. in der Tiefenpsychologie von Dr. Arnold Mindell. Sie gibt besonders gerne Feldenkrais-Einzelbehandlungen, unterrichtet aber auch Feldenkrais-Lektionen in der Gruppe, Meditation, Yoga, Tanz, Supervision und Fortbildungen. Sie hat mehrere Bücher geschrieben und Artikel, darunter „Feldenkrais für Menschen mit MS“.
Vance, Eric, Die Macht der Gedanken. National Geographic Dezember 2016
Weißmann, Eva, TanzTheaterTherapie. Ernst Reinhardt Verlag, München 1999
Weißmann, Eva, Lernen im Gleichgewicht. Brandes & Apsel, Frankfurt 2016
Zu Forschungsstudien und wissenschaftlichen Belegen:
Bost, H., Burges, S., Russell, R., Rüttinger, H. & Schläfke, U., Feldstudie zur Wirksamkeit der Feldenkrais-Methode bei MS-Betroffenen. Hrsg. von der Deutschen Multiple-Sklerose-Gesellschaft, Landesverband Saar e. V., Saarbrücken: Reha-GmbH
Klinkenberg, Norbert, Feldenkrais-Pädagogik und Körperverhaltenstherapie. pfeiffer bei Klett-Cotta, Stuttgart 2000, Ss. 199 f. und die Kapitel 2 und 6
Rywerant, Yochanan, Schädigungen des ZNS, Abschnitt 58 Ss. 94ff. in: Rywerant, Y., Grundlagen der beruflichen Feldenkrais Arbeit. Verlag von Loeper, Karlsruhe 2004
Shelhav-Silberbusch, Chava. Bewegung und Lernen. verlag modernes lernen, Dortmund 1999
Wittels, M., Die Feldenkrais-Methode in der Schmerztherapie, in: Bernatzky, Günther u. a.. Nichtmedikamentöse Schmerztherapie. Komplementäre Methoden in der Praxis. Springer-Verlag, Wien 2007
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Die meisten kennen Kurkuma (Gelbwurz) allenfalls als das Hauptgewürz in Curry. Die Wurzel hat – auch als gemahlenes Gewürz – einen leicht bitteren Geschmack und wird auch verwendet, um Curry, Senf, Butter, Käse oder anderen Lebensmitteln eine schöne gelbe Farbe zu geben.
Aber die Wurzel von Kurkuma (Curcuma longa) kann noch viel mehr. Schon lange schätzt man sie im asiatischen Raum wegen ihrer vielen gesundheitlichen Vorteile.
Die Kurkumawurzel hat eine komplexe Zusammensetzung
235 Einzelbestandteile sind bisher identifiziert, wovon die meisten natürliche Phenole und Terpene sind, die jeweils ihren eigenen therapeutischen Wirkungskreis besitzen. Bisher medizinisch am wichtigsten scheinen dabei unter den Phenolen die Curcuminoidverbindungen des wasserunlöslichen Extrakts aus Kurkuma zu sein, denn sie enthalten neben so schwer zu merkenden Namen wie Demethoxycurcumin (DMC), Bisdemethoxycurcumin (BMC) und Tetrahydrocurcumin auch das wichtige Curcumin, welches etwa 3–5% der gesamten Inhaltsstoffe der Wurzel ausmacht.
Curcumin spielt eine wichtige Rolle bei verschiedenen pharmakologischen Aktivitäten
So kann Curcumin bei der Behandlung von MS wirksam sein*, insbesondere bei den entzündungshemmenden Eigenschaften durch Hemmung der Freisetzung von proinflammatorischen (= entzündungsfördernden) Zytokinen wie IL-17.
In der ersten Entzündungsphase sind T-Zellen ein entscheidender Faktor für die MS-Progression, zusammen mit IL-17 und IL-22 tragen sie zur Entwicklung eines Bruchs in der Blut-Hirn-Schranke bei. Als Folge des Eintritts von T-Zellen in das ZNS beginnt die Entzündungskaskade und mehrere pathophysiologische Merkmale der MS führen vor allem zu Demyelinisierung und axonalen Schäden.
Curcumin hat eine hemmende Wirkung auf die Ausbreitung von CD4+T-Zellen durch verringernde Abgabe von entzündungsfördernden Zytokinen (wie IL-6, IL-1β, IL-17, Interferon (IFN)-γ, TNF-α, IL-12 und IL-23).
Die Wirksamkeit des Curcumins wissenschaftlich zu untermauern war sehr schwierig, da es sowohl instabil ist, als auch keine hohe Bioverfügbarkeit für den menschlichen Organismus hat. Es hat eine schlechte Wasserlöslichkeit, eine schlechte Absorption durch die Darmschleimhaut und eine geringe Stabilität im Blut. Aufgrund seines schnellen Leberstoffwechsels sind 60-70 % einer oralen Dosis schnell „beseitigt“.
Lösungen für dieses Problem
Daher ist es schwierig, Curcumin für wirksame medizinische Therapeutika zu nutzen. Da Studien aber deutlich zeigen, dass Curcumin eine hohe antientzündliche und antioxidative Wirkung hat, haben Wissenschaftler über neuartige Wirkstoffverabreichungssysteme wie Nanoverkapselung und Liposomen nachgedacht, um dem Nachteil der Instabilität für die Medikamentenherstellung und -verabreichung auszugleichen. Andere Forscher haben herausgefunden, wie man durch Kombination mit anderen Wirkstoffen die Bioverfügbarkeit von Curcumin erhöhen kann und so seine Wirksamkeit verbessert.
Geschickt kombinieren
So hat die Kombination von Nanoverkapselung von Curcumin unter Zugabe von Piperin (in Pfeffer), Quercetin (z.B. in Zwiebeln vorhanden) und Silibinin (aus der Mariendistel) einen verzögerten Leberstoffwechsel und verbesserte Absorption gezeigt. Besonders Piperin als Hemmer der Leber- und Darmverstoffwechslung und als Absorptionsverstärker führt zu einer höheren Konzentration von Curcumin im Blutserum.**
Übrigens: das seit 3000 Jahren bekannte Curry nutzt als Mischung aus Kurkuma und verschiedenen Pfeffersorten genau diese verstärkenden Eigenschaften aus.
Also darauf achten, dass therapeutisch hochdosiertes Curcuminextrakt (reines Pulver reicht nicht aus) mindestens mit einem Absorptionsverstärker kombiniert ist (meist ist es Piperin) und alles am besten in Nanopartikeln „verpackt“ ist. So kann man die Wirksamkeit von Curcumin gegen Entzündungskrankheiten wie MS voll ausnutzen und gegebenenfalls die Progression der Multiplen Sklerose verlangsamen (bei Mäusen schon wissenschaftlich erwiesen – siehe auch unter *) – zumindest wenn keine Kontraindikationen bestehen (siehe ***).
Fazit
Die Autoren eines jüngst veröffentlichten Reviews zu Curcumin folgern: „Die Forschungen der vergangenen Jahre haben eine Reihe von Schlüsseleigenschaften des Curcumin definiert, insbesondere seine entzündungshemmende Wirkung, niedrige Kosten, Sicherheit und breite Verfügbarkeit. Daher kann diesen Pflanzenwirkstoff als geeigneter Kandidat für die Behandlung von MS angesehen werden.“
Dass Sie auch mit der Hilfe von Curcumin das Entzündungsgeschehen bei MS reduzieren können wünscht Ihnen
Ihr Team von Life-SMS
Quelle: Ghanaatian, N., Lashgari, N.-A. A., Abdolghaffari, A. H. H., Rajaee, S. M., Panahi, Y., Barreto, G. E., Butler, A. E., Sahebkar, A., Dec. 2018. Curcumin as a therapeutic candidate for multiple sclerosis: Molecular mechanisms and targets. Journal of cellular physiology.
• Curcumin reduziert die Sekretion von MMP-9, ein Faktor, der die Wirksamkeit der BHS-Permeabilität erhöhen kann und so die Ausprägung von MS verbessert (Seyedzadeh et al., 2014).
• Die Verhinderung der Bildung reaktiver Sauerstoffspezies und der Phosphorylierung der Myosin-Lichtkette ist eine weitere Rolle von Curcumin bei der Verhinderung von BHS-Störungen (K. Kimura, Teranishi, Fukuda, Kawamoto, & Nishida, 2008).
• Axon-Degeneration, das endgültige zerstörerische Stadium in der Pathogenese der MS, kann durch den Effekt von Curcumin auf die Reduzierung der Freisetzung von Stickoxid (NO) über den JNK-Phosphorylierungsweg kontrolliert werden (Tegenge et al., 2014).
• Natarajan und Bright fanden 2002 in Mausstudien heraus, dass Curcumin-behandelte Mäuse eine geringere Ausbreitung neuronaler ag-spezifischer Th1-Zellen und eine Reduktion der IFN-γ-Produktion zeigten.
• Einige Studien (Darvesh et al., 2012; Tang & Taghibiglou, 2017; Tizabi, Hurley, Qualls, & Akinfiresoye, 2014) weisen auf das positive Potenzial von Curcumin hin bei der Behandlung mehrerer neurologischer Erkrankungen, einschließlich Demenz, Alzheimer, Parkinson und MS.
** (Kakarala et al., 2010; Martins, Leyhausen, Volk, & Geurtsen, 2015; Rinwa, Kumar, & Garg, 2013; Shoba et al., 1998).
*** Kontraindikationen: Gallenblasen-Probleme: Kurkuma kann Gallenblase-Probleme verschlimmern > nicht verwenden – oder nur in Absprache mit dem behandelnden Arzt – bei Gallensteinen oder Gallengangsobstruktion. Blutungsprobleme: Kurkuma könnte die Blutgerinnung verlangsamen. Dies könnte das Risiko von Blutergüssen und Blutungen bei Menschen mit Blutgerinnungsstörungen erhöhen. Diabetes: Curcumin könnte bei Diabetikern den Blutzuckerspiegel senken. Eisenmangel: Die Einnahme von hohen Kurkumadosen könnte die Aufnahme von Eisen verhindern > ggf. entsprechend gegensteuern. Blutgerinnung: Es kann zusätzliche Blutungen während und nach Operationen verursachen > die Curcumin-Substitution mindestens 2 Wochen vor einer geplanten schweren Operation unterbrechen. Hormonähnlich: Curcumin könnte wie das Hormon Östrogen wirken. Allerdings zeigen einige Untersuchungen, dass Kurkuma die Wirkung von Östrogen in einigen hormonsensitiven Krebszellen reduziert.
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