Bis zu welchem Alter helfen klassische MS-Medikamente überhaupt noch?

Wie unsere Leserinnen und Leser wissen, gehen wir in unseren Beiträgen in der Regel nicht auf die klassischen immunmodulatorischen Therapien ein. Gründe dafür sind unter anderem die begrenzte Wirksamkeit und das ungünstige Nebenwirkungsprofil. Die Entscheidung für oder gegen diese Medikamente überlassen wir den Betroffenen, die diese Entscheidung sicher bewusst und unter Berücksichtigung aller medizinischen Aspekte mit Hilfe ärztlicher Beratung möglichst gut informiert treffen müssen.

Dennoch erscheint uns eine Meta-Analyse [1] aus dem Jahr 2017 wichtig. Vor allem ältere Patienten sollten die daraus gewonnenen Erkenntnisse mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. Wir geben zunächst die Details der Studie und die Ergebnisse wieder und weisen ausdrücklich darauf hin, dass diese Aussagen die schulmedizinische Sicht wiedergeben, insbesondere was die Wirksamkeit der bekannten MS-Medikamente betrifft.

Fragestellung der Studie: Ab wann wirken die Medikamente nicht mehr?

Forscher haben Daten aus 38 klinischen Studien mit über 28.000 MS-Patienten ausgewertet, um herauszufinden, ob Medikamente zur Behandlung von MS in jedem Alter gleich gut wirken oder ob ihre Effektivität mit zunehmendem Alter abnimmt.

Besonders wichtig war die Frage, ab welchem Alter die bekannten Medikamente möglicherweise keinen Nutzen mehr bringen – und ob es Alternativen für ältere MS-Patienten geben sollte.

Hintergrund: Warum ist das Alter wichtig?

MS wird im Allgemeinen in drei Verlaufsformen unterteilt:

  • Schubförmig-remittierende MS (RRMS) – Krankheitsschübe mit Phasen der Erholung
  • Sekundär progrediente MS (SPMS) – fortschreitender Verlauf mit zunehmenden Einschränkungen
  • Primär progrediente MS (PPMS) – von Anfang an kontinuierliche Verschlechterung.

Bisher ging man in der Schulmedizin davon aus, dass entzündliche Prozesse für die frühen Phasen der Krankheit typisch sind und dass diese Entzündungen mit Medikamenten gestoppt werden können. In späteren Stadien wurde MS hingegen als eher degenerativer Prozess betrachtet, bei dem Immuntherapien weniger wirken.

Die Studie überprüfte nun, ob diese Annahme stimmt und ob es eine Altersgrenze gibt, ab der die klassischen MS-Medikamente nicht mehr helfen.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

Die Forscher analysierten 38 große klinische Studien, die die Wirksamkeit von 13 verschiedenen MS-Medikamenten untersuchten. Dabei verglichen sie, wie gut die Medikamente das Fortschreiten der Krankheit bei Patienten verschiedenen Alters aufhielten.

Besonders wichtig war die Frage: Nimmt die Wirkung der Medikamente mit steigendem Alter ab?

Die Forscher teilten die Medikamente in zwei Gruppen ein:

  • Hochwirksame Medikamente wie Ocrelizumab, Alemtuzumab und Natalizumab
  • Weniger wirksame Medikamente wie Interferon, Glatirameracetat und Teriflunomid.

Ergebnisse: Ab welchem Alter helfen MS-Medikamente noch?

Je älter, desto geringer die Wirkung

Die Analyse zeigte ganz klar: DieWirksamkeit der MS-Medikamente nimmt mit dem Alter ab!

  • Unter 40,5 Jahren: Hochwirksame Medikamente sind deutlich effektiver als weniger wirksame.
  • Zwischen 40 und 50 Jahren: Die Unterschiede zwischen den Medikamenten gleichen sich aus.
  • Nach 53 Jahren: Im Durchschnitt haben die Medikamente kaum noch einen messbaren Nutzen.

Diese Erkenntnis ist besonders wichtig für Menschen, die bereits viele Jahre mit MS leben. Ab einem bestimmten Punkt könnten andere Behandlungsstrategien (s.Absatz „Was bedeuten die Ergebnisse für die Behandlung von MS aus schulmedizinsicher Sicht?“) sinnvoller sein als klassische Immuntherapien.

Ist es sinnvoll, nach 53 noch MS-Medikamente zu nehmen?

Nach Ansicht der Forscher bedeutet dies nicht, dass alle Patienten über 53 sofort ihre Medikamente absetzen sollten. Es gibt immer individuelle Unterschiede. Ihrer Meinung nach gilt:

  • Wer noch regelmäßig Schübe hat oder in der MRT-Untersuchung neue Entzündungen zeigt, könnte weiter von den Medikamenten profitieren.
  • Wer aber keine Krankheitsaktivitätmehr zeigt, hat laut der Studie möglicherweise keinen echten Nutzen mehr von den Behandlungen – trägt aber weiterhin das Risiko von Nebenwirkungen.

Was bedeuten die Ergebnisse für die Behandlung von MS aus schulmedizinsicher Sicht?

Ab einem Alter von 50 bis 55 Jahren kann es sinnvoll sein, mit dem behandelnden Neurologen zu besprechen, ob eine Fortsetzung der Therapie noch nötig ist. Falls keine Krankheitsaktivität mehr nachweisbar ist, könnten alternative Maßnahmen wie Physiotherapie, Neuroprotektion und Lebensstiländerungen eine wichtigere Rolle spielen.

Aggressive immunmodulatorische DMT (krankheitsmodifizierende Therapien) können bei älteren MS-Patienten schädlich sein, und zwar unabhängig von kumulativen Nebenwirkungen. Weil sie die Einwanderung von Immunzellen in das ZNS-Gewebe einschränken, können Medikamente wie Natalizumab Reparaturprozesse blockieren. Dies betrifft vor allen Dingen die Remyelinisierung, die durch Immunzellen gefördert wird.

Mehr Forschung zu alternativen MS-Behandlungen ist nötig

Für ältere MS-Patienten braucht es dringend neue Therapiekonzepte. Da die Wirksamkeit der bisherigen Medikamente mit der Zeit abnimmt, sind neue Ansätze zur Behandlung von MS im Spätstadium gefragt – insbesondere solche, die Nervenzellen schützen und Regeneration fördern.

Soweit die Ergebnisse der Studie und die Aussagen der Autoren!


Fazit aus Sicht von Life-SMS

Wie bereits oben erwähnt, mischen wir uns nicht in die Entscheidung für oder gegen eine schulmedizinische Behandlung ein und stellen in unserem Projekt Aspekte des Lebensstils in den Vordergrund, die auch völlig unabhängig von einer klassischen Behandlung umgesetzt werden können. Bemerkenswert ist aber, dass die Forscher letztlich zu dem Ergebnis kommen, dass zumindest bei älteren Betroffenen Lebensstil, Neuroprotektion und Physiotherapie eine größere Rolle spielen als die klassischen Behandlungswege.

Nicht erwähnt wird, dass gerade diese Lebensstiländerungen am Anfang der MS-Therapie stehen sollten, und zwar unabhängig davon, ob gleichzeitig schulmedizinische Behandlungen durchgeführt werden. Von diesen Lebensstiländerungen und komplementären Maßnahmen profitieren die Betroffenen von Anfang an und bei richtiger Umsetzung ohne kritische Nebenwirkungen.

Was das bedeutet, erfahren Sie laufend in diesem Newsletter. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, dass Sie sich so früh wie möglich mit der eigenverantwortlichen MS-Therapie auseinandersetzen und sie verinnerlichen.

Wir hoffen, dass Ihnen auch unsere Life-SMS-Mindmap dabei hilft, sich einen Überblick zu verschaffen.

Ihr Team Life-SMS

Referenzen:

[1] Weideman AM, Tapia-Maltos MA, Johnson K, Greenwood M, Bielekova B. Meta-analysis of the Age-Dependent Efficacy of Multiple Sclerosis Treatments. Front Neurol. 2017 Nov 10;8:577. doi: 10.3389/fneur.2017.00577. PMID: 29176956; PMCID: PMC5686062. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29176956/

Photo:

Foto von Centre for Ageing Better auf Unsplash


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Personalisierte Behandlung bei MS zwingend erforderlich – 3 Prospekte vom Neurologen reichen nicht aus!

Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Gross et al. [1] zeigt auf beeindruckende Weise, dass die herkömmliche „One-Size-Fits-All“-Therapie bei Multipler Sklerose (MS) unzureichend ist. Bisher werden MS-Behandlungen oft nach standardisierten Protokollen durchgeführt, was jedoch die enorme Heterogenität der Erkrankung nicht berücksichtigt. Die Analyse der hochdimensionalen Blutsignaturen von MS-Patienten im Frühstadium zeigt, dass es verschiedene immunologische Profile gibt – sogenannte Endophänotypen –, die jeweils unterschiedliche Krankheitsverläufe anzeigen und auch unterschiedlich auf Therapien ansprechen.

Die Studie macht deutlich, dass eine genaue Immunanalyse vor jeder Therapieentscheidung unerlässlich ist, um eine Behandlung gezielt und patientenindividuell planen zu können – 3 Prospekte, die einem eventuell bei einem Neurologen in die Hand gedrückt werden mit dem Hinweis: „Suchen Sie sich eine Behandlung aus“, reichen definitiv nicht aus.

Ziele

Ziel der Studie war es, die Heterogenität der Immunsignaturen von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) zu untersuchen, um verschiedene immunologische Profile – oder „Endophänotypen“ – zu bestimmen, die unterschiedliche Krankheitsverläufe widerspiegeln könnten. Durch die Analyse hochdimensionaler Blutsignaturen (komplexe Datensätze, die aus der Analyse von Blutproben gewonnen werden und eine Vielzahl von Merkmalen oder Dimensionen aufweisen) bei MS-Patienten im Frühstadium versuchten die Forscher, Subtypen von Immundysregulationen zu identifizieren, die mit bestimmten klinischen Verläufen korrelieren und so eine Grundlage für personalisierte MS-Behandlungen bieten.

Hintergrund

Wie unsere Follower wissen, ist die Multiple Sklerose durch komplexe Autoimmunprozesse gekennzeichnet, die zu einer Schädigung des zentralen Nervensystems führen, doch der Verlauf ist individuell sehr unterschiedlich. Herkömmlichen Behandlungsansätzen, die in erster Linie auf allgemeine Immunreaktionen abzielen, fehlt es an Präzision, um dieser Variabilität Rechnung zu tragen. Jüngste Bemühungen in Bereichen wie der Onkologie haben das Potenzial endophänotypbasierter, individualisierter Behandlungsstrategien aufgezeigt.

Bei der MS-Behandlung ist ein personalisierter Ansatz jedoch noch nicht umgesetzt worden, was zum einen auf ein begrenztes Verständnis der Immunmechanismen zurückzuführen ist, die den unterschiedlichen Krankheitsverläufen zugrunde liegen, und zum anderen natürlich aufwendig ist und mehr bedeutet als den Patienten nach Schema A, B oder C zu behandeln. Diese Studie, die mit großen Kohorten von therapienaiven MS-Patienten durchgeführt wurde, schließt diese Lücke, indem sie Signaturen von Immunzellen und Proteinen identifiziert, die als Grundlage für patientenspezifische Behandlungen dienen könnten.

Methode

Die Forscher setzten hochdimensionale Durchflusszytometrie und Serumproteomik ein, um Immunsignaturen bei 309 neu diagnostizierten und 232 validierten MS-Patienten zu bewerten. Durch unüberwachtes Clustering klassifizierten sie die Patienten anhand der zellulären Immunsignaturen in drei verschiedene Endophänotypen. Diese Endophänotypen wurden anschließend validiert und im Zusammenhang mit klinischen Parametern wie Rückfallraten, Fortschreiten der Behinderung und Magnetresonanztomographie (MRT) analysiert. Dieser methodische Ansatz wurde durch ein maschinelles Lernmodell verstärkt, das darauf trainiert wurde, den Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit der Behandlung auf der Grundlage der Immunprofil-Daten vorherzusagen.

Ergebnisse

Es ergaben sich drei primäre Endophänotypen:

  1. Entzündlich (E3): Gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Immunaktivität, z. B. erhöhte Rückfallquoten und schwerere Entzündungsmarker, einschließlich verstärkter Gadolinium-Läsionen in MRT-Scans.
  2. Degenerativ (E1): Gekennzeichnet durch Anzeichen struktureller Schäden und ein schnelleres Fortschreiten der Behinderungsmessgrößen, verbunden mit erhöhten Markern für die Neurodegeneration.
  3. Intermediär (E2): Zeigt eine Mischung aus Merkmalen sowohl des entzündlichen als auch des degenerativen Endophänotyps, mit mäßigen Indikatoren für das Fortschreiten der Krankheit.

Jeder Endophänotyp wies ein unterschiedliches Profil der Immunzellzusammensetzung und der Proteinkonzentration auf, wobei der entzündliche Typ (E3) einen höheren Anteil an proinflammatorischen T-Zellen aufwies, während der degenerative Typ (E1) Immunprofile zeigte, die mit strukturellen ZNS-Schäden in Verbindung gebracht wurden. Bezeichnenderweise erwiesen sich eher zelluläre Immunparameter als lösliche Proteine als besonders aussagekräftig für die Identifizierung von Endophänotypen, was darauf hindeutet, dass zellbasierte Signaturen einen besseren Einblick in Krankheitsmechanismen bieten.

Konsequenzen für die MS-Behandlung

Die Ergebnisse der Studie haben tiefgreifende Auswirkungen auf die MS-Behandlung. Es zeigte sich, dass herkömmliche Therapien wie Interferon-beta (IFN-β) bei Patienten mit dem entzündlichen E3-Endophänotyp, die unter IFN-β ein kontinuierliches Fortschreiten der Krankheit zeigten, nur begrenzt wirksam waren. Im Gegensatz dazu waren alternative Therapien wie Glatirameracetat (GA) und Dimethylfumarat (DMF) bei diesen Patienten wirksamer und normalisierten spezifische Immunveränderungen. Der degenerative Endophänotyp (E1) sprach ebenfalls unterschiedlich auf die Behandlungen an, wobei einige Therapien bei der Verlangsamung des neurodegenerativen Fortschreitens wirksam waren. Durch die Kategorisierung von MS-Patienten nach ihren Immunsignaturen vor Beginn der Behandlung könnten Kliniker die Ergebnisse durch personalisierte Therapien verbessern, die auf die für jeden Endophänotyp spezifische Immundysregulation abzielen.

Fazit aus Life-SMS-Sicht

Diese Studie unterstreicht das Potenzial für einen Paradigmenwechsel in der MS-Behandlung, bei dem die Therapien auf die einzigartigen Immunprofile der Patienten zugeschnitten werden. Sie zeigt auch, dass unsere Zurückhaltung mit Blick auf die heutigen Standardtherapien gut begründet ist, da diese im Ernstfall genau in die falsche Richtung wirken können, mindestens aber unwirksam sein können und signifikante Nebenwirkungen auslösen können.

Unser Ansatz, eigenverantwortlich mögliche krankheitsauslösende Faktoren zu eliminieren und dem Körper alle notwendigen Ressourcen zur Stabilisierung zur Verfügung zu stellen (Mikronährstoffe, Mentaltraining, Bewegung etc.), ist eine personalisierte Behandlung, die Sie heute schon nebenwirkungsfrei und erfolgreich durchführen können. Legen Sie jetzt los!

Quellen

[1] Catharina C. Gross et al. ,Multiple sclerosis endophenotypes identified by high-dimensional blood signatures are associated with distinct disease trajectories.Sci. Transl. Med.16,eade8560(2024).DOI:10.1126/scitranslmed.ade8560

Foto von National Institute of Allergy and Infectious Diseases auf Unsplash


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Life-SMS und sonst so: Hochdosiertes Vitamin D verringert Krankheitsaktivität beim klinisch isolierten Syndrom

An dieser Stelle weisen wir auf aktuelle Beiträge aus dem Netz hin, die einen engen Bezug zu unserem Kernthema lebensstil-orientierte und eigenverantwortliche Behandlung der MS haben. Die dort wiedergegebenen Meinungen dienen als Anregung zur kritischen Auseinandersetzung. Sie entsprechen – außer bei Beiträgen von anderen Projekten der DSGiP – nicht zwingend den von uns vertretenen Positionen, sind aber in allen Fällen eine Bereicherung der Diskussionsgrundlage.

Machen Sie sich selbst ein Bild!

Hochdosiertes Vitamin D verringert Krankheitsaktivität beim klinisch isolierten Syndrom – eine neue Behandlungsmöglichkeit bei MS? [medscape.com; 4.10.2024]

Kopenhagen – Eine hochdosierte orale Supplementation mit Cholecalciferol (Vitamin D3) verringert die Krankheitsaktivität bei Patienten mit klinisch isoliertem Syndrom erheblich. Die Supplementation war sicher und gut verträglich, wie eine Studie zeigt. Details wurden auf dem 40. Kongress des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) 2024 vorgestellt.

EBV und MS: ausführlich erklärt – Medizin/Therapie – Multiple Sklerose News – AMSEL e.V.

Dass es einen Zusammenhang zwischen dem Epstein-Barr-Virus und Multipler Sklerose gibt, scheint klar zu sein. Warum MS dennoch keine Infektionskrankheit ist, erklärt Prof. Mathias Mäurer in seiner MS-Docblog-Reihe

Autoimmunität: Immunzellen entgehen Therapie durch ruhenden Zustand [bionity.com; 9.9.2024

Einem Forschungsteam ist es gelungen, krankheitsverursachende T-Zellen bei Autoimmunerkrankungen aus dem Blut zu isolieren und zu analysieren

[Bem. d. Red.: Wissenschaftlich sehr interessant, aber mit zweifelhaften Schlussfolgerungen der Forscher]

Glatirameracetat: Warnung wegen möglicher anaphylaktischer Reaktionen [aerzteblatt.de; 19.8.2024]

Bei der Therapie einer Multiplen Sklerose mit dem Wirkstoff Glatirameracetat kann es noch Monate bis Jahre nach Beginn der Behandlung zu einer anaphylaktischen Reaktion kommen. Das geht aus einem neuen Rote-Hand-Brief hervor, den verschiedene Arzneimittelhersteller in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinpro­dukte (BfArM) erstellt haben.

MS an der Blut-Hirn-Schranke stoppen? [medical-tribune; 5.8.2024]

Die Schädigung der Blut-Hirn-Schranke durch Neuroinflammation spielt bei der Multiplen Sklerose eine fundamentale Rolle. Im Frühstadium ermöglicht sie die Infiltration des ZNS durch Immunzellen, später ist sie für die Atrophie der grauen Substanz und kognitive Einbußen mitverantwortlich. Wie lässt sich die Barriere erhalten?

Symptome bei MS: Multiple Sklerose (MS) und Kognition [amsel.de; 29.4.2024]

Nahezu jeder zweite MS-Kranke leidet unter kognitiven Problemen. Doch was versteht man unter kognitiven Funktionen? Warum und inwieweit können diese durch die MS eingeschränkt sein? Welche Bedeutung haben sie? Wie lassen sie sich diagnostizieren und behandeln?

Bildquelle:

Image generated using DALL·E by OpenAI, October 2024


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Aktuelle Übersichtsarbeit: Omega-3-Fettsäuren zur Modulation von Entzündungen bei Autoimmunerkrankungen wie MS

Das Leben mit Multipler Sklerose (MS) oder die Behandlung von Patienten mit dieser Krankheit bedeutet oft, dass man nach Wegen sucht, um insbesondere unterschwellige Entzündungen in den Griff zu bekommen, die eine wichtige Rolle beim Fortschreiten der Krankheit spielen. Jüngste Forschungsergebnisse unterstreichen wieder einmal das Potenzial von Omega-3-Fettsäuren zur Verringerung von Entzündungen und zur möglichen Verlangsamung des Fortschreitens von Autoimmunkrankheiten, einschließlich MS. In diesem Newsletter werden die Ergebnisse einer kürzlich erschienenen Übersichtsarbeit [1] vorgestellt, die die Rolle von Omega-3-Fettsäuren bei der Regulierung von Entzündungen und Immunität untersucht, wobei der Schwerpunkt in unserem Artikel auf ihrer Bedeutung für MS liegt. In diesem Review wird auf über 150 separate Studien und wissenschaftliche Veröffentlichungen verwiesen, was den Umfang der Arbeit verdeutlicht.

Hintergrund der Arbeit

Unter dem Titel „Modulation of Inflammation and Immunity by Omega-3 Fatty Acids“ (Modulation von Entzündung und Immunität durch Omega-3-Fettsäuren) [1] untersucht die Arbeit die signifikante Verschiebung in der westlichen Ernährung in den letzten 30 Jahren von Omega-3-reichen Quellen hin zu einem Omega-6-dominierten Konsum. Während Omega-3-Fettsäuren für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind, haben Omega-6-Fettsäuren, die vor allem in raffinierten Pflanzenölen und verarbeiteten Lebensmitteln vorkommen, entzündungsfördernde Wirkungen. Dieses Ungleichgewicht trägt mit hoher Sicherheit zur Zunahme von Autoimmunerkrankungen, einschließlich MS, bei.
Das Immunsystem greift bei MS fälschlicherweise die Schutzhülle der Nerven an, was zu Entzündungen, Nervenschäden und verschiedenen neurologischen Symptomen führt. Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in fettem Fisch wie Lachs und Sardinen enthalten sind, haben nachweislich eine entzündungshemmende Wirkung, die bei der Behandlung von MS-Symptomen von Vorteil sein genutzt werden kann.

Schwerpunkte der Arbeit

In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), Entzündungen und Immunreaktionen beeinflussen. Dabei wurden sowohl frühere klinische Studien als auch Laborexperimente berücksichtigt, in denen die Auswirkungen einer Omega-3-Supplementierung auf Autoimmunkrankheiten, einschließlich Multipler Sklerose, untersucht wurden. Die Schwerpunkte der Arbeit:

  • Eine zentrale Fragestellung war, wie Omega-3-Fettsäuren Entzündungen regulieren können. Hierbei wurden insbesondere die Auswirkungen auf Entzündungszytokine, also Proteine, die Entzündungsprozesse im Körper regulieren, untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass Omega-3-Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung haben können und somit zur Regulierung von Entzündungen beitragen können.
  • Eine weitere wichtige Fragestellung der Studie betraf die Frage, inwiefern Omega-3-Fettsäuren Immunzellen modulieren können. Besonders T-Zellen, die eine entscheidende Rolle bei Autoimmunreaktionen spielen, standen im Fokus der Untersuchungen. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Omega-3-Fettsäuren die Aktivität von T-Zellen beeinflussen können und somit Autoimmunreaktionen abschwächen können.
  • Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie war der Vergleich zwischen den Auswirkungen von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Insbesondere wurde darauf eingegangen, wie sich ein unausgewogenes Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3, wie es in der westlichen Ernährung häufig vorkommt, auf Entzündungen und Immunreaktionen auswirken kann. Die Ergebnisse zeigten, dass eine erhöhte Omega-6-Zufuhr im Vergleich zu Omega-3 zu einer verstärkten Entzündungsreaktion führen kann und somit ein ausgewogenes Verhältnis der Fettsäuren von Bedeutung ist.

Resultate

Die Untersuchung ergab, dass Omega-3-Fettsäuren die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen wie Interleukin-6 (IL-6) und Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-α), die bei Autoimmunerkrankungen wie MS häufig erhöht sind, verringern können. EPA und DHA, zwei Arten von Omega-3-Fettsäuren, scheinen auch die Produktion von Molekülen zu fördern, die bei der Auflösung von Entzündungen helfen, wie z. B. Resolvine und Protectine.

In Bezug auf die Immunantwort wurde gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren die Aktivität von T-Zellen beeinflussen und die Produktion von entzündungsfördernden Th1- und Th17-Zellen verringern. Gleichzeitig erhöhten sie die Zahl der regulatorischen T-Zellen, die dazu beitragen, das Gleichgewicht des Immunsystems aufrechtzuerhalten und übermäßige Immunangriffe auf gesundes Gewebe – wie sie bei MS auftreten – zu verhindern.


Die Forscher stellten u.a. auch fest, dass Völker mit einer höheren Aufnahme von Omega-3, wie die grönländischen Eskimos, deutlich seltener an Autoimmunkrankheiten, einschließlich MS, erkrankten als Menschen, die eine westliche, Omega-6-reiche Ernährung zu sich nahmen.

Bedeutung für MS-Betroffene

Wir haben an dieser Stelle schon öfter auf die positive Wirkung eines gesunden Verhältnisses von Omega 6/Omega-3-Fettsäuren in der Ernährung hingewiesen. Dieses sollte zwischen 1,5:1 – 2:1 liegen. Die hier vorgestellte Übersichtsarbeit unterstreicht diese Empfehlung wieder einmal.

[Siehe auch: Faktenblatt Fettsäuren und MS]


Die Forschungsergebnisse bestätigen den Ansatz durch Ernährung und Nahrungsergänzung, Entzündungen zu bekämpfen und den Krankheitsverlauf, insbesondere den degenerativen Teil, zu stoppen oder zu verlangsamen. Zu den Vorteilen für MS-Patienten gehört die Verringerung von Entzündungen, da Omega-3-Fettsäuren nachweislich Entzündungsmarker senken, was wiederum einige MS-Symptome lindern kann. Außerdem haben Omega-3-Fettsäuren eine modulierende Wirkung auf das Immunsystem. Indem sie die Aktivität von T-Zellen beeinflussen und entzündungsfördernde T-Zellen hemmen, verlangsamen sie das Fortschreiten der Krankheit. Obwohl Omega-3-Fettsäuren kein Allheilmittel sind, kann ihre regelmäßige Einnahme dazu beitragen, die Schwere der Krankheitsschübe zu verringern, die Neurodegeneration aufzuhalten und das allgemeine Wohlbefinden von MS-Patienten zu verbessern.

Fazit und Schlussfolgerungen

Omega-3-Fettsäuren bieten also vielversprechende Vorteile bei der Behandlung von Entzündungen, insbesondere bei Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose. Erkenntnisse zeigen, dass der Verzehr von Omega-3-reichen Nahrungsmitteln, wie fettem Fisch, oder die Einnahme von Omega-3-Präparaten eine zugängliche Möglichkeit ist, die Behandlung von MS zu unterstützen. MS-Betroffenen empfehlen wir seit langem, sich auf die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren zu konzentrieren und die Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren, insbesondere aus verarbeiteten Lebensmitteln und raffinierten Ölen, zu reduzieren. Eine zielgerichtete Ernährung, die reich an Omega-3 und arm an entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren ist, hilft, Entzündungen zu verringern, Neurodegeneration zu stoppen und das Immunsystem zu stärken, was im Umgang mit MS entscheidend ist. Omega-3-Fettsäuren sind somit ein wertvoller Bestandteil der MS-Behandlungsstrategie,.

Lesen Sie auch den themenverwandten, aktuellen Beitrag bei unserem Schwesterprojekt, der NährstoffAllianz:

Die Anti-Entzündungsformel: Entzündungsfaktor FETT!?

Bildnachweis

Foto von Fredrik Öhlander auf Unsplash

Referenz

[1] Poggioli R, Hirani K, Jogani VG, Ricordi C. Modulation of inflammation and immunity by omega-3 fatty acids: a possible role for prevention and to halt disease progression in autoimmune, viral, and age-related disorders. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2023 Aug;27(15):7380-7400. doi: 10.26355/eurrev_202308_33310. PMID: 37606147. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37606147/


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Die wichtige Rolle der Propionsäure bei der Behandlung von Multipler Sklerose

Über das Thema Propionsäure haben wir schon verschiedentlich berichtet [1], [2]. Eine aktuelle Studie (Juni 2024) unterstreicht wieder einmal unsere Empfehlungen zur Supplementation mit Propionsäure [3].

Studienhintergrund

Wie unsere Leser wissen, ist Multiple Sklerose (MS) eine schwerwiegende Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem angreift und zu Neurodegeneration und dem Verlust neurologischer Funktionen führen kann. Die derzeitigen Behandlungen zielen hauptsächlich auf das Immunsystem ab, um die Entzündung zu verringern, sind aber nur eingeschränkt wirksam, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern. Forscher untersuchen weiterhin alternative Ansätze zur Behandlung der MS, darunter die Auswirkungen der Ernährung und des Darmmikrobioms auf MS. Ein Bereich von besonderem Interesse ist der potenzielle therapeutische Nutzen von kurzkettigen Fettsäuren (SCFAs), wie z. B. Propionsäure, die von der Darmmikrobiota über Fermentation aus Nahrungsfasern (Ballaststoffen) produziert werden.

Methodik der Studie

Die Studie wurde von einem Forscherteam der Ruhr-Universität Bochum in Deutschland durchgeführt, zu dem Experten aus den Bereichen Neurologie, Molekularmedizin und Virologie gehörten. Das Team wurde von Dr. Aiden Haghikia geleitet und umfasste Beiträge von mehreren anderen Forschern mit dem gemeinsamen Ziel, neue Behandlungsmöglichkeiten für neurodegenerative Krankheiten wie MS zu finden. Die Forscher konzentrierten sich darauf, zu verstehen, wie Propionsäure die Erholung von Neuronen bei Menschen mit MS beeinflusst. Sie verwendeten ein Labormodell, das MS nachahmt, indem sie Neuronen, die aus Stammzellen von Menschen mit MS stammen, schädigten. Diese geschädigten Neuronen wurden dann mit Propionsäure behandelt, um die Auswirkungen auf ihre Regenerationsfähigkeit zu beobachten.

Studienergebnisse

Die Ergebnisse zeigten, dass Propionsäure die Erholung und das Nachwachsen von Neuriten (die Fortsätze von Nervenzellen, die Signale übertragen) in den geschädigten Neuronen deutlich fördert. Die Studie zeigte, dass dabei Propionsäure durch die Aktivierung spezifischer Rezeptoren auf den Neuronen und durch die Hemmung von Enzymen wirkt, die ansonsten die Erholung der Neuronen verlangsamen würden. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass das Vorhandensein einer anderen SCFA, der Buttersäure, die Wirkung der Propionsäure verstärkt und die Regeneration der Neuronen weiter verbessert.

Konsequenzen für Menschen mit Multipler Sklerose

Für MS-Betroffene bieten diese Ergebnisse eine weitere Grundlage für die eigenverantwortliche Behandlung der MS. Die Studie legt nahe, dass eine Nahrungsergänzung mit Propionsäure, möglicherweise in Kombination mit anderen SCFAs wie Buttersäure, die Erholung der Neuronen unterstützen und das Fortschreiten der Neurodegeneration verlangsamt. SCFAs wie Propionsäure werden im Darm produziert, wenn bestimmte Arten von Ballaststoffen von nützlichen Bakterien fermentiert werden. Daher kann der Verzehr von ballaststoffreichen Nahrungsmitteln, insbesondere von Obst (Äpfel, Bananen), Gemüse (Wurzelgemüse, Zwiebeln, Brokkoli, Kohl und andere Kreuzblütler), Hülsenfrüchten und Vollkornprodukten aus Hafer und Gerste sowie resistenter Stärke (abgekühlter Reis und abgekühlte Kartoffeln) den Gehalt an SCFAs im Körper auf natürliche Weise erhöhen. Dieser Ansatz bietet einen weiteren Mosaikstein zur Bewältigung der MS, indem er nicht nur auf das Immunsystem, sondern auch auf die Regenerationsfähigkeit des zentralen Nervensystems abzielt.

Schlussfolgerung

Durch die Fähigkeit zur Förderung der Erholung der Nervenzellen sollte Propionsäure ein wichtiger Bestandteil einer umfassenden und selbstverantwortlichen Behandlungsstrategie für MS sein. Durch geeignete Nahrungsbestandteile und/oder die Supplementierung mit Propionsäure als Nahrungsergänzungsmittel werden die natürlichen Reparaturprozesse des Nervensystems ohne Nebenwirkungen und Risiken unterstützt. Die empfohlene Dosis für die Supplementierung mit Propionsäure beträgt 2 x 500 mg täglich.


Bildquelle

Einkaufskorb, gefüllt mit verschiedenen Lebensmitteln, die die Darmgesundheit fördern. Bild erstellt mit DALL-E am 31. August 2024.

Referenzen

[1] Die kurzkettige Propionsäure beweist erneut ihr Potential in der MS-Behandlung | Life-SMS (lifesms.blog)

[2] Bakterien gegen Osteoporose? | Life-SMS (lifesms.blog)

[3] Gisevius B, Duscha A, Poschmann G, Stühler K, Motte J, Fisse AL, Augustyniak S, Rehm A, Renk P, Böse C, Hubert D, Peters K, Jagst M, Gömer A, Todt D, Bader V, Tokic M, Hirschberg S, Krogias C, Trampe N, Coutourier C, Winnesberg C, Steinmann E, Winklhofer K, Gold R, Haghikia A. Propionic acid promotes neurite recovery in damaged multiple sclerosis neurons. Brain Commun. 2024 Jun 3;6(3):fcae182. doi: 10.1093/braincomms/fcae182. PMID: 38894951; PMCID: PMC11184351.


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Künstliche Intelligenz – ein vielversprechender Einsatz bei Multipler Sklerose? (2. Teil)

von Kirsten 

Während wir uns in Teil 1 dieses Artikels mit den Grundlagen der KI und der Anwendung in Bezug auf die Bewertung des Erkrankungsrisikos, genetischer Muster und der Interpretation von Biomarkern beschäftigt haben, widmen wir uns im Folgenden klassischen Mustererkennungsaufgaben. 

Bilderkennung bei MRT-Aufnahmen von Nervengewebe («Neuroimaging») 

Mit der Bilderkennung ist es z.B. möglich, dass der Computer selbstständig erkennt, ob auf einem Bild ein Hund oder eine Katze abgebildet ist. Mit gut trainierten neuronalen Netzen ist es auch möglich, Unterscheidungen zwischen Bildern vorzunehmen, die für Menschen schwieriger zu erkennen sind – wie z.B. bei MRT-Aufnahmen.  

Bei der Diagnose von MS werden seit mehr als 20 Jahren MRT-Aufnahmen von Nervengewebe (Hirn, Rückenmark) miteinbezogen. Weisen diese Aufnahmen einige Kriterien auf, die vor einiger Zeit von McDonald definiert wurden, scheint eine MS-Erkrankung naheliegend [16],[17]. Generell sollten Auffälligkeiten in den MRT-Aufnahmen von anderen (demyelinisierenden) Krankheitsbildern gegenüber einer MS-Erkrankung abgegrenzt werden. Die Auswertung der MRT-Aufnahmen erfolgte bisher durch Radiologen bzw. geschulte Neurologen. 

Bei der Magnetresonanztomographie (MRT, MRI, Kernspin) wird im Allgemeinen ein Magnetfeld angelegt, um vor allem wasserstoffhaltige – und somit vor allem wasserhaltige (also tendenziell weiche) – Gewebe bildlich darzustellen [18]. Entzündetes (wasserreiches) oder vernarbtes (wasserarmes) Gewebe wird folglich anders abgebildet als gesundes Gewebe – und ermöglicht hierdurch die Diagnose von Erkrankungen. Die Bildgebung selbst findet in mehr oder weniger kontrastreichem Schwarz-Weiß statt und beinhaltet somit lediglich Graustufen zur Differenzierung. 

Künstliche Intelligenz kann im Neuroimaging prinzipiell auf verschiedene Weise angewendet werden, wie z.B.: 

  1. MRT-Bilder können von neuronalen Netzen automatisch so verarbeitet werden, dass sie selbstständig Auffälligkeiten auf den Bildern kontrastreicher darstellen. Somit könnte die anschließende manuelle Auswertung dem Arzt erleichtert werden. 
  1. Neuronale Netze könnten selbst auswerten, wie viele Läsionen vorhanden sind und deren Größe ermitteln. Diese numerischen Daten könnte der Arzt entsprechend für eine Diagnose heranziehen, ohne selbst manuell zählen und ausmessen zu müssen. 
  1. MRT-Bilder können von künstlichen neuronalen Netzen selbst insoweit analysiert werden, dass diese selbstständig eine Diagnose stellen könnten. Ist aber ethisch betrachtet kaum einsetzbar. 

Im Hinblick auf die MS-Diagnose braucht es zusätzlich zu den MRT-Aufnahmen auch MS-spezifische Symptome. Sind Läsionen z.B. im Hirn entdeckt worden, ohne dass der Patient MS-typische Beschwerden hat, wird dies als Klinisch Isoliertes Syndrom betrachtet [19]. Dies könnte ein Hinweis auf eine MS-Erkrankung im frühen Stadium darstellen und wäre daher im Bereich der Früherkennung denkbar.  

Hat ein Patient (ohne MS-Diagnose) allerdings keine MS-typischen Beschwerden, die MRT-Aufnahmen veranlassen würden, könnten vorhandene Läsionen nicht erkannt werden. Eine Rolle der KI in der Früherkennung mittels MRT-Aufnahmen erscheint in einem solchen Fall eher unwahrscheinlich, denn kostspielige MRT-Aufnahmen werden im klinischen Bereich selten ohne das Vorliegen von Beschwerden erstellt. 

Eine größere Rolle könnte die KI im Bereich Bilderkennung bei der Verlaufskontrolle spielen, indem es die Zunahme von Anzahl und Größe der Läsionen der MRT-Aufnahmen analysiert. Wird die zeitliche Komponente noch mit erfasst – also in welchem Zeitraum zusätzliche / vergrößerte Läsionen entstanden sind – wäre auch eine Prognose über den zukünftigen Verlauf der MS-Erkrankung möglich.  

Allerdings sagt die Zahl oder das Volumen der Läsionen oft nur sehr wenig über den Krankheitsverlauf aus; siehe: https://lsms.dsgip.de/ms-intro/mrt/ 

Spracherkennung («Speech Recognition») 

Mithilfe der KI ist es prinzipiell auch möglich, die Sprech-Fähigkeit zu analysieren [20]. Manche MS-Erkrankte zeigen Auffälligkeiten in verschiedensten Aspekten, die zur Sprachbildung beitragen, wie z.B. Atmung, Phonation (Erzeugen von Sprachtönen in den Stimmlippen), Prosodie (z.B. Satzmelodie, Tempo, Rhythmus, Sprechpausen), Artikulation (z.B. abgehackte, unpräzise, monotone oder stakkatoartige Aussprache von Wörtern) sowie Resonanz (Klarheit und Lautstärke des Gesagten) [21].  

Früher wurden Sprachschwierigkeiten mittels Sprachtests ausgewertet, bei dem der Zuhörer (z.B. Arzt) Punkte anhand einer Skala bezüglich verschiedener Sprechkomponenten vergeben hat [22],[23]. Mit KI hingegen ist es möglich, deutlich schnellere, standardisierte (und somit vergleichbarere) sowie automatisierte Analysen hinsichtlich verschiedenster Komponenten gleichzeitig vorzunehmen. Diese Analysen könnten in höherem Detailierungsgrad durchgeführt werden, als das bisher mit Skalenwerten von z.B. 0 bis 10 der Fall wäre.  

Wie bei der Bilderkennung wären auch hier verschiedene Set-Ups denkbar. So könnte die KI z.B. «nur» die Art und Häufigkeit der Auffälligkeiten als Zahlenwerte ausgeben und somit die Grundlage für eine manuelle Diagnose des Arztes darstellen. Es wäre aber prinzipiell auch denkbar, dass die KI selbst die Schwere der Sprech-Schwierigkeiten anhand der ermittelten Kriterien einstuft.  

Generell sei erwähnt, dass Sprech-Schwierigkeiten nach bisherigem Verständnis vor allem in einem späteren Krankheitsstadium bzw. mit höherer körperlicher Beeinträchtigung vorzufinden sind [24]. Im Bereich MS-Diagnostik würde nach derzeitigem Stand diese Analyse zur Diagnosestellung somit weniger hilfreich erscheinen. Sie wäre eher beim Monitoring des Krankheitsverlaufs (ebenso wie bei anderen neurologischen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson) einsetzbar. Doch wenn die Sprachschwierigkeiten tendenziell erst in einem weiter fortgeschrittenerem Stadium eintreten, ist fraglich, ob das Sprach-Monitoring hier noch einen großen Nutzen bringt. Zukünftige Studien könnten aber durchaus zeigen, dass für den Menschen nicht hörbare Unterschiede von einer KI durchaus frühzeitig detektierbar wären und deren Einsatz demzufolge auch zu einem früheren Zeitpunkt sinnvoll erscheinen könnte. 

Sprachanalyse wird bei MS derzeit u.a. in der Forschung eingesetzt, um Zusammenhänge von Sprache, Denken, Depressionen und Müdigkeit zu untersuchen [25], [26]. Es ist also ein Puzzlestück, das mittels Analyse durch KI zum besseren Verständnis der Erkrankung und dessen Verlauf beiträgt.  

Ganganalyse 

In Rahmen der Ganganalyse können z.B. Schrittlänge, Gehgeschwindigkeit, Schrittfrequenz, Gelenkwinkel und Muskelaktivität untersucht werden [27]. Man könnte hierfür prinzipiell folgende Daten heranziehen [28]: 

  1. Daten aus Videosequenzen (zur Bewegungsanalyse im Hinblick auf Zeit und Raum) 
  1. Daten von tragbaren Sensoren (zur Analyse von Geschwindigkeit, Beschleunigung, Orientierung) 
  1. Daten von Sensoren am Boden (zur Belastungsanalyse des Körpergewichts auf die Füße bzw. der Füße auf den Boden) 

Eine KI könnte den Gang eines Menschen detaillierter analysieren, als dies mittels Skalen (z.B. der Expanded Disability Status Scale [29]) möglich wäre. Zudem könnten auch kleinste Gangunsicherheiten von der KI entdeckt werden, die dem Blick eines Menschen möglicherweise nicht sofort auffallen würden. Auch hierfür braucht es einiges an Trainingsdaten (z.B. Videosequenzen, Sensordaten) von verschiedenen Probanden.  

In der Forschung werden z.B. Daten von «Wearables» (z.B. Fitnessarmbänder oder Ähnliches), also Sensordaten, genutzt, um mittels KI z.B. das Sturzrisiko von MS-Patienten zu analysieren und somit die Grundlage für Sturzpräventions-Maßnahmen zu schaffen [30]. Daten aus komplexeren Ganganalyse-Systemen, die bereits im klinischen Bereich eingesetzt werden, wurden ebenfalls im Rahmen einer Studie mittels KI verarbeitet. Diese zeigten sogar, dass KI bereits pathologische Gehmuster in einer frühen Erkrankungsphase der MS erkennen kann [31]. Der unterstützende Einsatz der KI im klinischen Bereich wäre hier durchaus denkbar.  

Textbasierte Kommunikation («Natural Language Processing») 

Chatbots wie ChatGPT oder LLaMA nutzen künstliche Intelligenz in Form von Natural Language Processing (NLP). Durch NLP soll ein Computer in der Lage sein, menschliche Sprache zu verstehen, zu interpretieren und entsprechenden Output zu generieren. Dieser Output könnte z.B. die Antwort auf eine Frage sein oder auch ein Arztbrief, der aus den Befund-Daten automatisch generiert wird. Diese Technologie könnte also auf beiden Seiten genutzt werden – vom Patienten zur Informationsbeschaffung sowie vom Arzt bzw. dem Gesundheitssystem zum Patientenmanagement.  

Gerade der Bereich der Schulmedizin ist von Zeitmangel geprägt [32]. Da erscheint die Möglichkeit, dass sich der Patient selbst umfassend über seine Erkrankung sowie schulmedizinische und alternative Behandlungsmöglichkeiten informieren kann, zunächst sinnvoll. Es stellt somit einen Baustein zur Selbstfürsorge (Self-Care) und damit der Gesundheitsförderung dar, da der Patient durch Informationen unterstützt werden kann, sich um seine eigene physische und psychische Gesundheit zu kümmern. Die Nutzung von NLP soll hierbei nicht den Arzt ersetzen, kann aber als unterstützendes Medium fungieren. Es muss allerdings berücksichtig werden, dass es bisher keine ausreichende Qualitätssicherung in diesem Bereich gibt, die korrekte Information / Antworten zu den angefragten Themen garantieren kann. Seitens des Gesundheitssystems gibt es bereits digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) für MS-Erkrankte wie «elevida» [33] oder «levidex» [34], die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte angeboten werden und vom Arzt verordnet werden können. Diese Anwendungen wurden von einer Firma erstellt, die auch künstliche Intelligenz nutzt, um zumindest den klinischen Benefit ihrer Apps für den Patienten zu verbessern [35], nicht aber um die bestmöglichen Antworten schnell aus dem Internet via NLP bereitzustellen. 

NLP kann auch eingesetzt werden, um das zeitaufwändige Schreiben von Dokumenten wie z.B. Arztbriefen zu automatisieren. Das Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS entwickelt hierfür einen Arztbriefgenerator, der bis Ende 2024 auf den Markt kommen soll [36]. Für die Zukunft erwartet man außerdem, dass mittels NLP-Daten jeglicher Art (z.B. tabellarische Daten wie Laborwerte; MRT-Bilder) automatisch und im Kontext interpretiert werden können. 

Medizinprodukte 

Bis heute sind die genauen Ursachen bzw. deren Zusammenspiel und Mechanismen der MS nicht genau bekannt, was die Entwicklung MS-spezifischer Medikamente erschwert. Insbesondere vor dem Hintergrund der multifaktoriellen Natur der MS sind Versuche, das «eine Medikament für alle» zu finden, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, die Ursachen zu identifizieren und dadurch das Designen neuer Medikamente bzw. Behandlungsansätze zu unterstützen. Es wäre zudem möglich, mittels Einsatzes von KI die Effizienz von (neuen) Medikamenten bzw. deren Nebenwirkungen abschätzen zu können. Und sogar das Design neuer Wirkstoffmoleküle könnte von einer KI ermittelt werden.  

In Anbetracht der erfolgsversprechenden neuen Technologie haben sogar die Regulationsbehörden verschiedener Gebiete / Länder (FDA, EMA, BfArM) den Einsatz künstlicher Intelligenz für bestimmte Medizinprodukte zugelassen [37], [38], [39]. Nicht nur für die Entwicklung neuer Medizinprodukte, sondern auch zum Vermeiden von Lieferengpässen soll künftig KI unterstützend eingesetzt werden [40]. 

Fazit 

Die genauen Ursachen der Multiplen Sklerose sind bis heute noch nicht geklärt [41]. Auch Zusammenhänge im Hinblick auf den Schweregrad der Erkrankung sind nicht bekannt. Gerade hier kann die künstliche Intelligenz helfen, bessere Einblicke und somit ein umfassenderes Verständnis für die MS-Erkrankung zu erlangen. Voraussetzung ist allerdings, dass hierfür entsprechende Daten zur Verfügung stehen bzw. zugänglich sind. Wird an etwas nicht im Kontext mit MS geforscht bzw. bestimmte Daten nicht im Kontext mit MS erhoben, kann auch eine KI nicht alle Rätsel der MS-Erkrankung entschlüsseln. Zudem ist sowohl beim Einsatz künstlicher als auch menschlicher Intelligenz darauf zu achten, Daten richtig zu interpretieren und nicht aus einem Indiz falsche Schlüsse zu ziehen. 

Der Einsatz von KI im klinischen Bereich soll nach derzeitigem Wissensstand v.a. unterstützend stattfinden. Gerade zur Verlaufskontrolle wäre der Einsatz von KI bei der Auswertung von MRT-Aufnahmen sowie Sprachfunktionstests und Ganganalysen gut geeignet – um auch bereits kleine Verschlechterungen oder Verbesserungen besser erkennen zu erkennen. Großes Potenzial gibt es auch zur Erkennung verlässlicher Biomarker, um möglicherweise ein Vorliegen sowie den Verlauf der Erkrankung bereits am Blutbild erkennen zu können – und somit im besten Fall auf invasive sowie zeitaufwändige (und somit meist auch kostenintensive) Untersuchungsmethoden verzichten zu können). 

Inwieweit sämtliche Forschungsfelder der Künstlichen Intelligenz bei MS tatsächlich zukünftig im klinischen Bereich Anwendung finden werden, ist nicht nur eine Frage der Zuverlässigkeit der KI. Gerade im Gesundheitsbereich müssen (gemäß gesetzlicher Richtlinien) potenzielle Risiken durch den Einsatz der KI vorab abgeklärt werden. Auch hinsichtlich der Kostenfrage (z.B. durch die Krankenkasse) und dem Datenschutz wird es noch Klärungsbedarf geben. Allgemeine Vorschläge zum Einsatz von KI in der Klinik wurden bereits erarbeitet [42]. 

Referenzen 

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[2] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, ‘Künstliche Intelligenz: Ethikrat empfiehlt strenge Vorgaben in der Medizin’, Deutsches Ärzteblatt. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141824/Kuenstliche-Intelligenz-Ethikrat-empfiehlt-strenge-Vorgaben-in-der-Medizin 
[3] S. Beck, M. Faber, and S. Gerndt, ‘Rechtliche Aspekte des Einsatzes von KI und Robotik in Medizin und Pflege’, Ethik Med., vol. 35, no. 2, pp. 247–263, Jun. 2023, doi: 10.1007/s00481-023-00763-9. 
[4] ‘Ethikrat: Künstliche Intelligenz darf menschliche Entfaltung nicht vermindern’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.ethikrat.org/mitteilungen/mitteilungen/2023/ethikrat-kuenstliche-intelligenz-darf-menschliche-entfaltung-nicht-vermindern/?cookieLevel=not-set 
[5] ‘Künstliche Intelligenz: Diese Regeln fordern Ethik-Experten’, ZDFheute. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ki-regeln-gesetz-ai-act-eu-ethik-experten-100.html 
[6] S. Ghafouri-Fard, M. Taheri, M. D. Omrani, A. Daaee, and H. Mohammad-Rahimi, ‘Application of Artificial Neural Network for Prediction of Risk of Multiple Sclerosis Based on Single Nucleotide Polymorphism Genotypes’, J. Mol. Neurosci., vol. 70, no. 7, pp. 1081–1087, Jul. 2020, doi: 10.1007/s12031-020-01514-x. 
[7] Y. Naji, M. Mahdaoui, R. Klevor, and N. Kissani, ‘Artificial Intelligence and Multiple Sclerosis: Up-to-Date Review’, Cureus, vol. 15, no. 9, p. e45412, doi: 10.7759/cureus.45412. 
[8] J. Lin and K. Y. Ngiam, ‘How data science and AI-based technologies impact genomics’, Singapore Med. J., vol. 64, no. 1, pp. 59–66, Jan. 2023, doi: 10.4103/singaporemedj.SMJ-2021-438. 
[9] W. Barrie et al., ‘Elevated genetic risk for multiple sclerosis emerged in steppe pastoralist populations’, Nature, vol. 625, no. 7994, pp. 321–328, Jan. 2024, doi: 10.1038/s41586-023-06618-z. 
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[24] G. Noffs et al., ‘Speech metrics, general disability, brain imaging and quality of life in multiple sclerosis’, Eur. J. Neurol., vol. 28, no. 1, pp. 259–268, 2021, doi: 10.1111/ene.14523. 
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[26] ‘Zentrum für klinische Neurowissenschaften Dresden – Sprachanalyse’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://msz.uniklinikum-dresden.de/studien/sprachanalyse 
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[28] A. S. Alharthi, S. U. Yunas, and K. B. Ozanyan, ‘Deep Learning for Monitoring of Human Gait: A Review’, IEEE Sens. J., vol. 19, no. 21, pp. 9575–9591, Nov. 2019, doi: 10.1109/JSEN.2019.2928777. 
[29] J. F. Kurtzke, ‘Rating neurologic impairment in multiple sclerosis’, Neurology, vol. 33, no. 11, pp. 1444–1444, Nov. 1983, doi: 10.1212/WNL.33.11.1444. 
[30] B. M. Meyer et al., ‘Wearables and Deep Learning Classify Fall Risk From Gait in Multiple Sclerosis’, IEEE J. Biomed. Health Inform., vol. 25, no. 5, pp. 1824–1831, May 2021, doi: 10.1109/JBHI.2020.3025049. 

[31] K. Trentzsch et al., ‘Using Machine Learning Algorithms for Identifying Gait Parameters Suitable to Evaluate Subtle Changes in Gait in People with Multiple Sclerosis’, Brain Sci., vol. 11, no. 8, Art. no. 8, Aug. 2021, doi: 10.3390/brainsci11081049. 
[32] M. S. und G. Enwaldt, ‘Ärzte unter Zeitdruck: Medizin im Hamsterrad’, tagesschau.de. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/arzt-zeitmangel-100.html 
[33] ‘DiGA-Verzeichnis’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00419 
[34] ‘DiGA-Verzeichnis’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00752 
[35] ‘GAIA – Digital Therapeutics | News’, Machine Learning Algorithms Reveal New Insights on GAIA’s Treatment Software. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://gaia-group.com/news/machine-learning-algorithms-reveal-new-insights-on-gaia-treatment-software.html 
[36] ‘Künstliche Intelligenz wird bald Arztbriefe schreiben’, Fraunhofer-Gesellschaft. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2023/august-2023/kuenstliche-intelligenz-wird-bald-arztbriefe-schreiben.html 
[37] C. for D. and R. Health, ‘Artificial Intelligence and Machine Learning (AI/ML)-Enabled Medical Devices’, FDA, May 2024, Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.fda.gov/medical-devices/software-medical-device-samd/artificial-intelligence-and-machine-learning-aiml-enabled-medical-devices 
[38] ‘Reflection paper on the use of artificial intelligence in the lifecycle of medicines | European Medicines Agency’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.ema.europa.eu/en/news/reflection-paper-use-artificial-intelligence-lifecycle-medicines 
[39] ‘Künstliche Intelligenz am Forschungsdatenzentrum im BfArM zur Erforschung von Anonymisierungsmöglichkeiten und AI-readiness (KI-FDZ)’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/ressortforschung/handlungsfelder/digitalisierung/ki-fdz 
[40] ‘BfArM – Pressemitteilungen des BfArM – Big Data gegen Lieferengpässe: BfArM fordert mehr Transparenz von der Pharmaindustrie’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.bfarm.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/pm11-2021.html 
[41] ‘Multiple Sklerose’, Wikipedia. May 06, 2024. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Multiple_Sklerose&oldid=244726430 
[42] M. Chen and M. Decary, ‘Artificial intelligence in healthcare: An essential guide for health leaders’, Healthc. Manage. Forum, vol. 33, no. 1, pp. 10–18, Jan. 2020, doi: 10.1177/0840470419873123. 

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Künstliche Intelligenz – ein vielversprechender Einsatz bei Multipler Sklerose?

von Kirsten 

Teil 1 (von 2)

Künstliche Intelligenz (KI) ist spätestens seit der kommerziellen Einführung von ChatGPT weitläufig bekannt. Hierbei durchlaufen Input-Daten (z.B. Eingabetext des Users) ein trainiertes digitales neuronales Netzwerk, um selbstständig neuen Output zu generieren (z.B. Antwort auf eine Frage). Künstliche Intelligenz wird aber nicht nur als textbasiertes Kommunikationsmittel (die auf sogenannten General Language Modellen wie ChatGPT basieren) eingesetzt, sondern hat viele andere Anwendungsbereiche, wie z.B. (Wetter-)Vorhersagen, Sprach-, Video- oder Bilderkennung.  

Künstliche Intelligenz eignet sich generell gut zur Erkennung von Mustern und Anomalien. Verschiedene Anwendungsmöglichkeiten der künstlichen Intelligenz können prinzipiell bei unterschiedlichen krankheitsrelevanten Themen eingesetzt werden. Da stellt sich nun die Frage, inwieweit die künstliche Intelligenz einen Benefit bei MS liefern kann in Bezug auf Diagnostik, Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen.  

Künstliche Intelligenz im Allgemeinen 

Der Begriff «Künstliche Intelligenz» ist nicht einfach zu definieren [1]. Im Allgemeinen bedeutet KI, dass der Computer nicht einfach nur Ergebnisse anhand einer Formel ermittelt – also nur das ausführt, was vorab programmiert wurde. Sondern dass er die Input-Daten zum Beispiel über ein vorgegebenes digitales Neuronen-Netz (NN)  verarbeitet. Und dabei «selbstständig» lernt, welche Informationen mehr oder weniger relevant für den Output sind bzw. gegebenenfalls selbst sogar noch Output generiert.  

Man programmiert das System also nicht direkt darauf, was es als wichtig betrachten soll. Die Art und Größe des neuronalen Netzes wird vorab programmiert. Außerdem wird festgelegt, welche Daten als Input (Trainingsdaten) verwendet werden sollen. Meist liefert die erste Nutzung eines neuronalen Netzes nicht die besten Ergebnisse. Datenwissenschaftler testen daher verschiedene Arten von NNs für die zu verwendenden Daten. Sie testen, welche Anzahl an Neuronen in dem NN die (relativ betrachtet) besten Ergebnisse liefert. Und sie «trainieren» und «tunen» einige Zeit lang das neuronale Netz, damit es gute Ergebnisse auch für neue/zukünftige Daten liefern kann. 

Was die Datenverarbeitung innerhalb eines neuronalen Netzes betrifft, ist häufig nicht im Detail bekannt, was dort genau passiert. Natürlich wurde die Arbeitsweise eines Neurons von jemandem programmiert. Aber wie das Neuronen-Netz die Daten verarbeitet, bleibt teilweise nach wie vor eine Black Box, in die man nicht hineinsehen kann [2], [3]. 

Je nach Architektur und Training des Neuronalen Netzes sowie der Art und Menge der Input-Daten kann die künstliche Intelligenz mehr oder weniger gute bzw. verlässliche Ergebnisse liefern. Die Technologie wird zukünftig vermutlich auf verschiedensten Fachgebieten vermehrt genutzt und weiter verbessert werden, so dass wir uns davor kaum verschließen können. 

Im klinischen Bereich soll (u.a. aufgrund ethischer Bedenken) nach bisherigem Stand eine KI keinen Arzt ersetzen [2], [4] – und damit keine weitreichenden Entscheidungen fällen, auch wenn es ihr möglich wäre. Auf EU-Ebene wurde erst Mitte März 2024 der «AI Act» zur Regulation von Künstlicher Intelligenz verabschiedet. Dieser besagt u.a., dass KI bei einem potenziell hohen Risiko für die Gesundheit nur eingesetzt werden darf, wenn bekannte und vorhersehbare Risiken in einer Risikoanalyse vorab dokumentiert wurden und Qualitätskriterien bei Trainingsdaten eingehalten werden [5]. 

Es liegt aber nahe, dass die KI unterstützend in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden soll. Besonders deshalb, weil sie schneller und vielschichtiger z.B. Änderungen erkennen kann als ein Mensch das könnte (z.B. bei der Verlaufskontrolle der MS). Es geht also vor allem darum, die Stärken der KI so gut wie möglich zu nutzen – gerade bei einer so komplexen Erkrankung wie der Multiplen Sklerose.  

Insgesamt betrachtet, könnte man KI bei verschiedensten MS-relevanten Themen einsetzen. Aktuell wird auch viel daran geforscht (was im Folgenden näher erklärt wird). Die KI kann also dazu beitragen, ein vollständigeres Bild der MS-Entstehung und -Erkrankung zu generieren sowie zielgerichtetere Therapieansätze zu ermöglichen. Inwieweit KI tatsächlich in der Klinik eingesetzt werden soll, wird uns wohl erst die Zukunft zeigen.  

Erkrankungsrisiko 

Allgemein bekannt ist schon seit längerer Zeit, dass MS häufiger Frauen betrifft als Männer. Dass sie die Diagnose meist im Alter von 20-40 Jahren erhalten und dass Bevölkerungen in Äquatornähe eine niedrigere Erkrankungsrate aufweisen, als weiter entfernte. Solche Informationen könnten prinzipiell verwendet werden, um vorab das Risiko einer MS-Erkrankung zu ermitteln. Doch diese Daten allein reichen nicht aus, um eine möglichst zuverlässige Aussage treffen zu können.  

Studien im Bereich der Genetik nutzen DNA-Sequenzen als Input für neuronale Netze, um das Erkrankungsrisiko genauer ermitteln zu können [6], [7]. KI wird auch bereits bei genomweiten Assoziationsstudien eingesetzt, um genetische Variationen in Verbindung mit dem Auftreten bestimmten Erkrankungen (wie z.B. MS) in Verbindung bringen zu können [8]. Erst kürzlich wurde (allerdings ohne KI) herausgefunden, dass die unterschiedliche Erkrankungsraten in Nord- und Südeuropa u.a. auf einen genetischen Vorteil im Bereich der Tierhaltung zurückzuführen wären [9]. Demzufolge hätten unsere Vorfahren weniger schwere akute Erkrankungen durch Erreger erleiden müssen, die von Tieren auf den Menschen übergesprungen sind – und als «Nebenwirkung» die MS-Erkrankung mit sich brachten. Weitere solcher genomweiten Assoziationen könnten mithilfe der KI möglicherweise schneller und umfassender erkannt werden. 

Die DNA-Sequenzierung selbst setzt allerdings eine kostenintensivere Laborarbeit voraus, die nach bisherigem Wissensstand nicht von einer KI ausgeführt wird. Eine DNA-Sequenzierung auf Kosten der Krankenkasse scheint bisher noch nicht in Sicht. Dennoch ist die Forschung auf diesem Gebiet ein wichtiger Baustein, um die Ursache der Erkrankung besser verstehen zu können. Und sogar, um z.B. das gleichzeitige Auftreten verschiedener Gen-Anomalien (Forschungsfeld der Genomics) in Kontext mit der MS sowie möglicher Auswirkungen auf den Krankheitszustand des Patienten zu bringen [10]. 

Biomarker 

Biomarker werden häufig im klinischen Bereich genutzt, um Hinweise auf vorliegende Krankheiten zu bekommen. Häufig werden Biomarker z.B. im Rahmen eines «Blutbildes» überprüft. Biomarker können prinzipiell auch in Speichel, Urin, Stuhl, Gehirn- & Rückenmarksflüssigkeit sowie Gewebe detektiert werden und Hinweise auf z.B. Stoffwechselstörungen liefern. Bei der Diagnose von MS wird bisher kein Blut- oder Urin-Biomarker herangezogen. Allerdings wird die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit auf das Vorliegen von Antikörpern untersucht. 

Gerade bei Erkrankungen, bei denen wenig über Ursache und Zusammenhänge bekannt ist, wird in der Forschung u.a. an den «Omics» geforscht. Zum einen um ein besseres Verständnis der Erkrankung zu gewinnen. Zum anderen, um verlässliche Biomarker zu identifizieren, die später z.B. zu Diagnosezwecken oder zur Forschung zielgerichteter Medikamente eingesetzt werden können. Zu den «Omics» zählen z.B. «Genomics» (Erforschung sämtlicher DNA-Sequenzen des Genoms), «Proteomics» (Erforschung sämtliche Proteine im Körper) und «Metabolomics» (Erforschung sämtliche Stoffwechselprodukte im Körper).  

Im Hinblick auf die MS-Erkrankung wurden in verschiedenen Studien Auffälligkeiten bei den Omics entdeckt. Diese wurden in Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit, Blut- und Urinproben, Speichel, Tränenflüssigkeit sowie Hirngewebe gefunden [11], [12], [13], [14]. Dass die Analyse bestimmter Moleküle von Hirngewebe lebender Patienten im klinischen Bereich zukünftig eingesetzt wird, scheint weniger realistisch – und bleibt wohl auch zukünftig vorwiegend dem Forschungsbereich überlassen. Die Analyse von Blut-, Urin- und Speichelproben erscheint hingegen durchaus denkbar. Sogar die Analyse von Tränenflüssigkeit zeigt Auffälligkeiten bei MS-Erkrankten und könnte zukünftig möglicherweise anstelle der Analyse von Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit eingesetzt werden (ohne einen invasiven Eingriff wie die Lumbalpunktion durchführen zu müssen). 

Die KI könnte unterstützend eingesetzt werden, um letztendlich einen verlässlichen Biomarker zu identifizieren [15]. Allerdings müssten vorher sehr viele Blutparameter (wie z.B. Eisenwerte oder Blutgerinnungsfaktoren sowie viele andere) von Blutproben vieler Probanden (gesunde sowie MS-Erkrankte) ermittelt werden, bevor die KI eine sinnvolle Auswertung vornehmen kann. Wenn solche umfassenden Studien durchgeführt und verlässliche Biomarker in Körperflüssigkeiten wie z.B. Blut ermittelt werden würden, wäre der Einsatz der KI auch im klinischen Bereich (z.B. zu Diagnosezwecken) gut vorstellbar. Bisher wird KI allerdings hauptsächlich im Kontext der Bilderkennung eingesetzt (siehe nächstes Kapitel) und weniger im Bereich Biomarker-Screening von Körperflüssigkeiten. 

Zwischenfazit 

Künstliche Intelligenz (KI) bietet vielversprechende Möglichkeiten in der Medizin, auch bei Multipler Sklerose (MS). Sie kann Muster und Anomalien erkennen, um genetische Risiken und Biomarker zu identifizieren. Trotz ethischer Bedenken und regulatorischer Hürden könnte KI zukünftig Diagnostik und Behandlung unterstützen.  

Im zweiten Teil des Artikels wird es um spezifische Anwendungen wie Bilderkennung, Spracherkennung, Ganganalyse und die Entwicklung von Medizinprodukten gehen. Diese Technologien könnten die Überwachung und Behandlung von MS signifikant unterstützen, indem sie präzisere und schnellere Ergebnisse liefern. 

Referenzen 

[1] ‘Künstliche Intelligenz’, Wikipedia. May 23, 2024. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=K%C3%BCnstliche_Intelligenz&oldid=245234182 
[2] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, ‘Künstliche Intelligenz: Ethikrat empfiehlt strenge Vorgaben in der Medizin’, Deutsches Ärzteblatt. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141824/Kuenstliche-Intelligenz-Ethikrat-empfiehlt-strenge-Vorgaben-in-der-Medizin 
[3] S. Beck, M. Faber, and S. Gerndt, ‘Rechtliche Aspekte des Einsatzes von KI und Robotik in Medizin und Pflege’, Ethik Med., vol. 35, no. 2, pp. 247–263, Jun. 2023, doi: 10.1007/s00481-023-00763-9. 
[4] ‘Ethikrat: Künstliche Intelligenz darf menschliche Entfaltung nicht vermindern’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.ethikrat.org/mitteilungen/mitteilungen/2023/ethikrat-kuenstliche-intelligenz-darf-menschliche-entfaltung-nicht-vermindern/?cookieLevel=not-set 
[5] ‘Künstliche Intelligenz: Diese Regeln fordern Ethik-Experten’, ZDFheute. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ki-regeln-gesetz-ai-act-eu-ethik-experten-100.html 
[6] S. Ghafouri-Fard, M. Taheri, M. D. Omrani, A. Daaee, and H. Mohammad-Rahimi, ‘Application of Artificial Neural Network for Prediction of Risk of Multiple Sclerosis Based on Single Nucleotide Polymorphism Genotypes’, J. Mol. Neurosci., vol. 70, no. 7, pp. 1081–1087, Jul. 2020, doi: 10.1007/s12031-020-01514-x. 
[7] Y. Naji, M. Mahdaoui, R. Klevor, and N. Kissani, ‘Artificial Intelligence and Multiple Sclerosis: Up-to-Date Review’, Cureus, vol. 15, no. 9, p. e45412, doi: 10.7759/cureus.45412. 
[8] J. Lin and K. Y. Ngiam, ‘How data science and AI-based technologies impact genomics’, Singapore Med. J., vol. 64, no. 1, pp. 59–66, Jan. 2023, doi: 10.4103/singaporemedj.SMJ-2021-438. 
[9] W. Barrie et al., ‘Elevated genetic risk for multiple sclerosis emerged in steppe pastoralist populations’, Nature, vol. 625, no. 7994, pp. 321–328, Jan. 2024, doi: 10.1038/s41586-023-06618-z. 
[10] M. Hartmann, N. Fenton, and R. Dobson, ‘Current review and next steps for artificial intelligence in multiple sclerosis risk research’, Comput. Biol. Med., vol. 132, p. 104337, May 2021, doi: 10.1016/j.compbiomed.2021.104337. 

[11] A. Jafari, A. Babajani, and M. Rezaei-Tavirani, ‘Multiple Sclerosis Biomarker Discoveries by Proteomics and Metabolomics Approaches’, Biomark. Insights, vol. 16, p. 11772719211013352, Jan. 2021, doi: 10.1177/11772719211013352. 
[12] J. Lötsch et al., ‘Machine-learning based lipid mediator serum concentration patterns allow identification of multiple sclerosis patients with high accuracy’, Sci. Rep., vol. 8, no. 1, p. 14884, Oct. 2018, doi: 10.1038/s41598-018-33077-8. 
[13] N. Ziliotto et al., ‘Coagulation Factor XII Levels and Intrinsic Thrombin Generation in Multiple Sclerosis’, Front. Neurol., vol. 9, p. 245, Apr. 2018, doi: 10.3389/fneur.2018.00245. 
[14] K. Göbel et al., ‘Prothrombin and factor X are elevated in multiple sclerosis patients’, Ann. Neurol., vol. 80, Oct. 2016, doi: 10.1002/ana.24807. 
[15] F. Nabizadeh et al., ‘Artificial intelligence in the diagnosis of multiple sclerosis: A systematic review’, Mult. Scler. Relat. Disord., vol. 59, p. 103673, Mar. 2022, doi: 10.1016/j.msard.2022.103673. 
[16] W. I. McDonald et al., ‘Recommended diagnostic criteria for multiple sclerosis: Guidelines from the international panel on the diagnosis of multiple sclerosis’, Ann. Neurol., vol. 50, no. 1, pp. 121–127, 2001, doi: 10.1002/ana.1032. 
[17] C. H. Polman et al., ‘Diagnostic criteria for multiple sclerosis: 2010 Revisions to the McDonald criteria’, Ann. Neurol., vol. 69, no. 2, pp. 292–302, Feb. 2011, doi: 10.1002/ana.22366. 
[18] ‘Wie funktioniert eine MRT? | Stiftung Gesundheitswissen’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/was-ist-eine-magnetresonanztomographie-mrt 
[19] Y. Hou, Y. Jia, and J. Hou, ‘Natural Course of Clinically Isolated Syndrome: A Longitudinal Analysis Using a Markov Model’, Sci. Rep., vol. 8, no. 1, p. 10857, Jul. 2018, doi: 10.1038/s41598-018-29206-y. 
[20] E. Svoboda et al., ‘Assessing clinical utility of machine learning and artificial intelligence approaches to analyze speech recordings in multiple sclerosis: A pilot study’, Comput. Biol. Med., vol. 148, p. 105853, Sep. 2022, doi: 10.1016/j.compbiomed.2022.105853. 

[21] F. J. F. Gerald, B. E. Murdoch, and H. J. Chenery, ‘Multiple Sclerosis: Associated Speech and Language Disorders’, Aust. J. Hum. Commun. Disord., Dec. 1987, doi: 10.3109/asl2.1987.15.issue-2.02. 
[22] ‘GRBAS.pdf’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.pucsp.br/laborvox/dicas_pesquisa/downloads/GRBAS.pdf 
[23] P. Plotas et al., ‘Speech deficits in multiple sclerosis: a narrative review of the existing literature’, Eur. J. Med. Res., vol. 28, no. 1, p. 252, Jul. 2023, doi: 10.1186/s40001-023-01230-3. 
[24] G. Noffs et al., ‘Speech metrics, general disability, brain imaging and quality of life in multiple sclerosis’, Eur. J. Neurol., vol. 28, no. 1, pp. 259–268, 2021, doi: 10.1111/ene.14523. 
[25] ‘Premiere: MS-Zentrum nutzt Sprachtests als digitale Biomarker’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.uniklinikum-dresden.de/de/presse/aktuelle-medien-informationen/premiere-ms-zentrum-nutzt-sprachtests-als-digitale-biomarker 
[26] ‘Zentrum für klinische Neurowissenschaften Dresden – Sprachanalyse’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://msz.uniklinikum-dresden.de/studien/sprachanalyse 
[27] ‘Ganganalyse’, Wikipedia. Jan. 16, 2024. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ganganalyse&oldid=241237575 
[28] A. S. Alharthi, S. U. Yunas, and K. B. Ozanyan, ‘Deep Learning for Monitoring of Human Gait: A Review’, IEEE Sens. J., vol. 19, no. 21, pp. 9575–9591, Nov. 2019, doi: 10.1109/JSEN.2019.2928777. 
[29] J. F. Kurtzke, ‘Rating neurologic impairment in multiple sclerosis’, Neurology, vol. 33, no. 11, pp. 1444–1444, Nov. 1983, doi: 10.1212/WNL.33.11.1444. 
[30] B. M. Meyer et al., ‘Wearables and Deep Learning Classify Fall Risk From Gait in Multiple Sclerosis’, IEEE J. Biomed. Health Inform., vol. 25, no. 5, pp. 1824–1831, May 2021, doi: 10.1109/JBHI.2020.3025049. 

[31] K. Trentzsch et al., ‘Using Machine Learning Algorithms for Identifying Gait Parameters Suitable to Evaluate Subtle Changes in Gait in People with Multiple Sclerosis’, Brain Sci., vol. 11, no. 8, Art. no. 8, Aug. 2021, doi: 10.3390/brainsci11081049. 
[32] M. S. und G. Enwaldt, ‘Ärzte unter Zeitdruck: Medizin im Hamsterrad’, tagesschau.de. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/arzt-zeitmangel-100.html 
[33] ‘DiGA-Verzeichnis’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00419 
[34] ‘DiGA-Verzeichnis’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00752 
[35] ‘GAIA – Digital Therapeutics | News’, Machine Learning Algorithms Reveal New Insights on GAIA’s Treatment Software. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://gaia-group.com/news/machine-learning-algorithms-reveal-new-insights-on-gaia-treatment-software.html 
[36] ‘Künstliche Intelligenz wird bald Arztbriefe schreiben’, Fraunhofer-Gesellschaft. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2023/august-2023/kuenstliche-intelligenz-wird-bald-arztbriefe-schreiben.html 
[37] C. for D. and R. Health, ‘Artificial Intelligence and Machine Learning (AI/ML)-Enabled Medical Devices’, FDA, May 2024, Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.fda.gov/medical-devices/software-medical-device-samd/artificial-intelligence-and-machine-learning-aiml-enabled-medical-devices 
[38] ‘Reflection paper on the use of artificial intelligence in the lifecycle of medicines | European Medicines Agency’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.ema.europa.eu/en/news/reflection-paper-use-artificial-intelligence-lifecycle-medicines 
[39] ‘Künstliche Intelligenz am Forschungsdatenzentrum im BfArM zur Erforschung von Anonymisierungsmöglichkeiten und AI-readiness (KI-FDZ)’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/ressortforschung/handlungsfelder/digitalisierung/ki-fdz 
[40] ‘BfArM – Pressemitteilungen des BfArM – Big Data gegen Lieferengpässe: BfArM fordert mehr Transparenz von der Pharmaindustrie’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.bfarm.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/pm11-2021.html 
[41] ‘Multiple Sklerose’, Wikipedia. May 06, 2024. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Multiple_Sklerose&oldid=244726430 
[42] M. Chen and M. Decary, ‘Artificial intelligence in healthcare: An essential guide for health leaders’, Healthc. Manage. Forum, vol. 33, no. 1, pp. 10–18, Jan. 2020, doi: 10.1177/0840470419873123. 

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Wie Vitamin-D bei progressiver MS geschlechterspezifisch unterschiedlich wirkt: Einblicke aus einem Tiermodell

Bei der Behandlung von progressiver MS könnte ein Schlüssel in der Vitamin-D-Supplementierung liegen – doch die Wirkung ist nicht bei allen gleich. Forschungen zeigen, dass Männer und Frauen unterschiedlich darauf reagieren. Dieser Artikel bringt Licht ins Dunkel der geschlechtsspezifischen Unterschiede und erläutert, wie diese Erkenntnisse unser Verständnis und die Behandlung von MS deutlich verbessern könnten

Sonne, fetter Seefisch und Supplemente als Vitamin D-Quellen

Progressive MS und Vitamin-D: Ein Überblick über eine aktuelle Studie

Die Rolle von Vitamin D in der Behandlung von Multipler Sklerose (MS), insbesondere der progressiven Form der Erkrankung, ist ein Forschungsgebiet, das in den letzten Jahren zunehmend Beachtung gefunden hat. Eine jüngst veröffentlichte Studie [1] hebt die Bedeutung von Vitamin D hervor und wirft ein neues Licht auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Reaktion auf dieses Vitamin bei progressiver MS.

Progressive bzw. progediente Verlaufsformen der MS (PMS) unterscheiden sich von anderen Formen der MS durch ihren stetigen Verlauf ohne Remissionen, was die Behandlung und das Management der Krankheit erschwert. Vitamin D, das oft als „Sonnenvitamin“ bezeichnet wird, spielt eine wichtige Rolle im Immunsystem und hat entzündungshemmende Eigenschaften, die bei Autoimmunerkrankungen wie MS von Vorteil sind. Wir berichten schon seit Jahren über diese Zusammenhänge.

Geschlechtsspezifische Reaktionen auf Vitamin-D bei progressiver MS

In der Diskussion um geschlechtsspezifische Reaktionen auf Vitamin-D bei der Behandlung von progressiver Multipler Sklerose (MS) bietet die aktuelle Studie aufschlussreiche Daten. Um den Mangel an geeigneten Tiermodellen für PMS zu beheben, hatte das Forschungsteam ein Tiermodell entwickelt, das die zellulären Merkmale der fortschreitenden Krankheitsphase gut nachbildet. Untersucht wurde, wie männliche und weibliche Dark Agouti Ratten, auf Vitamin-D-Supplementierung reagieren.

Die Forscher fanden signifikante Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Tieren. Weibliche Ratten wiesen eine bessere TAC (Total Antioxidative Capacity = Antioxidative Gesamtkapazität) und höhere Mengen an PP (Protektive Polyphenole) auf. Darüber hinaus zeigten weibliche Tiere eine bessere Myelin-Erhaltung, eine geringere Mikroglia-Aktivierung und ein besseres neuronales Überleben, während sie mehr apoptotische Zellen aufwiesen als männliche Ratten.

Infobox

Microglia sind spezialisierte Makrophagen-ähnliche Zellen im Zentralnervensystem (ZNS), die als Immunwächter fungieren. Sie machen etwa 10-15% der Zellen im Gehirn aus. Aktivierte Microglia tragen durch Freisetzung schädlicher Substanzen, Phagozytose und Förderung der Neuroinflammation maßgeblich zur Pathogenese der MS bei. Eine Modulation der Microglia-Aktivierung ist daher ein vielversprechender Ansatz für neue Therapiestrategien.

Phagozytose ist ein aktiver Prozess, bei dem spezialisierte Zellen, sogenannte Phagozyten, feste Partikel, Mikroorganismen oder andere Zellen aus der extrazellulären Umgebung aufnehmen und in ihr Zellinneres transportieren. 

Bei den weiblichen Tieren wurde sogar eine Verzögerung der Erreichung des Höhepunkts der Krankheit festgestellt. Insgesamt profitierten beide Geschlechter von der VD-Supplementierung, was sich in deutlich weniger kortikalen, neuroaxonalen und oxidativen Schäden zeigte. Unerwarteterweise hatten männliche Ratten einen noch höheren Gesamtnutzen, was höchstwahrscheinlich auf Unterschiede in der oxidativen Kapazität und den Abwehrsystemen der beiden Geschlechter zurückzuführen ist.

Diese Ergebnisse unterstützen die Hypothese, dass Vitamin D eine protektive Rolle in der Pathophysiologie der MS spielt, indem es zur Stabilität der Myelinscheiden beiträgt und entzündliche Prozesse im Zentralnervensystem moduliert. Es wirkt also auf Prozesse, die direkt die mit der Progression von MS assoziiert sind.

Eine Aussage, die von Life-SMS schon seit Jahren getroffen wird!

Die Erkenntnisse aus dieser Studie unterstreichen zudem die Notwendigkeit, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Behandlung der progressiven MS zu berücksichtigen. Sie werfen auch Licht auf die möglichen Mechanismen, durch die Vitamin D seine Schutzwirkung in männlichen und weiblichen Organismen unterschiedlich entfalten kann. Diese Ergebnisse sind entscheidend für die Entwicklung zukünftiger, personalisierter Therapieansätze, die auf das Geschlecht und individuelle Reaktionen der Patienten abgestimmt sind. Weitere Forschung in diesem Bereich wird dazu beitragen, die Behandlungsmöglichkeiten für alle Betroffenen zu verbessern und zu optimieren.

Fazit

Zusammenfassend gibt die in der Zeitschrift „Nutrients“ veröffentlichte Studie „Sex Differences under Vitamin D Supplementation in an Animal Model of Progressive Multiple Sclerosis“ von Haindl et al. (2024) signifikante Einsichten in die geschlechtsspezifischen Reaktionen auf Vitamin D bei progressiver Multipler Sklerose (MS) und unterstreicht die Bedeutung weiterer Forschung in diesem Bereich. Die Ergebnisse zeigen, dass Vitamin D das Potential hat, neuroprotektive Effekte zu verstärken und die Entzündungsaktivität im Gehirn zu modulieren, was zu einer Verlangsamung der Krankheitsprogression führen kann. Diese Entdeckungen sind besonders wertvoll, da sie dazu beitragen können, die Behandlungsmöglichkeiten für progressive MS zu erweitern und zu personalisieren, indem sie spezifische Unterschiede in der Reaktion auf die Behandlung zwischen den Geschlechtern beleuchten.

Diese Erkenntnisse legen weiter nahe, dass eine patientenspezifische Supplementierung mit Vitamin D in die Behandlungsstrategien für MS integriert werden muss. Die Notwendigkeit für personalisierte Medizin wird immer deutlicher, um die Behandlungsergebnisse zu verbessern und den Betroffenen ein längeres, qualitativ hochwertigeres Leben zu ermöglichen.

Schlussfolgerung für Betroffene

Wir empfehlen daher allen Betroffenen, regelmäßig den Vitamin-D-Spiegel im Blut zu messen und einen Wert von 60 – 90 ng/ml anzustreben. Gerade bei Patienten mit einer progredienten Verlaufsform der MS und insbesondere bei Männern kann dies einen entscheidenden Beitrag zur Stabilisierung des Gesundheitszustandes leisten und eine Verschlechterung vermeiden. Dies gilt aus unserer Sicht vor allem auch mit Blick auf den Übergang von schubförmiger auf sekundär progediente bzw. progressive MS.

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Quelle:

[1] Haindl MT, Üçal M, Tafrali C, Wonisch W, Erdogan C, Nowakowska M, Adzemovic MZ, Enzinger C, Khalil M, Hochmeister S. Sex Differences under Vitamin D Supplementation in an Animal Model of Progressive Multiple Sclerosis. Nutrients. 2024; 16(4):554. https://doi.org/10.3390/nu16040554; https://www.mdpi.com/2072-6643/16/4/554

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Klingt unappetitlich, kann aber sehr wirksam bei MS sein: Fäkaltransplantation

Das Thema dieses Beitrags wird oft nur unter vorgehaltener Hand diskutiert, da es unappetitlich wirkt und teilweise Ekelgefühle hervorruft. Bevor wir also in Studienergebnisse einsteigen, sehen wir uns die Methodik der Fäkaltransplantation doch einmal etwas genauer an.

Das Verfahren

Die Fäkaltransplantation, auch als fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT), fäkaler Mikrobiomtransfer oder fäkale Bakterientherapie bekannt, ist ein Verfahren, bei dem der Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm eines Patienten übertragen wird [1]. Dieses Verfahren wird hauptsächlich zur Behandlung von Darmkrankheiten eingesetzt, bei denen das Gleichgewicht der Darmflora gestört ist. Mehr zum Verfahren und zu Kliniken in Deutschland findet man bei Krankenhaus.de [2].

Der Prozess beginnt mit einem umfangreichen Screening des Spenders, um sicherzustellen, dass keine Infektionen übertragen werden. Der gespendete Stuhl wird dann verflüssigt, gereinigt, gemischt und in einer Kochsalzlösung mit 40% Glycerin suspendiert (in eine Mischung aus Flüssigkeit und Feststoffen gewandelt). Diese Lösung wird dann in säureresistente Kapseln gefüllt, die bei -90°C bis zu neun Monate gelagert werden können.

Die Fäkaltransplantation kann auf verschiedene Weisen durchgeführt werden, darunter die Infusion in den Zwölffingerdarm oder die Verabreichung über Kapseln. Die Methode der Verabreichung hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der spezifischen Bedürfnisse des Patienten und der Präferenzen des behandelnden Arztes.

Man erkennt also schnell, dass Ekelgefühle und Scham fehl am Platz sind!

Es ist wichtig zu beachten, dass die Fäkaltransplantation, obwohl sie bei bestimmten Erkrankungen wirksam sein kann, auch Risiken birgt. Dazu gehören mögliche Nebenwirkungen und das Risiko der Übertragung von Infektionen. Daher ist es wichtig, dass das Verfahren von qualifizierten medizinischen Fachleuten durchgeführt wird und dass Spender sorgfältig gescreent werden.

Die aktuelle Studie

Multiple Sklerose (MS) ist eine neurologische Erkrankung, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind. In den letzten Jahren haben sich die Hinweise darauf verstärkt, dass ein wesentlicher Faktor bei Entwicklung und Progression der Erkrankung eine Störung des mikrobakteriellen Umfelds im menschlichen Darm ist – eine sogenannte Dysbiose. Wir haben darüber schon verschiedentlich berichtet, z.B. in:

Die fünfte Säule der Überwindung von Autoimmunerkrankungen wie MS – Darmgesundheit

Jüngste Studien haben einen neuen Ansatz für die Behandlung vorgeschlagen – die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT). Die hier besprochene Arbeit aus dem Jahr 2023 [3] befasst sich mit einer umfassenden Literaturübersicht, die durchgeführt wurde, um die Wirksamkeit und Sicherheit der FMT bei der Behandlung von MS zu verstehen.

Ausgangspunkt

MS ist in erster Linie eine immunvermittelte entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Ihr komplexes Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren macht ihre Behandlung zu einer Herausforderung. Die Studie befasst sich zunächst mit der weltweit steigenden Prävalenz von MS und ihrer erheblichen Belastung, insbesondere in jüngeren Bevölkerungsgruppen.

Auswahl der Studien:

Die Forscher führten eine umfassende Literaturrecherche in mehreren Datenbanken durch. Sie legten spezifische Ein- und Ausschlusskriterien fest und konzentrierten sich dabei auf Studien, in denen die FMT als Behandlung von MS eingesetzt wurde. Dies führte zur Auswahl von 5 Schlüsselstudien, die relevante Informationen lieferten.

An diesen Studien nahmen 15 erwachsene MS-Patienten teil, die wegen gastrointestinaler Symptome eine FMT erhielten. Das primäre Ergebnis dieser Untersuchung war die Bewertung der Wirkung der FMT auf die Umkehrung und Verbesserung der motorischen Symptome bei MS-Patienten, während das sekundäre Ergebnis die Bewertung der Sicherheit der FMT in dieser Patientengruppe war.

Hauptergebnisse:

Die Ergebnisse sind vielversprechend. Alle Patienten, die FMT gegen gastrointestinale Symptome erhielten, zeigten eine deutliche Verbesserung ihrer neurologischen Symptome im Zusammenhang mit MS. Diese Verbesserungen umfassten eine bessere motorische Funktion, eine geringere Schwäche und sogar eine Umkehrung bestimmter Symptome. Bemerkenswert ist, dass die positiven Auswirkungen der FMT über Jahre hinweg anhielten, was auf einen langfristigen Nutzen hindeutet.

Im Detail:

Wie gerade erwähnt wurde in diese Übersichtsarbeit festgestellt, dass bei allen eingeschlossenen Probanden, die eine fäkale Mikrobiota-Transplantation zur Behandlung ihrer gastrointestinalen Symptome erhielten, eine Verbesserung und Umkehrung ihrer neurologischen Symptome im Zusammenhang mit Multipler Sklerose zu verzeichnen war. Gangstörungen gehören zu den auffälligsten Behinderungen im Zusammenhang mit Multipler Sklerose. Bei den eingeschlossenen Patienten mit Multipler Sklerose, wurde ein deutlicher Effekt beim Gang/Gehen festgestellt. Sechs Patienten bemerkten eine Verbesserung des Gehens und der Kraft sowie eine Verringerung der Schwäche in den unteren Extremitäten. Darüber hinaus zeigte eine eingeschlossene Studie einen signifikanten und anhaltenden Anstieg des Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) mit verbesserten Gangwerten. Insgesamt führte die Transplantation der fäkalen Mikrobiota zu einer signifikanten Verringerung der Morbidität und der Funktionsstörungen im Zusammenhang mit Multipler Sklerose.

Besonders bemerkenswert waren die Ergebnisse bei einer 80-jährigen Patientin mit MS, die 5 FMTs erhielt und bei Start der Behandlung über eine schwere Muskelschwäche mit entsprechenden Schwierigkeiten beim Gehen klagte. Sie konnte nach 8 Monate lange Strecken ununterstützt über lange Strecken gehen und war 2 Jahre nach der FMT asymptomatisch. Sicher ist dieses Ergebnis nicht verallgemeinerbar, aber es zeigt das Potenzial des Verfahrens auf.

Fazit und Bedeutung für Multiple-Sklerose-Patienten

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die FMT die MS-Behandlung grundlegend verändern könnte. Sie bietet einen neuen Weg zur Behandlung von MS-Symptomen, insbesondere für Patienten, die auf andere Behandlungen (konventionelle und komplementärmedizinische) nicht gut ansprechen. Die Studie unterstreicht wieder einmal die entscheidende Rolle der Darm-Hirn-Achse bei MS und eröffnet neue Forschungswege.

Es besteht die Hoffnung, dass die FMT für MS-Patienten einen neuen Therapieansatz darstellt, der ihre Symptome lindern und ihre Lebensqualität signifikant verbessern könnte.

Referenzen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Stuhltransplantation

[2] https://www.krankenhaus.de/behandlungen/stuhltransplantation-ablauf-und-geeignete-kliniken/

[3] Laeeq T, Vongsavath T, Tun KM, Hong AS. The Potential Role of Fecal Microbiota Transplant in the Reversal or Stabilization of Multiple Sclerosis Symptoms: A Literature Review on Efficacy and Safety. Microorganisms. 2023 Nov 22;11(12):2840. doi: 10.3390/microorganisms11122840. PMID: 38137984; PMCID: PMC10745313. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38137984/

Weiterführende Studien zum Thema ohne Verweis im Text:

1. Tan, A., Shen-Yang Lim, & A. Lang. (2022). The microbiome–gut–brain axis in Parkinson disease — from basic research to the clinic. Nature Reviews Neurology, 18, 476-495. [Nature Reviews Neurology], https://www.semanticscholar.org/paper/0a81cd1ea6bf5caa7df52a45ad566bc32799fc05)

2. Cryan, J., et al. (2019). The Microbiota-Gut-Brain Axis. Physiological Reviews, 99(4), 1877-2013. [Physiological Reviews], https://www.semanticscholar.org/paper/2eab14181e1fa161d6cdc041e87a8427305c995a

3. Carabotti, M., Scirocco, A., Maselli, M., & Severi, C. (2015). The gut-brain axis: interactions between enteric microbiota, central and enteric nervous systems. Annals of Gastroenterology, 28, 203-209. [Annals of Gastroenterology], https://www.semanticscholar.org/paper/936a8181a4ea19a07f757a216fbf3dade73c9851)

4. Banc, R., et al. (2023). The Impact of Ellagitannins and Their Metabolites through Gut Microbiome on the Gut Health and Brain Wellness within the Gut–Brain Axis. Foods, 12. [Foods], https://www.semanticscholar.org/paper/1a8f223702c120140df5f9b36457e9b5eb37462b

5. Clarke, G., et al. (2013). The microbiome-gut-brain axis during early life regulates the hippocampal serotonergic system in a sex-dependent manner. Molecular Psychiatry, 18, 666-673. [Molecular Psychiatry], https://www.semanticscholar.org/paper/3d5abab291fdc8449b25d82de7556be2c1d8b088

(Hinweis: Diese Referenzen bieten weitere Einblicke in die Beziehung zwischen der Mikrobiota-Darm-Hirn-Achse und neurologischen Erkrankungen und unterstützen die Ergebnisse und Diskussionen in diesem Blogbeitrag).

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Zum Jahresausklang: Alles Gute für 2024 und erreichbare Ziele setzen!

Viele Neujahrsvorsätze scheitern, weil sie unrealistisch oder zu vage sind. Menschen – und dies gilt sicher auch für MS-Betroffene – setzen sich oft zu viele Ziele auf einmal und verlieren dann die Motivation. Um dies zu vermeiden, ist es hilfreich, konkrete und erreichbare Ziele zu setzen. Außerdem kann es helfen, die Vorsätze schriftlich festzuhalten und sich regelmäßig an sie zu erinnern. Eine Unterstützung durch Freunde oder Familie sowie die Aufteilung großer Ziele in kleinere Schritte können ebenfalls dabei helfen, die Vorsätze umzusetzen. Übernehmen Sie sich also bitte nicht bei Ihren Vorsätzen für das kommende Jahr.

In einer etwas älteren Studie der University of Scranton, USA [1] wurden die Selbstveränderungsversuche von 200 Neujahrsvorsätzen über einen Zeitraum von zwei Jahren prospektiv verfolgt, um die entscheidenden Faktoren für die Aufrechterhaltung der Vorsätze und den natürlichen Verlauf von Abweichungen und Rückfällen in alte Verhaltensmuster besser zu verstehen.

77 % der Befragten hielten sich eine Woche lang an ihre Neujahrsvorsätze, aber nur 19 % hielten sich zwei Jahre lang daran. Erfolgreiche Probanden berichteten, dass sie während der zwei Jahre deutlich mehr Stimuluskontrolle (Impulskontrolle), Verstärkungsstrategien (z.B. Belohnungen) und Willenskraft einsetzten als erfolglose Probanden. Soziale Unterstützung und zwischenmenschliche Beziehungen sagten den Erfolg vor sechs Monaten nicht voraus, wohl aber danach.

Gegenkonditionierung und Ausblenden negativer Einflüsse wurden rückblickend als die wirksamsten Bewältigungsstrategien benannt. Mangelnde Willenskraft und fehlende Reizkontrolle wurden als die größten Hindernisse für die Aufrechterhaltung der Vorsätze genannt. 53 % der erfolgreichen Gruppe erlebten mindestens einen Ausrutscher bei ihren Vorsätzen, und die durchschnittliche Anzahl der Ausrutscher über den Zeitraum von zwei Jahren betrug 14. Auslöser für diese Ausrutscher waren in der Regel ein Mangel an persönlicher Kontrolle, übermäßiger Stress und negative Emotionen.

Was bedeutet das nun?

Wie bereits erwähnt, sollte man sich zunächst erreichbare Ziele in kleinen Schritten setzen. Ist ein Ziel zunächst objektiv nicht erreichbar – schaut man auf die Liste der anderen, für einen selbst wichtigen Ziele und kümmert sich um diese. Später kann man immer noch auf das ursprünglich gewählte Ziel zurückkommen, wenn sich die Rahmenbedingungen (bei vielen der aktuelle Gesundheitszustand) zum Besseren verändert haben.

Wenn man seine eigenen Ziele mit Hilfe einer Gruppe erreichen kann – sei es Sport oder Training oder auch gemeinsames Singen, Malen etc. – hilft dies langfristig die guten Vorsätze beizubehalten und negative Einflüsse (z.B. Abkapselung oder mangelnde Bewegung) zu vermeiden bzw. auszublenden.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen ein gesundes und erfolgreiches Jahr 2024 und dass Sie die Ziele ohne große Rückschläge erreichen, die Sie sich für das Jahr gesetzt haben!

Ihr

Life-SMS Team

Quelle:

[1] Norcross JC, Vangarelli DJ. The resolution solution: longitudinal examination of New Year’s change attempts. J Subst Abuse. 1988;1(2):127-134. doi:10.1016/s0899-3289(88)80016-6; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/2980864/

Foto von Ian Schneider auf Unsplash


Für die Wissbegierigen unter uns gibt es nachfolgend noch einige Hinweise auf Artikel aus dem Netz, die uns in den letzten Monaten aufgefallen sind. Sie entsprechen – außer bei Beiträgen von anderen Projekten der DSGiP – nicht zwingend den von uns vertretenen Positionen, sind aber in allen Fällen eine Bereicherung der Diskussionsgrundlage.

Machen Sie sich selbst ein Bild!

„Winterblues“ bei Multipler Sklerose (MS) [lifepr.de;7.12.2023]

Wenn die Tage kürzer und kühler werden und weniger Sonnenlicht zur Verfügung steht, müssen sich Menschen, gerade auch mit Multipler Sklerose (MS), auf neue Gegebenheiten einstellen. Grund ist die abnehmende Ausschüttung des „Glückshormons“ Serotonin und der gleichzeitige Anstieg von Melatonin im Körper.

Multiple Sklerose: Frühere Behandlung dank Biomarkern [dw.com; 8.11.2023]

Bei Multipler Sklerose kündigen Biomarker die typischen Nervenschäden bereits viele Monate vor den ersten Symptomen an. Durch die Entdeckung dieser Biomarker kann die Behandlung viel früher beginnen.

Gesundheitsverhalten bei MS im Frühstadium [gelbe-liste.de, 26.10.2023]

Ein Forschungsprojekt soll das Selbstmanagement von Personen mit Multipler Sklerose unterstützen. In einem ersten Schritt wurde eine Umfrage durchgeführt, um bislang fehlende Baseline-Daten zum Gesundheitsverhalten von Personen mit MS im Frühstadium zu erheben.

VERLAUF DER MS: Genvariante für rasche MS-Progression [amsel.de, 14.6.2023]

Mehr als 200 „MS-Gene“ sind mittlerweile bekannt. Wobei die Gene allein nicht ausreichen, um eine MS auszulösen. Daneben braucht es, so der Stand der Wissenschaft, sogenannte Umweltfaktoren: Umstände und Einflüsse, die im weiteren Leben dazukommen, etwa bestimmte Viren oder mangelnde Sonnenexposition.

Neue Analysen verleiten zu Spekulationen: Übergewichtig durch Vitamin-D-Mangel? [medscape.com; 12.6.2023]

In den vergangenen Monaten wurden 2 Studien veröffentlicht, die den Zusammenhang zwischen Übergewicht und Vitamin-D-Mangel näher beleuchten. Über die Ergebnisse wird nun in den Medien viel spekuliert. Könnte eine Vitamin-D-Supplementierung zur Behandlung von Adipositas hilfreich sein?

Welt-MS-Tag: Multiple Sklerose ist keine Einbahnstraße [natuerlich.haug-verlag.de, 30.05.2023]

Diagnose Multiple Sklerose: Ein persönlicher Erfahrungsbericht über den Umgang mit MS und Wege neben der schulmedizinischen Medikation.

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