Wie Vitamin-D bei progressiver MS geschlechterspezifisch unterschiedlich wirkt: Einblicke aus einem Tiermodell

Bei der Behandlung von progressiver MS könnte ein Schlüssel in der Vitamin-D-Supplementierung liegen – doch die Wirkung ist nicht bei allen gleich. Forschungen zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlich darauf reagieren. Dieser Artikel bringt Licht ins Dunkel der geschlechtsspezifischen Unterschiede und erläutert, wie diese Erkenntnisse unser Verständnis und die Behandlung von MS deutlich verbessern könnten

Sonne, fetter Seefisch und Supplemente als Vitamin D-Quellen

Progressive MS und Vitamin-D: Ein Überblick über eine aktuelle Studie

Die Rolle von Vitamin D in der Behandlung von Multipler Sklerose (MS), insbesondere der progressiven Form der Erkrankung, ist ein Forschungsgebiet, das in den letzten Jahren zunehmend Beachtung gefunden hat. Eine jüngst veröffentlichte Studie [1] hebt die Bedeutung von Vitamin D hervor und wirft ein neues Licht auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Reaktion auf dieses Vitamin bei progressiver MS.

Progressive bzw. progediente Verlaufsformen der MS (PMS) unterscheiden sich von anderen Formen der MS durch ihren stetigen Verlauf ohne Remissionen, was die Behandlung und das Management der Krankheit erschwert. Vitamin D, das oft als „Sonnenvitamin“ bezeichnet wird, spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem und hat entzündungshemmende Eigenschaften, die bei Autoimmunerkrankungen wie MS von Vorteil sind. Wir berichten schon seit Jahren über diese Zusammenhänge.

Geschlechtsspezifische Reaktionen auf Vitamin-D bei progressiver MS

In der Diskussion um geschlechtsspezifische Reaktionen auf Vitamin-D bei der Behandlung von progressiver Multipler Sklerose (MS) bietet die aktuelle Studie aufschlussreiche Daten. Um den Mangel an geeigneten Tiermodellen für PMS zu beheben, hatte das Forschungsteam ein Tiermodell entwickelt, das die zellulären Merkmale der fortschreitenden Krankheitsphase gut nachbildet. Untersucht wurde, wie männliche und weibliche Dark Agouti Ratten, auf Vitamin-D-Supplementierung reagieren.

Die Forscher fanden signifikante Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Tieren. Weibliche Ratten wiesen eine bessere TAC (Total Antioxidative Capacity = Antioxidative Gesamtkapazität) und höhere Mengen an PP (Protektive Polyphenole) auf. Darüber hinaus zeigten weibliche Tiere eine bessere Myelin-Erhaltung, eine geringere Mikroglia-Aktivierung und ein besseres neuronales Überleben, während sie mehr apoptotische Zellen aufwiesen als männliche Ratten.

Infobox

Microglia sind spezialisierte Makrophagen-ähnliche Zellen im Zentralnervensystem (ZNS), die als Immunwächter fungieren. Sie machen etwa 10-15% der Zellen im Gehirn aus. Aktivierte Microglia tragen durch Freisetzung schädlicher Substanzen, Phagozytose und Förderung der Neuroinflammation maßgeblich zur Pathogenese der MS bei. Eine Modulation der Microglia-Aktivierung ist daher ein vielversprechender Ansatz für neue Therapiestrategien.

Phagozytose ist ein aktiver Prozess, bei dem spezialisierte Zellen, sogenannte Phagozyten, feste Partikel, Mikroorganismen oder andere Zellen aus der extrazellulären Umgebung aufnehmen und in ihr Zellinneres transportieren. 

Bei den weiblichen Tieren wurde sogar eine Verzögerung der Erreichung des Höhepunkts der Krankheit festgestellt. Insgesamt profitierten beide Geschlechter von der VD-Supplementierung, was sich in deutlich weniger kortikalen, neuroaxonalen und oxidativen Schäden zeigte. Unerwarteterweise hatten männliche Ratten einen noch höheren Gesamtnutzen, was höchstwahrscheinlich auf Unterschiede in der oxidativen Kapazität und den Abwehrsystemen der beiden Geschlechter zurückzuführen ist.

Diese Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Vitamin D eine protektive Rolle in der Pathophysiologie der MS spielt, indem es zur Stabilität der Myelinscheiden beiträgt und entzündliche Prozesse im Zentralnervensystem moduliert. Es wirkt also auf Prozesse, die direkt die mit der Progression von MS assoziiert sind.

Eine Aussage, die von Life-SMS schon seit Jahren getroffen wird!

Die Erkenntnisse aus dieser Studie unterstreichen zudem die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Behandlung der progressiven MS zu berücksichtigen. Sie werfen auch Licht auf die möglichen Mechanismen, durch die Vitamin D seine Schutzwirkung in männlichen und weiblichen Organismen unterschiedlich entfalten kann. Diese Ergebnisse sind entscheidend für die Entwicklung zukünftiger, personalisierter Therapieansätze, die auf das Geschlecht und individuelle Reaktionen der Patienten abgestimmt sind. Weitere Forschung in diesem Bereich wird dazu beitragen, die Behandlungsmöglichkeiten für alle Betroffenen zu verbessern und zu optimieren.

Fazit

Zusammenfassend gibt die in der Zeitschrift „Nutrients“ veröffentlichte Studie „Sex Differences under Vitamin D Supplementation in an Animal Model of Progressive Multiple Sclerosis“ von Haindl et al. (2024) signifikante Einsichten in die geschlechtsspezifischen Reaktionen auf Vitamin D bei progressiver Multipler Sklerose (MS) und unterstreicht die Bedeutung weiterer Forschung in diesem Bereich. Die Ergebnisse zeigen, dass Vitamin D das Potential hat, neuroprotektive Effekte zu verstärken und die Entzündungsaktivität im Gehirn zu modulieren, was zu einer Verlangsamung der Krankheitsprogression führen kann. Diese Entdeckungen sind besonders wertvoll, da sie dazu beitragen können, die Behandlungsmöglichkeiten für progressive MS zu erweitern und zu personalisieren, indem sie spezifische Unterschiede in der Reaktion auf die Behandlung zwischen den Geschlechtern beleuchten.

Diese Erkenntnisse legen weiter nahe, dass eine patientenspezifische Supplementierung mit Vitamin D in die Behandlungsstrategien für MS integriert werden muss. Die Notwendigkeit für personalisierte Medizin wird immer deutlicher, um die Behandlungsergebnisse zu verbessern und den Betroffenen ein längeres, qualitativ hochwertigeres Leben zu ermöglichen.

Schlussfolgerung für Betroffene

Wir empfehlen daher allen Betroffenen, regelmäßig den Vitamin-D-Spiegel im Blut zu messen und einen Wert von 60 – 90 ng/ml anzustreben. Gerade bei Patienten mit einer progredienten Verlaufsform der MS und insbesondere bei Männern kann dies einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung des Gesundheitszustandes leisten und eine Verschlechterung vermeiden. Dies gilt aus unserer Sicht vor allem auch mit Blick auf den Übergang von schubförmiger auf sekundär progediente bzw. progressive MS.

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Quelle:

[1] Haindl MT, Üçal M, Tafrali C, Wonisch W, Erdogan C, Nowakowska M, Adzemovic MZ, Enzinger C, Khalil M, Hochmeister S. Sex Differences under Vitamin D Supplementation in an Animal Model of Progressive Multiple Sclerosis. Nutrients. 2024; 16(4):554. https://doi.org/10.3390/nu16040554; https://www.mdpi.com/2072-6643/16/4/554

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Das Cannabinoid BCP aus Copaiba als potentere CBD-Alternative

Im Jahr 2020 haben Sie über den Life-SMS-Blog in 2 Teilen Wissenswertes zu Cannabinoiden wie THC und CBD erfahren.

Was ist das Endocannabinoid-System? Eine Einführung mit Blick auf die MS (I)

Das Endocannabinoide-System: Eine Einführung mit Blick auf die MS (II)

Wegen seiner positiven Wirkungsmöglichkeiten bei MS gingen wir v.a. auf das Cannabidiol (CBD) ein.
Sie erinnern sich an das Fazit?
Frei verfügbare CBD-Präparate können bei MS-Betroffenen eine Vielzahl positiver Effekte auslösen; dies betrifft unter anderem die positive Wirkung auf eine mögliche Darmbakterien-Fehlbesiedlung und das “Leaky gut” Syndrom, die Immunmodulation in Richtung anti-entzündlicher Vorgänge sowie antidepressive und neuroprotektive Wirkungen. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass auch Cannabidiol antispastische und schmerzlindernde Wirkungen hat. Aufgrund der relativ kurzen Halbwertszeit von CBD empfiehlt sich die tägliche Einnahme.

Da CBD im Gegensatz zum THC ja hauptsächlich über den CB2-Rezeptor wirkt, hat es obige positive Wirkungen aber kaum psychoaktive Reaktionen (für welche THC bei den einen beliebt und bei den anderen sehr unbeliebt und teilweise gesundheitsbeeinträchtigend ist).

Heute stellen wir ein weiteres gesundheitsförderndes Cannabinoid vor, dass dem CBD sogar überlegen sein kann: BCP

Beta-Caryophyllen (BCP )

Es findet sich z.B. in hochkonzentriertem Black-Pepper-Öl aber in größeren Mengen v.a. im Harz des südamerikanischen Copaifera-Baumes, das Copaiba genannt wird.

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Die wichtigste chemische Komponente des Copaifera-Baum-Harzes Copaiba ist Oleoresin mit Beta-Caryophyllen (BCP), eine chemische Substanz, die auch zu den Cannabinoiden gezählt wird. Denn als Cannabinoid gilt eine Substanz, die mindestens einen CB-Rezeptor anspricht.

Genau wie CBD-Öl kann hochwertiges Copaiba-Öl eine gesunde Entzündungsreaktion unterstützen und eine positive Beeinflussung der Stimmung haben. Es ist auch ein starkes Antioxidans, das die Gesundheit des Immunsystems fördert – gerade bei Multiple Sklerose alles wichtig. Aber Beta-Caryophyllen (BCP) interagiert ausschließlich mit CB2- und nicht mit den psychoaktiv wirksamen CB1-Rezeptoren – es ist sogar hundertprozentig THC-frei, da dieses gar nicht im Copaifera-Baumharz vorhanden ist – und kann deswegen gefahrlos angewendet werden. Der THC-Gehalt in CBD-Ölen darf übrigens offiziell nicht höher als 0,2 % sein, aber dies wird von vielen Herstellern und Anbietern gar nicht getestet.

Copaiba-Öl beeinflusst die Zellkommunikation, sowie die neurale Reizübertragung

Durch den Einfluss von Betacaryophyllene (BCP) auf das endocannabinoide System wird u.a. die mitochondriale Funktion erhöht (Zellstoffwechsel), Schmerz reduziert und Neurodegeneration vermindert.
Copaiba-Öl kann so nicht nur unterstützend sein für die Gesundheit des Herz- Kreislauf-, Immun-, Verdauungs- sondern auch des Nerven- und Atmungssystems. Es ist der Hauptbestandteil Caryophyllen, dem die neuroprotektive Wirkung und kardiovaskuläre Vorteile zugesprochen werden – und der in CBD-Öl in wesentlich niedrigerer Konzentration vorhanden ist.
Von hochkonzentriertem Copaiba-Öl reichen 1 bis 2 Tropfen z.B. in Wasser oder Tee, um die Gesundheit zu unterstützen.
BCP kann nicht nur das Nervensystem und gegen chronische Entzündungen unterstützen, sondern wie CBD auch Anspannung (mentale wie muskuläre) und ängstliche und niedergeschlagene Gefühle lindern. Zudem hat es noch eine schützende Wirkung auf Nieren, Leber und andere Organe.

Konkrete Anwendungsbeispiele

Copaiba statt CBD-Öl klappt prima zum Einschlafen und ggf. um Spastiken (auch organische wie z.B. verkrampfter Darm) zu lockern (wirkt beruhigend auf das Nervensystem und die Muskulatur) und es kann wie CBD auch schmerzstillend wirken – je nach Schmerzursache (sehr gut z.B. bei Zahnnervschmerzen; hierzu einfach einen Tropfen auf das Zahnfleisch um die betroffene Stelle auftupfen).
Äußerlich angewendetes Copaiba (z.B. sich die Hände oder Füße damit einreiben) kann wohl einen ähnlichen anspannungslösenden Effekt haben wie eine innerliche Anwendung. Die innerliche ist hierbei jedoch meist stärker. Allerdings ist für die Einnahme ein hochwertiges, hochreines Öl, welches dafür zugelassen ist, unabdingbar! Daher erklären sich teils die Preisunterschiede.
Es gibt hochwertige Copaiba-Produkte (reinste ätherische Öle), die 55% BCP (Beta-Carophyllen) enthalten. Die CB2-Aktivierung korreliert mit der Konzentration von BCP (je mehr BCP desto mehr Aktivierung). CBD-Öl enthält 35% BCP und es wird vermutet, dass genau dieses BCP in CBD-Öl für dessen positiven Eigenschaften verantwortlich ist, weshalb es Sinn macht, direkt reineres BCP in Form eines guten Copaiba-Produktes einzunehmen (dann könnte der positive Effekt höher sein).

Fazit: Copaiba kann eine sinnvolle, da potentere Alternative zu CBD-Produkten sein. Beide können bei MS-Betroffenen eine Vielzahl positiver Effekte auslösen; dies betrifft unter anderem die Immunmodulation in Richtung anti-entzündlicher Vorgänge sowie antidepressive, neuroprotektive und schmerzlindernde Wirkungen.

Genau wie bei CBD-Ölen gilt hier:
Falls Sie ein Copaiba-Öl anwenden möchten, achten Sie bitte unbedingt auf die Herkunft. Viele im Internet angebotene Produkte sind zweifelhafter Herkunft, u.U. mit Pestiziden oder Herbiziden belastet oder weisen zweifelhafte Inhaltsstoffe auf. Greifen Sie auf Hersteller mit überprüfbaren Qualitätssicherungs- und Produktionsverfahren (erkennbar an Zertifikaten und Analysen) Produkte zurück.

© Illustration: Franz Eugen Köhler, Köhler’s Medizinal-Pflanzen

Quellen:

Copaiba – ein kleiner wissenschaftlicher Einblick

Der Unterschied zwischen Copaiba-Öl und Cannabis-Öl

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