Letzte Folge des Gastartikels von Eva Weißmann
In ihrer letzten Folge beschreibt die sehr erfahrene Feldenkrais-Lehrerin und Praktikerin Eva Weißmann (s.u.) praktische Feldenkrais-Übungen für von MS Betroffene und alle anderen Interessierten, die Sie (unabhängig vom Schweregrad z.B. einer Multiplen Sklerose) selbst durchführen können.
Hinweis:
Die Feldenkrais-Methode ersetzt nicht die medizinische Versorgung und nicht eine sportliche Betätigung, welche in maßvoller Weise immer und für jeden sinnvoll ist.
ÜBUNGEN für
„NERVENSYSTEM – BLUT – ATEM – IMMUNLAGE – HEILKRAFT“
für jeden Tag und überall
glücklich und gesund
ÜBUNG A
Von den Füßen bis zum Atem
Sei es, dass Sie liegen, sitzen, gehen oder in welcher Position auch immer Sie sich befinden:
Schenken Sie sich einige Minuten, um inne zu halten, sich zu spüren und auch Ihren seelischen Zustand und das Arbeiten des Gehirns wahrzunehmen.
Spüren Sie sich weiterhin, auch wenn und während Sie Ihre Position verändern.
Von hier ab beschreibe ich die Übung Variante 1, nämlich stehend oder sitzend, mit Anpassungen.
Weiter unten finden Sie die Variante 2, die für verschiedene Positionen gilt und Arten zu liegen, am Boden zu sitzen, mit Rollator, im Rollstuhl usw.

Übung Variante 1
Im Stehen bietet sich eine Schrittstellung an, im Sitzen das Gewicht auf der Stuhlkante, im Liegen viele Veränderungen.
Wenn Sie stehen:
Auf welchen Bereichen Ihrer Fußsohlen geben Sie Gewicht zur Erde hinab oder fühlen Berührung zum Boden, auf den Fersen, Zehen, Ballen? Dies zu beobachten, ist mit Stock, Rollator, Rollstuhl und auch in vielerlei Positionen möglich
–> s. Variante 2 unten.
Stellen Sie sich vor, Sie atmen in Ihre Fußsohlen hinein und atmen dort auch aus, also zwischen Boden und Fußgewölbe, in ruhiger Verfassung, etwa 20 Atemzüge
Lassen Sie das los. Lassen Sie auch das Denken und Beurteilen los. Vielleicht wollen Sie die Augen schließen. Gehen Sie Ihren Bildern nach, Tönen oder einem Bedürfnis, beispielsweise sich hinzulegen, zu singen…
Im Stehen oder Sitzen:
Schaukeln Sie sich ein wenig, sanft und entspannt. Sie verlagern minimal Ihr Gewicht nach vorne in Richtung Fußballen bzw. Oberschenkel, und langsam zurück, etwa drei mal. Bewegen Sie Ihr Gewicht ganz fein, so dass Sie sich sicher fühlen. Sie können sich auch an einem Geländer oder Möbel … halten.
Verlagern Sie nun Ihr Gewicht ebenso sachte nach hinten in Richtung Fersen bzw. in Richtung hinter die Sitzbeinhöcker, und zurück, so dass Sie die Fußsohlen bzw. Ihr Becken fühlen, auch die Füße, Beine und vielleicht sogar andere Körpergebiete. Verlagern Sie danach Ihr Gewicht sanft nach rechts und wiederum aufmerksam zurück, schließlich nach links und zurück.
Falls Sie es nicht bereits probiert haben: Vergleichen Sie Ihr Bewegen und Spüren auf der rechten und der linken Körperseite. Tun Sie dies mit Neugier und nicht mit Bewertungen.
Nach einer kurzen Pause machen Sie kleine Kreise mit dem Gewicht oder anders gesagt: bei der Berührung auf den Fußsohlen.
Wiederholen Sie alles besonders sanft und aufmerksam, so dass Sie nach heute oder nach etlichen Tagen, Wochen … dabei Ihre Wirbel spüren oder andere feine Gelenkbewegungen.
Wenn Sie mögen, können Sie dies als Tanzen bezeichnen und vor Freude tanzen.
Dazu empfehle ich drei Bücher:
a) Christensen, Julia F.; Chang, Dong-Seon, Tanzen ist die beste Medizin, Core Verlag 2018
b) Hüther, Gerald, Lieblosigkeit macht krank, Herder Verlag 2021
c) Dürckheim, Karlfried Graf Dürkheim, Hara. Die Erdmitte des Menschen, Barth-Verlag 1983
Kehren Sie zu einer Ruheposition zurück und zum bewussten Atem. Beobachten Sie jetzt, wie und wo im Körper Sie Atem und Bewegung wahrnehmen.
Schenken Sie sich während und nach dem Üben Stille und eine Pause, damit Ihr Nerven-, Immun- und Blutsystem den Wandel einverleiben können.
Die Übung stärkt – sofern Sie mit Geduld und regelmäßig über einen langen Zeitraum üben – Ihre Eigentätigkeit, Ihre Kompetenz im Bewegen und im Denken, Freude und Leichtigkeit für viele Aufgaben.
Dies ist auch eine friedensstiftende und heilende Übung in einer Krisenzeit und in zwischenmenschlichen Situationen.
Bevor Sie weiterlesen, vergessen Sie bitte nicht, das Projekt Life-SMS lebt ausschließlich von Spenden!
Sie können den gesamten Text der 5 Feldenkrais-Folgen von Eva Weißmann bei uns auch als PDF-Datei herunterladen. Auch das ist prinzipiell kostenlos, aber wir freuen uns über Ihre freiwillige Spende – nach dem „Pay as you like Prinzip“. Das heißt: Einfach vor dem Download Ihren gewünschten Spendenbetrag über betterplace (Button „Jetzt spenden“) mit der gewünschten Zahlungsart spenden.
Danach können Sie für Schritt 2, dem eigentlichen Textdownload, auf den grünen Button unten klicken.
Wir empfehlen einen Betrag von 5 bis 10 € pro Download.
Egal ob und wie viel Sie spenden, die Veröffentlichung steht Ihnen unabhängig davon zur Verfügung. Ihre Spende hilft, derartige Ausarbeitungen auch in Zukunft kostenlos anbieten zu können.
Übung Variante 2
Falls Sie liegen, knien, in Vierfüßler-Position sind u.v.a.m., spüren Sie hier zuallererst Ihren Atem und die Flächen, auf denen das Gewicht Ihres Körpers ruht oder vielleicht ein wenig in Bewegung ist. Verlagern Sie nun bewußt Ihr Gewicht in verschiedene Richtungen, in aller Ruhe, mehrmals und mit feiner Aufmerksamkeit:
• nach vorne und ebenso langsam zurück,
• nach hinten und ebenso sachte zurück,
• nach hinten und zurück, nach links und zurück nach rechts und zurück
• und schließlich kreisend.
Möglicherweise spannen Sie sich teilweise unnötig an und können diese Spannungen sein lassen. Das Ausatmen hilft dabei.
Ab hier gelten die entsprechenden Vorschläge der Variante 1
(s.o.; ab „Vergleichen Sie Ihr Bewegen und Spüren auf der rechten und der linken Körperseite. Tun Sie dies mit… „).
ÜBUNG B
ZUR GANZHEIT DES KÖRPERS –
das Spüren der Zusammenhänge bringt Erleichterungen
ATEM:
Lassen Sie den Atem geschehen, was immer Sie tun: das Geschenk des Odems
ich ermuntere Sie zum ZULASSEN DES ATMENS WÄHREND ALLER ÜBUNGEN, und spüren Sie, wo Sie atmen
KOPF bzw. HALS:
GANZ LANGSAM UND WENIG nach rechts drehen, zurück drehen zur Mitte – nach links drehen und zurück drehen; nicht auf die Position kommt es an, sondern auf das Wahrnehmen der Bewegungen (von Wirbeln…)
ARME – BRUSTKORB – WIRBELSÄULE :
Zum Singen von Tönen und anderen Klängen bewegen Sie einen Arm nach oben und zurück, loslassend, den anderen ebenfalls. Danach bewegen Sie die Arme in andere Richtungen, schließlich: fühlen Sie sich frei, beide Arme in alle Richtungen zu bewegen, auch sich überkreuzend, UND SPÜREN Sie: wie werden Ihre Wirbelsäule, die Rippen, die Schultern, Achseln (Lymphe !) und Ihr Atmen davon beeinflusst?
AUFRICHTUNG UND MUSKELN:
Es geht um die Lebendigkeit des Hara. Körperlich gesagt: das Powerhouse, Perineum, Beckenboden, die Oberschenkelmuskeln und das gesamte Becken/die Bauchgegend können viel profitieren von einer lotrechten und doch unangestrengten Haltung. Bringen Sie im Stehen oder beim Sitzen das Becken in die Lotrechte und setzen Sie dann den Brustkorb, danach auch den Hals und den Kopf über das Becken. Lassen Sie dies wieder los, entspannen Sie sich. Spüren Sie dabei die Bewegungen und die verschiedenen die Formen Ihrer Wirbelsäule sowie den Wechsel zwischen einer vertikalen Zentralachse und einer mehr kurvigen Linie.
BECKEN:
Im Sitzen heben Sie eine Seite Ihres Beckens ein klein wenig sanft weg vom Stuhl (oder vom Boden, falls Sie auf der Erde oder dem Teppich sitzen) und lassen Sie das wieder los. Sie können auch unter eine Beckenseite etwas unterlegen und dann wieder wegnehmen. Nehmen Sie die Bewegungen wahr und andere Körperempfindungen. – Pause – Nun heben Sie die andere Seite Ihres Beckens und lassen sie wieder herabsinken – beobachten sie Ihren gesamten Körper.
FÜßE:
In einer bequemen Lage oder anderen Haltung zappeln Sie mit den Füßen und machen weitere sanfte, wohlige Bewegungen, auch mit den Zehen. Dann bringen Sie die Füße sachte abwechselnd in die Positionen „flex“ (gebeugt, angewinkelt) und „gestreckt“.
BEINE:
In Rückenlage drehen Sie langsam und wenig Ihre Beine nach innen (rollen) = aufeinander zu und spüren Sie dabei die Füße und die Hüftgelenke (Legen sie die Hände unterhalb des Nabels und neben dem Schambein, also in die Leisten = über den Hüftgelenken)
– ein BEIN: winkeln Sie ein Bein an und, indem Sie es im Bogen über außen bewegen, stellen Sie es auf. Das Gewicht des Beines spüren Sie nun auf Ihrer Fußsohle. Vielleicht können Sie dies auch mit Ihrem anderen Bein (versuchen). Stellen Sie beide Beine auf, falls Sie das können. Nun versuchen Sie, Ihren Körper, hauptsächlich das Becken, etwas von der Unterlage wegzudrücken, also anzuheben: dies kann gut geschehen, indem Sie die Beine/Füße oder 1 Fuß hinab zur Unterlage stoßen oder schieben. Schließlich bewegen Sie Becken und Beine wieder langsam zurück. Spüren Sie sich.
Nach mehreren Tagen des Probierens und Übens vergleichen Sie: Was hat sich verändert?
Sie können diese Reihenfolge für ein paar Tage wählen. Dann können Sie die Reihenfolge umkehren. Das hat die Wirkung, dass mehr und mehr der gesamte Leib als Ganzheit gespürt wird, eben in seiner Vernetztheit. Leben spielt sich nach der Weise der Kybernetik ab. So werden auch viele Muskeln loslassen, wenn sie nicht gebraucht werden, und sie werden kräftiger für diejenigen Momente und Funktionen, wofür sie nötig sind. Dies gilt auch für den Atem, die Aktivität von Lunge, Bauch, Rippen, Nase…
Sie werden mehr und mehr fein differenzieren, wie sich die einzelnen Gelenke gegenseitig beeinflussen und helfen. (Kinästhesie)
Schließlich können Sie variieren mit verschiedenen Reihenfolgen; Ihrer Intuition und Ihrem Interesse folgen.
Ihre Eva Weißmann
Eva Weißmann ist Feldenkrais-Lehrerin, Choreographin und Heilpraktikerin für Psychotherapie. Während ihrer akademischen und pädagogischen Karriere hat sie sich bereits intensiv mit Bewegung befasst, seit 40 Jahren mit der Feldenkraismethode; ihre weitere Ausbildung absolvierte sie u.a. in der Tiefenpsychologie von Dr. Arnold Mindell. Sie gibt besonders gerne Feldenkrais-Einzelbehandlungen, unterrichtet aber auch Feldenkrais-Lektionen in der Gruppe, Meditation, Yoga, Tanz, Supervision und Fortbildungen. Sie hat mehrere Bücher geschrieben und Artikel, darunter „Feldenkrais für Menschen mit MS“.
Weitere Informationen zur Autorin:
Hier geht es zum Partnerinnen-Profil von Eva Weißmann bei der Akademie für menschliche Medizin >>
Haben Sie die ersten 4 Teile der kleinen Feldenkrais-Serie von Frau Weißmann verpasst oder möchten Sie die Serie vor oder nach dem Praktizieren obiger Übungen noch einmal lesen und spüren, was sich verändern darf und kann; wie Lernen zum Sein wird… dann freuen Sie sich sicher über diese praktische Link-Sammlung:
Die Feldenkrais-Methode – besonders für von MS Betroffene (Teil 1)
Die Feldenkrais-Methode besonders für MS-Betroffene (3): Multiple Sklerose und Gehen
In Teil 4 finden Sie auch weitere Literaturtipps.
Und wenn Sie helfen wollen, dass Life-SMS Ihnen weiterhin wertvolle Informationen bereitstellen kann, dass unser Projekt weiterlebt, unterstützen Sie uns über drei einfache Wege!![]() |
![]() |
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann registrieren Sie sich doch gerne als “Follower” dieses Newsfeed! Rechts oben auf dieser Seite.
Du muss angemeldet sein, um einen Kommentar zu veröffentlichen.