HRV – eine spannende Größe 

Erfahrungsbericht von Birgit vom aKK – alternativmedizinisch-orientierter MS-Kontaktkreis Köln/Rheinland (MS-Selbsthilfegruppe) 

So wie im vorletzten Jahr der Neuro-Athletik (neurozentriertes / hirnbasiertes Training) und im letzten Jahr der CANTIENICA®-Methode (ganzheitliches Körpertraining zur Stärkung der Tiefenmuskulatur und Optimierung der Körperhaltung) widmeten wir uns im jährlichen aKK-Kurs dieses Mal – aus vielen guten Gründen – der Herzratenvariabilität (HRV).
Siehe auch HRV-Newsfeed Teil 1 vom 16.11.2025.
Die diesjährige Übungsreihe „Ressourcenmanagement mittels HRV“ umfasste acht Wochen mit je einer angeleiteten intensiven Doppelstunde.   

Exemplarische Darstellung eines Dashboards zur HRV-Messung (Herzratenmessung) in drei Zeitabschnitten.
Kurzinfo: HRV-Messwerte
HRV misst die Fähigkeit des Körpers, zwischen Anspannung und Entspannung zu wechseln.
Hohe HRV bedeutet gute Selbstregulation; niedrige HRV weist auf Stress, Erschöpfung oder Krankheit hin.
Die individuelle Veränderung über die Zeit (die Trendtendenz) ist aussagekräftiger als reine Vergleichswerte oder Normtabellen. Das macht HRV (insbesondere die RMSSD-Werte davon) als Anpassungs- und Regenerationsindikator geeignet – auch für die Beurteilung, ob Übungen oder Lebensstiländerungen den Stresslevel positiv beeinflussen. 
Moderne Fitness-Uhren oder Wearables messen – auf Wunsch auch nachts – die HRV und zeigen (wie im Bildbeispiel oben) eine Skala für die HRV an. 

Als wir mit der Übungsserie starteten, dachte ich, dass es sich um eine weitere Art der Mobilität handelt. Der Einstieg erfolgte für uns nämlich über das Thema Resilienz. Nun gut, Wiederholung schadet ja nicht. Im Laufe der Trainingsserie setzte es sich fort, dass Aspekte aus dem neurozentrierten Training (gezielt werden Gehirn und Nervensystem stimuliert, um Bewegungsabläufe, Koordination und Leistungsfähigkeit effizienter zu steuern, bzw. überhaupt wieder ansteuern zu können) wieder aufgegriffen wurden. Mit dieser für mich neuen weiteren Messmethode wird das Rad nicht neu erfunden, so dass die Bezüge zum neurozentrierten Training, Krafttraining, Yoga und vielen weiteren Aspekten der Selbstfürsorge durchaus sinnvoll und hilfreich sind.  

Der Rhythmus gibt den Takt an, oder wie? 

Aber worum geht es hier eigentlich genau? Die HRV (heart rate variability = Herzratenvariabilität, manchmal auch selbsterklärender Herzrhythmusvariabilität genannt) zeigt an, wie die Zeit zwischen zwei Herzschlägen variiert. Sie sagt aus, inwieweit der Körper in der Lage ist, zwischen Anspannung und Entspannung zu reagieren. Ein immer gleicher Rhythmus ist ein Zeichen dafür, dass wir in einem Zustand verharren – und das ist meist der angespannte. 

Die Mess-Technik gestaltet sich jedoch als komplex. Es werden detaillierte Messungswerte erhoben, die länger regelmäßig beobachtet werden sollten. Unser Dozent Konstantin hat sich vorab dankenswerterweise die große Mühe gemacht, aus dem App-Dschungel sowohl für Android als auch iPhones je eine App herauszufiltern, die – ohne weitere Tools, Abos, große Kenntnisse unsererseits oder Datenheischerei dererseits – brauchbare Ergebnisse liefern und trotzdem gratis sind. So können wir sie einigermaßen bedenkenlos für unseren Einstieg nutzen. Und das ist es eigentlich auch: ein Einstieg ins Thema. Für detailliertere, genauere und regelmäßige Messungen sowie deren Auswertung haben wir reichlich Material und Übungsanregungen bekommen – und dann muss man noch einiges mehr bedenken (denn einfach ist die Angelegenheit absolut nicht zu verstehen) und gegebenenfalls auch zu Tools wechseln, die nicht mehr gratis sind, eventuell sogar ein Abo erfordern. 

HRV ist nicht nur individuell, sondern unstet 

Wir haben während der Trainingsserie immer zu Beginn unsere Werte genommen und nochmals nach den praktizierten Übungseinheiten. Und hier gingen in der Gruppe die Erfahrungen auseinander: Was für den einen eine positive Wirkung auf die HRV-Werte hatte, wirkte sich auf die nächste überhaupt nicht aus. Es kam sogar vor, dass sich die HRV in eine nicht gewünschte Richtung verändert hat. Das zeigt, wie individuell wir reagieren und dass man einfach ausprobieren muss, was einen selbst unterstützt. Und genau dafür war dieser Einstieg in HRV gedacht: Anhand von verifizierbaren Messwerten erleben, welche z.B. Entspannungsmethode mir persönlich am meisten was bringt und welche ich mir gleich ganz schenken kann. Bringt Autogenes Training mir wirklich so viel Entspannung, dass es bei meinem Körpersystem ankommt oder macht es mich fitter? 
Wirkt die eine Atemtrainingsmethode genauso gut wie andere oder zu welchen Zeiten besonders gut auf mich? 

Wie wirkt was auf meine persönliche HRV hier und jetzt? 

Verschiedenste Übungsarten haben wir dazu „hervorgeholt“ und praktiziert: 

  • Salutogenese nach Antonovsky 
  • Entspannungstraining für Kiefer, Nacken und Schulter (auch hinsichtlich des Trigeminus) 
  • Dynamische Entspannung nach Peter Bergholz 
  • PMR – Progressive Muskelentspannung nach Jacobson 
  • Autogenes Training 
  • Autonome Regulation 
  • Buteyko-Atmung 
  • Entspannen oder Aktivieren mittels Düften 

Spannend und erfreulich empfinde ich, dass es viele Möglichkeiten gibt, die HRV zu beeinflussen. So besteht nicht die Gefahr von „Wellness-Stress“; ich habe die Möglichkeit, vieles auszuprobieren. Wenn die eine Methode nicht so gut klappt und/oder nicht so gefällt, probiere ich einfach eine andere. Dafür war dieses Best-off der Entspannungstechniken sehr hilfreich.  

Jeder dieser Techniken könnte ein eigener Artikel gewidmet sein. 

Kiefer und Trigeminus 

Hervorheben möchte ich jedoch, dass der Fokus auf den Kiefer und den Trigeminus-Nerv relativ fix bei einem Großteil der Gruppe zu einer Verbesserung der Werte geführt hat. Denen möchte ich hier einen Platz geben: 

• Massage der Ohren und der Haut hinter den Ohren 
• Zunge kreisen 
• Allein 
• Kombiniert mit Schulterkreisen 
• Weiterhin kombiniert mit Summen 
• Ausstreichen des Gesichts
• Lockerung des Kiefergelenks
• Mit dem Mittelfinger das Kiefergelenk spüren
• Leicht klopfen
• 30 – 60 Sekunden drücken
• Kaumuskeln massieren und dehnen
Den Mittelfinger sollte man nehmen, weil Daumen und Zeigefinger zu „trainiert“ sind und die Gefahr besteht, dass zu viel Druck auf das Kiefergelenk ausgeübt wird. 
• Nacken- und Kiefergelenke lösen, indem man Zick-Zack-Linien mit der Nase malt.
• Den Unterkiefer seitlich, vor- und zurückbewegen und acht Mal in jede Richtung kreisen. 

Erstaunlich, dass nach so wenig Übungsaufwand, eine Veränderung der HRV möglich ist. 

Entspannt – aktiv – überaktiv? 

Außerdem habe ich mich erstmal ernsthaft mit dem Begriffspaar Sympathikus/Parasympathikus beschäftigt. Das Verhältnis von sympathischer zu parasympathischer Aktivität ist ein Wert, der erhoben wird (idealerweise liegt der bei 1, was ich bisher nicht ein einziges Mal hatte). Eine lohnende Weise der Selbstbeobachtung; so komme ich Stück für Stück meinen Schlafproblemen auf die Schliche, da ein ausgewogenes Verhältnis der sympathischen und parasympathischen Aktivitäten wünschenswert ist. Dass und wie unser Körper auf bestimmte Aktivitäten reagiert, können diverse Applikationen auswerten. Ein Ungleichgewicht Richtung sympathischer Aktivität (= ergotrope Wirkung) zeugt einfach ausgedrückt von „Überaktivität“ – und das wiederum kann sich auf die HRV auswirken. 

Vielleicht mögt ihr das mal ausprobieren. Einige App’s ermöglichen einen – mehr oder weniger einfachen – Einstieg. Da sich hier der Stand der Dinge rasend schnell ändert, nennen wir hier keine, sondern empfehlen stets eine aktuelle Recherche (die auch auf das Betriebssystem des jeweiligen Geräts abgestimmt sein muss).  

Achtet jedoch darauf, dass folgende Werte erhoben werden können: 
• HRV 
• HF/LF 
• RMSSD 
• SDNN 

Was sie besagen, wird in guten App’s an der jeweiligen Stelle über ein Hilfemenü bei Bedarf erklärt. 

Fazit

Eine gute Wiederholung und Ergänzung zum Neurozentrierten Training vom vorletzten Jahr, verbunden mit einer weiteren technischen Messmethode: den Werten aus der Beobachtung der HRV.  

Ich werde mich mehr mit den sympathischen bzw. parasympathischen Aktivitäten im Nervensystem beschäftigen. Dabei wird meine HRV sicher eine Rolle spielen. Ich habe mich auch schon nach anderen App’s umgeschaut, die besser zu mir und meinen individuellen Bedürfnissen passen. Ich werde weiterhin die Werte messen und versuchen, ein Vorher-Nachher zu erfassen. Es ist ein interessanter und spannender Aspekt, die HRV zu beobachten. Hierbei gibt es jedoch nicht den Wert, den es zu erreichen gilt. Und jeder Tag ist anders… 
Deswegen sollte man auch darauf achten, dass es nicht zum Stress wird, die Werte regelmäßig zu erheben. Sonst trägt etwas, was zur Entspannung beitragen soll, ganz schnell zur weiteren Spannung bei; aber auf jeden Fall spannend… 


© Bild: Hildy vom Life-SMS-Team


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Mit CANTIENICA®  den Knochen den Raum geben, der für sie vorgesehen ist 

Foto: Trainer Jakob entspannt aufgespannt in der Brücke; denn darum geht es bei der CANTIENICA®-Methode: sich in einer eher kraftvollen Position möglichst zu entspannen, damit die inneren Muskeln ins Arbeiten kommen!

Im letzten Newsfeed hier auf diesem Kanal berichteten wir über die CANTIENICA®-Methode – ein ganzheitliches Körpertraining zur Stärkung der Tiefenmuskulatur und Optimierung der Haltung.  
Heute gib es dazu als Vertiefung und vielleicht als Motivation, selbst nach CANTIENICA® Anleitungen zu schauen – vor Ort oder notfalls auch per Video – einen persönlichenr Anwendungsbericht.

Honigtropfen aufsaugen und aufrecht halten … 
… und dabei entspannt bleiben 

Erfahrungsbericht von Birgit vom aKK – alternativmedizinisch-orientierter MS-Kontaktkreis Köln/Rheinland 

So wie im letzten Jahr der Neuro-Athletik widmeten wir uns im jährlichen aKK-Kurs dieses Mal der CANTIENICA®-Methode. Die Übungsreihe umfasste vier Wochen mit je einer angeleiteten Stunde. Einige von uns haben noch einen Intensivtermin nach ca. zwei Monaten wahrgenommen. 

Zwischen den vier ersten und der Zusatzeinheit übte ich mit einer Audiodatei, die uns Jakob dankenswerterweise aufgenommen hat. Und ich staunte, dass ich auch mit alleinigem „Nachüben“ solch einen Effekt im Körper erzielen konnte. Die Übungen sind physisch nicht so anstrengend wie z. B. klassisches Krafttraining und sind dadurch – auch in schwächeren Phasen – machbar. Dennoch wird der Körper gefordert. 

Aller Anfang war seltsam 

Wir lernten, dass jeder Knochen seinen Platz haben sollte. Und dass Steißbein, Beckenschaufeln und Sitzbeinhöcker beweglich sind. Das mutete sich für mich wie Ohrenwackeln an: Kann ja sein, dass es Menschen gibt, die das können, für mich ist das jedoch bloße Theorie. 

Ein Ziel ist, die Bandscheiben nicht zu quetschen. Dabei hilft es die Muskeln zu aktivieren, die die Wirbelsäule aufrichten. Ihr ahnt es wahrscheinlich schon: Das sind nicht die, die wir üblicherweise nutzen. Es geht um die tieferen Muskeln an der Wirbelsäule. Das hat nichts mit den Schließmuskeln zu tun (die liegen weiter außen), sondern betrifft die wirbelsäulennahe Haltemuskuatur. Trotzdem profitiert der gesamte Beckenboden unterstützen. Was ich als besonders positiv empfinde ist, dass ich nicht mehr so viel „Müssen“ muss. Gerade nachts macht das einfach einen besseren Schlaf. 

Viele Übungen und Sichtweisen korrespondieren mit mir bekannten Übungen aus Taiji und Qi Gong. Zum Beispiel ist der Kronenpunkt am Kopf auch bei diesen Übungsarten von Bedeutung. Auch das Atmen entlang der Wirbelsäule war jetzt keine Neuigkeit für mich.  

Allerdings fordert diese andere Sicht auf meinen Körper diesen dann doch. Hier gilt es auch mit viel Vorstellungskraft zu arbeiten. Ich könnte jetzt nicht behaupten, dass ich bei den Übungen gemerkt habe, dass ich Steißbein, Sitzbeinhöcker & Co. bewegt habe. Für den Trainer war allerdings eine Bewegung meinerseits sichtbar. Und der Muskelkater am nächsten Tag an ungewohnten Stellen machte mir dann auch bewusst, dass ich da etwas bewegt habe, was nicht so alltäglich ist.  

Der Trainer hat außerdem mit vielen schönen Bildern gearbeitet. So z. B., dass man mit einem Teil seines Unterfußes „Honigtropfen aus dem Boden“ aufsaugen sollte. Oder auch Gold durch die Gliedmaßen fließen lassen soll. Empfand ich als schöne und lohnenswerte Vorstellung, die mir die Körperarbeit leicht gemacht hat. 

Aus “seltsam” wird Alltag 

Für meinen Alltag bedeutet diese erweiterte Wahrnehmung: Ich bleibe bei meinem üblichen Krafttraining, allerdings mit einer weiteren Wahrnehmungsebene: Mein Rücken ist gerade! Denn Jakob betonte: So wie ihr ins Training reingeht (krummer oder gerader Rücken), so kommt ihr auch raus. Das habe ich bei meinem gewohnten Training (Krafttraining, Taiji und Qi Gong) beherzigt und das Ergebnis war und ist ein anderer Muskelkater. Vermutlich sind durch die aufrechtere Haltung andere Muskeln gefordert und die reagieren dann mit Muskelkater. 

Apropos Schlaf: Jakob war so nett und zeigte uns, wie man auf der Seite schlafen kann, ohne die Bandscheiben zu quetschen. Also, es ist viel möglich, ohne, dass ich mein Leben komplett umstellen muss. 

Alltag erweitern 

Sicher wäre es am sinnvollsten, einige weitere Übungseinheiten zu buchen. Bis dahin jedoch behelfe ich mir mit ein paar Übungen, die uns Jakob zum Abschluss und zum Abrunden zur Verfügung gestellt hat. Dabei eine kurze Einheit, die nur 6 Minuten dauert. Ohnehin sind die Übungseinheiten nicht allzu lang, dennoch wirksam. 

Ich mag es, wenn sich Übungsarten in unterschiedlichen Systemen wiederholen, nur dass der Blickwinkel jeweils ein anderer ist. Das bereichert meine Routinen und gibt mir bei meinem unermüdlichen Tun auch irgendwie Recht: Wenn verschiedene Ansätze zu ähnlichen Übungen führen, ist das höchstwahrscheinlich gut und wirksam.  
Deswegen habe ich auch den festen Plan, nochmals ein paar Übungseinheiten zu buchen. Und da ich das neu Gelernte als wirkliche Bereicherung erfahre, fällt es mir leicht, bis dahin weiter mit dem verfügbaren Übungsmaterial meinen Bandscheiben Raum zu verschaffen…sie danken es mir schon jetzt im Alltag… 


Bildquelle: © Hildy 


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CANTIENICA – Training der verkannten Muskeln 

Hintergrund 
Das CANTIENICA®-Training ist ein ganzheitliches Körpertraining, das gezielt die Tiefenmuskulatur stärkt, die Haltung optimiert und die Bewegungsqualität verbessert. Entwickelt von Benita Cantieni, basiert es auf präzisen und bewussten Bewegungsabläufen, die darauf abzielen, den Körper in eine optimale, aufrechte Haltung zu bringen. Durch die Aktivierung der tiefen Muskelstrukturen – insbesondere des Beckenbodens, der Rückenmuskulatur und der Bauchmuskeln – wird die Grundlage für Stabilität und ein neues Körperbewusstsein geschaffen. 
Im Mittelpunkt des Trainings stehen schonende, kontrollierte Bewegungen, die Fehlhaltungen korrigieren und Verspannungen lösen. Der Beckenboden spielt dabei eine zentrale Rolle, da er als Basis für eine stabile Haltung fungiert und sowohl bei Alltagsbewegungen als auch bei sportlicher Aktivität entscheidend ist. Durch die präzise Ausrichtung werden Gelenke und Bänder entlastet, während gleichzeitig die Beweglichkeit und Stabilität des gesamten Körpers gefördert werden. Dies macht das Training nicht nur effektiv, sondern auch besonders schonend und nachhaltig. 
Ein besonderer Vorteil des CANTIENICA®-Trainings liegt in seiner Vielseitigkeit. Es kann individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Teilnehmenden angepasst werden und eignet sich daher für alle Altersgruppen und Fitnesslevels. Ob zur Verbesserung der Haltung, zur Linderung von Rückenschmerzen oder zur Prävention von Gelenkproblemen – die Übungen wirken nicht nur auf die Muskulatur, sondern fördern auch die Atmung und das allgemeine Wohlbefinden. Häufig wird das Training therapeutisch genutzt, etwa in der Rehabilitation oder zur Stärkung des Beckenbodens nach einer Schwangerschaft. 
In kleinen Gruppen oder im Einzelcoaching wird darauf geachtet, dass die Bewegungsabläufe präzise ausgeführt werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Mit seiner Kombination aus gezieltem Muskelaufbau, bewusster Körperwahrnehmung und einer nachhaltigen Verbesserung von Bewegungsgewohnheiten ist das CANTIENICA®-Training eine effektive Methode, die nicht nur den Körper stärkt, sondern auch langfristig zu einem besseren Lebensgefühl beiträgt. 

Foto: Rückenschonend nach CANTIENICA®-Methode heben

Ein Erfahrungsbericht von Hildy 

Ein „Muskelkätzchen“ haben, kann wertvoll sein 

Sie wissen nicht, dass auch Sie ein Fell haben und wo dieses Zwerchfell ist? Sollten Sie aber! 
Sie denken, eine Krone steht nur den Adeligen zu, oder allenfalls noch einem Baum? 
Nein, auch Sie sollten Ihre Krone aufrichten! 
Sie haben Scham, wenn von Schambein die Rede ist? Dürfen Sie auf keinen Fall! 
Sie haben die Sonne in sich noch nicht entdeckt? 
Sie sind überkreuz mit Ihrem Kreuzbein? 
Sie halten den Beckenboden für das Gegenteil des Speicherbodens? 
Und denken, Sie hätten nur einen Sitzbeinhöcker (weil Sie vielleicht nur einen einzigen Hocker besitzen?)? 

Dann kann es Zeit werden für CANTIENICA®! 

Sie kennen schon Pilates und wissen, wie Sie besonders die tiefer liegenden, aber umso wichtigeren Muskelstränge ansprechen können? Die, die Ihre Mitte bilden und stabilisieren. Das „Powerhouse“. Wenn nicht, macht nichts. Es geht um mehr als Powerhouse! Und es geht tiefer! Tiefer als Sie sich bisher vorzustellen vermögen. Und das ist gut so. Das ist besser! 

Vergessen Sie Kieser-Training – und vor allem gewöhnliches Beckenbodentraining. 

Und machen es besser. Viel besser! Vom wirklich richtigen Weg, Kisten zu heben angefangen (sofern Sie dies mit MS oder anderen Einschränkungen können: mit geradem, horizontalen Rücken und der richtigen Anspannung der Tiefenmuskulatur) bis zum richtigen Sitzen, Aufstehen und Stehen. Das meiste auch – und gerade mit! – eventuellen MS-Beeinträchtigungen. 

Sie haben schon Fehlhaltungen oder wollen diesen – gerade unter Aspekten der Erkrankung – gezielt vorbeugen? 
Sie wollen Rückenschmerzen lindern oder verhindern? 

Am Anfang steht die Körperwahrnehmung 

Mit der richtigen Bewegung bzw. Bewegungssteuerung lassen sich Degenerationen vermeiden oder abmildern, teilweise auch wieder rückgängig machen. 
„Was, wenn du keinen Beckenschiefstand (oder keine Skoliose) hast, sondern machst?“ 
„Was, wenn du daran durch das richtige Verhalten und Bewegen was ändern kannst oder vorbeugen kannst?“ 
„Wer schrumpft, nur weil ein paar Lebensjahre zusammenkommen, ist nicht aufgespannt. Wer einen Buckel macht, ist nicht aufgespannt. Wer sich krumme Beine angewöhnt hat, ist nicht aufgespannt. Wer Schäden an den Bandscheiben hat. Wer Arthrose hat. Wer Plattfüße hat. Ist. Nicht. Wirklich. Aufgespannt.“ 

So sieht das die Begründerin von „CANTIENICA® Körper in Evolution“, die Schweizerin Benita Cantieni – und zwar aus eigener leidvoller Erfahrung in ihren jungen Jahren. Nun, im Alter, ist sie durch ihren intensiven, suchenden und verstehenden Dialog mit dem Körper, nicht nur nach langer Zeit endlich schmerzfrei geworden, sondern kann auch Sie von dieser besonders sanften, aber besonders wirkungsvollen Methode profitieren lassen. 

„Wird die Wirbelsäule konsequent aufgespannt, so optimiert sich ihre Schwingung, ihre Kurve. Hohlkreuz, Rundrücken, Buckel, Wirbelsäulenverkrümmung, Beckenschiefstand können auf schonende, einfache Art nachhaltig behoben werden.“  

Doch zuvor muss das Becken auf- und in seine optimale Lage ausgerichtet werden. Danach folgt alles andere, in gezieltem Training. 
Sie verstehen in einem CANTIENICA®-Training, wie Sie Kisten wirklich heben sollten, wie Sie den Beckenboden wirklich trainieren sollten (nämlich nicht seine Muskulatur, die man schon nach einiger Zeit bewusster Körperwahrnehmung spürt, sondern die ganz innen liegenden Muskelschichten, die man eher nicht direkt sondern über Umwege anspricht, um sie effektiv zu trainieren). Und das gilt für männlich genauso wie für weibliche Trainierende! Und für jung genauso wie für alt! Und für Menschen ohne MS genauso wie für jene mit MS! 

Kernstabilität – nicht nur für Äpfel wichtig 

Das stetig weiterentwickelte Programm „CANTIENICA® Körper in Evolution“ ist die „Grundversorgung“ für einen sich natürlich gesund bewegenden Körper, und ein „Wartungsprogramm,“ mit dem sich Schwachstellen gezielt verbessern lassen.  

Man kann in jedem Alter mit dem Training anfangen, denn der Körper ist in der gesamten Lebenszeit lernfähig. Knochen und Knorpel sind lebenslang formbar und regenerierbar und Bänder, Sehnen, Muskeln, Faszien verändern sich bereitwillig, wenn man sie gezielt fordert“, meint Benita Cantieni aus Erfahrung – inzwischen nicht nur an ihr selbst sondern an ganz vielen Praktizierenden in über 30 Jahren CANTIENICA®-Methode mit ganz vielen ausgebildeten Trainerinnen und Trainern. 

Das CANTIENICA®-Training ist eine Methode, die besonders wirksam ist zur Stärkung und Stabilisierung der Tiefenmuskulatur des Körperzentrums – insbesondere des Beckenbodens und der Wirbelsäule. Im CANTIENICA® werden die Muskeln eher aufgespannt statt angespannt. Unter „anspannen“ verstehen viele „fest machen“ und genau das soll es nicht sein! Sondern sich auch in einer eher kraftvollen Position (wie z.B. der Brücke) möglichst zu entspannen, damit die inneren Muskeln ins Arbeiten kommen und können.

Dadurch wird die Stützmuskulatur des Körpers nach und nach gestärkt und man erhält eine Kernstabilität, die die Haltung verbessert und die Grundlage legt für einen reibungsloseren, schmerzfreien Gebrauch von Gelenken, Muskeln, Sehnen, Faszien, Bändern…also des ganzen Körpers. 

Auch bei Blasenschwäche/Inkontinenz (nicht nur für Frauen!) wichtig. 

Mit dieser therapeutischen Fitnessmethode kann jede und jeder etwas Gutes für die Haltung, Gelenkigkeit, Schmerzfreiheit und Bewegungsfreude tun. Die CANTIENICA®-Methode aktiviert zwar immer den ganzen Körper – und im wahrsten Sinne der Worte von der Sohle bis zum Scheitel – , aber viele Übungen können für Menschen jeden Alters und Fitnesszustandes angepasst werden.  

Goldrichtig und -wichtig für alle 

Unbeschwerte Bewegungsfähigkeit hängt von der Integration der Beckenboden-, Becken- und Hüftmuskulatur in alle Bewegungsabläufe ab. Der Beckenboden als muskuläres Zentrum und die Wirbelsäule als knöchernes Zentrum mit allen haltenden Muskeln werden dabei bewusst gestärkt und aufgerichtet.  

Bewegt der Mensch sich bewusst und gut, lassen sich Krümmungen, Senkungen, Deformationen, Abnützungen und Degenerationen ggf. vermeiden (teilweise wieder normalisieren). 
Wie bei einer komplexen Maschine hängt die Lebensdauer der Gelenke, Organe, Muskeln, Sehnen, Faszien, Bänder, Nerven vom sorgfältigen Gebrauch ab. Die CANTIENICA®-Methode lehrt den adäquaten Gebrauch des Körpers.“ 

Sie ist Haltungstraining mit ganzheitlichen Trainingsmöglichkeiten; von sanft-vernetzend bis sportlich-herausfordernd kann es für jeden Anfangszustand werden. 
Auch die, die denken, sie seien topfit, werden neue Muskelzonen spüren lernen – und sind den anderen kaum voraus! 

Am besten ist es, wenn man mit Übungen beginnt, die von der Trainerin oder dem Trainer genau angeleitet werden und die durch das Coaching und das geschulte Auge der Trainerin oder des Trainers sauber ausgeführt werden.
Ab der Einführung kann man (am besten täglich; am besten nebenbei; am besten schon beim Aufstehen) eigenständig weiterüben.

Bei mir beginnt es direkt morgens: Seit ich beim Waschen am Becken meine Wirbelsäule bewusst strecke (gerader Rücken statt krummer, und Po nach weiter hinten strecken während der Scheitel nach vorne „wächst“), das Gleiche beim Haare bürsten über der Wanne, habe ich dabei keine Rückenschmerzen mehr – und demnächst hoffentlich durch mein Üben, das den Bandscheiben bewusst Raum geben soll und durch die Stärkung der innersten Haltemuskulatur so auch insgesamt weniger Rückenprobleme. Zumindest das Knirschen in meiner Halswirbelsäule ist schon leiser geworden und manchmal sogar ganz weg.

Das Üben geht teils nebenbei (z.B. beim Anstehen an einer Warteschlange oder sonstigen Wartesituationen); und ich ende erst abends im Bett; nämlich damit, dass ich den Nacken länger mache, indem ich aktiv den Scheitel zum Kopfende des Bettes schiebe statt mich einzurollen. Zwischendurch kommen immer wieder Übungs“stationen“, wo man imaginär „Gold fließen lassen“ oder „Honig aufsaugen“ soll oder ähnlich schöne, bildhafte Vorstellungen, um wichtige Verbindungen zwischen unterschiedlichen Muskeln zu erspüren. Diese Übungen sind jedenfalls ihr eigenes Gold wert – und goldrichtig für mich.

Aber für jede und jeden gibt es andere Knackpunkte – natürlich auch abhängig von der eigenen Mobilisation. Für viele mit Rollstuhl, Rollator oder Gehstöcken wird die aktive Aufrichtung im Vordergrund stehen; ohne sich zur Seite oder zu sehr nach vorne zu neigen. Gerade auch für diese wichtige Haltungsarbeit bietet sich CANTIENICA® als bewusstes, aber sanftes Training der innersten Stützmuskulatur an. 

Fazit

Das CANTIENICA®-Training stellt – neben Feldenkrais und Pilates – eine weitere Methode zur eigenverantwortlichen MS-Behandlung dar, die Betroffene ausprobieren sollten. 

Als nächster Newsfeed folgt hier ein Erfahrungsbericht einer Übenden aus dem CANTIENICA®-Kurs für den aKK – alternativmedizinisch-orientierter MS-Kontaktkreis. 
Und ohne viel vorwegzunehmen, können wir ein paar Zitate aus dem Unterricht verraten: 
„Zwerchfell wie Schwimmring ausdehnen, dann zur Krone heben, Brustbeinsonne aufgehen lassen.“ 
„Jetzt mit Fußsohlen-V’s am Beckenboden arbeiten.“ 
„Gold fließen lassen! 
„Sit-up’s sind Körperverletzung. So machen Sie es besser!“ 
Sie könnten nach dem Training ein „Muskelkätzchen“ haben 😉!“ 

Und Sie selbst sind nun gespannt wie ein Flitzebogen? 
Das ist die richtige Anspannung für die Fortsetzung…bald hier auf diesem Kanal…bleiben Sie also dran. 

Hildy vom Team Life-SMS 


Referenzen

[1] https://cantienica.com/

[2] https://www.cantienica.online/

Bildquelle

Fotografiert habe ich eine Übende beim Getränkekisten-Heben im CANTIENICA®-Kurs des aKK – alternativmedizinisch-orientierter MS-Kontaktkreis; © Hildy 


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Zum Jahresausklang: Ihr persönliches Genesungsprojekt im Jahr 2025

Liebe Freundinnen, Freunde und Follower des Projekts Life-SMS!

Sicherlich wundern auch Sie sich, wie schnell dieses Jahr vergangen ist und sicherlich gab es sowohl positive als auch negative Momente. Niemand weiß genau, welche Kapriolen die Weltgeschichte im nächsten Jahr schlagen wird und damit wollen wir uns an dieser Stelle auch nicht beschäftigen.

Vielmehr beschäftigen wir uns intensiv mit den Möglichkeiten, dem eigenen Körper und Geist genügend Kraft und Ressourcen zur Verfügung zu stellen, um eine Stabilisierung und im Idealfall Schritte zur Heilung für von Multipler Sklerose Betroffene zur Verfügung zu stellen. Dabei gibt es keine „one fits for all“-Lösung, sondern es ist für die Betroffenen immer ein persönliches – und langfristiges – Projekt, die für sie passenden Methoden und Verhaltensweisen zu identifizieren.

In unserer kostenlosen E-Book-Publikation „MS ist keine Einbahnstraße – 2te und erweiterte Auflage“ wird genau dies anhand von 15 persönlichen Mut-Mach-Geschichten von MS-Betroffenen besonders deutlich. Vielleicht finden Sie ja zwischen den Tagen die Zeit, sich von diesen Erfahrungsberichten inspirieren zu lassen.

Grundsätzlich ist jetzt aber erst einmal Entspannung und Ruhe angesagt, nutzen Sie die Zeit des Übergangs für Gespräche und Feste mit der Familie und Freunden, lassen Sie es sich gut gehen und genießen Sie einfach soweit wie möglich das Leben und die  Gemeinschaft mit lieben Menschen.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen und Ihren Lieben eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch in ein glückliches, gesundes und erfolgreiches Jahr 2025. Lassen Sie sich nicht von Ihrem Genesungsprojekt abbringen!

Ihr

Life-SMS Team


PS: Für die Wissbegierigen unter Ihnen sind nachfolgend die Top 10 der meistgelesenen Artikel des Jahres aufgelistet – zum Nachlesen oder nochmaligen Lesen.

Wie Vitamin-D bei progressiver MS geschlechterspezifisch unterschiedlich wirkt: Einblicke aus einem Tiermodell | Life-SMS

Klingt unappetitlich, kann aber sehr wirksam bei MS sein: Fäkaltransplantation | Life-SMS

Permanente Muskelanspannung? Kann man die wegkleben? | Life-SMS

MS ist keine Einbahnstraße – 2te und erweiterte Auflage | Life-SMS

Gewusel im Kopf  | Life-SMS

Krebs bei Multiple-Sklerose-Patienten: die Auswirkungen krankheitsmodifizierender Therapien | Life-SMS

Künstliche Intelligenz – ein vielversprechender Einsatz bei Multipler Sklerose? | Life-SMS

Von wegen Fett weg – MS und das Wahls-Protokoll | Life-SMS

Die zentrale Rolle der Mitochondrien: Wichtige Perspektiven bei Autoimmunerkrankungen inkl. MS | Life-SMS

Magnesiumverbindung für das Gehirn | Life-SMS


Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash


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Reizstrom für Nerven und Muskeln 

Allgemeine Information & Erfahrungsbericht 

Von Kirsten 

Elektronik kann Menschenleben retten! Neben dem Einsatzgebiet als Defibrillator oder Herzschrittmacher, hat sie in den letzten Jahren auch Einzug in viele Privathaushalte gefunden, um unsere Fitness zu tracken, Schritte zu zählen oder Herzfrequenz und Puls zu messen. Elektronische Geräte können außerdem bei Diabetikern Blutzuckerwerte ermitteln, Schwerhörigen zum besseren Hörvermögen verhelfen oder sehbehinderten Menschen Texte vorlesen. Da stellt sich nun doch die Frage, wie Elektronik speziell den MS-Erkrankten das Leben erleichtern könnte.  

Reizstromtherapie 

Bei meiner Recherche war ich erstaunt, eine Technik zu finden, die bereits vor ca. 50 Jahren entwickelt wurden, nämlich TENS. Hierfür werden Elektroden auf die zu behandelnden Körperstellen geklebt. Diese sind mit einem (tragbaren) Gerät verbunden, das in der Regel verschiedene Programme sowie regelbare Intensitätsstufen enthält. Beim Ausführen eines Programmes werden elektrische Impulse des Gerätes über die Elektroden auf die Hautoberfläche übertragen und dadurch das darunter liegende Gewebe stimuliert. Dabei ist der Reiz selbst nicht schmerzhaft, kann aber als Kribbeln auf der Haut spürbar sein, weshalb man auch von «Reizstrom-Therapie» spricht.  

TENS 

TENS ist eine Art der Reizstrom-/Elektrotherapie und steht für «Transkutane Elektrische Nervenstimulation». Das Ziel der Therapie ist häufig, afferente Nervenbahnen (also Nerven, die die Information von Sinneseindrücken wie Berührung, Temperatur oder Schmerz weiterleiten) so zu beeinflussen, dass die Schmerzweiterleitung zum Gehirn verringert oder im besten Fall sogar verhindert wird [1].  

Es gibt verschiedene Frequenzbereiche (z.B. niedrige (ca. 2-10 Hz) und hohe (ca. 80-120 Hz) Frequenzen [2]) und Intensitätsstufen der elektrischen Impulse, die bei TENS angewendet werden [3]. Denn Nervenfasern von Nerven des peripheren Nervensystems unterscheiden sich u.a. hinsichtlich Aufbau, Dicke und Leitungsgeschwindigkeit [4] und bedürfen deshalb – je nach Art der von Schmerzen betroffenen Nerven – auch unterschiedlicher Behandlung. 

Ganzkörper Neuromodulation 

Doch TENS wird nicht nur eingesetzt, um Schmerzen zu lindern.  Vor Kurzem wurde z.B. ein Ganzkörper-Anzug zur Neuromodulation entwickelt, der u.a. den von Spastiken geplagten MS-Erkrankten Erleichterung verschaffen soll. Dieser «Exopulse Mollii Suit (Markenname)» nutzt TENS, um spastische und angespannte Muskeln zu entspannen sowie schwache Muskeln zu aktivieren [5],[6]. Er stimuliert mittels TENS also weniger die afferenten sondern vor allem die efferenten (motorischen) Nerven – nicht aber primär zum Muskelaufbau, wie es bei der «Elektrischen Muskel-Stimulation» (EMS) der Fall wäre [7].  

Je nach Ziel der Behandlung (Schmerzlinderung oder Reduktion von Spastiken/Muskelanspannungen) kann sich die Positionierung der Elektroden unterscheiden [8].   

Erfahrungsbericht 

Kürzlich erst hatte ich mich mit Behandlungsmöglichkeiten des Bruxismus (Zähneknirschen/-aufeinanderpressens) befasst. Dabei bin ich auf ein TENS-Gerät gestoßen, bei dem die Anwendung bei Bruxismus explizit beworben wurde  – zur Linderung von Schmerzen als auch zur Entspannung der Kiefermuskulatur [9].  

Für diese Anwendung werden gemäß Angaben des Herstellers (Stand: 08.Nov.2024) pro Gesichtshälfte je zwei Elektroden auf die Kieferpartie aufgebracht und eines von zwei verfügbaren Entspannungsprogrammen gewählt. Das Gerät bietet die Möglichkeit, die Intensität (Stufen 1-100) selbst einzustellen. Da ich ein solches Gerät bisher nicht verwendet hatte, wagte ich meinen ersten Versuch (ca. 30 Minuten) nur in der kleinsten Intensität. Die ersten Impulse nahm ich als Nadelstiche wahr, gefolgt von einer leichten Vibration bzw. leichtem Kribbeln. Das Programm wechselt immer wieder innerhalb von wenigen Sekunden zwischen diesen Impulsen und dem Kribbeln. Ich muss gestehen, dass ich die Nadelstiche anfangs nicht allzu angenehm empfand und mich auch nach mehreren Versuchen nicht getraut habe, die Intensität zu steigern. Allerdings war mein Kiefer nach der Behandlung tatsächlich etwas entspannter und warm, da anscheinend die Durchblutung etwas angeregt wurde. 

Da das Gerät nicht nur für die Anwendung bei Bruxismus ausgelegt ist, habe ich (mit einer relativ großen Elektrode) später meinen Nacken bearbeitet. Hierfür hatte der Hersteller ein anderes Programm empfohlen und ich spürte selbst bei Intensitätsstufe 10 keine Nadelstiche, sondern ein angenehmes Kribbeln unterhalb der Elektrode. Auch hier war nach meiner Behandlung die Körperstelle warm und etwas entspannter als vorher. Reizstrom-Therapie kann also durchaus eine entspannende Wirkung auf angespannte Muskeln haben und dabei angenehm sein.  

Insgesamt habe ich nur einen TENS-Geräte-Hersteller gefunden, der eines seiner Geräte explizit zur Behandlung von Bruxismus anbietet (Stand: 08. Nov.2024). Die Kiefermuskulatur ist relativ klein gegenüber vielen anderen Muskelgruppen, die mittels TENS behandelt werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man dort kleine Intensitäten stärker und dadurch möglicherweise auch als unangenehmer wahrnimmt als bei größeren Muskeln.  

Seien Sie sich bewusst, dass jeder Mensch eine andere Reiz- bzw. Schmerzwahrnehmung hat. Was für den einen angenehm erscheint, muss nicht auch für eine andere Person angenehm sein. Im Allgemeinen sollte eine TENS-Behandlung keine Schmerzen verursachen. 

Insgesamt betrachtet fand ich es als Neuling allerdings schwierig, mich anfangs zurecht zu finden. Das fing schon damit an, dass das Gerät nicht nur über TENS-, sondern auch über EMS-Programme verfügt (typischer Frequenzbereich etwa 45-65 Hz [2]) – und ich erst einmal herausfinden musste, ob beide Methoden für einen MS-Erkrankten infrage kommen. EMS zielt vor allem auf efferente (also motorische) Nerven ab und beeinflusst damit speziell das Kontraktionsverhalten der Muskulatur. Diese Form der Elektrostimulation wird daher tendenziell von (Leistungs-)Sportlern zum unterstützenden Aufbau von Muskelgewebe sowie zur Muskelregeneration eingesetzt.

Eine EMS-Anwendung bei MS-Erkrankten wäre denkbar, wenn prinzipiell Muskelaufbau gewünscht wird. Als Therapie bei angespannten Muskelpartien sowie zur Schmerzbehandlung erscheint EMS daher weniger sinnvoll und möglicherweise auch kontraproduktiv, was unbedingt berücksichtigt werden sollte! Klären Sie daher den Einsatz bitte vorher mit einem Arzt ab. 

Informationen zu den verfügbaren Programmen fanden sich teilweise in der mitgelieferten Bedienungsanleitung, sowie einem Poster auf dem schematisch gezeigt wurde, wie die Elektroden zu platzieren wären. Informationen zur Platzierung der Elektroden bei Bruxismus und den hierfür empfohlenen Programmen konnte ich nur der Herstellerseite im Internet entnehmen. 

Für den Einstieg wäre es sicherlich empfehlenswert, sich von einem Arzt, Physiotherapeuten bzw. Fachpersonal einweisen lassen. 

Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, eine erhöhte Muskelanspannung zu behandeln, sofern Sie nicht zu stark eingeschränkt sind. Sie können auch deutlich kostengünstiger z.B. Ihren Körper mit Bewegung und Dehnen bearbeiten, um ähnliche Effekt zu erzielen. Allerdings erscheint mir persönlich eine TENS-Behandlung bei weiter fortgeschrittener Beeinträchtigung aufgrund von Spastiken oder Schmerzen durchaus Erleichterung zu bringen.  

Hinweis 

Geräte, die mit elektrischen Impulsen arbeiten, dürfen nicht bei jedem Menschen angewendet werden – vor allem wenn Sie bereits Geräte zur Steuerung elektrischer Impulse wie z.B. Herzschrittmacher in Ihrem Körper tragen. Klären Sie daher vorher mit Ihrem Arzt ab, ob Sie ein solches Gerät anwenden dürfen. Es gibt auch Ärzte und Therapeuten, die mit Reizstrom arbeiten und ihn somit ihren Patienten als Therapie anbieten. In einem solchen Set-up würden nicht Sie selbst, sondern der behandelnde Arzt / Therapeut die Elektroden fachgerecht platzieren und das Gerät bedienen. Oder Sie würden möglicherweise eine fachgerechte Einweisung erhalten. Halten Sie sich bitte auch an die Hinweise des Herstellers. Angaben zum Hersteller des von mir getesteten Gerätes finden Sie bei den Referenzen. 

Fazit

«Transkutane Elektrische Nervenstimulation» (TENS) kann bei MS-Erkrankten eingesetzt werden, um Schmerzen zeitweise zu reduzieren oder angespannte Muskeln zu entspannen.  

Bei der Behandlung spürt man ein Kribbeln unterhalb der/den Elektrode(n), weshalb diese Methode eine Art der «Reizstrom-Therapie» darstellt. Kürzlich wurde sogar ein neuromodulierender Ganzkörper-Anzug entwickelt, der mittels TENS Spastiken vermindert und Muskeln aktiviert.  

Es kann sich lohnen auch in Ihrer Physiotherapiepraxis nachzufragen, ob dort TENS-Geräte vorhanden sind und unter Anleitung ausprobiert werden können. 


Bildquelle

Beispielhaftes TENS-Gerät mit runden Aufklebe-Pads; created using OpenAI’s DALL-E tool. 

Referenzen

[1] “Transkutane elektrische Nervenstimulation,” Wikipedia. Jul. 22, 2024. Accessed: Oct. 27, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Transkutane_elektrische_Nervenstimulation&oldid=246974062

[2] “TENS Gerät / Die TENS Therapie und das EMS Training und ihre Einsatzgebiete:” Accessed: Nov. 09, 2024. [Online]. Available: https://www.tensshop.de/informationen/die-tens-therapie-und-das-ems-training-und-ihre-einsatzgebiete/ 

[3] “Transcutaneous electrical nerve stimulation,” Wikipedia. Nov. 08, 2024. Accessed: Nov. 08, 2024. [Online]. Available: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Transcutaneous_electrical_nerve_stimulation&oldid=1256097131 

[4] “Nervenleitgeschwindigkeit,” Wikipedia. Dec. 07, 2023. Accessed: Nov. 08, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nervenleitgeschwindigkeit&oldid=239959984 

[5] “Exopulse Mollii Suit | Vermindert Spastik, aktiviert die Muskeln.,” Ottobock. Accessed: Nov. 08, 2024. [Online]. Available: https://www.ottobock.com/de-ch/product/28XP1000 

[6] N. Riachi, M. A. Chalah, R. Ahdab, F. Arshad, and S. S. Ayache, “Effects of the TENS device, Exopulse Mollii Suit, on pain related to fibromyalgia: An open-label study,” Neurophysiol. Clin. Clin. Neurophysiol., vol. 53, no. 4, p. 102863, Aug. 2023, doi: 10.1016/j.neucli.2023.102863. 

[7] S. Eich, “Exopulse Mollii Suit testen – für Menschen mit spastischen Lähmungen,” rahm GmbH. Accessed: Nov. 08, 2024. [Online]. Available: https://www.rahm.de/mollii-suit-fuer-menschen-mit-spastischen-laehmungen/ 

[8] Mariangela, “Elektrostimulation: Worum handelt es sich, wie funktioniert sie?,” I-Tech Medical Division. Accessed: Nov. 09, 2024. [Online]. Available: https://itechmedicaldivision.com/de/elektrostimulation/ 

[9] “TENS Schmerztherapie bei Bruxismus | axion,” axion Shop. Accessed: Oct. 27, 2024. [Online]. Available: https://axion.shop/pages/tens-anwendung-bruxismus 


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