HRV – eine spannende Größe 

Erfahrungsbericht von Birgit vom aKK – alternativmedizinisch-orientierter MS-Kontaktkreis Köln/Rheinland (MS-Selbsthilfegruppe) 

So wie im vorletzten Jahr der Neuro-Athletik (neurozentriertes / hirnbasiertes Training) und im letzten Jahr der CANTIENICA®-Methode (ganzheitliches Körpertraining zur Stärkung der Tiefenmuskulatur und Optimierung der Körperhaltung) widmeten wir uns im jährlichen aKK-Kurs dieses Mal – aus vielen guten Gründen – der Herzratenvariabilität (HRV).
Siehe auch HRV-Newsfeed Teil 1 vom 16.11.2025.
Die diesjährige Übungsreihe „Ressourcenmanagement mittels HRV“ umfasste acht Wochen mit je einer angeleiteten intensiven Doppelstunde.   

Exemplarische Darstellung eines Dashboards zur HRV-Messung (Herzratenmessung) in drei Zeitabschnitten.
Kurzinfo: HRV-Messwerte
HRV misst die Fähigkeit des Körpers, zwischen Anspannung und Entspannung zu wechseln.
Hohe HRV bedeutet gute Selbstregulation; niedrige HRV weist auf Stress, Erschöpfung oder Krankheit hin.
Die individuelle Veränderung über die Zeit (die Trendtendenz) ist aussagekräftiger als reine Vergleichswerte oder Normtabellen. Das macht HRV (insbesondere die RMSSD-Werte davon) als Anpassungs- und Regenerationsindikator geeignet – auch für die Beurteilung, ob Übungen oder Lebensstiländerungen den Stresslevel positiv beeinflussen. 
Moderne Fitness-Uhren oder Wearables messen – auf Wunsch auch nachts – die HRV und zeigen (wie im Bildbeispiel oben) eine Skala für die HRV an. 

Als wir mit der Übungsserie starteten, dachte ich, dass es sich um eine weitere Art der Mobilität handelt. Der Einstieg erfolgte für uns nämlich über das Thema Resilienz. Nun gut, Wiederholung schadet ja nicht. Im Laufe der Trainingsserie setzte es sich fort, dass Aspekte aus dem neurozentrierten Training (gezielt werden Gehirn und Nervensystem stimuliert, um Bewegungsabläufe, Koordination und Leistungsfähigkeit effizienter zu steuern, bzw. überhaupt wieder ansteuern zu können) wieder aufgegriffen wurden. Mit dieser für mich neuen weiteren Messmethode wird das Rad nicht neu erfunden, so dass die Bezüge zum neurozentrierten Training, Krafttraining, Yoga und vielen weiteren Aspekten der Selbstfürsorge durchaus sinnvoll und hilfreich sind.  

Der Rhythmus gibt den Takt an, oder wie? 

Aber worum geht es hier eigentlich genau? Die HRV (heart rate variability = Herzratenvariabilität, manchmal auch selbsterklärender Herzrhythmusvariabilität genannt) zeigt an, wie die Zeit zwischen zwei Herzschlägen variiert. Sie sagt aus, inwieweit der Körper in der Lage ist, zwischen Anspannung und Entspannung zu reagieren. Ein immer gleicher Rhythmus ist ein Zeichen dafür, dass wir in einem Zustand verharren – und das ist meist der angespannte. 

Die Mess-Technik gestaltet sich jedoch als komplex. Es werden detaillierte Messungswerte erhoben, die länger regelmäßig beobachtet werden sollten. Unser Dozent Konstantin hat sich vorab dankenswerterweise die große Mühe gemacht, aus dem App-Dschungel sowohl für Android als auch iPhones je eine App herauszufiltern, die – ohne weitere Tools, Abos, große Kenntnisse unsererseits oder Datenheischerei dererseits – brauchbare Ergebnisse liefern und trotzdem gratis sind. So können wir sie einigermaßen bedenkenlos für unseren Einstieg nutzen. Und das ist es eigentlich auch: ein Einstieg ins Thema. Für detailliertere, genauere und regelmäßige Messungen sowie deren Auswertung haben wir reichlich Material und Übungsanregungen bekommen – und dann muss man noch einiges mehr bedenken (denn einfach ist die Angelegenheit absolut nicht zu verstehen) und gegebenenfalls auch zu Tools wechseln, die nicht mehr gratis sind, eventuell sogar ein Abo erfordern. 

HRV ist nicht nur individuell, sondern unstet 

Wir haben während der Trainingsserie immer zu Beginn unsere Werte genommen und nochmals nach den praktizierten Übungseinheiten. Und hier gingen in der Gruppe die Erfahrungen auseinander: Was für den einen eine positive Wirkung auf die HRV-Werte hatte, wirkte sich auf die nächste überhaupt nicht aus. Es kam sogar vor, dass sich die HRV in eine nicht gewünschte Richtung verändert hat. Das zeigt, wie individuell wir reagieren und dass man einfach ausprobieren muss, was einen selbst unterstützt. Und genau dafür war dieser Einstieg in HRV gedacht: Anhand von verifizierbaren Messwerten erleben, welche z.B. Entspannungsmethode mir persönlich am meisten was bringt und welche ich mir gleich ganz schenken kann. Bringt Autogenes Training mir wirklich so viel Entspannung, dass es bei meinem Körpersystem ankommt oder macht es mich fitter? 
Wirkt die eine Atemtrainingsmethode genauso gut wie andere oder zu welchen Zeiten besonders gut auf mich? 

Wie wirkt was auf meine persönliche HRV hier und jetzt? 

Verschiedenste Übungsarten haben wir dazu „hervorgeholt“ und praktiziert: 

  • Salutogenese nach Antonovsky 
  • Entspannungstraining für Kiefer, Nacken und Schulter (auch hinsichtlich des Trigeminus) 
  • Dynamische Entspannung nach Peter Bergholz 
  • PMR – Progressive Muskelentspannung nach Jacobson 
  • Autogenes Training 
  • Autonome Regulation 
  • Buteyko-Atmung 
  • Entspannen oder Aktivieren mittels Düften 

Spannend und erfreulich empfinde ich, dass es viele Möglichkeiten gibt, die HRV zu beeinflussen. So besteht nicht die Gefahr von „Wellness-Stress“; ich habe die Möglichkeit, vieles auszuprobieren. Wenn die eine Methode nicht so gut klappt und/oder nicht so gefällt, probiere ich einfach eine andere. Dafür war dieses Best-off der Entspannungstechniken sehr hilfreich.  

Jeder dieser Techniken könnte ein eigener Artikel gewidmet sein. 

Kiefer und Trigeminus 

Hervorheben möchte ich jedoch, dass der Fokus auf den Kiefer und den Trigeminus-Nerv relativ fix bei einem Großteil der Gruppe zu einer Verbesserung der Werte geführt hat. Denen möchte ich hier einen Platz geben: 

• Massage der Ohren und der Haut hinter den Ohren 
• Zunge kreisen 
• Allein 
• Kombiniert mit Schulterkreisen 
• Weiterhin kombiniert mit Summen 
• Ausstreichen des Gesichts
• Lockerung des Kiefergelenks
• Mit dem Mittelfinger das Kiefergelenk spüren
• Leicht klopfen
• 30 – 60 Sekunden drücken
• Kaumuskeln massieren und dehnen
Den Mittelfinger sollte man nehmen, weil Daumen und Zeigefinger zu „trainiert“ sind und die Gefahr besteht, dass zu viel Druck auf das Kiefergelenk ausgeübt wird. 
• Nacken- und Kiefergelenke lösen, indem man Zick-Zack-Linien mit der Nase malt.
• Den Unterkiefer seitlich, vor- und zurückbewegen und acht Mal in jede Richtung kreisen. 

Erstaunlich, dass nach so wenig Übungsaufwand, eine Veränderung der HRV möglich ist. 

Entspannt – aktiv – überaktiv? 

Außerdem habe ich mich erstmal ernsthaft mit dem Begriffspaar Sympathikus/Parasympathikus beschäftigt. Das Verhältnis von sympathischer zu parasympathischer Aktivität ist ein Wert, der erhoben wird (idealerweise liegt der bei 1, was ich bisher nicht ein einziges Mal hatte). Eine lohnende Weise der Selbstbeobachtung; so komme ich Stück für Stück meinen Schlafproblemen auf die Schliche, da ein ausgewogenes Verhältnis der sympathischen und parasympathischen Aktivitäten wünschenswert ist. Dass und wie unser Körper auf bestimmte Aktivitäten reagiert, können diverse Applikationen auswerten. Ein Ungleichgewicht Richtung sympathischer Aktivität (= ergotrope Wirkung) zeugt einfach ausgedrückt von „Überaktivität“ – und das wiederum kann sich auf die HRV auswirken. 

Vielleicht mögt ihr das mal ausprobieren. Einige App’s ermöglichen einen – mehr oder weniger einfachen – Einstieg. Da sich hier der Stand der Dinge rasend schnell ändert, nennen wir hier keine, sondern empfehlen stets eine aktuelle Recherche (die auch auf das Betriebssystem des jeweiligen Geräts abgestimmt sein muss).  

Achtet jedoch darauf, dass folgende Werte erhoben werden können: 
• HRV 
• HF/LF 
• RMSSD 
• SDNN 

Was sie besagen, wird in guten App’s an der jeweiligen Stelle über ein Hilfemenü bei Bedarf erklärt. 

Fazit

Eine gute Wiederholung und Ergänzung zum Neurozentrierten Training vom vorletzten Jahr, verbunden mit einer weiteren technischen Messmethode: den Werten aus der Beobachtung der HRV.  

Ich werde mich mehr mit den sympathischen bzw. parasympathischen Aktivitäten im Nervensystem beschäftigen. Dabei wird meine HRV sicher eine Rolle spielen. Ich habe mich auch schon nach anderen App’s umgeschaut, die besser zu mir und meinen individuellen Bedürfnissen passen. Ich werde weiterhin die Werte messen und versuchen, ein Vorher-Nachher zu erfassen. Es ist ein interessanter und spannender Aspekt, die HRV zu beobachten. Hierbei gibt es jedoch nicht den Wert, den es zu erreichen gilt. Und jeder Tag ist anders… 
Deswegen sollte man auch darauf achten, dass es nicht zum Stress wird, die Werte regelmäßig zu erheben. Sonst trägt etwas, was zur Entspannung beitragen soll, ganz schnell zur weiteren Spannung bei; aber auf jeden Fall spannend… 


© Bild: Hildy vom Life-SMS-Team


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Die Macht der Atmung und HRV

Wie Atmung die Herzratenvariabilität verbessern kann

Die Herzfrequenz, also wie oft innerhalb eines Zeitintervalls das Herz schlägt, ändert sich normalerweise bei jedem Menschen fortlaufend. Auch wenn wir im Ruhezustand etwa 60 – 80 Schläge pro Minute haben, variiert das Zeitintervall zwischen zwei einzelnen Herzschlägen leicht. Diese Schwankungen nennt man Herzfrequenz‑Variabilität (HRV). Je größer die Bandbreite, in der die Herzfrequenz variiert, desto größer die HRV. 

Info: HRV-Messwerte
HRV misst die Fähigkeit des Körpers, flexibel zwischen Anspannung und Entspannung zu wechseln. Die wichtigsten Werte sind RMSSD (Root Mean Square of Successive Differences / Quadratwurzel des mittleren quadratischen Unterschieds aufeinanderfolgender Herzschlagintervalle), SDNN ((Standard Deviation of NN intervals) und LF/HF-Ratio (Low Frequency / High Frequency Ratio).
Hohe HRV bedeutet gute Selbstregulation; niedrige HRV weist auf Stress, Erschöpfung oder Krankheit hin. Besonders RMSSD ist der zentrale Gesundheitsindikator und zeigt im Verlauf sehr zuverlässig, wie gut der Körper regeneriert – oder überlastet ist. 
Eine typischer Wertebereich für den RMSSD ist 10 – 100 ms oder höher. Grundsätzlich gilt je höher, je besser. Werte unter 35 ms weisen auf erhöhten Stress und beginnende Erschöpfung hin. Allerdings sind RMSSD-Werte altersabhängig. Bei über 60jährigen sind Werte zwischen 15 und 30 ms nicht untypisch.  
Insofern ist also die individuelle Veränderung über die Zeit (Trend hin zu höheren Werten) aussagekräftiger als reine Vergleichswerte oder Normtabellen. Das macht HRV (besonders RMSSD) als Anpassungs- und Regenerationsindikator geeignet – auch für die Beurteilung, ob Übungen oder Lebensstiländerungen den Stresslevel positiv beeinflussen. 
Moderne Fitness-Uhren oder Wearables messen nachts die HRV und zeigen entweder einen RMSSD-Wert oder eine eigene Messskala für die HRV an. 
Siehe auch: HRV-Zahlen und das Alter – Was ist normal, was ist gut und was ist schlecht?  

Warum gibt es diese Schwankungen? 

Unser autonomes Nervensystem (ANS) steuert unbewusst viele Körperfunktionen – darunter das Herz. Es besteht aus zwei „Gegenspielern“

Dem Sympathikus (beschleunigt die Herzfrequenz für den „Kampf‑oder‑Flucht“-Modus. Er reguliert Körperfunktionen, die uns in körperliche Leistungsbereitschaft versetzen und den Verbrauch körperlicher Energiereserven zur Folge haben. Dem gegenüber steht der Parasympathikus (verlangsamt die Herzfrequenz für den „Verdauungs‑und‑Ruhe“-Modus; regt körperliche Regenerationsprozesse und den Aufbau von Energiereserven an).  

Als Teil des vegetativen Nervensystems spielen sowohl Sympathikus als auch Parasympathikus eine wichtige Rolle für unser Wohlbefinden. Entscheidend ist jedoch, dass sich beide Anteile in Balance befinden. Nach einem fordernden Arbeitstag sollte deshalb ganz bewusst für Ruhe und Entspannung gesorgt werden. 

Wenn dann beide Systeme flexibel zusammenarbeiten, entstehen kleine Unterschiede im Abstand der Herzschläge. Eine hohe HRV bedeutet, dass das ANS gut balanciert und anpassungsfähig ist. Eine niedrige HRV weist darauf hin, dass das System weniger flexibel ist – oft ein Zeichen von Stress, Erschöpfung, Schlafmangel oder weiteren gesundheitlichen Belastungen. 

Studien konnten klar zeigen, dass Menschen mit höheren HRV-Werten Ablenkungen leichter ignorieren, Bedürfnisbefriedigung besser aufschieben und mit belastenden Situationen souveräner umgehen können. Sie geben selbst bei schwierigen Aufgaben nicht so schnell auf, auch wenn sie zunächst Rückschläge erleben oder kritische Kommentare ernten. Außerdem verfügen Menschen mit einer ausgeprägten HRV über eine deutlich höhere Willenskraft und es besteht ein Zusammenhang zwischen einer höheren HRV und besseren Denkleistungen, z.B. bei Führungsaufgaben. 

Haben Menschen eine geringe HRV (z.B. auch aufgrund von Schlafmangel), stößt die Selbstregulation schneller an ihre Grenzen und es kommt häufiger zu Angst, Wut oder Depression.  

Eine niedrige HRV wird jedoch auch mit Gesundheitsproblemen in Verbindung gebracht, wie zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, Arthritis, MS, und weiteren. Eine aufs Alter bezogene unterdurchschnittliche HRV ist ein starker Indikator für zukünftige Gesundheitsprobleme bis hin zu einer erhöhten allgemeinen Mortalität. 

Deshalb ist die HRV ein wichtiger Indikator für eine gesunde Regulationsfähigkeit des Menschen und ein physiologisches Maß für die Fähigkeit zur Selbstregulation – und man kann diese durch Training positiv beeinflussen!  

Selbstregulation – einer der wichtigsten Aspekte von Resilienz 

Resilienz ist die Fähigkeit, auf Stress, Herausforderungen oder Widrigkeiten angemessen zu reagieren und sich davon wieder rasch und gut zu erholen. Menschen mit hoher Resilienzfähigkeit können also das eigene Verhalten gut steuern und dadurch flexibel und angemessen auf unterschiedliche Situationen reagieren.  

Selbstregulation ist also ein wichtiger Aspekt von Resilienz und die Fähigkeit zur Selbstregulation ist ganz eng mit der Herzratenvariabilität verknüpft. Daher haben wir mit der sogenannten „Herzkohärenz-Atmung“ einen effektiven Hebel, um unsere Resilienz nachhaltig zu steigern.  

Kohärenz bedeutet im allgemeinen Sprachgebrauch „Gleichklang“ bzw. „Zusammenhalt“ und Herzkohärenz meint, dass Herz und Gehirn harmonisch zusammen agieren. In diesem Zustand haben wir also einen Gleichklang zwischen Atmung, Puls und Blutdruck.  

Diese Herzkohärenz, die mit einem meist verlangsamten Atemrhythmus – einer „Herz-Atmung-Synchronisation“ – erreicht wird, lässt sich auch bildlich erkennen, denn sie zeichnet ein gleichmäßiges, sinuswellenförmiges Muster. Alle Körpersysteme profitieren dann vom gleichförmig schwingenden Rhythmus des Herzens. 

Herzkohärenz-Übungen statt Entspannungsübungen? 


Wenn es im (Arbeits-)Alltag, um die täglichen besonderen Herausforderungen geht, kann man meist nicht mittendrin auf die Vollbremse treten und lange Entspannungsübungen machen. Aber Zeit, tief durchzuatmen und eine schnelle Kohärenzübung zu machen, ist fast überall gegeben – auch mitten in der Teamsitzung, am Schreibtisch oder im Gespräch mit Kindern, die ihre Eltern gerne provozieren.  

Denn man kann sein Herz selbst von einem „chaotischen“ in einen „kohärenten“ Zustand versetzen, indem man sich auf sein Herz konzentriert und sich ein angenehmes Gefühl in Erinnerung ruft. Im Unterschied zur Meditation (siehe auch: 10 Minuten 10 Tage – Meditation Challenge – ein Erfahrungsbericht | Life-SMS) braucht man nicht in einen Zustand der Gedankenleere zu kommen, sondern erinnert sich einfach an erfreuliche Situationen, in denen man angenehme Gefühle erlebt hat – dabei liegt gleichzeitig die Konzentration auf dem Herz.  

Herzfokussiertes Atmen als Kohärenz-Basisübung: 

Drei Schritte, mit denen man dem Herz und dem Gehirn die Möglichkeit gibt, in Übereinstimmung zu kommen: 

1.     Aufmerksamkeit nach innen lenken (mit geschlossenen oder offenen Augen) 

Zweimal etwas langsamer und tiefer als gewöhnlich einatmen und bewusst bis zum Ende ausatmen, nach dem langsamen Ausatmen kurz pausieren, bis der Körper von sich aus nach dem nächsten Atemzug verlangt (das regt den Parasympathikus an und verlagert das System in Richtung Ruhe). 

2.     Aufmerksamkeit auf die Herzgegend, den Brustraum, richten = herzfokussiertes Atmen 

Atem beobachten. Sich bildlich und sinnlich vorstellen, mit dem Herz („durch“ das Herz oder die zentrale Brustregion) zu atmen.  
Assoziation: Das Einatmen liefert Sauerstoff und frische Energie, das Ausatmen bläst alles Überflüssige weg. 

3.     Atemzüge vertiefen, so dass sie länger werden; weiter „mit dem Herzen ein- und ausatmen“ 

Vorschlag:  5 Sekunden einatmen, 5 Sekunden ausatmen (oder in einem anderen angenehmen Rhythmus) 
Aufmerksamkeit auf Wärme und Ausdehnung richten. 
Sich die Ausbreitung von Wärme und Ausdehnung in der Brustregion vorstellen und fühlen (diese ist anfangs nur schwach ausgeprägt und wird mit Üben besser fühlbar).  
Hilfestellung: Konzentration auf ein Gefühl der Dankbarkeit oder Liebe (an einen lieben Menschen oder ein geliebtes Tier denken oder sich an ein Glücksgefühl erinnern). Wenn ein Lächeln aufkommt, ist das ein Zeichen von Kohärenz. 

Ca. eine Minute oder gerne länger.  
Nach der Übung noch einen Moment nach innen spüren: 
    •    Was hat sich verändert? 
    •    Was fühle ich? 

Das Nachspüren ist ein wichtiger Bestandteil. Denn es dauert einen Moment, bis das innere Erleben im Gehirn angekommen und verarbeitet ist. Gönnen wir uns also noch ein paar weitere Sekunden im Wahrnehmen… 


Die Übung dauert nur wenige Minuten und wirkt umso schneller und besser, je regelmäßiger man sie anwendet; am effektivsten mehrmals täglich (nach dem Aufwachen, vor dem Einschlafen, aber auch tagsüber zwischendurch). 


Auswirkungen des Herzkohärenz-Trainings: 

Herzfokussiertes Atmen – ein kraftvolles und effektives Werkzeug zur Selbstregulation 

Wenn Sie Herzfokussiertes Atmen praktizieren, verändert sich also das Muster in Ihrem Herzschlag, von inkohärent zu kohärent. 

Und Sie können die Veränderungen in Ihrem Herzschlagmuster sogar auf entsprechenden Wearables (Smartwatches, Brustgurte) sehen. 
Besonders wirksam ist die Technik in Situationen, in denen man Stress (oder Angst, Frustration, Verunsicherung, Wut/Zorn) aufkommen spürt und eine Eskalation negativer Gefühle verhindern sollte. Aber auch wenn die Stressreaktion in vollem Gange ist, kann man damit wieder inneres Gleichgewicht erlangen. 

Einige Effekte der Herzkohärenz sind sofort spürbar: Der Energieverbrauch sinkt, der Blutdruck sinkt, Müdigkeit nimmt ab. 
Es gibt auch einen hormonellen Effekt, der Stunden anhält: Das Stresshormon Cortisol sinkt; Stress wird als weniger belastend empfunden.  
Das Wachstumshormon DHEA steigt (gilt als lebensverlängerndes Anti-Aging-Hormon, da es unsere Zellen auf Energiesparen einstellt und vor Energievergeudung schützt). 
Nach 7 bis 10 Tagen täglicher Übung erleben sich die Übenden schon als deutlich emotional stabiler, gelassener und stressresistenter, die Resilienzfähigkeit steigt. 
Ab 2 Wochen regelmäßiger Übung kann man mehr Intuition, bessere Konzentration und höhere Kreativität erleben. 
Aber auch Alterungsprozesse verlaufen langsamer, die Immunabwehr steigt, und sogar Ängste und Panikattacken, ebenso wie Depressionen lassen sich wirksam behandeln.  

Forscher konnten nachweisen, dass schon die Erinnerung an ein angenehmes Gefühl schnell den Übergang von einem unruhigen Herzschlag zur Kohärenz auslösen kann. Das emotionale Gehirn erkennt dies und reagiert darauf, indem es die Kohärenz des Herzschlags verstärkt. Diese positive Rückkopplung stabilisiert das autonome Nervensystem, also das Gleichgewicht zwischen Sympathikus (Beschleuniger, Aktivator) und Parasympathikus (Bremse, Beruhiger). 
Der Gleichgewichtszustand zwischen diesen beiden – weder Sympathikus-dominiert (Anspannung; Leistung bis hin zu Stress) noch Parasympathikus-dominiert (Entspannung, Regeneration) – bedeutet einen gesunden Zustand hoher Leistungsfähigkeit, um sowohl auf die kognitiven Funktionen des Gehirns als auch auf Intuition und Kreativität zuzugreifen. Außerdem arbeiten alle Organsysteme und das Gehirn in optimaler Art und Weise zusammen. In diesem Zustand können die inneren „Akkus“ wieder aufgeladen werden. 
Wissenschaftler haben bei fernöstlichen Praktiken (vor allem des Buddhismus) festgestellt, dass einfache Atemübungen in Kombination mit Gefühlen wie Wertschätzung, Mitgefühl und Dankbarkeit genau jenen Kohärenz-Zustand hervorrufen.  

Relevanz der HRV bei Multipler Sklerose (MS) 

Bei folgenden Aspekten einer MS kommt die HRV besonders positiv ins Spiel: 

Kognitive Beeinträchtigungen  
Die Denkleistung des Gehirns ist am effektivsten, wenn die Körperfunktionen in Kohärenz sind. 

Müdigkeit und Erschöpfung 
Fatigue ist eines der häufigsten Symptome bei MS. Studien zeigen, dass niedrige HRV-Werte mit stärkerer Müdigkeit korrelieren. Durch regelmäßiges HRV‑Tracking lässt sich erkennen, WANN der Körper wirklich (und nicht „nur“ gefühlt) besonders belastet ist und ein Mehr an Ruhe braucht. 

Stressmanagement 
Psychischer Stress kann MS‑Schübe begünstigen bzw. Schübe oder die MS verstärken. Da Stress die HRV senkt, kann ein kontinuierliches HRV‑Monitoring helfen, stressreiche Phasen frühzeitig zu erkennen und gezielt Gegenmaßnahmen (Entspannung, Atemübungen) einzuleiten. 

Autonome Dysfunktion 
Mit MS kann das autonome Nervensystem (ANS) sehr gestört sein. Das kann zu Herzrasen, Blutdruckschwankungen oder Schwindel führen. Eine ungesund veränderte (starre) HRV kann solche Dysfunktionen sichtbar machen, um sie frühzeitiger zu behandeln. 

•  Therapie‑Monitoring 
Medikamente, Physiotherapie oder körperliche Aktivität beeinflussen das ANS. Veränderungen in der HRV können Hinweise geben, ob eine Behandlung positiv wirkt oder Nebenwirkungen hat. 

Praktische Tipps für Betroffene mit MS 

1 Regelmäßiges Messen – Nutzen Sie ein zuverlässiges Gerät (z. B. Brustgurt oder eine zertifizierte Smartwatch) und messen Sie den HRV-Basiswert immer zur gleichen Tageszeit, idealerweise morgens nach dem Aufwachen. Dann zusätzlich nach individuellen Belastungen. 

2 Langfristige Trends beobachten – Auch einzelne Basiswerte können stark schwanken. Hier sind die langfristigen Entwicklungen (Wochen/Monate) wichtig. Auch bei den Belastungswerten sollten Sie längerfristige Entwicklungen beobachten. 

3 Zusammen mit dem Arzt besprechen – Zeigen Sie Ihrem interessierten Neurologen die HRV‑Kurven. Sie können zusätzliche Informationen über das Krankheitsbild liefern. 

4 Lifestyle‑Anpassungen – Ausreichend Schlaf, moderate Bewegung, gesunde Ernährung und Entspannungstechniken (Integration von Atmung, Meditation und Entspannung, z.B. progressive Muskelentspannung) können die HRV verbessern und damit das allgemeine Befinden stärken. 

Fazit

Die Herzratenvariabilität zeigt, wie gut unser autonomes Nervensystem zwischen Anspannung und Entspannung wechseln kann – und sie lässt sich durch gezielte Atmung positiv beeinflussen. Herzkohärenz-Übungen stärken Selbstregulation, Resilienz und emotionale Stabilität und wirken sich unmittelbar auf Stress, Energie und Wohlbefinden aus. Regelmäßig angewendet fördern sie geistige Leistungsfähigkeit, innere Balance und langfristige Gesundheit – besonders auch bei chronischen Belastungen wie Multipler Sklerose. 

Im nächsten Newsfeed gibt es hier als Erfahrungsbericht ein paar Übungen für das Vegetativum, für ein sich beruhigendes Nervensystem; zur Selbstregulation eines z.B. stressbedingten Erregungszustandes, der gerade im Alltag mit MS noch schneller entstehen kann – aber gerade bei dieser Erkrankung so besonders kontraproduktiv ist. 

Bleiben Sie uns also treu.
Ihr Team von Life-SMS


Bildquelle

Generiert durch Google Gemini (Flash 2.5), 15.11.2025 


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Sommerpause für Neuroplastizität nutzen

Foto zeigt grasende Kühe in grüner, weiter Berglandschaft vor Morgenröte

Liebe Followerschaft,
der heiße Sommer kommt dieses Jahr eher in Etappen – zumindest in weiten Teilen Deutschlands. Momentan scheint er da zu sein und bei Hitze ist es manchmal schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Das erinnert mich an einen Beitrag von Kirsten aus dem letzten Oktober: Gewusel im Kopf 
Da ging es um andere Gründe, „keinen klaren Gedanken in Sicht zu haben“. Nämlich wegen zu viel „Traffic“ im Kopf. Und warum es gerade dann – und besonders für MS-Betroffene und extrem besonders nach einer Cortison-Stoßtherapie – wichtig ist, Pause zu machen.
Und noch mehr während eines Schubes. Das hängt u.a. mit dem «Glymphatischen System» (dem «Abwassersystem» des Gehirns) zusammen, wie Kirsten uns anschaulich erklären konnte.

Ich zitiere aus dem Beitrag, den ich Ihnen hiermit für die Sommerentschleunigung nochmals besonders ans Herz legen möchte
(…) Nervengewebe kann sich z. T. selbst reparieren: Direkt nach der Schädigung im Hirn wird das Gewebe um die Läsion herum nämlich besonders flexibel. Neue Zellausläufer verbinden dann Bereiche intakter Regionen miteinander und sorgen dafür, dass diese neue Aufgaben übernehmen – sofern die Schädigung nicht zu groß ist, man das Gehirn für eine Weile regenerieren lässt und es dabei nicht stört [1]. Eine Pause erscheint hier also unbedingt notwendig!“ 

Nutzen wir auch den Sommer zum Entschleunigen – unabhängig von Stoßtherapie und eventueller Schubaktivität. Nehmen wir Druck, Anspannung oder sogar eventuell vorhandenen Stress noch mehr raus, als wir es eh schon versuchen.

Und nutzen wir die Kraft und Heilwirkungen der Sonne bewusst, also so, dass wir die positiven Effekte haben, aber weder Sonnenbrand noch Hautkrebs entsteht:

  • also vor der Mittagshitze
  • Kopf und Dekollté immer beschatten
  • Handflächen mit Lichtschutzfaktor schützen
  • die anderen Hautpartien besser beschatten als Sonnencreme auftragen (die viel Chemie enthält, die teils auch wieder ein Krebsrisiko darstellen kann)
  • wenn Sonnencreme her muss (wenn Beschattung, z.B. auch durch Bekleidung, nicht möglich), auf biozertifizierte achten – die enthält weniger gesundheitsschädigende Bestandteile.

Und hier noch ein paar Tipps bei heißen Temperaturen:

  • Nichts Kaltes trinken sondern besser zimmer-/lauwarm (sonst schwitzt man nur noch mehr)

  • Bei heißen Temperaturen nicht salzarm essen! Salz ist zur Nervenleitung wichtig und die ist ja durch die Hitze gerade etwas schwieriger.
  • Feuchtes T-Shirt tragen (aber aufpassen, ab wann es für Lunge/Bronchien und Nieren zu kühl wird)


Wem es schon drinnen zu heiß ist, und sich keine Kühlweste, Kopfbedeckung mit Kühlfunktion bzw. andere kühlende Bekleidungsaccessoires (für drinnen und draußen) besorgen möchte, kann sich zudem vielleicht hiermit aushelfen:

  • Kühlschrank-kühle „Wärm“flasche zwischen die Oberschenkel
• Füße/Unterschenkel in Wasser stellen (nicht in eiskaltes, besser in mäßig kaltes bis eher fast zimmerwarmes)
  • Im Büro ist es vielleicht möglich, ein Kühlakku in Körpernähe auf (oder unter) dem Schreibtisch zu platzieren (und regelmäßig gegen „frisches“ auszutauschen während das benutzte wieder im Kühlfach „nachtanken“ kann).
  • Feuchten Lappen in Nacken legen (evtl. zusätzlich um Armbeugen/Fesseln)
  • Feuchte Laken aufhängen
  • 
Unter feuchtem Laken schlafen 


Das Life-SMS-Team macht auch eine kleine Pause und meldet sich im Laufe des August wieder.
Uns allen eine erfrischende Erholung – und wer gerne außer Gewusel im Kopf  noch mehr Lesen möchte, dem empfehle ich, nochmal Warum Bewegung, Eigenverantwortung und Stressmanagement entscheidend sind – besonders bei MS anzuschauen. Dort ging es letztendlich auch um Stress, Entschleunigung und die wichtige Neuroplastizität. Hier eine Minizusammenfassung:
Toxischer Stress und Multitasking verschlimmern MS-Symptome. Betroffene sollten aktiv an ihrer Gesundheit arbeiten, indem sie toxische Situationen erkennen und ändern. Neuroplastizität zeigt, dass Bewegung und Stressregulation essenziell sind, um körperliche und geistige Fähigkeiten zu erhalten und zu fördern…

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine regenerierende Zeit
Hildy vom Team Life-SMS


In Kooperation mit der DMSG werden noch Teilnehmende gesucht für Studie zur
Wirksamkeit der Hippotherapie (DKThR)® bei MS

Zeitraum der wissenschaftlichen Studie MS HIPPO II:
01. September 2025 bis 16. Januar 2026
Es werden wohl noch Interessent*innen (mit EDSS Score zwischen 4 und 6) gesucht für:
1) PRZ Pferdesport- und Reittherapie-Zentrum der Gold-Kraemer-Stiftung in Frechen (bei Köln)
2) ZTR Johannisberg e.V. bei Bonn

Achtung:
Anmeldung dafür nur noch bis zum 18. August 2025:
MSHippoStudie@dshs-koeln.de
oder 0221 4982 8599

Die ursprüngliche Studie „MS HIPPO“ konnte 2017 auf Evidenzstufe 1b nachweisen, dass die Hippotherapie positive Effekte auf MS-Symptome hat. Dazu zählen:

  • Verbesserung des Gleichgewichts
  • Reduktion von Spastik
  • Verringerung von Fatigue
  • Steigerung der Lebensqualität

Mit „MS HIPPO II“ sollen diese Ergebnisse vertieft werden…

Voraussetzungen und weitere Infos in diesen PDFs:
„MS-HIPPO II – Untersuchung der Wirksamkeit von Hippotherapie“ PDF-Download „Probanden-Info zur Studie“
„MS-HIPPO II“ PDF-Download „Patientengewinnung“


Bildquelle:
Bergwelten – Entschleunigung in der Natur © Hildy

Referenzen:
[1] “Neuroplastizität: Wie das Gehirn sich selbst heilt.” Accessed: Sep. 01, 2024. [Online]. Available: https://www.spektrum.de/magazin/neuroplastizitaet-wie-das-gehirn-sich-selbst-heilt/1935982


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Schütteln als tägliches Anti-Stress-Ritual?

Shaking – eine gezielte Schüttelpraxis zur Aktivierung des Nervensystems und zur Förderung der körperlich-emotionalen Selbstregulation

Haben Sie auch schon an Tieren – egal ob Haustier oder nicht domestiziert – beobachtet, dass sie sich nach Angst- oder sonstigen stressigen Situationen schütteln?
Ähnlich, wie ein Hund die Nässe aus seinem Fell schüttelt, wenn er „baden“ war. Dieses Schütteln ist ein natürlicher Reflexmechanismus, den auch der Mensch in sich trägt, um (Angst-)Stress abzubauen. Konnten unsere Vorfahren Stress durch Feinde nicht mit Flucht – die logischerweise Bewegung beinhaltet – begegnen, sorgten sie ganz natürlich und selbstverständlich durch (bewusstes oder unbewusstes) Schütteln für Cortisol-abbauende Bewegung.

Stattdessen begegnen wir heute Ängsten oder innerem Druck häufig mit Kontrolle, anhaltender Anspannung oder mentaler Verdrängung. Das lässt nicht nur ungesund den Cortisolspiegel oben sondern setzt Energie fest, statt sie zu nutzen. Denn durch rhythmisches, geführtes Schütteln können sich Spannungen lösen, emotionale Blockaden abbauen und aufgestaute Energie wieder freisetzen. Dabei kommt es nicht nur zu einer physischen Entladung, sondern auch zu einer Neuordnung im Nervensystem, was sich unmittelbar in mehr Klarheit, Präsenz und emotionaler Stabilität äußern kann. 

Alte Kulturtechnik in unserer Zeit wichtiger denn je

Diese fast in Vergessenheit geratene Methode gewinnt in unserer oft auf Funktionieren, Optimieren und Aushalten getrimmten Zeit zu Recht zunehmend an Bedeutung.
Doch wie kann Shaking, also einfaches Schütteln, unser Nervensystem stärken, Stress abbauen und Selbstregulation aktivieren? Mareike Schwed, Gründerin der Neurowerkstatt (für MS und Parkinson), erklärt im Gespräch mit Prof. Dr. Spitz, warum Shaking eine uralte, aber hochaktuelle Methode zur Selbstregulation ist – und wie sie schon mit wenigen Minuten täglich hilfreich sein kann.

Spitzen-Gespräch zwischen Prof. Dr. med. Jörg Spitz/AMM und Dr. phil. Mareike Schwed/Sportwissenschaftlerin/neurowerkstatt

In diesem 38-minütigem Video erfahren Sie:
• wie Shaking bei Ängsten, Stress, Erschöpfung und sogar chronischen Erkrankungen wie MS helfen kann
• welche wissenschaftlichen Grundlagen dahinterstehen
• wie man Shaking einfach und wirksam in den Alltag integrieren kann
• erste Übungssequenz während des Videoschauens.

Gesundheitliche Effekte von Shaking

Diese körperbasierte Selbstregulation wird zunehmend auch in der modernen Neuropsychologie und Traumatherapie als effektiver Weg zur Stressreduktion und Resilienzförderung erkannt. 
Shaking hilft nicht nur bei akuten Stressreaktionen oder Ängsten, sondern kann auch langfristig emotionale Muster durchbrechen, die sich oft schon in der Kindheit oder im frühen Erwachsenenalter eingeprägt haben.

In wissenschaftlichen Studien zu verwandten Methoden (z.B. dem neurogenen Muskelzittern) konnten nicht nur ein Rückgänge der Cortisolspiegel sondern auch Effekte wie eine verbesserte Beweglichkeit und eine Aktivierung dopaminerger Systeme nachgewiesen werden. Insbesondere bei neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose kann Shaking dabei helfen, Symptome zu lindern, Energie zurückzugewinnen und wieder ein positives Körpergefühl zu entwickeln. Auch typische Symptome wie Schlafstörungen, chronische Verspannungen oder Erschöpfung können durch regelmäßiges Shaking spürbar zurückgehen. 

Doch auch ohne solch gesundheitliche Beeinträchtigungen zu haben, lohnt ein (nicht zu kurzfristig angelegter) Versuch. Denn tägliches Schütteln (am besten morgens oder als Arbeitspause) ist wie ein Reset-Knopf für Ihr Nervensystem: Schon wenige Minuten genügen – und viele fühlen sich sofort wacher, klarer und energetisch präsenter. 

7 Minuten Schütteln am Tag

Die Methode ist denkbar einfach: Bereits 7 Minuten tägliches Shaking – gerne zur Lieblingsmusik – können wirken. Dabei gibt es kein „korrektes Ausführen“, sondern ein intuitiver, freier Bewegungsfluss darf entstehen – individuell angepasst an Ihre körperliche und emotionale Verfassung. Die beispielhaft im Video gezeigte kurze Übungssequenz (von der Hand bis zur Schulter) kann problemlos auch im Sitzen ausgeführt werden. Probieren Sie aus, was bei Ihnen persönlich möglich ist. Auch ein Beinschütteln kann sitzend möglich sein.

Und falls Sie wirklich nach einer emotional belastenden Situation schütteln, ist es besonders hilfreich, dabei gezielt mit dem Thema oder Gefühl zu arbeiten (Wut, Angst, Unsicherheit, Enttäuschung …). Das können auch länger zurückliegende Ereignisse sein.

Auch gegen übermäßige Erschöpfung können Sie bewusst aktivierende Reize setzen. Viele Menschen berichten, dass sie bereits nach kurzer Zeit mehr Energie, ein verbessertes Körpergefühl und einen klareren Kopf verspüren. Nicht umsonst gibt es schon seit Urzeiten ganze Schüttelmeditationen – nicht nur für Fortgeschrittene!

Fazit: Gesundheit liegt auch im eigenen Körper

Shaking ist eine einfache, aber tiefgreifende Methode, die den Körper als Schlüssel zur Heilung nutzen kann. Ob zur Stressbewältigung, zur emotionalen Selbstregulation oder als tägliches Energie-Ritual – das bewusste Schütteln bietet eine selbstwirksame Möglichkeit, mehr Vitalität, innere Stabilität und Gesundheit ins Leben zu bringen. 


Referenzen 

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Calcium – Nicht nur gut für die Knochen? 

von Kirsten 

Calcium (auch Kalzium) ist gut für die Knochen. Das weiß doch jedes Kind! 99 % des Calcium-Gehaltes im menschlichen Körper (und das ist in etwa 1 kg) ist tatsächlich den Knochen und Zähnen zuzuschreiben [1], [2]. Das restliche Prozent hat innerhalb einer Körperzelle (intrazellulär) bzw. außerhalb (interzellulär) verschiedene Aufgaben. Deshalb unterscheiden sich die Calcium-Konzentrationen je nach Wirkort: Außerhalb der Zellen ist die Konzentration an Calcium-Ionen viele Tausend-mal höher als innerhalb einer Zelle [3], [4]. Kommt es zu größeren bzw. langfristigen Veränderungen des Calcium-Haushalts, wird dies mit verschiedenen Beschwerden bzw. Erkrankungen assoziiert. So erscheint es nicht verwunderlich, dass eine unzureichende bzw. fehlerhafte Regulation von Calcium z.T. auch mit neurodegenerativen Erkrankungen wie der MS assoziiert wird.  

Aufgaben 

Calcium ist im Körper an sämtlichen Signalwegen und Zellfunktionen beteiligt und wirkt daher oftmals als Botenstoff. Es beeinflusst beispielsweise die Blutgerinnung und ist an der Erhaltung der Zellmembranen beteiligt. Es greift in die Signalkaskade verschiedener Prozesse ein, wie z.B. dem Glykogen-Stoffwechsel (Glykogen ist eine Kohlenhydrat-Speicherform), der Zellteilung, der Aktivierung von Enzymen und Hormonen [2].  

Darüber hinaus ist Calcium an der Erregung von Nerven und Muskeln beteiligt [1] und hält somit u.a. die Funktion von Herz und Gehirn aufrecht. Calcium erfüllt eine wichtige Funktion bei der Reifung von Oligodendrozyten-Vorläufer-Zellen [3]. Oligodendrozyten zählen zu den Gliazellen – und sind somit nur im zentralen Nervensystem anzutreffen. Sie umwickeln Axone von Nervenzellen und sind an deren Energieversorgung beteiligt. Darüber hinaus bilden sie die isolierende Myelinscheide und sind daher von großer Bedeutung für die Nervengesundheit [5].  

Wird Nervengewebe verletzt, kommt es zu höheren extrazellulären Calcium-Konzentrationen. Diese werden von Microglia (den Immunzellen des Nervensystems) erkannt, die sich daraufhin zum Ort der Läsion begeben [3], um dort Abfallstoffe und Zellreste zu beseitigen und damit die neuronale Plastizität stärken.  

Calcium spielt für viele Funktionen in den verschiedensten Zellen eine große Rolle. So verwundert es wenig, dass es u.a. die Aktivierung, die Adhäsion und die Migration von Immunzellen reguliert [6]. 

Calcium ist maßgeblich für ein gutes Funktionieren der Blut-Hirn-Schranke (BHS) verantwortlich, in dem es bestimmte Calcium-abhängige Proteine («Cadherine») stimuliert, die wiederum zur Stabilisierung von Zell-Zell-Kontakten benötigt werden [7], [8] und damit der «Abdichtung» der Blut-Hirn-Schranke dienen.  

Fehlerhafte Regulation des Calcium-Haushalts 

Ein ungenügende Calcium-Konzentration würde demnach zu einer verringerten Abdichtung der Blut-Hirn-Schranke führen. Allerdings führen auch stark erhöhte Calcium-Konzentrationen (wie man sie z.B. direkt vor einem Schlaganfall im Blut vorfindet) zum verstärkten Aktivieren eines Enzyms, das wiederum die Funktionalität der Blut-Hirn-Schranke beeinträchtigt und damit durchlässiger für verschiedene Stoffe bzw. Zellen gestaltet [9].  

Ein Zuviel an extrazellulärem Calcium wirkt zudem als Entzündungsreiz. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die lokale Calciumkonzentration so hoch ist, dass sie nicht mehr in der Gewebsflüssigkeit gelöst bleiben kann und folglich auskristallisiert [10].  

Dass erhöhte Calcium-Konzentrationen im Zytoplasma mit einer erhöhten Degeneration von Nervenzellen assoziiert werden, wurde bereits in verschiedenen Studien festgestellt [11], [12], [13]. Erhöhte Calcium-Werte im Blut (Hyperkalzämie) können sich u.a. in Muskelschwäche, erhöhter Ermüdbarkeit, Konzentrationsstörungen oder Nervosität äußern bis hin zur Depression. Es kann außerdem zu Verstopfung und Übelkeit kommen [14]. Einige diese Symptome dürften Ihnen wahrscheinlich direkt nach einer Stoßtherapie begegnet sein – da die hoch dosierten Glucocorticoide u.a. für das verstärkte Freisetzen von Calcium aus den Knochen verantwortlich sind und damit eine Zeit lang die Calcium-Blutkonzentration erhöhen – bevor das Calcium über den Urin ausgeschieden wird. Dem gegenüber äußern sich erniedrigte Calcium-Werte u.a. in Muskelkrämpfen sowie Kribbeln in Lippen, Fingern, Zehen [15]. Insgesamt ist die Muskulatur eher steif und kann sich als Rigor oder Spastik äußern [16] – und ist damit gar nicht so untypisch bei MS. In beiden Fällen können auch Probleme mit der Nebenschilddrüse auftreten. (Für den Unterschied zwischen Rigor und Spastik siehe [17].) 

Calcium ist an vielen Prozessen im Körper beteiligt. Sein Regulationssystem ist daher sehr komplex und von vielen Faktoren abhängig. Calcium beeinflusst beispielsweise die Ausschüttung von Neurotransmittern und -hormonen. Dies gelingt u.a. durch das Konzentrationsgefälle, das zwischen den Zellen und dem Zellinneren herrscht. Fließt z.B. viel Calcium in die Zelle, um bestimmte Aktionen auszulösen, muss das Calcium danach auch wieder schnell zurückfließen können. Gelingt dies nicht bzw. nur unzureichend, leiden unsere Nerven darunter. Ursachen hierfür können sein: Schäden der Zellmembranen, Veränderungen in der Struktur von Calcium-abhängigen Rezeptoren bzw. Ionenkanälen oder auch Schäden an Mitochondrien (den Kraftwerken der Zelle) [3].  

Dass eine Fehlregulation von Calcium bei MS (ebenso wie auch bei anderen neurodegenerativen Erkrankungen) eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt, ist seit einigen Jahren auch der Wissenschaft bekannt. Forscher untersuchen verschiedenste Aspekte von Calcium hinsichtlich des MS-Krankheitsgeschehens sowie neuer pharmakologischer Ansatzpunkte. So wurden z.B. kürzlich klinische Studien zum Einsatz von Antihistaminika (Antiallergika) auf die Nervengesundheit bei MS untersucht [18], [19] – denn diese unterbinden an bestimmten Stellen im Körper die Calcium-Freisetzung. Bei der schubförmigen MS wurde ein re-myelinisierender Effekt festgestellt – wobei die Patienten unter Medikament-bedingter Fatigue litten. Dem gegenüber musste jedoch die Studie bei progressiver MS abgebrochen werden, da sich die körperlichen Einschränkungen während der Einnahme des Präparats deutlich verschlechtert hatten. Verschiedene MS-Typen könnten demzufolge unterschiedliche «Problemstellen» im Calcium-Haushalt haben und bedürften daher möglicherweise unterschiedlicher Behandlung.

Neuroprotektive Faktoren: Modulation des Calcium-Haushalts 

Da Calcium lebenswichtig ist, sollte eine genügende Versorgung über die Nahrung sichergestellt werden. Eine zu hohe Aufnahme an Calcium ist mit verschiedenen körperlichen Risiken verbunden – im Bereich der Nervengesundheit, aber beispielsweise auch mit dem Auftreten von Herzerkrankungen [20]. Bitte beachten Sie hierbei, dass einigen Fertigprodukten Calcium-Präparate  zugesetzt werden – als Farbstoff, Trennmittel, Stabilisator, Konservierungsmittel, etc. – z.B. um die Bildung einer knusprigen Panade zu unterstützen [21], [22] (siehe hierzu die Liste der E-Nummern [23]).  

Gerade bei neurodegenerativen Erkrankungen sollte man aber vor allem auf eine gute Versorgung von Vitamin D achten. Denn es setzt Stoffwechselprozesse in Gang, die die Aufnahme von Calcium im Darm steuern, den Einbau von Calcium in die Knochen sowie die Calcium-Ausscheidung über die Nieren reguliert [24]. Nahrungsergänzung mit Vitamin-D-Präparaten führt gemäß Fachliteratur zu einer verringerten Expression spannungsabhängiger Calcium-Kanäle im Hippocampus und wirkt dadurch auch neuroprotektiv [25]. Für ein gutes Funktionieren des Vitamin-D- (und damit auch des Calcium-)Stoffwechsels benötigt der Körper außerdem Magnesium [26].  

Auch Vitamin C gilt als nervenschützend, in dem es u.a. die Ausschüttung von Neurotransmittern sowie die Funktionalität der Calcium-Kanäle reguliert [27].  

Körperliche Bewegung beeinflusst ebenfalls den Calcium-Haushalt, was sich u.a. in der Knochendichte, der Knochenstärke, der Ausscheidung von Calcium über die Nieren oder auch der Calcium-Aufnahme im Darm widerspiegelt [28].  

Sogar therapeutisch eingesetzte Kälte scheint einen positiven Einfluss auf den Calcium-Haushalt zu haben. Calcium-Konzentrationen im Blut waren einer Studie zufolge 48 Stunden nach der kryotherapeutischen Behandlung deutlich verringert gegenüber der Kontrollgruppe [29]. In einem Tierversuch konnte sogar eine verstärkte Knochenbildung bei Knochenbrüchen nach Kälteeinwirkung festgestellt werden (die wiederum mit der Aktivierung von knochenreparierenden Osteoblasten durch Calcium sowie dem Einbau von Calcium in die Knochen zusammenhängt) [30]. Eine andere Studie untersuchte den Effekt der Kältetherapie auf Spastik im Wadenbereich. Die Resultate zeigten eine deutliche Reduktion der Spastik durch die Kombination Physiotherapie und Kälteeinwirkung gegenüber der physiotherapeutischen Behandlung ohne Kälteeinwirkung [31].  

Auch Taurin reguliert den Calcium-Haushalt und wirkt als Neuromodulator [32]. Es erhöhte außerdem die Funktionsfähigkeit der Mitochondrien [33]. Taurin ist ein starkes Antioxidanz und wirkt entzündungshemmend [34]. Es kommt vor allem in tierischen Lebensmitteln sowie Meeresfrüchten vor. 

Der neuroprotektive und re-myelinisierende Effekt von Cannabidiol (CBD, ein Cannabinoid) wurde bereits vor über 15 Jahren beschrieben [35]. Dieser Effekt beruht u.a. darauf, dass ein Signalweg unterbrochen wird, der Calcium in die Nervenzellen einströmen lässt und die mitochondriale Aktivität erhöht. 

Fazit

Calcium ist ein wichtiger Botenstoff und spielt daher bei vielen Prozessen in unserem Körper eine große Rolle. Störungen im Calcium-Haushalt werden u.a. mit neurodegenerativen Erkrankungen assoziiert.  

Der Calcium-Haushalt kann positiv beeinflusst werden durch Mikronährstoffe wie Vitamin D, Magnesium oder Vitamin C. Auch körperliche Bewegung und der Einsatz therapeutischer Kälte sowie die Zufuhr von Taurin oder Cannabidiol nehmen positiven Einfluss auf den Calcium-Haushalt.  

Lassen Sie also bei der nächsten Blutuntersuchung neben dem Vitamin-D-Spiegel auch den Calcium-Spiegel messen und supplementieren nur bei einem Calcium-Mangel. Bei hohen Calcium-Spiegeln ernähren Sie sich entsprechend calciumarm. 

Vertiefende Informationen, Mangelfaktoren, Gegenanzeigen und Dosierungsinformationen finden Sie bei unserem Schwesterprojekt der NährstoffAllianz: Kalzium – Die NährstoffAllianz 

Bildquelle

Calciumreiche natürliche Lebensmittel 
Bild erstellt mit KI-Tool DALL-E im März 2025.


Referenzen

[1] P. Hundehege, L. Epping, and S. Meuth, ‘Calcium Homeostasis in Multiple Sclerosis’, Neurology International Open, vol. 01, no. 03, pp. E127–E135, Jun. 2017, doi: 10.1055/s-0043-109031. 

[2] ‘Calcium’, Wikipedia. Feb. 12, 2025. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Calcium&oldid=253271516#Funktionen_im_Organismus 

[3] M. Enders, T. Heider, A. Ludwig, and S. Kuerten, ‘Strategies for Neuroprotection in Multiple Sclerosis and the Role of Calcium’, Int J Mol Sci, vol. 21, no. 5, p. 1663, Feb. 2020, doi: 10.3390/ijms21051663. 

[4] S. C. Bondy, ‘Intracellular calcium and neurotoxic events’, Neurotoxicology and Teratology, vol. 11, no. 6, pp. 527–531, Nov. 1989, doi: 10.1016/0892-0362(89)90032-9. 

[5] ‘Oligodendrozyt’, Wikipedia. Apr. 19, 2024. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Oligodendrozyt&oldid=244190683 

[6] ‘Calciumregulierung im Immunsystem’, CORDIS | European Commission. Accessed: Feb. 16, 2025. [Online]. Available: https://cordis.europa.eu/article/id/151034-calcium-regulation-in-the-immune-system/de 

[7] ‘Cadherine’. Accessed: Feb. 16, 2025. [Online]. Available: https://www.spektrum.de/lexikon/neurowissenschaft/cadherine/1800 

[8] ‘Cadherine’, Wikipedia. Jan. 01, 2024. Accessed: Feb. 16, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cadherine&oldid=240746383 

[9] C. Cui et al., ‘Structural basis of human NOX5 activation’, Nat Commun, vol. 15, no. 1, p. 3994, May 2024, doi: 10.1038/s41467-024-48467-y. 

[10] ‘Kalzium als Entzündungsreiz’. Accessed: Feb. 21, 2025. [Online]. Available: https://www.leipzig.de//newsarchiv/news/kalzium-als-entzndungsreiz 

[11] F. Borbolis, C. Ploumi, and K. Palikaras, ‘Calcium-mediated regulation of mitophagy: implications in neurodegenerative diseases’, npj Metab Health Dis, vol. 3, no. 1, pp. 1–19, Feb. 2025, doi: 10.1038/s44324-025-00049-2. 

[12] M. E. Witte et al., ‘Calcium Influx through Plasma-Membrane Nanoruptures Drives Axon Degeneration in a Model of Multiple Sclerosis’, Neuron, vol. 101, no. 4, pp. 615-624.e5, Feb. 2019, doi: 10.1016/j.neuron.2018.12.023. 

[13] E. Pchitskaya, E. Popugaeva, and I. Bezprozvanny, ‘Calcium signaling and molecular mechanisms underlying neurodegenerative diseases’, Cell Calcium, vol. 70, pp. 87–94, Mar. 2018, doi: 10.1016/j.ceca.2017.06.008. 

[14] ‘Hyperkalzämie’, Wikipedia. Nov. 24, 2024. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hyperkalz%C3%A4mie&oldid=250644395 

[15] ‘Hypokalzämie’, Wikipedia. Nov. 05, 2024. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Hypokalz%C3%A4mie&oldid=250056164 

[16] ‘Spasticity with hypocalcemia: Does spasticity have a metabolic determinant?’ Accessed: Mar. 04, 2025. [Online]. Available: http://www.medicaljournals.se/jrm/content/html/10.2340/16501977-1862 

[17] ‘Rigor & Spastik: Das sind die Unterschiede | spastikinfo.de’, SpastikInfo. Accessed: Mar. 04, 2025. [Online]. Available: https://www.spastikinfo.de/spastik-was-ist-das/rigor-und-spastik/ 

[18] University of California, San Francisco, ‘A Phase II Randomized, Double-Blind, Parallel-Group, Placebo Controlled Crossover Trial to Assess the Efficacy, Safety, Tolerability, and Pharmacokinetics of Clemastine Fumarate as a Remyelinating Agent in Multiple Sclerosis’, clinicaltrials.gov, Clinical trial registration NCT02040298, Sep. 2021. Accessed: Mar. 04, 2025. [Online]. Available: https://clinicaltrials.gov/study/NCT02040298 

[19] National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID), ‘Targeting Residual Activity By Precision, Biomarker-Guided Combination Therapies of Multiple Sclerosis (TRAP-MS)’, clinicaltrials.gov, Clinical trial registration NCT03109288, Feb. 2025. Accessed: Mar. 04, 2025. [Online]. Available: https://clinicaltrials.gov/study/NCT03109288 

[20] S. Weiß, ‘SonnenAllianz – Vitamin D, Kalzium und die Sango Koralle’, SonnenAllianz. Accessed: Feb. 22, 2025. [Online]. Available: https://sonnenallianz.spitzen-praevention.com/2020/04/30/vitamin-d-kalzium-und-die-sango-koralle/ 

[21] ‘Liste der E-Nummern’, Wikipedia. Aug. 13, 2024. Accessed: Feb. 22, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_E-Nummern&oldid=247666923 

[22] X. Wang et al., ‘Preparation and characterization of calcium-binding starch and its application in microwaveable pre-fried foods’, Food Hydrocolloids, vol. 156, p. 110328, Nov. 2024, doi: 10.1016/j.foodhyd.2024.110328. 

[23] ‘Liste der E-Nummern’, Wikipedia. Aug. 13, 2024. Accessed: Feb. 28, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_der_E-Nummern&oldid=247666923 

[24] J. Dötsch, ‘Vitamin-D-Stoffwechsel’, Pädiatrie up2date, vol. 09, no. 04, pp. 343–352, Nov. 2014, doi: 10.1055/s-0034-1377755. 

[25] L. D. Brewer, V. Thibault, K. C. Chen, M. C. Langub, P. W. Landfield, and N. M. Porter, ‘Vitamin D hormone confers neuroprotection in parallel with downregulation of L-type calcium channel expression in hippocampal neurons’, J Neurosci, vol. 21, no. 1, pp. 98–108, Jan. 2001, doi: 10.1523/JNEUROSCI.21-01-00098.2001. 

[26] ‘Ein wichtiger Vitamin D-Cofaktor: Magnesium’, SonnenAllianz. Accessed: Feb. 22, 2025. [Online]. Available: https://sonnenallianz.spitzen-praevention.com/sonne-und-gesundheit/vitamin-d/vitamin-d-co-faktor-magensium/ 

[27] V. J. Clemente-Suárez et al., ‘The Interplay of Sports and Nutrition in Neurological Health and Recovery’, J Clin Med, vol. 13, no. 7, p. 2065, Apr. 2024, doi: 10.3390/jcm13072065. 

[28] N. Charoenphandhu, ‘PHYSICAL ACTIVITY AND EXERCISE AFFECT INTESTINAL CALCIUM ABSORPTION: A PERSPECTIVE REVIEW’, vol. 7, no. 1, 2007. 

[29] M. Rossato, E. de Souza Bezerra, D. A. de Ceselles Seixas da Silva, T. Avila Santana, W. Rafael Malezam, and F. P. Carpes, ‘Effects of cryotherapy on muscle damage markers and perception of delayed onset muscle soreness after downhill running: A Pilot study’, Revista Andaluza de Medicina del Deporte, vol. 8, no. 2, pp. 49–53, Jun. 2015, doi: 10.1016/j.ramd.2014.07.003. 

[30] M. Zakaria et al., ‘Decoding Cold Therapy Mechanisms of Enhanced Bone Repair through Sensory Receptors and Molecular Pathways’, Biomedicines, vol. 12, no. 9, Art. no. 9, Sep. 2024, doi: 10.3390/biomedicines12092045. 

[31] N. M. Abdelhakiem, T. H. Mahmoud, H. M. Saleh, H. M. Alsaid, S. Salem, and M. M. El Semary, ‘Effect of cryotherapy in controlling spasticity of calf muscles in patients with multiple sclerosis’, NeuroRehabilitation, vol. 54, no. 4, pp. 653–661, Jun. 2024, doi: 10.3233/NRE-240006. 

[32] T. M. Foos and J.-Y. Wu, ‘The Role of Taurine in the Central Nervous System and the Modulation of Intracellular Calcium Homeostasis’, Neurochem Res, vol. 27, no. 1, pp. 21–26, Feb. 2002, doi: 10.1023/A:1014890219513. 

[33] A. El Idrissi, ‘Taurine increases mitochondrial buffering of calcium: role in neuroprotection’, Amino Acids, vol. 34, no. 2, pp. 321–328, Feb. 2008, doi: 10.1007/s00726-006-0396-9. 

[34] ‘Taurin’, Wikipedia. Feb. 08, 2025. Accessed: Feb. 22, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Taurin&oldid=253127214 

[35] Q. Liu, M. Bhat, W. D. Bowen, and J. Cheng, ‘Signaling Pathways from Cannabinoid Receptor-1 Activation to Inhibition of N-Methyl-d-Aspartic Acid Mediated Calcium Influx and Neurotoxicity in Dorsal Root Ganglion Neurons’, J Pharmacol Exp Ther, vol. 331, no. 3, pp. 1062–1070, Dec. 2009, doi: 10.1124/jpet.109.156216. 


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Warum Bewegung, Eigenverantwortung und Stressmanagement entscheidend sind – besonders bei MS

Während Krankheiten wie Krebs oder Herzinfarkt große Aufmerksamkeit erhalten, kämpfen MS-Betroffene häufig im Stillen – mit wenig Unterstützung durch die Schulmedizin. Doch es gibt mehr Wege, den Verlauf der Erkrankung positiv zu beeinflussen. Bewegung, Stressmanagement und ein Umdenken in Bezug auf die eigene Gesundheit spielen dabei eine zentrale Rolle.

Spitzen-Gespräch zwischen Prof. Dr. med. Jörg Spitz/AMM und Dr. phil. Mareike Schwed/Sportwissenschaftlerin/neurowerkstatt

Aus dem Gespräch:

Die unsichtbare Belastung: warum MS-Betroffene oft allein kämpfen

In der klassischen Medizin wird MS häufig symptomatisch behandelt. Medikamente stehen im Mittelpunkt, während ganzheitliche Ansätze wie gezielte Bewegung oder psychologische Unterstützung vernachlässigt werden. Viele Patientinnen und Patienten erleben eine schleichende Verschlechterung ihrer Symptome, da ihnen oft das Wissen fehlt, wie sie selbst aktiv Einfluss nehmen können.

Dabei wissen wir heute: Bewegung kann nicht nur Symptome lindern, sondern auch die Krankheitsprogression beeinflussen. Sport wirkt sich positiv auf das Immunsystem aus, kann die Schubrate reduzieren und schützt das Nervensystem. Trotzdem tun sich viele Betroffene schwer, Bewegung in ihren Alltag zu integrieren – oft aus Angst, sich zu überlasten oder weil sie in einem Teufelskreis der Erschöpfung gefangen sind.

Use it or lose it: warum Bewegung unverzichtbar ist

Ein entscheidender Punkt, der im Video thematisiert wird, ist das Prinzip „Use it or lose it“ – wer seine körperlichen und geistigen Fähigkeiten nicht nutzt, baut sie unweigerlich ab.

Der Körper ist ein Meister der Effizienz. Alles, was nicht aktiv gebraucht wird, wird abgebaut. Das gilt für Muskeln ebenso wie für das Gehirn. Wer sich aufgrund von MS oder Erschöpfung schont, riskiert, dass sich die Symptome weiter verschlimmern.

Die gute Nachricht: Es ist nie zu spät, damit anzufangen. Unabhängig davon, in welchem Stadium sich jemand befindet – Bewegung kann immer einen positiven Effekt haben. Entscheidend ist jedoch die richtige Art und Weise.

Toxischer Stress: ein unterschätzter Faktor bei Multipler Sklerose

Ein besonders brisanter Punkt, der im Gespräch hervorgehoben wird, betrifft den Einfluss von Stress und toxischen Lebenssituationen auf MS. Viele Betroffene – insbesondere Frauen – sind in einem Umfeld gefangen, das ihre Gesundheit unbewusst verschlechtert.

Typische Stressfaktoren sind:

  • Toxische Beziehungen: Partner, die wenig Verständnis haben oder zusätzlichen Stress verursachen.
  • Mehrfachbelastung: Familie, Beruf, Haushalt – viele Frauen nehmen sich selbst dabei völlig zurück.
  • Fehlende Abgrenzung: Wer immer nur für andere da ist, vernachlässigt oft seine eigenen Bedürfnisse.
  • Multitasking: Wird oft als Stärke angesehen, ist für das Gehirn aber eine permanente Überforderung.

Infobox Mythos Multitasking
Viele glauben, Multitasking sei eine wertvolle Fähigkeit – doch unser Gehirn kann eigentlich nur eins: schnell zwischen Aufgaben hin- und herwechseln. Dieser sogenannte „Task-Switching“-Effekt kostet jedoch Zeit und Energie. Studien zeigen, dass dabei mehr Fehler passieren, die Konzentration leidet und die Produktivität sinkt. Wer sich auf eine Aufgabe fokussiert, arbeitet effizienter und nachhaltiger. Also: Lieber nacheinander als durcheinander!

Siehe auch: Rubinstein, J. S., Meyer, D. E., & Evans, J. E. (2001). Executive control of cognitive processes in task switching. Journal of Experimental Psychology: Human Perception and Performance, 27(4), 763–797., https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11518143/

Oft wird Betroffenen gesagt, sie seien „selbst schuld“ an ihrer Lage – doch das ist nicht der Punkt. Es geht nicht um Schuld, sondern um unbewusste Mechanismen. Wer sich über Jahre oder Jahrzehnte in belastenden Situationen befindet, kann nicht erwarten, dass sich der Körper davon nicht beeinflussen lässt.

Die Lösung: Selbstermächtigung. Das bedeutet, die eigene Situation zu reflektieren, toxische Muster zu erkennen und aktiv Veränderungen vorzunehmen. Das kann durch Bewegung, gezielte Stressbewältigung oder auch durch eine veränderte Lebensweise geschehen.

Neuroplastizität: Wie der Körper sich anpassen kann

Ein weiteres zentrales Thema im Gespräch ist das Konzept der Neuroplastizität – also die Fähigkeit des Gehirns, sich zu verändern und anzupassen.

  • Bewegung kann gezielt dazu beitragen, Nervenzellen zu schützen und neue Verbindungen zu fördern.
  • Das autonome Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle, insbesondere in Bezug auf Stress.
  • Wer in einem Dauerstressmodus lebt, schadet nicht nur seiner Psyche, sondern auch seinem Körper.

Deshalb reicht Bewegung allein nicht aus. Sie muss mit einer bewussten Regulierung des Nervensystems kombiniert werden. Techniken aus der Polyvagal-Theorie, Atemübungen oder sanfte Bewegungsformen können helfen, den Körper aus dem Überlebensmodus herauszuführen.

Fazit: Gesundheit liegt auch in der eigenen Hand

Multiple Sklerose ist eine herausfordernde Erkrankung – aber sie ist kein Schicksal, dem man sich hilflos ergeben muss. Durch Bewegung, Selbstermächtigung und gezielte Stressregulation können Betroffene aktiv Einfluss auf ihr Wohlbefinden nehmen.

Wichtige Erkenntnisse aus dem Gespräch:

  • Bewegung ist essenziell – „Use it or lose it“ gilt für Körper und Geist
  • Toxischer Stress kann MS-Symptome verschlimmern – besonders bei Frauen.
  • Multitasking ist kein Zeichen von Stärke, sondern purer Stress für das Nervensystem.
  • Selbstermächtigung ist der Schlüssel: Niemand kann die Verantwortung für die eigene Gesundheit abnehmen.
  • Das Nervensystem spielt eine entscheidende Rolle – Stressregulation ist genauso wichtig wie Bewegung.

Mehr zum Thema Sport und MS auch in unserem gleichnamigen Ratgeber. Hier geht’s zum Gratisdownload….


Referenzen 

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Vitamin B12 für die Nervengesundheit

Von Kirsten 

Vitamin B12 ist auch als «Coenzym B12» oder «Adenosylcobalamin» bekannt. Es ist als Kofaktor verschiedener Enzyme im Aminosäure-Stoffwechsel wirksam. Darüber hinaus gibt es auch einige Speicherformen dieses Vitamins in menschlichen Körper. Zusammen bilden sie die Vitamin B12-Gruppe. Aufgrund ihrer Struktur mit Cobalt als Zentralatom spricht man auch von «Cobalaminen» [1].

Foto mit Lebensmitteln mit hohem Vitamin B12-Gehalt
Lebensmittel mit hohem Vitamin B12-Gehalt

Vitamin B12 spielt eine zentrale Rolle im Energiestoffwechsel, bei der Bildung von Blutzellen sowie beim Aufbau der Nervenhüllen [2]. Interessanterweise kann sich ein Mangel u.a. dadurch äußern, dass Gefühlsstörungen wie Kribbeln oder Ameisenlaufen in Armen, Füßen oder Beinen auftreten – wie es auch bei der MS typisch ist. Zudem können sich Müdigkeit, Erschöpfung bis hin zur Fatigue, sowie Gedächtnisstörungen und Gangunsicherheit einstellen, was wiederum auch relativ typische Anzeichen der MS sind [2]. Da erscheint ein Vitamin B12-Mangel gerade bei MS-Erkrankten äußerst kontraproduktiv zu sein. 

Vitamin B12 und MS 

Und es drängt sich doch fast der Gedanke auf, dass MS-Erkrankte hinsichtlich Vitamin B12 unterversorgt sein könnten. Diese Hypothese hatten in der Vergangenheit auch einige Wissenschaftler gestellt. Doch die Studienergebnisse, bei denen Vitamin B12 im Blutserum analysiert wurde, zeigen hier kein eindeutiges Ergebnis. An dieser Stelle soll jedoch auch darauf hingewiesen werden, dass die Bestimmung des Gesamt-Vitamin-B12-Spiegels im Blutserum allgemein als relativ unempfindlicher und unspezifischer Biomarker für einen Vitamin-B12-Mangel angesehen wird [3] und daher eher auf Veröffentlichungen geachtet werden sollte, die die MS im Hinblick auf den Vitamin-B12-Stoffwechsel eben nicht nur anhand des Vitamin-B12-Spiegels betrachten.

Stattdessen sollten weitere Blutparameter bestimmt werden, wie etwa Methylmalonsäure (MMA) oder Homocystein. Werden z.B. erhöhte Werte von MMA oder Homocystein festgestellt, gilt dies als Indikator eines metabolisch manifestierten Vitamin-B12-Mangels [3].  

Fehlt also Vitamin B12, so reichert sich u.a. das Homocystein an, das aufgrund des Vitamin-Mangels weniger zu Methionin umgewandelt werden kann. Fehlt wiederum Methionin, beeinträchtigt dies u.a. die Phosphatidylcholin-Synthese in der Leber [4]. Doch gerade das Phosphatidylcholin spielt eine wichtige Rolle bei der Regeneration der Nerven [5].  

Des Weiteren geht man nach bisherigem Wissensstand davon aus, dass Homocystein aufgrund seiner Neuro-Toxizität einen weiteren Risikofaktor bei neurodegenerativen Erkrankungen darstellt [6]. Ein Mangel an Vitamin B12 hätte demnach also zur Folge, dass neurotoxisches Homocystein weniger abgebaut und weniger neuroprotektives Phosphatidylcholin hergestellt wird – was also doppelt kontraproduktiv für die Nervengesundheit wäre. 

Vor wenigen Jahren wurde in einer wissenschaftlichen Studie darauf hingewiesen, dass Homocystein-Konzentrationen im Blutplasma bei MS-Patienten signifikant erhöht waren gegenüber der nicht MS-Erkrankter (Kontrollgruppe). Es wurde außerdem vorgeschlagen, dass der Quotient aus Homocystein- zur Cobalamin-Konzentration als Indikator für den Krankheitsverlauf der MS {RRMS (schubförmige Variante), SPMS (sekundär-progressive Variante)} genutzt werden könnte [7], da sich auch zwischen diesen beiden MS-Varianten deutliche Unterschiede aufzeigten. So wies vor allem die SPMS-Gruppe eine deutlich erhöhte Homocysteinkonzentration im Blutplasma auf, während gleichzeitig die Cobalaminkonzentration niedriger war – im Vergleich zur RRMS-Gruppe. Der Quotient aus Homocystein und Cobalamin war dementsprechend in der SPMS-Gruppe höher als in der RRMS-Gruppe. Leider konnte sich dieser Biomarker in der Praxis bisher wenig durchsetzen. Weitere Studien in dieser Richtung könnten diesen Biomarker in der Praxis salonfähig machen – und somit die Therapiemöglichkeiten von MS unterstützen. 

Über eine Besserung der Lebensqualität bei MS-Patienten (sowie eine Reduktion der Homocystein- und eine Steigerung der Hämoglobinwerte) durch die Gabe von Vitamin B12 und Folsäure (ein anderes B-Vitamin) wurde zudem auch in einer anderen Studie berichtet [8].  

Ein gut funktionierender Vitamin B12-Stoffwechsel scheint also durchaus einen positiven Effekt bei MS-Erkrankten zu haben. 

Den Vitamin-B12-Stoffwechsel positiv beeinflussen 

Stress vermeiden 

Gerade bei neurodegenerativen Erkrankungen wie der MS ist es besonders wichtig, die Nerven zu schützen. Hierbei steht der Schutz der Myelinscheide (Nervenhülle) bzw. der Nervenzellen an zentraler Stelle, an dem auch Vitamin B12 beteiligt ist [9]. Einflüsse wie oxidativer Stress können zur Schädigung dieser Myelinscheide führen [10], weshalb chronischer und mental stark belastender Stress unbedingt vermieden werden sollte. 

Störfaktoren meiden 

Wird der Vitamin B12-Stoffwechsel gestört, können Myelin-bildende Stoffe nicht mehr bzw. nur unzureichend gebildet werden. In der Folge wird die Myelinscheide nicht repariert und es kann u.a. zu Polyneuropathien und Lähmungen kommen. Eine solche Störung kann (neben ungenügender Aufnahme von Vitamin B12) auch durch eine «ungesunde» Lebensweise hervorgerufen werden, wie z.B. Rauchen, Alkohol, Lachgas- oder Drogenkonsum. Denn diese «Störfaktoren» bewirken eine strukturelle Veränderung des Vitamins, das daraufhin seine Aufgabe weniger gut erfüllen kann und u.a. auch vermehrt aus dem Körper ausgeschieden wird [11], [12], [13].  

Ausreichende Vitamin B12-Aufnahme 

Vitamin B12 kommt vor allem in tierischen Lebensmitteln vor, insbesondere in Innereien wie Leber und Nieren von Rind, Schwein oder Huhn, aber auch in Fleisch. Es findet sich außerdem in Milchprodukten und Eiern, weniger konzentriert aber auch in Pilzen und Algen [1]. Insbesondere für Menschen, die auf tierische Produkte verzichten, wäre auch der Sanddorn als Vitamin B12-Quelle zu nennen [14].  

Statt zu Nahrungsergänzungsmitteln zu greifen, wäre auch eine genügende hohe Aufnahme über die Nahrung zu erwägen. 

Mögliche negative Folgen einer Vitamin B12-Supplementation 

Bitte berücksichtigen Sie, dass im Allgemeinen B-Vitamine in Nahrungsergänzungsmitteln deutlich höher dosiert sind, als Sie sie natürlicherweise über die Nahrung aufnehmen würden. Eine daraus folgende mögliche Überdosierung wurde in der Vergangenheit teilweise mit dem Auftreten von Krebserkrankungen assoziiert, denn man fand bei einigen an Krebs erkrankten Personen auch erhöhte Vitamin B12-Werte im erkrankten Gewebe. Aber auch hier konnten verschiedene Studien keine eindeutigen Hinweise liefern. Denn einige Studien stellten zwar erhöhte Vitamin B12-Werte im Blut fest, während andere Studien hingegen erniedrigte Werte fanden – bei gleichzeitigem Auftreten von Krebs.  

Ob die erhöhte Aufnahme von Vitamin B12-Präparaten nun der Auslöser für Krebs ist, wurde in der Vergangenheit als Möglichkeit in Betracht gezogen – weshalb in einem solchen Fall die erhöhte Vitamin-B12-Zufuhr negative Auswirkungen nach sich ziehen könnte. Eine kürzlich durchgeführte Auswertung von über 200 wissenschaftlichen Artikeln zu diesem Thema zeigte sogar eine Differenzierung hinsichtlich des Ursprungs erhöhter Vitamin B12-Konzentrationen im Blutplasma und dem Auftreten von Krebserkrankungen [15]. Demnach scheinen genetisch bedingt erhöhte Vitamin B12-Konzentrationen tendenziell mit Krebs in Verbindung gebracht zu werden – vor allem mit Krebs der Leber (also dem Organ, in dem vor allem Vitamin B12-Derivate gespeichert und verstoffwechselt werden). Als genetischer Faktor wäre z.B. die erhöhte Expression des TCN1-Gens zu nennen, das Haptocorrin (auch bekannt als Transcobalamin-1) produziert. Ist vermehrt Haptocorrin vorhanden, wird auch vermehrt Vitamin B12 daran gebunden bzw. «gespeichert». Befindet sich nun weniger freies Vitamin B12 im Körper, beeinträchtigt dies den Vitamin B12-Stoffwechsel [15]. 

Dem gegenüber wurde das Auftreten von Krebserkrankungen kaum in Zusammenhang mit einer erhöhten Vitamin B12-Zufuhr über die Nahrung bzw. über Nahrungsergänzungsmittel gebracht. Ob erhöhte Vitamin B12-Konzentrationen nun Krebs auslösen (weil erhöhte Konzentrationen gleichzeitig mit dem Auftreten von Krebs festgestellt wurden), wurde bisher nicht abschließend geklärt. Inzwischen geht man jedoch davon aus, dass Krebs die Vitamin-B12-Konzentration im Blut erhöht und nicht umgekehrt [15]. Um die Kausalität eindeutig aufzuklären, braucht es zukünftig weitere Studien, die verschiedene Biomarker und Betrachtungsweisen zulassen und diese systematisch analysieren. 

Um bei einem solch zum Teil noch kontroversen Thema ganz sicherzugehen, wäre eine genügende hohe Aufnahme von Vitamin B12 über die Nahrung einer Supplementierung (mit z.B. Tabletten oder Kapseln) vorzuziehen. Letztere ist wie immer die zweitbeste Lösung. Bevor Sie jedoch mit einer Supplementierung beginnen, könnten Sie vorab Vitamin-B12-relevante Biomarker wie z.B. Homocystein oder Methionin bestimmen lassen – um lediglich im Falle eines Mangels und entsprechend therapeutischen Rates die Einnahme von Vitamin B12-haltigen Nahrungsergänzungsmitteln zu beginnen.  

Info

Grundsätzlich ist der Vitamin-B-Stoffwechsel komplex und die einzelnen Vitamin-B-Spezies [Vitamin B1 (Thiamin), Vitamin B2 (Riboflavin), Vitamin B3 (Niacin, Nicotinsäure, Nicotinamid), Vitamin B5 (Pantothensäure), Vitamin B6 (Pyridoxin, Pyridoxamin, Pyridoxal), Vitamin B7 (Biotin, Vitamin H), Vitamin B9 (Folsäure, Folat), Vitamin B12 (Cobalamin)] beeinflussen sich gegenseitig. Insofern sind Vitamin-B-Komplexe hohen Dosen von Vitamin B12 vorzuziehen, sofern kein eklatanter Mangel an Vitamin B12 vorliegt.

Eine umfassende Betrachtung aller B-Vitamine – inkl. Dosierungsangaben – findet sich bei unserem Schwesterprojekt der NährstoffAllianz: https://naehrstoffallianz.dsgip.de/naehrstoffkategorien/b-vitamine/

Fazit 

Vitamin B12 spielt eine wichtige Rolle bei der Nervenregeneration. Seine Funktion wird durch «ungesunde» Einflüsse wie Rauchen, Alkoholkonsum beeinträchtigt.   

Vermeiden Sie wenn möglich solche Störfaktoren. Und ernähren Sie sich gezielt, um genügend Vitamin B12 über Ihre Nahrung aufzunehmen. Insbesondere bei veganer Ernährungsweise ist auf eine genügend hohe Vitamin B12-Aufnahme zu achten. Die Schäden eines Vitamin B12- und generell Vitamin B-Mangels sind auch unabhängig von der MS nicht zu unterschätzen (siehe obiger Link zur Nährstoffallianz). Insbesondere mit Blick auf andere neurodegenerative Erkrankungen (Alzheimer, Demenz,…) ist eine Vitamin B12-Mangelversorgung unbedingt zu vermeiden.

Referenzen 

[1] ‘Cobalamine’, Wikipedia. Oct. 22, 2024. Accessed: Nov. 10, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cobalamine&oldid=249655366#Vitamin-B12-Mangel_(Hypovitaminose) 

[2] NDR, ‘Erschöpft, verstimmt und wackelig auf den Beinen: Leide ich unter Vitamin-B12-Mangel?’ Accessed: Nov. 10, 2024. [Online]. Available: https://www.ndr.de/ratgeber/gesundheit/Vitamin-B12-Mangel-Wenn-die-Nerven-leiden,vitamine144.html 

[3] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, ‘Ursachen und frühzeitige Diagnostik von Vitamin-B12-Mangel’, Deutsches Ärzteblatt. Accessed: Nov. 18, 2024. [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/archiv/61696/Ursachen-und-fruehzeitige-Diagnostik-von-Vitamin-B12-Mangel 

[4] L. K. Cole, J. E. Vance, and D. E. Vance, ‘Phosphatidylcholine biosynthesis and lipoprotein metabolism’, Biochim. Biophys. Acta BBA – Mol. Cell Biol. Lipids, vol. 1821, no. 5, pp. 754–761, May 2012, doi: 10.1016/j.bbalip.2011.09.009. 

[5] D. Magaquian, S. Delgado Ocaña, C. Perez, and C. Banchio, ‘Phosphatidylcholine restores neuronal plasticity of neural stem cells under inflammatory stress’, Sci. Rep., vol. 11, no. 1, p. 22891, Nov. 2021, doi: 10.1038/s41598-021-02361-5. 

[6] S. O. Loureiro et al., ‘Homocysteine activates calcium-mediated cell signaling mechanisms targeting the cytoskeleton in rat hippocampus’, Int. J. Dev. Neurosci. Off. J. Int. Soc. Dev. Neurosci., vol. 26, no. 5, pp. 447–455, Aug. 2008, doi: 10.1016/j.ijdevneu.2008.03.001. 

[7] R. R. Mititelu et al., ‘Homocysteine as a Predictor Tool in Multiple Sclerosis’, Discoveries, vol. 9, no. 3, p. e135, Sep. 2021, doi: 10.15190/d.2021.14. 

[8] E. Nozari, S. Ghavamzadeh, and N. Razazian, ‘The Effect of Vitamin B12 and Folic Acid Supplementation on Serum Homocysteine, Anemia Status and Quality of Life of Patients with Multiple Sclerosis’, Clin. Nutr. Res., vol. 8, no. 1, p. 36, Jan. 2019, doi: 10.7762/cnr.2019.8.1.36. 

[9] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, ‘Unterstützung für die Nervenregeneration’, Deutsches Ärzteblatt. Accessed: Nov. 11, 2024. [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/143682/Unterstuetzung-fuer-die-Nervenregeneration 

[10] S. Baltrusch, ‘The Role of Neurotropic B Vitamins in Nerve Regeneration’, BioMed Res. Int., vol. 2021, no. 1, p. 9968228, 2021, doi: 10.1155/2021/9968228. 

[11] M. S. A. Zoubi et al., ‘Exploring the Impact of Cigarette Smoke Extracts on Vitamin B12: Insights into the Transformation of Methylcobalamin and Hydroxycobalamin to Cyanocobalamin through In Vitro Evaluation’, Biochem. Res. Int., vol. 2024, p. 8827402, Apr. 2024, doi: 10.1155/2024/8827402. 

[12] E. M. Laufer et al., ‘Effects of moderate alcohol consumption on folate and vitamin B12 status in postmenopausal women’, Eur. J. Clin. Nutr., vol. 58, no. 11, pp. 1518–1524, Nov. 2004, doi: 10.1038/sj.ejcn.1602002. 

[13] T. Müller, ‘Neurologische Schäden durch Lachgasballons’, CME, vol. 17, no. 9, pp. 46–46, Sep. 2020, doi: 10.1007/s11298-020-8001-1. 

[14] ‘Vitamine C und B12: Warum Sanddorn so gesund für Veganer ist – WELT’, DIE WELT. Accessed: Dec. 06, 2024. [Online]. Available: https://www.welt.de/gesundheit/article171669660/Warum-Sanddorn-so-gesund-fuer-Veganer-ist.html 

[15] R. Obeid, ‘High Plasma Vitamin B12 and Cancer in Human Studies: A Scoping Review to Judge Causality and Alternative Explanations’, Nutrients, vol. 14, no. 21, p. 4476, Oct. 2022, doi: 10.3390/nu14214476. 


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Bild per KI erstellt in 2025.


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Mit CANTIENICA®  den Knochen den Raum geben, der für sie vorgesehen ist 

Foto: Trainer Jakob entspannt aufgespannt in der Brücke; denn darum geht es bei der CANTIENICA®-Methode: sich in einer eher kraftvollen Position möglichst zu entspannen, damit die inneren Muskeln ins Arbeiten kommen!

Im letzten Newsfeed hier auf diesem Kanal berichteten wir über die CANTIENICA®-Methode – ein ganzheitliches Körpertraining zur Stärkung der Tiefenmuskulatur und Optimierung der Haltung.  
Heute gib es dazu als Vertiefung und vielleicht als Motivation, selbst nach CANTIENICA® Anleitungen zu schauen – vor Ort oder notfalls auch per Video – einen persönlichenr Anwendungsbericht.

Honigtropfen aufsaugen und aufrecht halten … 
… und dabei entspannt bleiben 

Erfahrungsbericht von Birgit vom aKK – alternativmedizinisch-orientierter MS-Kontaktkreis Köln/Rheinland 

So wie im letzten Jahr der Neuro-Athletik widmeten wir uns im jährlichen aKK-Kurs dieses Mal der CANTIENICA®-Methode. Die Übungsreihe umfasste vier Wochen mit je einer angeleiteten Stunde. Einige von uns haben noch einen Intensivtermin nach ca. zwei Monaten wahrgenommen. 

Zwischen den vier ersten und der Zusatzeinheit übte ich mit einer Audiodatei, die uns Jakob dankenswerterweise aufgenommen hat. Und ich staunte, dass ich auch mit alleinigem „Nachüben“ solch einen Effekt im Körper erzielen konnte. Die Übungen sind physisch nicht so anstrengend wie z. B. klassisches Krafttraining und sind dadurch – auch in schwächeren Phasen – machbar. Dennoch wird der Körper gefordert. 

Aller Anfang war seltsam 

Wir lernten, dass jeder Knochen seinen Platz haben sollte. Und dass Steißbein, Beckenschaufeln und Sitzbeinhöcker beweglich sind. Das mutete sich für mich wie Ohrenwackeln an: Kann ja sein, dass es Menschen gibt, die das können, für mich ist das jedoch bloße Theorie. 

Ein Ziel ist, die Bandscheiben nicht zu quetschen. Dabei hilft es die Muskeln zu aktivieren, die die Wirbelsäule aufrichten. Ihr ahnt es wahrscheinlich schon: Das sind nicht die, die wir üblicherweise nutzen. Es geht um die tieferen Muskeln an der Wirbelsäule. Das hat nichts mit den Schließmuskeln zu tun (die liegen weiter außen), sondern betrifft die wirbelsäulennahe Haltemuskuatur. Trotzdem profitiert der gesamte Beckenboden unterstützen. Was ich als besonders positiv empfinde ist, dass ich nicht mehr so viel „Müssen“ muss. Gerade nachts macht das einfach einen besseren Schlaf. 

Viele Übungen und Sichtweisen korrespondieren mit mir bekannten Übungen aus Taiji und Qi Gong. Zum Beispiel ist der Kronenpunkt am Kopf auch bei diesen Übungsarten von Bedeutung. Auch das Atmen entlang der Wirbelsäule war jetzt keine Neuigkeit für mich.  

Allerdings fordert diese andere Sicht auf meinen Körper diesen dann doch. Hier gilt es auch mit viel Vorstellungskraft zu arbeiten. Ich könnte jetzt nicht behaupten, dass ich bei den Übungen gemerkt habe, dass ich Steißbein, Sitzbeinhöcker & Co. bewegt habe. Für den Trainer war allerdings eine Bewegung meinerseits sichtbar. Und der Muskelkater am nächsten Tag an ungewohnten Stellen machte mir dann auch bewusst, dass ich da etwas bewegt habe, was nicht so alltäglich ist.  

Der Trainer hat außerdem mit vielen schönen Bildern gearbeitet. So z. B., dass man mit einem Teil seines Unterfußes „Honigtropfen aus dem Boden“ aufsaugen sollte. Oder auch Gold durch die Gliedmaßen fließen lassen soll. Empfand ich als schöne und lohnenswerte Vorstellung, die mir die Körperarbeit leicht gemacht hat. 

Aus “seltsam” wird Alltag 

Für meinen Alltag bedeutet diese erweiterte Wahrnehmung: Ich bleibe bei meinem üblichen Krafttraining, allerdings mit einer weiteren Wahrnehmungsebene: Mein Rücken ist gerade! Denn Jakob betonte: So wie ihr ins Training reingeht (krummer oder gerader Rücken), so kommt ihr auch raus. Das habe ich bei meinem gewohnten Training (Krafttraining, Taiji und Qi Gong) beherzigt und das Ergebnis war und ist ein anderer Muskelkater. Vermutlich sind durch die aufrechtere Haltung andere Muskeln gefordert und die reagieren dann mit Muskelkater. 

Apropos Schlaf: Jakob war so nett und zeigte uns, wie man auf der Seite schlafen kann, ohne die Bandscheiben zu quetschen. Also, es ist viel möglich, ohne, dass ich mein Leben komplett umstellen muss. 

Alltag erweitern 

Sicher wäre es am sinnvollsten, einige weitere Übungseinheiten zu buchen. Bis dahin jedoch behelfe ich mir mit ein paar Übungen, die uns Jakob zum Abschluss und zum Abrunden zur Verfügung gestellt hat. Dabei eine kurze Einheit, die nur 6 Minuten dauert. Ohnehin sind die Übungseinheiten nicht allzu lang, dennoch wirksam. 

Ich mag es, wenn sich Übungsarten in unterschiedlichen Systemen wiederholen, nur dass der Blickwinkel jeweils ein anderer ist. Das bereichert meine Routinen und gibt mir bei meinem unermüdlichen Tun auch irgendwie Recht: Wenn verschiedene Ansätze zu ähnlichen Übungen führen, ist das höchstwahrscheinlich gut und wirksam.  
Deswegen habe ich auch den festen Plan, nochmals ein paar Übungseinheiten zu buchen. Und da ich das neu Gelernte als wirkliche Bereicherung erfahre, fällt es mir leicht, bis dahin weiter mit dem verfügbaren Übungsmaterial meinen Bandscheiben Raum zu verschaffen…sie danken es mir schon jetzt im Alltag… 


Bildquelle: © Hildy 


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CANTIENICA – Training der verkannten Muskeln 

Hintergrund 
Das CANTIENICA®-Training ist ein ganzheitliches Körpertraining, das gezielt die Tiefenmuskulatur stärkt, die Haltung optimiert und die Bewegungsqualität verbessert. Entwickelt von Benita Cantieni, basiert es auf präzisen und bewussten Bewegungsabläufen, die darauf abzielen, den Körper in eine optimale, aufrechte Haltung zu bringen. Durch die Aktivierung der tiefen Muskelstrukturen – insbesondere des Beckenbodens, der Rückenmuskulatur und der Bauchmuskeln – wird die Grundlage für Stabilität und ein neues Körperbewusstsein geschaffen. 
Im Mittelpunkt des Trainings stehen schonende, kontrollierte Bewegungen, die Fehlhaltungen korrigieren und Verspannungen lösen. Der Beckenboden spielt dabei eine zentrale Rolle, da er als Basis für eine stabile Haltung fungiert und sowohl bei Alltagsbewegungen als auch bei sportlicher Aktivität entscheidend ist. Durch die präzise Ausrichtung werden Gelenke und Bänder entlastet, während gleichzeitig die Beweglichkeit und Stabilität des gesamten Körpers gefördert werden. Dies macht das Training nicht nur effektiv, sondern auch besonders schonend und nachhaltig. 
Ein besonderer Vorteil des CANTIENICA®-Trainings liegt in seiner Vielseitigkeit. Es kann individuell an die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Teilnehmenden angepasst werden und eignet sich daher für alle Altersgruppen und Fitnesslevels. Ob zur Verbesserung der Haltung, zur Linderung von Rückenschmerzen oder zur Prävention von Gelenkproblemen – die Übungen wirken nicht nur auf die Muskulatur, sondern fördern auch die Atmung und das allgemeine Wohlbefinden. Häufig wird das Training therapeutisch genutzt, etwa in der Rehabilitation oder zur Stärkung des Beckenbodens nach einer Schwangerschaft. 
In kleinen Gruppen oder im Einzelcoaching wird darauf geachtet, dass die Bewegungsabläufe präzise ausgeführt werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Mit seiner Kombination aus gezieltem Muskelaufbau, bewusster Körperwahrnehmung und einer nachhaltigen Verbesserung von Bewegungsgewohnheiten ist das CANTIENICA®-Training eine effektive Methode, die nicht nur den Körper stärkt, sondern auch langfristig zu einem besseren Lebensgefühl beiträgt. 

Foto: Rückenschonend nach CANTIENICA®-Methode heben

Ein Erfahrungsbericht von Hildy 

Ein „Muskelkätzchen“ haben, kann wertvoll sein 

Sie wissen nicht, dass auch Sie ein Fell haben und wo dieses Zwerchfell ist? Sollten Sie aber! 
Sie denken, eine Krone steht nur den Adeligen zu, oder allenfalls noch einem Baum? 
Nein, auch Sie sollten Ihre Krone aufrichten! 
Sie haben Scham, wenn von Schambein die Rede ist? Dürfen Sie auf keinen Fall! 
Sie haben die Sonne in sich noch nicht entdeckt? 
Sie sind überkreuz mit Ihrem Kreuzbein? 
Sie halten den Beckenboden für das Gegenteil des Speicherbodens? 
Und denken, Sie hätten nur einen Sitzbeinhöcker (weil Sie vielleicht nur einen einzigen Hocker besitzen?)? 

Dann kann es Zeit werden für CANTIENICA®! 

Sie kennen schon Pilates und wissen, wie Sie besonders die tiefer liegenden, aber umso wichtigeren Muskelstränge ansprechen können? Die, die Ihre Mitte bilden und stabilisieren. Das „Powerhouse“. Wenn nicht, macht nichts. Es geht um mehr als Powerhouse! Und es geht tiefer! Tiefer als Sie sich bisher vorzustellen vermögen. Und das ist gut so. Das ist besser! 

Vergessen Sie Kieser-Training – und vor allem gewöhnliches Beckenbodentraining. 

Und machen es besser. Viel besser! Vom wirklich richtigen Weg, Kisten zu heben angefangen (sofern Sie dies mit MS oder anderen Einschränkungen können: mit geradem, horizontalen Rücken und der richtigen Anspannung der Tiefenmuskulatur) bis zum richtigen Sitzen, Aufstehen und Stehen. Das meiste auch – und gerade mit! – eventuellen MS-Beeinträchtigungen. 

Sie haben schon Fehlhaltungen oder wollen diesen – gerade unter Aspekten der Erkrankung – gezielt vorbeugen? 
Sie wollen Rückenschmerzen lindern oder verhindern? 

Am Anfang steht die Körperwahrnehmung 

Mit der richtigen Bewegung bzw. Bewegungssteuerung lassen sich Degenerationen vermeiden oder abmildern, teilweise auch wieder rückgängig machen. 
„Was, wenn du keinen Beckenschiefstand (oder keine Skoliose) hast, sondern machst?“ 
„Was, wenn du daran durch das richtige Verhalten und Bewegen was ändern kannst oder vorbeugen kannst?“ 
„Wer schrumpft, nur weil ein paar Lebensjahre zusammenkommen, ist nicht aufgespannt. Wer einen Buckel macht, ist nicht aufgespannt. Wer sich krumme Beine angewöhnt hat, ist nicht aufgespannt. Wer Schäden an den Bandscheiben hat. Wer Arthrose hat. Wer Plattfüße hat. Ist. Nicht. Wirklich. Aufgespannt.“ 

So sieht das die Begründerin von „CANTIENICA® Körper in Evolution“, die Schweizerin Benita Cantieni – und zwar aus eigener leidvoller Erfahrung in ihren jungen Jahren. Nun, im Alter, ist sie durch ihren intensiven, suchenden und verstehenden Dialog mit dem Körper, nicht nur nach langer Zeit endlich schmerzfrei geworden, sondern kann auch Sie von dieser besonders sanften, aber besonders wirkungsvollen Methode profitieren lassen. 

„Wird die Wirbelsäule konsequent aufgespannt, so optimiert sich ihre Schwingung, ihre Kurve. Hohlkreuz, Rundrücken, Buckel, Wirbelsäulenverkrümmung, Beckenschiefstand können auf schonende, einfache Art nachhaltig behoben werden.“  

Doch zuvor muss das Becken auf- und in seine optimale Lage ausgerichtet werden. Danach folgt alles andere, in gezieltem Training. 
Sie verstehen in einem CANTIENICA®-Training, wie Sie Kisten wirklich heben sollten, wie Sie den Beckenboden wirklich trainieren sollten (nämlich nicht seine Muskulatur, die man schon nach einiger Zeit bewusster Körperwahrnehmung spürt, sondern die ganz innen liegenden Muskelschichten, die man eher nicht direkt sondern über Umwege anspricht, um sie effektiv zu trainieren). Und das gilt für männlich genauso wie für weibliche Trainierende! Und für jung genauso wie für alt! Und für Menschen ohne MS genauso wie für jene mit MS! 

Kernstabilität – nicht nur für Äpfel wichtig 

Das stetig weiterentwickelte Programm „CANTIENICA® Körper in Evolution“ ist die „Grundversorgung“ für einen sich natürlich gesund bewegenden Körper, und ein „Wartungsprogramm,“ mit dem sich Schwachstellen gezielt verbessern lassen.  

Man kann in jedem Alter mit dem Training anfangen, denn der Körper ist in der gesamten Lebenszeit lernfähig. Knochen und Knorpel sind lebenslang formbar und regenerierbar und Bänder, Sehnen, Muskeln, Faszien verändern sich bereitwillig, wenn man sie gezielt fordert“, meint Benita Cantieni aus Erfahrung – inzwischen nicht nur an ihr selbst sondern an ganz vielen Praktizierenden in über 30 Jahren CANTIENICA®-Methode mit ganz vielen ausgebildeten Trainerinnen und Trainern. 

Das CANTIENICA®-Training ist eine Methode, die besonders wirksam ist zur Stärkung und Stabilisierung der Tiefenmuskulatur des Körperzentrums – insbesondere des Beckenbodens und der Wirbelsäule. Im CANTIENICA® werden die Muskeln eher aufgespannt statt angespannt. Unter „anspannen“ verstehen viele „fest machen“ und genau das soll es nicht sein! Sondern sich auch in einer eher kraftvollen Position (wie z.B. der Brücke) möglichst zu entspannen, damit die inneren Muskeln ins Arbeiten kommen und können.

Dadurch wird die Stützmuskulatur des Körpers nach und nach gestärkt und man erhält eine Kernstabilität, die die Haltung verbessert und die Grundlage legt für einen reibungsloseren, schmerzfreien Gebrauch von Gelenken, Muskeln, Sehnen, Faszien, Bändern…also des ganzen Körpers. 

Auch bei Blasenschwäche/Inkontinenz (nicht nur für Frauen!) wichtig. 

Mit dieser therapeutischen Fitnessmethode kann jede und jeder etwas Gutes für die Haltung, Gelenkigkeit, Schmerzfreiheit und Bewegungsfreude tun. Die CANTIENICA®-Methode aktiviert zwar immer den ganzen Körper – und im wahrsten Sinne der Worte von der Sohle bis zum Scheitel – , aber viele Übungen können für Menschen jeden Alters und Fitnesszustandes angepasst werden.  

Goldrichtig und -wichtig für alle 

Unbeschwerte Bewegungsfähigkeit hängt von der Integration der Beckenboden-, Becken- und Hüftmuskulatur in alle Bewegungsabläufe ab. Der Beckenboden als muskuläres Zentrum und die Wirbelsäule als knöchernes Zentrum mit allen haltenden Muskeln werden dabei bewusst gestärkt und aufgerichtet.  

Bewegt der Mensch sich bewusst und gut, lassen sich Krümmungen, Senkungen, Deformationen, Abnützungen und Degenerationen ggf. vermeiden (teilweise wieder normalisieren). 
Wie bei einer komplexen Maschine hängt die Lebensdauer der Gelenke, Organe, Muskeln, Sehnen, Faszien, Bänder, Nerven vom sorgfältigen Gebrauch ab. Die CANTIENICA®-Methode lehrt den adäquaten Gebrauch des Körpers.“ 

Sie ist Haltungstraining mit ganzheitlichen Trainingsmöglichkeiten; von sanft-vernetzend bis sportlich-herausfordernd kann es für jeden Anfangszustand werden. 
Auch die, die denken, sie seien topfit, werden neue Muskelzonen spüren lernen – und sind den anderen kaum voraus! 

Am besten ist es, wenn man mit Übungen beginnt, die von der Trainerin oder dem Trainer genau angeleitet werden und die durch das Coaching und das geschulte Auge der Trainerin oder des Trainers sauber ausgeführt werden.
Ab der Einführung kann man (am besten täglich; am besten nebenbei; am besten schon beim Aufstehen) eigenständig weiterüben.

Bei mir beginnt es direkt morgens: Seit ich beim Waschen am Becken meine Wirbelsäule bewusst strecke (gerader Rücken statt krummer, und Po nach weiter hinten strecken während der Scheitel nach vorne „wächst“), das Gleiche beim Haare bürsten über der Wanne, habe ich dabei keine Rückenschmerzen mehr – und demnächst hoffentlich durch mein Üben, das den Bandscheiben bewusst Raum geben soll und durch die Stärkung der innersten Haltemuskulatur so auch insgesamt weniger Rückenprobleme. Zumindest das Knirschen in meiner Halswirbelsäule ist schon leiser geworden und manchmal sogar ganz weg.

Das Üben geht teils nebenbei (z.B. beim Anstehen an einer Warteschlange oder sonstigen Wartesituationen); und ich ende erst abends im Bett; nämlich damit, dass ich den Nacken länger mache, indem ich aktiv den Scheitel zum Kopfende des Bettes schiebe statt mich einzurollen. Zwischendurch kommen immer wieder Übungs“stationen“, wo man imaginär „Gold fließen lassen“ oder „Honig aufsaugen“ soll oder ähnlich schöne, bildhafte Vorstellungen, um wichtige Verbindungen zwischen unterschiedlichen Muskeln zu erspüren. Diese Übungen sind jedenfalls ihr eigenes Gold wert – und goldrichtig für mich.

Aber für jede und jeden gibt es andere Knackpunkte – natürlich auch abhängig von der eigenen Mobilisation. Für viele mit Rollstuhl, Rollator oder Gehstöcken wird die aktive Aufrichtung im Vordergrund stehen; ohne sich zur Seite oder zu sehr nach vorne zu neigen. Gerade auch für diese wichtige Haltungsarbeit bietet sich CANTIENICA® als bewusstes, aber sanftes Training der innersten Stützmuskulatur an. 

Fazit

Das CANTIENICA®-Training stellt – neben Feldenkrais und Pilates – eine weitere Methode zur eigenverantwortlichen MS-Behandlung dar, die Betroffene ausprobieren sollten. 

Als nächster Newsfeed folgt hier ein Erfahrungsbericht einer Übenden aus dem CANTIENICA®-Kurs für den aKK – alternativmedizinisch-orientierter MS-Kontaktkreis. 
Und ohne viel vorwegzunehmen, können wir ein paar Zitate aus dem Unterricht verraten: 
„Zwerchfell wie Schwimmring ausdehnen, dann zur Krone heben, Brustbeinsonne aufgehen lassen.“ 
„Jetzt mit Fußsohlen-V’s am Beckenboden arbeiten.“ 
„Gold fließen lassen! 
„Sit-up’s sind Körperverletzung. So machen Sie es besser!“ 
Sie könnten nach dem Training ein „Muskelkätzchen“ haben 😉!“ 

Und Sie selbst sind nun gespannt wie ein Flitzebogen? 
Das ist die richtige Anspannung für die Fortsetzung…bald hier auf diesem Kanal…bleiben Sie also dran. 

Hildy vom Team Life-SMS 


Referenzen

[1] https://cantienica.com/

[2] https://www.cantienica.online/

Bildquelle

Fotografiert habe ich eine Übende beim Getränkekisten-Heben im CANTIENICA®-Kurs des aKK – alternativmedizinisch-orientierter MS-Kontaktkreis; © Hildy 


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Reizstrom für Nerven und Muskeln 

Allgemeine Information & Erfahrungsbericht 

Von Kirsten 

Elektronik kann Menschenleben retten! Neben dem Einsatzgebiet als Defibrillator oder Herzschrittmacher, hat sie in den letzten Jahren auch Einzug in viele Privathaushalte gefunden, um unsere Fitness zu tracken, Schritte zu zählen oder Herzfrequenz und Puls zu messen. Elektronische Geräte können außerdem bei Diabetikern Blutzuckerwerte ermitteln, Schwerhörigen zum besseren Hörvermögen verhelfen oder sehbehinderten Menschen Texte vorlesen. Da stellt sich nun doch die Frage, wie Elektronik speziell den MS-Erkrankten das Leben erleichtern könnte.  

Reizstromtherapie 

Bei meiner Recherche war ich erstaunt, eine Technik zu finden, die bereits vor ca. 50 Jahren entwickelt wurden, nämlich TENS. Hierfür werden Elektroden auf die zu behandelnden Körperstellen geklebt. Diese sind mit einem (tragbaren) Gerät verbunden, das in der Regel verschiedene Programme sowie regelbare Intensitätsstufen enthält. Beim Ausführen eines Programmes werden elektrische Impulse des Gerätes über die Elektroden auf die Hautoberfläche übertragen und dadurch das darunter liegende Gewebe stimuliert. Dabei ist der Reiz selbst nicht schmerzhaft, kann aber als Kribbeln auf der Haut spürbar sein, weshalb man auch von «Reizstrom-Therapie» spricht.  

TENS 

TENS ist eine Art der Reizstrom-/Elektrotherapie und steht für «Transkutane Elektrische Nervenstimulation». Das Ziel der Therapie ist häufig, afferente Nervenbahnen (also Nerven, die die Information von Sinneseindrücken wie Berührung, Temperatur oder Schmerz weiterleiten) so zu beeinflussen, dass die Schmerzweiterleitung zum Gehirn verringert oder im besten Fall sogar verhindert wird [1].  

Es gibt verschiedene Frequenzbereiche (z.B. niedrige (ca. 2-10 Hz) und hohe (ca. 80-120 Hz) Frequenzen [2]) und Intensitätsstufen der elektrischen Impulse, die bei TENS angewendet werden [3]. Denn Nervenfasern von Nerven des peripheren Nervensystems unterscheiden sich u.a. hinsichtlich Aufbau, Dicke und Leitungsgeschwindigkeit [4] und bedürfen deshalb – je nach Art der von Schmerzen betroffenen Nerven – auch unterschiedlicher Behandlung. 

Ganzkörper Neuromodulation 

Doch TENS wird nicht nur eingesetzt, um Schmerzen zu lindern.  Vor Kurzem wurde z.B. ein Ganzkörper-Anzug zur Neuromodulation entwickelt, der u.a. den von Spastiken geplagten MS-Erkrankten Erleichterung verschaffen soll. Dieser «Exopulse Mollii Suit (Markenname)» nutzt TENS, um spastische und angespannte Muskeln zu entspannen sowie schwache Muskeln zu aktivieren [5],[6]. Er stimuliert mittels TENS also weniger die afferenten sondern vor allem die efferenten (motorischen) Nerven – nicht aber primär zum Muskelaufbau, wie es bei der «Elektrischen Muskel-Stimulation» (EMS) der Fall wäre [7].  

Je nach Ziel der Behandlung (Schmerzlinderung oder Reduktion von Spastiken/Muskelanspannungen) kann sich die Positionierung der Elektroden unterscheiden [8].   

Erfahrungsbericht 

Kürzlich erst hatte ich mich mit Behandlungsmöglichkeiten des Bruxismus (Zähneknirschen/-aufeinanderpressens) befasst. Dabei bin ich auf ein TENS-Gerät gestoßen, bei dem die Anwendung bei Bruxismus explizit beworben wurde  – zur Linderung von Schmerzen als auch zur Entspannung der Kiefermuskulatur [9].  

Für diese Anwendung werden gemäß Angaben des Herstellers (Stand: 08.Nov.2024) pro Gesichtshälfte je zwei Elektroden auf die Kieferpartie aufgebracht und eines von zwei verfügbaren Entspannungsprogrammen gewählt. Das Gerät bietet die Möglichkeit, die Intensität (Stufen 1-100) selbst einzustellen. Da ich ein solches Gerät bisher nicht verwendet hatte, wagte ich meinen ersten Versuch (ca. 30 Minuten) nur in der kleinsten Intensität. Die ersten Impulse nahm ich als Nadelstiche wahr, gefolgt von einer leichten Vibration bzw. leichtem Kribbeln. Das Programm wechselt immer wieder innerhalb von wenigen Sekunden zwischen diesen Impulsen und dem Kribbeln. Ich muss gestehen, dass ich die Nadelstiche anfangs nicht allzu angenehm empfand und mich auch nach mehreren Versuchen nicht getraut habe, die Intensität zu steigern. Allerdings war mein Kiefer nach der Behandlung tatsächlich etwas entspannter und warm, da anscheinend die Durchblutung etwas angeregt wurde. 

Da das Gerät nicht nur für die Anwendung bei Bruxismus ausgelegt ist, habe ich (mit einer relativ großen Elektrode) später meinen Nacken bearbeitet. Hierfür hatte der Hersteller ein anderes Programm empfohlen und ich spürte selbst bei Intensitätsstufe 10 keine Nadelstiche, sondern ein angenehmes Kribbeln unterhalb der Elektrode. Auch hier war nach meiner Behandlung die Körperstelle warm und etwas entspannter als vorher. Reizstrom-Therapie kann also durchaus eine entspannende Wirkung auf angespannte Muskeln haben und dabei angenehm sein.  

Insgesamt habe ich nur einen TENS-Geräte-Hersteller gefunden, der eines seiner Geräte explizit zur Behandlung von Bruxismus anbietet (Stand: 08. Nov.2024). Die Kiefermuskulatur ist relativ klein gegenüber vielen anderen Muskelgruppen, die mittels TENS behandelt werden. Daher ist es nicht verwunderlich, dass man dort kleine Intensitäten stärker und dadurch möglicherweise auch als unangenehmer wahrnimmt als bei größeren Muskeln.  

Seien Sie sich bewusst, dass jeder Mensch eine andere Reiz- bzw. Schmerzwahrnehmung hat. Was für den einen angenehm erscheint, muss nicht auch für eine andere Person angenehm sein. Im Allgemeinen sollte eine TENS-Behandlung keine Schmerzen verursachen. 

Insgesamt betrachtet fand ich es als Neuling allerdings schwierig, mich anfangs zurecht zu finden. Das fing schon damit an, dass das Gerät nicht nur über TENS-, sondern auch über EMS-Programme verfügt (typischer Frequenzbereich etwa 45-65 Hz [2]) – und ich erst einmal herausfinden musste, ob beide Methoden für einen MS-Erkrankten infrage kommen. EMS zielt vor allem auf efferente (also motorische) Nerven ab und beeinflusst damit speziell das Kontraktionsverhalten der Muskulatur. Diese Form der Elektrostimulation wird daher tendenziell von (Leistungs-)Sportlern zum unterstützenden Aufbau von Muskelgewebe sowie zur Muskelregeneration eingesetzt.

Eine EMS-Anwendung bei MS-Erkrankten wäre denkbar, wenn prinzipiell Muskelaufbau gewünscht wird. Als Therapie bei angespannten Muskelpartien sowie zur Schmerzbehandlung erscheint EMS daher weniger sinnvoll und möglicherweise auch kontraproduktiv, was unbedingt berücksichtigt werden sollte! Klären Sie daher den Einsatz bitte vorher mit einem Arzt ab. 

Informationen zu den verfügbaren Programmen fanden sich teilweise in der mitgelieferten Bedienungsanleitung, sowie einem Poster auf dem schematisch gezeigt wurde, wie die Elektroden zu platzieren wären. Informationen zur Platzierung der Elektroden bei Bruxismus und den hierfür empfohlenen Programmen konnte ich nur der Herstellerseite im Internet entnehmen. 

Für den Einstieg wäre es sicherlich empfehlenswert, sich von einem Arzt, Physiotherapeuten bzw. Fachpersonal einweisen lassen. 

Abschließend möchte ich noch darauf hinweisen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, eine erhöhte Muskelanspannung zu behandeln, sofern Sie nicht zu stark eingeschränkt sind. Sie können auch deutlich kostengünstiger z.B. Ihren Körper mit Bewegung und Dehnen bearbeiten, um ähnliche Effekt zu erzielen. Allerdings erscheint mir persönlich eine TENS-Behandlung bei weiter fortgeschrittener Beeinträchtigung aufgrund von Spastiken oder Schmerzen durchaus Erleichterung zu bringen.  

Hinweis 

Geräte, die mit elektrischen Impulsen arbeiten, dürfen nicht bei jedem Menschen angewendet werden – vor allem wenn Sie bereits Geräte zur Steuerung elektrischer Impulse wie z.B. Herzschrittmacher in Ihrem Körper tragen. Klären Sie daher vorher mit Ihrem Arzt ab, ob Sie ein solches Gerät anwenden dürfen. Es gibt auch Ärzte und Therapeuten, die mit Reizstrom arbeiten und ihn somit ihren Patienten als Therapie anbieten. In einem solchen Set-up würden nicht Sie selbst, sondern der behandelnde Arzt / Therapeut die Elektroden fachgerecht platzieren und das Gerät bedienen. Oder Sie würden möglicherweise eine fachgerechte Einweisung erhalten. Halten Sie sich bitte auch an die Hinweise des Herstellers. Angaben zum Hersteller des von mir getesteten Gerätes finden Sie bei den Referenzen. 

Fazit

«Transkutane Elektrische Nervenstimulation» (TENS) kann bei MS-Erkrankten eingesetzt werden, um Schmerzen zeitweise zu reduzieren oder angespannte Muskeln zu entspannen.  

Bei der Behandlung spürt man ein Kribbeln unterhalb der/den Elektrode(n), weshalb diese Methode eine Art der «Reizstrom-Therapie» darstellt. Kürzlich wurde sogar ein neuromodulierender Ganzkörper-Anzug entwickelt, der mittels TENS Spastiken vermindert und Muskeln aktiviert.  

Es kann sich lohnen auch in Ihrer Physiotherapiepraxis nachzufragen, ob dort TENS-Geräte vorhanden sind und unter Anleitung ausprobiert werden können. 


Bildquelle

Beispielhaftes TENS-Gerät mit runden Aufklebe-Pads; created using OpenAI’s DALL-E tool. 

Referenzen

[1] “Transkutane elektrische Nervenstimulation,” Wikipedia. Jul. 22, 2024. Accessed: Oct. 27, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Transkutane_elektrische_Nervenstimulation&oldid=246974062

[2] “TENS Gerät / Die TENS Therapie und das EMS Training und ihre Einsatzgebiete:” Accessed: Nov. 09, 2024. [Online]. Available: https://www.tensshop.de/informationen/die-tens-therapie-und-das-ems-training-und-ihre-einsatzgebiete/ 

[3] “Transcutaneous electrical nerve stimulation,” Wikipedia. Nov. 08, 2024. Accessed: Nov. 08, 2024. [Online]. Available: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Transcutaneous_electrical_nerve_stimulation&oldid=1256097131 

[4] “Nervenleitgeschwindigkeit,” Wikipedia. Dec. 07, 2023. Accessed: Nov. 08, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Nervenleitgeschwindigkeit&oldid=239959984 

[5] “Exopulse Mollii Suit | Vermindert Spastik, aktiviert die Muskeln.,” Ottobock. Accessed: Nov. 08, 2024. [Online]. Available: https://www.ottobock.com/de-ch/product/28XP1000 

[6] N. Riachi, M. A. Chalah, R. Ahdab, F. Arshad, and S. S. Ayache, “Effects of the TENS device, Exopulse Mollii Suit, on pain related to fibromyalgia: An open-label study,” Neurophysiol. Clin. Clin. Neurophysiol., vol. 53, no. 4, p. 102863, Aug. 2023, doi: 10.1016/j.neucli.2023.102863. 

[7] S. Eich, “Exopulse Mollii Suit testen – für Menschen mit spastischen Lähmungen,” rahm GmbH. Accessed: Nov. 08, 2024. [Online]. Available: https://www.rahm.de/mollii-suit-fuer-menschen-mit-spastischen-laehmungen/ 

[8] Mariangela, “Elektrostimulation: Worum handelt es sich, wie funktioniert sie?,” I-Tech Medical Division. Accessed: Nov. 09, 2024. [Online]. Available: https://itechmedicaldivision.com/de/elektrostimulation/ 

[9] “TENS Schmerztherapie bei Bruxismus | axion,” axion Shop. Accessed: Oct. 27, 2024. [Online]. Available: https://axion.shop/pages/tens-anwendung-bruxismus 


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