Knirschen oder Pressen? – Zeigen wir dem Bruxismus die Zähne 

Von Kirsten 

Kennen Sie das? Man wacht morgens auf und fühlt sich wie gerädert. Die Muskeln haben im Schlaf viel zu viel Arbeit geleistet. Und auch die Kiefermuskulatur hat kräftig mitgewirkt. Zähne wurden unbewusst geknirscht und/oder stark aufeinander gepresst – was im Allgemeinen als «Bruxismus» bekannt ist.  

Da viele MS-Erkrankte im Allgemeinen eine erhöhte Muskelanspannung aufweisen, ist es nicht verwunderlich, dass oft auch die Kieferregion betroffen ist. Zu diesem Thema wurden bisher nicht allzu viele wissenschaftliche Studien durchgeführt. Doch die, die es gibt, weisen darauf hin, dass Bruxismus [1] bzw. das daraus resultierende Krankheitsbild «Craniomandibuläre Dysfunktion» (CMD, also eine Funktionsstörung des Kiefergelenks) häufiger bei MS-Erkrankten vorzufinden ist als in den Vergleichsgruppen [2], [3]. In einer Studie wurde ausserdem eine erhöhte Hypermobilität (also verstärktes Zähneknirschen) des Unterkiefers bei MS-Erkrankten beschrieben [4]. Zeigen auch zukünftige Studien ähnliche Ergebnisse, würde dies den Zusammenhang zwischen MS und Bruxismus weiter untermauern. Bruxismus würde demzufolge kaum bei betroffenen MS-Erkrankten komplett verschwinden, wenn die MS-spezifische Muskelanspannung/Spastiken tatsächlich den Bruxismus verstärken. Aber eine Besserung der Bruxismus-Symptomatik wäre durchaus möglich. 

Bruxismus kann neben verstärktem Zahnabrieb verschiedene Auswirkungen nach sich ziehen, wie z.B. Schmerzen im Gesichts-, Kopf- und Nackenbereich, Tinnitus, Schwindel, Schluckbeschwerden oder Migräne [1]. Aus diesem Grund ist es wichtig, die Auswirkungen von Bruxismus einzudämmen so gut es geht.  Hierfür gibt es verschiedene Ansätze, die Sie in Betracht ziehen können: 

Stressreduktion & Achtsamkeit 

Entspannung kann helfen, das Anspannen der Kiefermuskulatur etwas zu reduzieren. Wenden Sie daher regelmässig Entspannungstechniken (wie z.B. Bewegung, Yoga, etc.) an, um Ihren Stresslevel zu minimieren. Entspannungstechniken können ein Stück weit helfen, das (nächtliche) Zähneknirschen oder -aufeinanderpressen zu minimieren – vor allem, wenn sie seelisch (und deswegen auch körperlich) stärker als sonst angespannt sind.  

Im Rahmen von Stressreduktion und Entspannung sei vor allem das Thema Achtsamkeit erwähnt – denn oft findet Bruxismus unbewusst statt. Er kann aber für die Dauer, in dem man sich dessen bewusst ist, minimiert werden. In diesem Zusammenhang könnte also ein regelmässiger «BodyScan» etwas Erleichterung bringen. Der BodyScan ist ein Element der «Mindfulness-Based Stress Reduction» (also der Stressbewältigung durch Achtsamkeit), der in den 1970er-Jahren von einem Universitätsprofessor entwickelt wurde [5] und den man auch ohne fremde Hilfsmittel gut daheim durchführen könnte. Siehe auch: Warum sich Mindfulness- oder Achtsamkeitstrainning lohnt! | Life-SMS 

Dabei konzentriert man sich gedanklich auf seinen Körper und spürt in sich hinein. Hierbei werden u.a. Blockaden und Verspannungen bewusst wahrgenommen und könnten dementsprechend auch bewusst etwas minimiert werden (sofern es Ihrem Körper möglich ist). Regelmässiges «Training» wird Sie vermutlich sensibilisieren, Ihre Anspannung schneller wahrzunehmen und dadurch früher entgegensteuern zu können. 

Aufbissschiene 

Um die Zähne vor Abrieb zu schützen, CMD zu minimieren und auch ein wenig Entlastung der Kiefermuskulatur zu erreichen, wäre es sinnvoll, nachts eine Aufbissschiene (auch Knirscherschiene genannt) zu verwenden. Hierfür gibt es verschiedene Anbieter. Oder Sie lassen sich von Ihrem Zahnarzt beraten.  

Die Häufigkeit des Zähneknirschens / -pressens wird durch die Aufbissschiene zwar nicht unbedingt minimiert. Aber die Auswirkungen werden reduziert, da die Belastung nicht direkt auf einzelne Zähne konzentriert, sondern auf die grössere Fläche der Aufbissschiene verteilt wird. Die Anspannung der Kiefermuskulatur fällt ein bisschen niedriger aus – was durchaus angenehmer ist, als wenn man die Schiene nicht verwenden würde. Aber die Ursache wird nicht behoben, und so bleibt oft eine gewisse Grundanspannung weiterhin bestehen. 

Dehnungsgeräte 

Kürzlich erst kam «das kleinste Entspannungstool der Welt» auf den Markt. Dabei handelt es sich um zwei kleine Silikonkissen, die 3x täglich für jeweils 3 Minuten auf die seitlichen Backenzähne des Unterkiefers gelegt werden. Sie dienen als eine Art Abstandshalter zwischen Ober- und Unterkiefer. Sobald man (unterbewusst) den Unterkiefer zum Oberkiefer führen will, erinnern die Silikonkissen daran, dass man das nicht tun sollte. Während des Trainings ist der Mund locker geschlossen – u.a. damit der Speichel (der während des Trainings zahlreich gebildet wird) den Mund nicht verlässt. Der Hersteller wirbt mit der Dehnung des Kiefergelenks, der Aktivierung des Vagus Nervs sowie der Entspannung der Muskulatur [6] (Stand: 11. Okt. 2024).  

Ich habe es getestet und empfand nach der ersten Anwendung etwas Erleichterung in der Kieferregion, die aber nach etwa einer halben Stunde von meiner gewohnten Muskelanspannung vertrieben wurde. Eine regelmässige Anwendung kann durchaus vielversprechender sein als einzelne Anwendungen. Nach dem Training war meine Nackenmuskulatur allerdings weiterhin ähnlich stark angespannt wie vorher. Es wirkte etwas «unausgeglichen» zwischen Nacken- und Kiefermuskulatur. Während des Trainings mit den Silikonkissen bzw. auch sonst wäre es sicherlich vorteilhaft, die Nackenmuskulatur miteinzubeziehen und zu dehnen (siehe nächstes Kapitel). 

Auch andere Hersteller bieten Geräte zur Dehnung der Kiefermuskulatur an. Hierbei unterscheidet sich z. T. das Material sowie der Preis. Einige Geräte werden vorne zwischen den Schneidezähnen (also bei offenem Mund) verwendet, wodurch die Speichelproduktion geringer ausfallen sollte als bei Geräten, die weiter hinten im Mund angewendet werden. Als kostengünstige Variante könnte z.B. auch ein Korken verwendet werden (sofern er schadstofffrei produziert wurde). Allgemein werden Dehnungsgeräte nur wenige Minuten am Tag verwendet, sollten aber für langfristige Erfolge regelmässig angewendet werden.

Dehnen 

Generell erscheint Dehnen sinnvoll, um Spannung aus der angespannten Muskulatur herauszunehmen. Sie können prinzipiell ihre Dehnübungen auch ohne die oben genannten Trainingsgeräte durchführen. Dabei sollten sie aber viel Achtsamkeit einfliessen lassen. Denn das Feedback – das Sie durch die Trainingsgeräte bekommen würden, wenn Sie unbewusst ihre Dehnung verringern (was bei Bruxismus recht wahrscheinlich ist) – fällt weg. Beachten Sie bitte, dass die Mundöffnung zum Dehnen nicht extrem geöffnet werden sollte, um eine Verrenkung des Unterkiefers zu vermeiden.  Zu Dehnübungen finden sich viele Quellen in Büchern oder im Internet. Oder Sie suchen einen Physiotherapeuten auf, der sie durch sinnvolle Dehnübungen und deren richtige Ausführung führt.  
Auch manche CranioSacral-Therapeuten (Teilbereich der Osteopathie) sind darauf spezialisiert, mit spezielleren CranioSacral-Behandlungen bestehenden Bruxismus zu lindern.

Achten Sie bitte darauf, wenn Sie ohne Hilfsmittel den Kiefer dehnen, dass Sie nicht extrem trainieren, um dem Modetrend der ausgeprägten Kieferpartie («perfect Jawline») nachzukommen. Denn das wäre eher kontraproduktiv und könnte die Bruxismus-Symptomatik verschlimmern. 

Wichtig ist generell: Beziehen Sie das Dehnen von Schulter- und Nackenpartie mit ein, um einen stärkeren und etwas nachhaltigeren Effekt zu erzielen.  

Faszienrolle, -bälle & Triggerpunkt-Drücker  

Diese gibt es fürs Gesicht in verschiedenen Materialien und Ausführungen. Der Einsatz soll Giftstoffe abtransportieren, die Durchblutung anregen und dadurch die betroffene Region entspannen. Dabei sollte die Anwendungsrichtung gemäss Anleitung eingehalten werden, damit die Gewebe-Elastizität unterstützt und Verklebungen gelöst werden. Man findet auf Webseiten der Hersteller z. T. Anleitungen zur Gesichts- / Kiefermassage [7] (Stand: 22.Okt.2024).  

Generell sollte bei der Behandlung die Muskulatur möglichst lockergelassen werden. Den Druck, den Sie mit den Hilfsmitteln ausüben, können Sie manuell selbst regeln. Er sollte aber gerade in der Gelenkregion nicht zu stark ausfallen, um das Gelenk nicht zu schädigen. Eine sanfte und regelmässige Anwendung ist auch hier einer einmaligen bzw. starken Ausübung vorzuziehen.
Insgesamt gilt: Halten Sie sich bitte an die Angaben des Herstellers bzw. Ihrer Physiotherapeutin oder Ihres Arztes.  

Massageroller & Gua Sha 

Inzwischen verkaufen auch Kosmetikunternehmen Massageroller fürs Gesicht. Es gibt sogar geschliffene Kristallplatten fürs Gesicht (Gua Sha), die u.a. damit beworben werden, die Lymphbahnen zu aktivieren und Giftstoffe abzutransportieren. Es wird auch empfohlen, Öle bzw. Cremes damit einzumassieren. Insgesamt betrachtet, können Massageroller helfen, ein bisschen Entspannung zu bringen. Das Einmassieren von Kosmetikprodukten mag einen gewissen Wohlfühlfaktor bzw. ein Ritual mit sich bringen, das Ihnen womöglich guttut. Dies bringt Ihre Aufmerksamkeit auf die verspannte Kiefermuskulatur. Durch das Bewusstwerden kann ein aktives (aber vermutlich nicht vollständiges) Lösen der Verspannung hervorgerufen werden – was zumindest kurzfristig ein wenig Erleichterung bringen kann. 

Auch hier gilt: nicht zu viel Druck aufwenden, um Kiefer(-Gelenke) nicht zu schädigen.
Insgesamt gilt: Halten Sie sich bitte an die Angaben des Herstellers bzw. Ihres Physiotherapeuten.  

Infrarot-Lichttherapie 

Gemäss Bundesamt für Strahlenschutz kann Infrarot-Strahlung die lokale Durchblutung fördern und Muskelverspannungen senken [8] (Stand: 19. Okt. 2024). Daher werden manche Infrarot-Lampen auch als Medizinprodukt verkauft und z. B. folgendermassen beworben: «Wohltuende Wärmestrahlung […] ideal zur Anwendung bei […] Verspannungen […]» [9] (Stand: 19. Okt. 2024). Es gibt verschiedene Modelle und Grössen – auch eine, mit der man das Gesicht zu Therapiezwecken für einige Minuten bestrahlen kann.  

Durch die lokale Wärme entspannt sich also die Gesichtsmuskulatur ein wenig. Nicht jedem MS-Erkrankten bekommt Wärme gut, weshalb jeder individuell eine Infrarot-Therapie abwägen sollte. Aus meiner Erfahrung heraus kommt man bei einer Infrarot-Therapie in der Regel nicht ins Schwitzen und sie ist weit angenehmer als die Sommerhitze. Die Infrarot-Strahlung ist auch nur lokal und für ein paar Minuten (also für die Dauer der Therapie) präsent und könnte jederzeit von Ihnen abgeschaltet werden. 

Zusätzlich kann die Infrarot-Therapie auch auf der Nackenmuskulatur angewendet werden – um einen besseren Effekt im Hinblick auf die Bruxismus-Thematik zu erzielen. 

Prinzipiell sind die Augen während der Anwendung geschlossen zu halten (genauso wie man nicht mit offenen Augen in die Sonne schauen soll). Anwendungsdauer sowie der Abstand zur Lampe sollte gemäss Herstellerangaben ebenso befolgt werden. Im Falle von Entzündungen sollte im Allgemeinen keine Infrarot-Therapie angewendet werden. Besprechen Sie dies bitte vorab mit Ihrem Arzt. 

Es sei darauf hingewiesen, dass es sich bei Infrarot nicht um UV-Licht handelt, sondern um Wärmestrahlung. Daher treten auch keine UV-bedingten Beschwerden oder Risiken wie z.B. Sonnenbrand auf. 

Die Infrarot-Lichttherapie bitte nicht verwechseln mit LED-Lichttherapie-Masken, die u.a. zur Gesichtspflege angeboten werden. Diese verwenden in der Regel kein Infrarot-Licht und haben somit wenig Effekt auf die Muskelentspannung. 

Cross-Taping / Kinesio-Taping 

Wie bereits im Artikel über Aku-Taping beschrieben, kann das Anbringen von speziellen Tapes auf angespannten Körperstellen durchaus Linderung bringen. Im Zusammenhang mit Bruxismus wurden bereits Studien durchgeführt, die auf einen Benefit der Tapes hinweisen [10], [11].
Informationen, wie sie dort (auf die Wangen) angebracht wurden, können den entsprechenden Quellen bzw. dieser Webseite entnommen werden (sofern diese dort weiterhin verfügbar ist): [12] (Stand: 26. Okt. 2024).
Sie können Informationen auch in Büchern wie diesem finden: [13].
Oder Sie wenden sich an einen Physiotherapeuten bzw. ihren Zahnarzt. 

Prinzipiell sollte aber darauf hingewiesen werden, dass Sie Tapes nur anwenden sollten, wenn Sie diese auch vertragen. Vereinzelt könnte es z.B. zum Juckreiz oder Hautausschlag kommen. In solchen Fällen wäre es gut, wenn Sie sich stattdessen auf andere Therapiemöglichkeiten konzentrieren würden. Manchmal muss man auch nur den individuell passenden Hersteller finden, da diese unterschiedliche Substanzen für ihre Tapes verwenden und Individuen unterschiedlich empfindlich auf diese reagieren.

Weitere Informationen 

Eine ausführliche Zusammenstellung verschiedenster Therapieansätze werden auch in Büchern beschrieben, wie z.B. in diesem: [13].
Ausserdem sind die meisten Physiotherapeuten prinzipiell eine gute Anlaufstelle. 

Allgemeiner Hinweis 

Bitte beachten Sie, dass im Allgemeinen die Anleitung des Herstellers einzuhalten ist. Bei Entzündungen oder Erkrankungen (bei Bruxismus vor allem im Gesichts- / Mundbereich) sowie Erkrankungen wie Osteoporose und Geschwüren sollten ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt generell keine Geräte – weder äusserlich noch innerlich – eingesetzt werden. Auch bei der Einnahme von Medikamenten wie z.B. Blutverdünnern sollte von einer Anwendung (insbesondere Faszienrolle) abgesehen werden.  

Besprechen Sie den Einsatz von Geräten bzw. Therapien am besten generell vorab mit Heilberuflern. Zielgerichtete Übungen unter Anleitung sowie das korrekte Anbringen von Kinesio-Tapes könnten Sie bei einem Physiotherapeuten erhalten. Oder lassen Sie sich von Ihrer Zahnärztin beraten. 

Prinzipiell wäre es auch gut, nicht mehrere Therapieansätze gleichzeitig auszuüben, sofern dies nicht explizit vom Hersteller bzw. den Heilkundigen/Therapeuten empfohlen wird. So sollte z. B. der Einsatz von Infrarot-Licht nicht unbedingt in Kombination mit Taping der zu beleuchtenden Körperstellen stattfinden. Ebenso könnte der Einsatz von Gesichtscremes mit Infrarot-Licht bzw. das Taping eingecremter Haut zu unerwünschten (Haut-)Reaktionen führen. 

Fazit

MS-Erkrankte scheinen nach bisherigem Wissenstand häufiger von Bruxismus betroffen zu sein als Nicht-Erkrankte.  Seine Auswirkungen wie Zahnabrieb und Gesichtsschmerzen können aber durch eine Aufbissschiene minimiert werden. 

Zur Entspannung der Kiefermuskulatur gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie z.B. Dehnen oder Massieren. Es sollte darauf geachtet werden, dass nicht zu extrem gedehnt bzw. nicht zu stark massiert wird, um potenzielle Gelenkschäden zu minimieren. Nach Möglichkeit sollten auch Schulter- und Nackenpartien miteinbezogen werden.  

Auch der Einsatz von Infrarotlicht kann zur Entspannung der Kiefermuskulatur beitragen – sofern Sie diese spezielle Art der (Tiefen)Wärme gut tolerieren.  

Beachten Sie bitte, dass nicht unbedingt mehrere Therapien gleichzeitig angewendet werden sollten, wie z.B. Infrarot-Beleuchtung von getapten Körperpartien.

Auch an dieser Stelle ist es wieder ein persönliches Forschungsprojekt, den Ursachen und den Methoden zur Beseitigung dieser auf die Spur zu kommen. Machen Sie sich auf den Weg! 


Bildquelle

Handelsübliche Knirschschiene
Mik81, Public domain, via Wikimedia Commons 

Referenzen

[1] “Bruxismus,” Wikipedia. Sep. 06, 2024. Accessed: Oct. 26, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bruxismus&oldid=248361437

[2] “Prevalence of temporomandibular disorders in people with multiple sclerosis: A systematic review and meta-analysis: CRANIO®: Vol 0, No 0.” Accessed: Oct. 26, 2024. [Online]. Available: https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/08869634.2022.2137129

[3] N. Manchery, J. D. Henry, and M. R. Nangle, “A systematic review of oral health in people with multiple sclerosis,” Community Dent. Oral Epidemiol., vol. 48, no. 2, pp. 89–100, 2020, doi: 10.1111/cdoe.12512.

[4] D. E. Williams, J. E. Lynch, V. Doshi, G. D. Singh, and A. R. Hargens, “Bruxism and temporal bone hypermobility in patients with multiple sclerosis,” Cranio J. Craniomandib. Pract., vol. 29, no. 3, pp. 178–186, Jul. 2011, doi: 10.1179/crn.2011.026.

[5] “Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion,” Wikipedia. Aug. 13, 2024. Accessed: Oct. 26, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Achtsamkeitsbasierte_Stressreduktion&oldid=247672171

[6] “TJ-Motion® – Optimale Unterstützung zum Lösen von Verspannungen,” TJ Motion B2C. Accessed: Oct. 26, 2024. [Online]. Available: https://tj-motion.de/

[7] “Foam roller face,” BLACKROLL. Accessed: Oct. 26, 2024. [Online]. Available: https://blackroll.com/exercises/exercises-by-body-area/foam-roller-face

[8] “Anwendungen von Infrarotstrahlung in Medizin und Wellness,” Bundesamt für Strahlenschutz. Accessed: Oct. 26, 2024. [Online]. Available: https://www.bfs.de/DE/themen/opt/anwendung-medizin-wellness/infrarot/infrarot.html

[9] B. GmbH, “Infrarotlampe IL 21,” Beurer. Accessed: Oct. 26, 2024. [Online]. Available: https://www.beurer.com/de/p/61601/

[10] M. Volkan-Yazici, M. E. Kolsuz, N. Kafa, G. Yazici, C. Evli, and K. Orhan, “Comparison of Kinesio Taping and manual therapy in the treatment of patients with bruxism using shear-wave elastography-A randomised clinical trial,” Int. J. Clin. Pract., vol. 75, no. 12, p. e14902, Dec. 2021, doi: 10.1111/ijcp.14902.

[11] A. Keskinruzgar, A. O. Kucuk, G. Y. Yavuz, M. Koparal, Z. G. Caliskan, and M. Utkun, “Comparison of kinesio taping and occlusal splint in the management of myofascial pain in patients with sleep bruxism,” J. Back Musculoskelet. Rehabil., vol. 32, no. 1, pp. 1–6, 2019, doi: 10.3233/BMR-181329.

[12] “Sleep Bruxism? K Tape may help,” Advanced Physical Therapy Education Institute. Accessed: Oct. 26, 2024. [Online]. Available: https://www.aptei.ca/library-article/sleep-bruxism-k-tape-may-help/

[13] Kruse Gujer, Astrid, “Klebe und rolle den Kieferschmerz weg.” Accessed: Oct. 27, 2024. [Online]. Available: https://shop.tredition.com/booktitle/Klebe_und_rolle_den_Kieferschmerz_weg/W-1_113664


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Gewusel im Kopf 

von Kirsten 

Vermutlich hatten Sie schon mal ein Gewusel im Kopf. Da gibt man alles und dennoch drehen sich die Informationen im Hirn nur im Kreis. Kein klarer Gedanke in Sicht bzw. am Ende der Nervenbahnen und schon ist man trotz höchster Konzentration völlig unkonzentriert und gestresst. Einfach zu viel Traffic im Kopf. Und selbst das gut eingebläute Einmaleins ist nicht mehr so einfach abrufbar. Was also tun?  

Erst mal Pause machen!  

Sie haben dafür keine Zeit? – Ja, genau dann sollten Sie sich möglichst eine Pause gönnen, den Gang etwas herunterschalten! Ärgern Sie sich nicht über Ihre eingeschränkte Leistungsfähigkeit, denn das führt nur zu noch mehr Stress. Und dieser führt wiederum zu mehr Traffic im Hirn und vermindert dadurch zusätzlich die Denkfähigkeit. Ein Teufelskreis. 

Stress und seine Bedeutung für die Hirnaktivität 

Da sollte man meinen, dass Stress die Aufmerksamkeit erhöht. Stellen Sie sich vor, da steht ein Säbelzahntiger vor Ihnen und Sie müssen sehr schnell eine Entscheidung treffen – kämpfen oder weglaufen. Diese Entscheidung muss blitzschnell stattfinden, ihre Hirnzellen müssen superschnell arbeiten und eine Aktion einleiten. Für diesen Prozess sind bestimmte Neurotransmitter verantwortlich, die besonders in Stresssituationen getriggert werden. Und diese ermöglichen eine Beschleunigung der Informationsverarbeitung. Aber ist das auch wirklich immer der Fall? 

Sie erinnern sich vielleicht noch an Prüfungssituationen in Ihrem Leben, z.B. in Ihrer Schulzeit? Da hat Ihr Hirn vermutlich auf Höchstleistung gearbeitet und Sie waren danach erst mal erschöpft – eben weil diese Höchstleistung viel Energie kostet. Stellen Sie sich vor, Sie hätten direkt danach eine weitere Prüfung ablegen müssen. Hätten Sie dafür noch die nötige Energie gehabt? Und hätten Ihre Hirnzellen noch so gut funktioniert wie in dieser ersten Prüfung? Oder hätte Ihnen eine Pause vor der zweiten Prüfung doch noch einigen Vorteil gebracht? 

Sie merken, dass Stress in Maßen (!) durchaus die kognitiven Fähigkeiten steigert. Langfristig ist er allerdings gerade für ergebnisorientiertes Denken äusserst kontraproduktiv [1]. Denn stressende Neurotransmitter wie Cortisol und Noradrenalin blockieren gemeinsam Hirnregionen, die für zielgerichtetes Handeln wichtig sind [2]. Gerade Bereiche, in denen u.a. Gedächtnisinhalte gespeichert werden (Präfrontalcortex) bzw. Gedächtnisinhalte vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis überführt werden (Hippocampus), leiden unter Stresseinwirkung, sodass das Speichern und Abrufen von Informationen nur schlecht möglich ist [3]. Ein weiterer Effekt von chronischem Stress ist ausserdem, dass sich manche Hirnregionen vergrössern, wie z.B. die Amygdala. Diese spielt u.a. bei der Entstehung von Angst eine grosse Rolle, was wiederum ein Gestresst-Sein nach sich ziehen kann. Auch hier wieder ein Teufelskreis. 

Auslöser einer verminderten kognitiven Leistungsfähigkeit 

Sie haben womöglich gerade eine Stosstherapie hinter sich? Dann kann das Gewusel im Kopf eine Folge der Stosstherapie bzw. des Absetzens der Stosstherapie sein – denn diese besteht ja aus hochdosierten Cortisol-Derivaten und triggert daher einige stress-assoziierte Prozesse. Dieser Effekt kann noch einige Wochen nach der Stosstherapie andauern. Ein solcher Effekt kann prinzipiell auch durch manch andere Medikamente ausgelöst bzw. verstärkt werden. Einen möglichen Wechsel auf ein anderes Präparat sollten Sie vorher bitte mit Ihrem Arzt oder Apotheker besprechen. 

Vielleicht befinden Sie sich gerade in einem akuten Schub. Manche Nerven im Hirn sind entzündet und funktionieren daher nicht mehr so gut wie früher. Entzündungen bedeuten generell Schwellungen bzw. Wasseransammlungen sowie das zusätzliche Vorhandensein von Molekülen und Zellen, die ohne Entzündung nicht bzw. weniger präsent wären. Das «Abwassersystem» des Gehirns (auch als «Glymphatisches System» bezeichnet), funktioniert daher nicht mehr so gut und ist «etwas verstopft». Sie können sich vorstellen, dass die Informationen «im Stau» stehen und eben nicht wie auf einer freien Autobahn schnell ans Ziel kommen. Da hilft Ihnen Stress auch nicht viel weiter, die Information schneller ans Ziel zu treiben. Er kann sogar kontraproduktiv sein, in dem er den Stau durch das Ausschütten von noch mehr Botenstoffen und Molekülen weiter verstärkt. 

Manche Nervenzellen sind nicht mehr entzündet, sondern bereits vernarbt? Hier kann die Information also nicht von einer Sackgasse auf die Autobahn springen, um schnell ans Ziel zu kommen und braucht daher Abzweigungen und Umwege. Abgestorbene Neuronen im Hirn wachsen zwar nicht wieder nach. Aber das Nervengewebe kann sich z. T. selbst reparieren: Direkt nach der Schädigung im Hirn wird das Gewebe um die Läsion herum nämlich besonders flexibel. Neue Zellausläufer verbinden dann Bereiche intakter Regionen miteinander und sorgen dafür, dass diese neue Aufgaben übernehmen – sofern die Schädigung nicht zu gross ist, man das Gehirn für eine Weile regenerieren lässt und es dabei nicht stört [4]. Eine Pause erscheint hier also unbedingt notwendig! 

Massnahmen zur Steigerung der kognitiven Leistungsfähigkeit 

Was sich recht positiv auf die Funktionsfähigkeit des glymphatischen Systems auswirkt, ist Schlafen. Denn gerade dann ist das glymphatische System besonders aktiv und kann seiner Aufgabe als Entsorgungssystem für Abfallstoffe nachgehen. Eine möglichst gute Schlafqualität ist daher von grosser Bedeutung. Die Länge des Schlafes sollte hierfür auch ausreichend sein. Gestört wird die Aktivität des glymphatischen Systems u.a. durch Stresshormone wie z.B. Noradrenalin, womit wir schon beim nächsten Punkt wären. 

Wie bereits erwähnt: Stressreduktion! Wie diese im Detail aussieht, müssen Sie für sich entscheiden, denn da gibt es unterschiedliche Ansätze. Nicht jedem liegt z.B. Yoga oder Ausdauersport (sofern dies körperlich möglich ist). Wenn Sie noch nicht wissen, was Ihnen guttut, dann probieren Sie doch verschiedene Sachen aus (sofern dies körperlich möglich ist) und entscheiden dann, was Ihnen am besten bekommt: Feldenkrais, Yoga, Qi Gong, Tai Chi, Spazierengehen, Ausdauersport, Muskelaufbausport, Meditation (z.B. Body Scan für den Anfang), malen, fotografieren, kochen, … Es sollte auf jeden Fall etwas sein, dass Sie «erdet» und wofür Sie regelmässig (und möglichst gerne) Zeit aufbringen!  

Unterstützend wäre ausserdem die körperliche Bewegung zu nennen (sofern Ihnen dies möglich ist). Ob Spazierengehen, Sport, Hippotherapie, Dehnübungen, Ergometertraining, Laufbandtraining, Massage, Lymphdrainage: Bewegen Sie die (Gewebs-)flüssigkeiten (in der alternativen Therapie als «Säfte» bekannt) in Ihrem Körper, so dass eine bessere Versorgung der (Nerven-)Zellen stattfinden kann und Abfallstoffe schneller abtransportiert und abgebaut werden können. Wird der ganze Körper mit einbezogen, dann hat dies auch Einfluss auf den Stofftransport in Gehirn und Rückenmark und somit die Nervengesundheit [5]. Unterstützen können hierbei ausserdem noch Lebensmittel, die als «blutreinigend» oder «entgiftend» gelten, wie z.B. Gemüse und Kräuter, die geniessbare Bitterstoffe enthalten [6].  

Kommen wir nun von der Bewegung der Körperflüssigkeiten zum Denksport! Auch wenn Sie körperlich stark eingeschränkt sind, könnte dieser Sport für Sie dennoch gut durchführbar sein. Ob Kreuzworträtsel, Puzzeln, Sudoku, Quiz, Knobelaufgaben, Strategiespiele, Merkspiele, Brettspiele, Klavier spielen, Matheaufgaben, Sprachenlernen, Geschichten- oder Gedichte-Schreiben: Gehirnjogging wirkt dem mentalen Abbau entgegen [7]. Sie können also ihre kognitiven Fähigkeiten ein Stück weit trainieren und verbessern. Versuchen Sie (wenn möglich) verschiedene Denksport-Arten in Ihren Alltag zu integrieren. Denn das Lösen von gleichen Rätselformaten führt langfristig zu einer Automatisierung und nicht unbedingt zum Entwickeln neuer Strategien. Fordern Sie Ihr Hirn immer wieder neu. Ärgern Sie sich nicht, wenn Sie ein Rätsel nicht lösen können, denn das bringt nur wieder Stress mit sich. Bleiben Sie kreativ und spielerisch und gönnen Sie sich auch hin und wieder Pausen, wenn Sie welche brauchen! 

Fazit 

Eine verminderte kognitive Leistungsfähigkeit kann ausgelöst werden durch Erkrankungen, die Einnahme von Medikamenten oder durch Stress. 

Gesteigert werden kann die kognitive Leistungsfähigkeit durch Stressreduktion, Schlaf, regelmässige Bewegung und Denksport. 


Referenzen

[1] S. Ouanes and J. Popp, “High Cortisol and the Risk of Dementia and Alzheimer’s Disease: A Review of the Literature,” Front. Aging Neurosci., vol. 11, Mar. 2019, doi: 10.3389/fnagi.2019.00043. 

[2] L. Schwabe, M. Tegenthoff, O. Höffken, and O. T. Wolf, “Simultaneous Glucocorticoid and Noradrenergic Activity Disrupts the Neural Basis of Goal-Directed Action in the Human Brain,” J. Neurosci., vol. 32, no. 30, pp. 10146–10155, Jul. 2012, doi: 10.1523/JNEUROSCI.1304-12.2012. 

[3] “Kurz- und langfristige Folgen von starkem Stress.” Accessed: Sep. 01, 2024. [Online]. Available: https://www.psychologie.uzh.ch/de/bereiche/dev/lifespan/erleben/berichte/folgenvonstress.html 

[4] “Neuroplastizität: Wie das Gehirn sich selbst heilt.” Accessed: Sep. 01, 2024. [Online]. Available: https://www.spektrum.de/magazin/neuroplastizitaet-wie-das-gehirn-sich-selbst-heilt/1935982 

[5] R. L. Olegário, O. T. Nóbrega, and E. F. Camargos, “The newly discovered glymphatic system: the missing link between physical exercise and brain health?,” Front. Integr. Neurosci., vol. 18, Apr. 2024, doi: 10.3389/fnint.2024.1349563. 

[6] A. C. Duarte et al., “Bitter taste receptors profiling in the human blood-cerebrospinal fluid-barrier,” Biochem. Pharmacol., vol. 177, p. 113954, Jul. 2020, doi: 10.1016/j.bcp.2020.113954. 

[7] “Was Denksport wirklich bringt,” geo.de. Accessed: Sep. 01, 2024. [Online]. Available: https://www.geo.de/magazine/geo-kompakt/710-rtkl-gehirntraining-was-denksport-wirklich-bringt 


Bildquelle:

Auf ein mittig im Bild zu sehendes Modell eines Gehirn prasseln viele Eindrücke und Einflüsse unterschiedlichster Art ein;
Bild erstellt mit DALL-E by OpenAI im Monat Oktober 2024.



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Künstliche Intelligenz – ein vielversprechender Einsatz bei Multipler Sklerose? (2. Teil)

von Kirsten 

Während wir uns in Teil 1 dieses Artikels mit den Grundlagen der KI und der Anwendung in Bezug auf die Bewertung des Erkrankungsrisikos, genetischer Muster und der Interpretation von Biomarkern beschäftigt haben, widmen wir uns im Folgenden klassischen Mustererkennungsaufgaben. 

Bilderkennung bei MRT-Aufnahmen von Nervengewebe («Neuroimaging») 

Mit der Bilderkennung ist es z.B. möglich, dass der Computer selbstständig erkennt, ob auf einem Bild ein Hund oder eine Katze abgebildet ist. Mit gut trainierten neuronalen Netzen ist es auch möglich, Unterscheidungen zwischen Bildern vorzunehmen, die für Menschen schwieriger zu erkennen sind – wie z.B. bei MRT-Aufnahmen.  

Bei der Diagnose von MS werden seit mehr als 20 Jahren MRT-Aufnahmen von Nervengewebe (Hirn, Rückenmark) miteinbezogen. Weisen diese Aufnahmen einige Kriterien auf, die vor einiger Zeit von McDonald definiert wurden, scheint eine MS-Erkrankung naheliegend [16],[17]. Generell sollten Auffälligkeiten in den MRT-Aufnahmen von anderen (demyelinisierenden) Krankheitsbildern gegenüber einer MS-Erkrankung abgegrenzt werden. Die Auswertung der MRT-Aufnahmen erfolgte bisher durch Radiologen bzw. geschulte Neurologen. 

Bei der Magnetresonanztomographie (MRT, MRI, Kernspin) wird im Allgemeinen ein Magnetfeld angelegt, um vor allem wasserstoffhaltige – und somit vor allem wasserhaltige (also tendenziell weiche) – Gewebe bildlich darzustellen [18]. Entzündetes (wasserreiches) oder vernarbtes (wasserarmes) Gewebe wird folglich anders abgebildet als gesundes Gewebe – und ermöglicht hierdurch die Diagnose von Erkrankungen. Die Bildgebung selbst findet in mehr oder weniger kontrastreichem Schwarz-Weiß statt und beinhaltet somit lediglich Graustufen zur Differenzierung. 

Künstliche Intelligenz kann im Neuroimaging prinzipiell auf verschiedene Weise angewendet werden, wie z.B.: 

  1. MRT-Bilder können von neuronalen Netzen automatisch so verarbeitet werden, dass sie selbstständig Auffälligkeiten auf den Bildern kontrastreicher darstellen. Somit könnte die anschließende manuelle Auswertung dem Arzt erleichtert werden. 
  1. Neuronale Netze könnten selbst auswerten, wie viele Läsionen vorhanden sind und deren Größe ermitteln. Diese numerischen Daten könnte der Arzt entsprechend für eine Diagnose heranziehen, ohne selbst manuell zählen und ausmessen zu müssen. 
  1. MRT-Bilder können von künstlichen neuronalen Netzen selbst insoweit analysiert werden, dass diese selbstständig eine Diagnose stellen könnten. Ist aber ethisch betrachtet kaum einsetzbar. 

Im Hinblick auf die MS-Diagnose braucht es zusätzlich zu den MRT-Aufnahmen auch MS-spezifische Symptome. Sind Läsionen z.B. im Hirn entdeckt worden, ohne dass der Patient MS-typische Beschwerden hat, wird dies als Klinisch Isoliertes Syndrom betrachtet [19]. Dies könnte ein Hinweis auf eine MS-Erkrankung im frühen Stadium darstellen und wäre daher im Bereich der Früherkennung denkbar.  

Hat ein Patient (ohne MS-Diagnose) allerdings keine MS-typischen Beschwerden, die MRT-Aufnahmen veranlassen würden, könnten vorhandene Läsionen nicht erkannt werden. Eine Rolle der KI in der Früherkennung mittels MRT-Aufnahmen erscheint in einem solchen Fall eher unwahrscheinlich, denn kostspielige MRT-Aufnahmen werden im klinischen Bereich selten ohne das Vorliegen von Beschwerden erstellt. 

Eine größere Rolle könnte die KI im Bereich Bilderkennung bei der Verlaufskontrolle spielen, indem es die Zunahme von Anzahl und Größe der Läsionen der MRT-Aufnahmen analysiert. Wird die zeitliche Komponente noch mit erfasst – also in welchem Zeitraum zusätzliche / vergrößerte Läsionen entstanden sind – wäre auch eine Prognose über den zukünftigen Verlauf der MS-Erkrankung möglich.  

Allerdings sagt die Zahl oder das Volumen der Läsionen oft nur sehr wenig über den Krankheitsverlauf aus; siehe: https://lsms.dsgip.de/ms-intro/mrt/ 

Spracherkennung («Speech Recognition») 

Mithilfe der KI ist es prinzipiell auch möglich, die Sprech-Fähigkeit zu analysieren [20]. Manche MS-Erkrankte zeigen Auffälligkeiten in verschiedensten Aspekten, die zur Sprachbildung beitragen, wie z.B. Atmung, Phonation (Erzeugen von Sprachtönen in den Stimmlippen), Prosodie (z.B. Satzmelodie, Tempo, Rhythmus, Sprechpausen), Artikulation (z.B. abgehackte, unpräzise, monotone oder stakkatoartige Aussprache von Wörtern) sowie Resonanz (Klarheit und Lautstärke des Gesagten) [21].  

Früher wurden Sprachschwierigkeiten mittels Sprachtests ausgewertet, bei dem der Zuhörer (z.B. Arzt) Punkte anhand einer Skala bezüglich verschiedener Sprechkomponenten vergeben hat [22],[23]. Mit KI hingegen ist es möglich, deutlich schnellere, standardisierte (und somit vergleichbarere) sowie automatisierte Analysen hinsichtlich verschiedenster Komponenten gleichzeitig vorzunehmen. Diese Analysen könnten in höherem Detailierungsgrad durchgeführt werden, als das bisher mit Skalenwerten von z.B. 0 bis 10 der Fall wäre.  

Wie bei der Bilderkennung wären auch hier verschiedene Set-Ups denkbar. So könnte die KI z.B. «nur» die Art und Häufigkeit der Auffälligkeiten als Zahlenwerte ausgeben und somit die Grundlage für eine manuelle Diagnose des Arztes darstellen. Es wäre aber prinzipiell auch denkbar, dass die KI selbst die Schwere der Sprech-Schwierigkeiten anhand der ermittelten Kriterien einstuft.  

Generell sei erwähnt, dass Sprech-Schwierigkeiten nach bisherigem Verständnis vor allem in einem späteren Krankheitsstadium bzw. mit höherer körperlicher Beeinträchtigung vorzufinden sind [24]. Im Bereich MS-Diagnostik würde nach derzeitigem Stand diese Analyse zur Diagnosestellung somit weniger hilfreich erscheinen. Sie wäre eher beim Monitoring des Krankheitsverlaufs (ebenso wie bei anderen neurologischen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson) einsetzbar. Doch wenn die Sprachschwierigkeiten tendenziell erst in einem weiter fortgeschrittenerem Stadium eintreten, ist fraglich, ob das Sprach-Monitoring hier noch einen großen Nutzen bringt. Zukünftige Studien könnten aber durchaus zeigen, dass für den Menschen nicht hörbare Unterschiede von einer KI durchaus frühzeitig detektierbar wären und deren Einsatz demzufolge auch zu einem früheren Zeitpunkt sinnvoll erscheinen könnte. 

Sprachanalyse wird bei MS derzeit u.a. in der Forschung eingesetzt, um Zusammenhänge von Sprache, Denken, Depressionen und Müdigkeit zu untersuchen [25], [26]. Es ist also ein Puzzlestück, das mittels Analyse durch KI zum besseren Verständnis der Erkrankung und dessen Verlauf beiträgt.  

Ganganalyse 

In Rahmen der Ganganalyse können z.B. Schrittlänge, Gehgeschwindigkeit, Schrittfrequenz, Gelenkwinkel und Muskelaktivität untersucht werden [27]. Man könnte hierfür prinzipiell folgende Daten heranziehen [28]: 

  1. Daten aus Videosequenzen (zur Bewegungsanalyse im Hinblick auf Zeit und Raum) 
  1. Daten von tragbaren Sensoren (zur Analyse von Geschwindigkeit, Beschleunigung, Orientierung) 
  1. Daten von Sensoren am Boden (zur Belastungsanalyse des Körpergewichts auf die Füße bzw. der Füße auf den Boden) 

Eine KI könnte den Gang eines Menschen detaillierter analysieren, als dies mittels Skalen (z.B. der Expanded Disability Status Scale [29]) möglich wäre. Zudem könnten auch kleinste Gangunsicherheiten von der KI entdeckt werden, die dem Blick eines Menschen möglicherweise nicht sofort auffallen würden. Auch hierfür braucht es einiges an Trainingsdaten (z.B. Videosequenzen, Sensordaten) von verschiedenen Probanden.  

In der Forschung werden z.B. Daten von «Wearables» (z.B. Fitnessarmbänder oder Ähnliches), also Sensordaten, genutzt, um mittels KI z.B. das Sturzrisiko von MS-Patienten zu analysieren und somit die Grundlage für Sturzpräventions-Maßnahmen zu schaffen [30]. Daten aus komplexeren Ganganalyse-Systemen, die bereits im klinischen Bereich eingesetzt werden, wurden ebenfalls im Rahmen einer Studie mittels KI verarbeitet. Diese zeigten sogar, dass KI bereits pathologische Gehmuster in einer frühen Erkrankungsphase der MS erkennen kann [31]. Der unterstützende Einsatz der KI im klinischen Bereich wäre hier durchaus denkbar.  

Textbasierte Kommunikation («Natural Language Processing») 

Chatbots wie ChatGPT oder LLaMA nutzen künstliche Intelligenz in Form von Natural Language Processing (NLP). Durch NLP soll ein Computer in der Lage sein, menschliche Sprache zu verstehen, zu interpretieren und entsprechenden Output zu generieren. Dieser Output könnte z.B. die Antwort auf eine Frage sein oder auch ein Arztbrief, der aus den Befund-Daten automatisch generiert wird. Diese Technologie könnte also auf beiden Seiten genutzt werden – vom Patienten zur Informationsbeschaffung sowie vom Arzt bzw. dem Gesundheitssystem zum Patientenmanagement.  

Gerade der Bereich der Schulmedizin ist von Zeitmangel geprägt [32]. Da erscheint die Möglichkeit, dass sich der Patient selbst umfassend über seine Erkrankung sowie schulmedizinische und alternative Behandlungsmöglichkeiten informieren kann, zunächst sinnvoll. Es stellt somit einen Baustein zur Selbstfürsorge (Self-Care) und damit der Gesundheitsförderung dar, da der Patient durch Informationen unterstützt werden kann, sich um seine eigene physische und psychische Gesundheit zu kümmern. Die Nutzung von NLP soll hierbei nicht den Arzt ersetzen, kann aber als unterstützendes Medium fungieren. Es muss allerdings berücksichtig werden, dass es bisher keine ausreichende Qualitätssicherung in diesem Bereich gibt, die korrekte Information / Antworten zu den angefragten Themen garantieren kann. Seitens des Gesundheitssystems gibt es bereits digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) für MS-Erkrankte wie «elevida» [33] oder «levidex» [34], die vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte angeboten werden und vom Arzt verordnet werden können. Diese Anwendungen wurden von einer Firma erstellt, die auch künstliche Intelligenz nutzt, um zumindest den klinischen Benefit ihrer Apps für den Patienten zu verbessern [35], nicht aber um die bestmöglichen Antworten schnell aus dem Internet via NLP bereitzustellen. 

NLP kann auch eingesetzt werden, um das zeitaufwändige Schreiben von Dokumenten wie z.B. Arztbriefen zu automatisieren. Das Fraunhofer Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme IAIS entwickelt hierfür einen Arztbriefgenerator, der bis Ende 2024 auf den Markt kommen soll [36]. Für die Zukunft erwartet man außerdem, dass mittels NLP-Daten jeglicher Art (z.B. tabellarische Daten wie Laborwerte; MRT-Bilder) automatisch und im Kontext interpretiert werden können. 

Medizinprodukte 

Bis heute sind die genauen Ursachen bzw. deren Zusammenspiel und Mechanismen der MS nicht genau bekannt, was die Entwicklung MS-spezifischer Medikamente erschwert. Insbesondere vor dem Hintergrund der multifaktoriellen Natur der MS sind Versuche, das «eine Medikament für alle» zu finden, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, die Ursachen zu identifizieren und dadurch das Designen neuer Medikamente bzw. Behandlungsansätze zu unterstützen. Es wäre zudem möglich, mittels Einsatzes von KI die Effizienz von (neuen) Medikamenten bzw. deren Nebenwirkungen abschätzen zu können. Und sogar das Design neuer Wirkstoffmoleküle könnte von einer KI ermittelt werden.  

In Anbetracht der erfolgsversprechenden neuen Technologie haben sogar die Regulationsbehörden verschiedener Gebiete / Länder (FDA, EMA, BfArM) den Einsatz künstlicher Intelligenz für bestimmte Medizinprodukte zugelassen [37], [38], [39]. Nicht nur für die Entwicklung neuer Medizinprodukte, sondern auch zum Vermeiden von Lieferengpässen soll künftig KI unterstützend eingesetzt werden [40]. 

Fazit 

Die genauen Ursachen der Multiplen Sklerose sind bis heute noch nicht geklärt [41]. Auch Zusammenhänge im Hinblick auf den Schweregrad der Erkrankung sind nicht bekannt. Gerade hier kann die künstliche Intelligenz helfen, bessere Einblicke und somit ein umfassenderes Verständnis für die MS-Erkrankung zu erlangen. Voraussetzung ist allerdings, dass hierfür entsprechende Daten zur Verfügung stehen bzw. zugänglich sind. Wird an etwas nicht im Kontext mit MS geforscht bzw. bestimmte Daten nicht im Kontext mit MS erhoben, kann auch eine KI nicht alle Rätsel der MS-Erkrankung entschlüsseln. Zudem ist sowohl beim Einsatz künstlicher als auch menschlicher Intelligenz darauf zu achten, Daten richtig zu interpretieren und nicht aus einem Indiz falsche Schlüsse zu ziehen. 

Der Einsatz von KI im klinischen Bereich soll nach derzeitigem Wissensstand v.a. unterstützend stattfinden. Gerade zur Verlaufskontrolle wäre der Einsatz von KI bei der Auswertung von MRT-Aufnahmen sowie Sprachfunktionstests und Ganganalysen gut geeignet – um auch bereits kleine Verschlechterungen oder Verbesserungen besser erkennen zu erkennen. Großes Potenzial gibt es auch zur Erkennung verlässlicher Biomarker, um möglicherweise ein Vorliegen sowie den Verlauf der Erkrankung bereits am Blutbild erkennen zu können – und somit im besten Fall auf invasive sowie zeitaufwändige (und somit meist auch kostenintensive) Untersuchungsmethoden verzichten zu können). 

Inwieweit sämtliche Forschungsfelder der Künstlichen Intelligenz bei MS tatsächlich zukünftig im klinischen Bereich Anwendung finden werden, ist nicht nur eine Frage der Zuverlässigkeit der KI. Gerade im Gesundheitsbereich müssen (gemäß gesetzlicher Richtlinien) potenzielle Risiken durch den Einsatz der KI vorab abgeklärt werden. Auch hinsichtlich der Kostenfrage (z.B. durch die Krankenkasse) und dem Datenschutz wird es noch Klärungsbedarf geben. Allgemeine Vorschläge zum Einsatz von KI in der Klinik wurden bereits erarbeitet [42]. 

Referenzen 

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[2] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, ‘Künstliche Intelligenz: Ethikrat empfiehlt strenge Vorgaben in der Medizin’, Deutsches Ärzteblatt. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141824/Kuenstliche-Intelligenz-Ethikrat-empfiehlt-strenge-Vorgaben-in-der-Medizin 
[3] S. Beck, M. Faber, and S. Gerndt, ‘Rechtliche Aspekte des Einsatzes von KI und Robotik in Medizin und Pflege’, Ethik Med., vol. 35, no. 2, pp. 247–263, Jun. 2023, doi: 10.1007/s00481-023-00763-9. 
[4] ‘Ethikrat: Künstliche Intelligenz darf menschliche Entfaltung nicht vermindern’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.ethikrat.org/mitteilungen/mitteilungen/2023/ethikrat-kuenstliche-intelligenz-darf-menschliche-entfaltung-nicht-vermindern/?cookieLevel=not-set 
[5] ‘Künstliche Intelligenz: Diese Regeln fordern Ethik-Experten’, ZDFheute. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ki-regeln-gesetz-ai-act-eu-ethik-experten-100.html 
[6] S. Ghafouri-Fard, M. Taheri, M. D. Omrani, A. Daaee, and H. Mohammad-Rahimi, ‘Application of Artificial Neural Network for Prediction of Risk of Multiple Sclerosis Based on Single Nucleotide Polymorphism Genotypes’, J. Mol. Neurosci., vol. 70, no. 7, pp. 1081–1087, Jul. 2020, doi: 10.1007/s12031-020-01514-x. 
[7] Y. Naji, M. Mahdaoui, R. Klevor, and N. Kissani, ‘Artificial Intelligence and Multiple Sclerosis: Up-to-Date Review’, Cureus, vol. 15, no. 9, p. e45412, doi: 10.7759/cureus.45412. 
[8] J. Lin and K. Y. Ngiam, ‘How data science and AI-based technologies impact genomics’, Singapore Med. J., vol. 64, no. 1, pp. 59–66, Jan. 2023, doi: 10.4103/singaporemedj.SMJ-2021-438. 
[9] W. Barrie et al., ‘Elevated genetic risk for multiple sclerosis emerged in steppe pastoralist populations’, Nature, vol. 625, no. 7994, pp. 321–328, Jan. 2024, doi: 10.1038/s41586-023-06618-z. 
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[24] G. Noffs et al., ‘Speech metrics, general disability, brain imaging and quality of life in multiple sclerosis’, Eur. J. Neurol., vol. 28, no. 1, pp. 259–268, 2021, doi: 10.1111/ene.14523. 
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[26] ‘Zentrum für klinische Neurowissenschaften Dresden – Sprachanalyse’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://msz.uniklinikum-dresden.de/studien/sprachanalyse 
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[28] A. S. Alharthi, S. U. Yunas, and K. B. Ozanyan, ‘Deep Learning for Monitoring of Human Gait: A Review’, IEEE Sens. J., vol. 19, no. 21, pp. 9575–9591, Nov. 2019, doi: 10.1109/JSEN.2019.2928777. 
[29] J. F. Kurtzke, ‘Rating neurologic impairment in multiple sclerosis’, Neurology, vol. 33, no. 11, pp. 1444–1444, Nov. 1983, doi: 10.1212/WNL.33.11.1444. 
[30] B. M. Meyer et al., ‘Wearables and Deep Learning Classify Fall Risk From Gait in Multiple Sclerosis’, IEEE J. Biomed. Health Inform., vol. 25, no. 5, pp. 1824–1831, May 2021, doi: 10.1109/JBHI.2020.3025049. 

[31] K. Trentzsch et al., ‘Using Machine Learning Algorithms for Identifying Gait Parameters Suitable to Evaluate Subtle Changes in Gait in People with Multiple Sclerosis’, Brain Sci., vol. 11, no. 8, Art. no. 8, Aug. 2021, doi: 10.3390/brainsci11081049. 
[32] M. S. und G. Enwaldt, ‘Ärzte unter Zeitdruck: Medizin im Hamsterrad’, tagesschau.de. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/arzt-zeitmangel-100.html 
[33] ‘DiGA-Verzeichnis’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00419 
[34] ‘DiGA-Verzeichnis’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00752 
[35] ‘GAIA – Digital Therapeutics | News’, Machine Learning Algorithms Reveal New Insights on GAIA’s Treatment Software. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://gaia-group.com/news/machine-learning-algorithms-reveal-new-insights-on-gaia-treatment-software.html 
[36] ‘Künstliche Intelligenz wird bald Arztbriefe schreiben’, Fraunhofer-Gesellschaft. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2023/august-2023/kuenstliche-intelligenz-wird-bald-arztbriefe-schreiben.html 
[37] C. for D. and R. Health, ‘Artificial Intelligence and Machine Learning (AI/ML)-Enabled Medical Devices’, FDA, May 2024, Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.fda.gov/medical-devices/software-medical-device-samd/artificial-intelligence-and-machine-learning-aiml-enabled-medical-devices 
[38] ‘Reflection paper on the use of artificial intelligence in the lifecycle of medicines | European Medicines Agency’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.ema.europa.eu/en/news/reflection-paper-use-artificial-intelligence-lifecycle-medicines 
[39] ‘Künstliche Intelligenz am Forschungsdatenzentrum im BfArM zur Erforschung von Anonymisierungsmöglichkeiten und AI-readiness (KI-FDZ)’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/ressortforschung/handlungsfelder/digitalisierung/ki-fdz 
[40] ‘BfArM – Pressemitteilungen des BfArM – Big Data gegen Lieferengpässe: BfArM fordert mehr Transparenz von der Pharmaindustrie’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.bfarm.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/pm11-2021.html 
[41] ‘Multiple Sklerose’, Wikipedia. May 06, 2024. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Multiple_Sklerose&oldid=244726430 
[42] M. Chen and M. Decary, ‘Artificial intelligence in healthcare: An essential guide for health leaders’, Healthc. Manage. Forum, vol. 33, no. 1, pp. 10–18, Jan. 2020, doi: 10.1177/0840470419873123. 

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Künstliche Intelligenz – ein vielversprechender Einsatz bei Multipler Sklerose?

von Kirsten 

Teil 1 (von 2)

Künstliche Intelligenz (KI) ist spätestens seit der kommerziellen Einführung von ChatGPT weitläufig bekannt. Hierbei durchlaufen Input-Daten (z.B. Eingabetext des Users) ein trainiertes digitales neuronales Netzwerk, um selbstständig neuen Output zu generieren (z.B. Antwort auf eine Frage). Künstliche Intelligenz wird aber nicht nur als textbasiertes Kommunikationsmittel (die auf sogenannten General Language Modellen wie ChatGPT basieren) eingesetzt, sondern hat viele andere Anwendungsbereiche, wie z.B. (Wetter-)Vorhersagen, Sprach-, Video- oder Bilderkennung.  

Künstliche Intelligenz eignet sich generell gut zur Erkennung von Mustern und Anomalien. Verschiedene Anwendungsmöglichkeiten der künstlichen Intelligenz können prinzipiell bei unterschiedlichen krankheitsrelevanten Themen eingesetzt werden. Da stellt sich nun die Frage, inwieweit die künstliche Intelligenz einen Benefit bei MS liefern kann in Bezug auf Diagnostik, Behandlungsmöglichkeiten und Prognosen.  

Künstliche Intelligenz im Allgemeinen 

Der Begriff «Künstliche Intelligenz» ist nicht einfach zu definieren [1]. Im Allgemeinen bedeutet KI, dass der Computer nicht einfach nur Ergebnisse anhand einer Formel ermittelt – also nur das ausführt, was vorab programmiert wurde. Sondern dass er die Input-Daten zum Beispiel über ein vorgegebenes digitales Neuronen-Netz (NN)  verarbeitet. Und dabei «selbstständig» lernt, welche Informationen mehr oder weniger relevant für den Output sind bzw. gegebenenfalls selbst sogar noch Output generiert.  

Man programmiert das System also nicht direkt darauf, was es als wichtig betrachten soll. Die Art und Größe des neuronalen Netzes wird vorab programmiert. Außerdem wird festgelegt, welche Daten als Input (Trainingsdaten) verwendet werden sollen. Meist liefert die erste Nutzung eines neuronalen Netzes nicht die besten Ergebnisse. Datenwissenschaftler testen daher verschiedene Arten von NNs für die zu verwendenden Daten. Sie testen, welche Anzahl an Neuronen in dem NN die (relativ betrachtet) besten Ergebnisse liefert. Und sie «trainieren» und «tunen» einige Zeit lang das neuronale Netz, damit es gute Ergebnisse auch für neue/zukünftige Daten liefern kann. 

Was die Datenverarbeitung innerhalb eines neuronalen Netzes betrifft, ist häufig nicht im Detail bekannt, was dort genau passiert. Natürlich wurde die Arbeitsweise eines Neurons von jemandem programmiert. Aber wie das Neuronen-Netz die Daten verarbeitet, bleibt teilweise nach wie vor eine Black Box, in die man nicht hineinsehen kann [2], [3]. 

Je nach Architektur und Training des Neuronalen Netzes sowie der Art und Menge der Input-Daten kann die künstliche Intelligenz mehr oder weniger gute bzw. verlässliche Ergebnisse liefern. Die Technologie wird zukünftig vermutlich auf verschiedensten Fachgebieten vermehrt genutzt und weiter verbessert werden, so dass wir uns davor kaum verschließen können. 

Im klinischen Bereich soll (u.a. aufgrund ethischer Bedenken) nach bisherigem Stand eine KI keinen Arzt ersetzen [2], [4] – und damit keine weitreichenden Entscheidungen fällen, auch wenn es ihr möglich wäre. Auf EU-Ebene wurde erst Mitte März 2024 der «AI Act» zur Regulation von Künstlicher Intelligenz verabschiedet. Dieser besagt u.a., dass KI bei einem potenziell hohen Risiko für die Gesundheit nur eingesetzt werden darf, wenn bekannte und vorhersehbare Risiken in einer Risikoanalyse vorab dokumentiert wurden und Qualitätskriterien bei Trainingsdaten eingehalten werden [5]. 

Es liegt aber nahe, dass die KI unterstützend in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden soll. Besonders deshalb, weil sie schneller und vielschichtiger z.B. Änderungen erkennen kann als ein Mensch das könnte (z.B. bei der Verlaufskontrolle der MS). Es geht also vor allem darum, die Stärken der KI so gut wie möglich zu nutzen – gerade bei einer so komplexen Erkrankung wie der Multiplen Sklerose.  

Insgesamt betrachtet, könnte man KI bei verschiedensten MS-relevanten Themen einsetzen. Aktuell wird auch viel daran geforscht (was im Folgenden näher erklärt wird). Die KI kann also dazu beitragen, ein vollständigeres Bild der MS-Entstehung und -Erkrankung zu generieren sowie zielgerichtetere Therapieansätze zu ermöglichen. Inwieweit KI tatsächlich in der Klinik eingesetzt werden soll, wird uns wohl erst die Zukunft zeigen.  

Erkrankungsrisiko 

Allgemein bekannt ist schon seit längerer Zeit, dass MS häufiger Frauen betrifft als Männer. Dass sie die Diagnose meist im Alter von 20-40 Jahren erhalten und dass Bevölkerungen in Äquatornähe eine niedrigere Erkrankungsrate aufweisen, als weiter entfernte. Solche Informationen könnten prinzipiell verwendet werden, um vorab das Risiko einer MS-Erkrankung zu ermitteln. Doch diese Daten allein reichen nicht aus, um eine möglichst zuverlässige Aussage treffen zu können.  

Studien im Bereich der Genetik nutzen DNA-Sequenzen als Input für neuronale Netze, um das Erkrankungsrisiko genauer ermitteln zu können [6], [7]. KI wird auch bereits bei genomweiten Assoziationsstudien eingesetzt, um genetische Variationen in Verbindung mit dem Auftreten bestimmten Erkrankungen (wie z.B. MS) in Verbindung bringen zu können [8]. Erst kürzlich wurde (allerdings ohne KI) herausgefunden, dass die unterschiedliche Erkrankungsraten in Nord- und Südeuropa u.a. auf einen genetischen Vorteil im Bereich der Tierhaltung zurückzuführen wären [9]. Demzufolge hätten unsere Vorfahren weniger schwere akute Erkrankungen durch Erreger erleiden müssen, die von Tieren auf den Menschen übergesprungen sind – und als «Nebenwirkung» die MS-Erkrankung mit sich brachten. Weitere solcher genomweiten Assoziationen könnten mithilfe der KI möglicherweise schneller und umfassender erkannt werden. 

Die DNA-Sequenzierung selbst setzt allerdings eine kostenintensivere Laborarbeit voraus, die nach bisherigem Wissensstand nicht von einer KI ausgeführt wird. Eine DNA-Sequenzierung auf Kosten der Krankenkasse scheint bisher noch nicht in Sicht. Dennoch ist die Forschung auf diesem Gebiet ein wichtiger Baustein, um die Ursache der Erkrankung besser verstehen zu können. Und sogar, um z.B. das gleichzeitige Auftreten verschiedener Gen-Anomalien (Forschungsfeld der Genomics) in Kontext mit der MS sowie möglicher Auswirkungen auf den Krankheitszustand des Patienten zu bringen [10]. 

Biomarker 

Biomarker werden häufig im klinischen Bereich genutzt, um Hinweise auf vorliegende Krankheiten zu bekommen. Häufig werden Biomarker z.B. im Rahmen eines «Blutbildes» überprüft. Biomarker können prinzipiell auch in Speichel, Urin, Stuhl, Gehirn- & Rückenmarksflüssigkeit sowie Gewebe detektiert werden und Hinweise auf z.B. Stoffwechselstörungen liefern. Bei der Diagnose von MS wird bisher kein Blut- oder Urin-Biomarker herangezogen. Allerdings wird die Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit auf das Vorliegen von Antikörpern untersucht. 

Gerade bei Erkrankungen, bei denen wenig über Ursache und Zusammenhänge bekannt ist, wird in der Forschung u.a. an den «Omics» geforscht. Zum einen um ein besseres Verständnis der Erkrankung zu gewinnen. Zum anderen, um verlässliche Biomarker zu identifizieren, die später z.B. zu Diagnosezwecken oder zur Forschung zielgerichteter Medikamente eingesetzt werden können. Zu den «Omics» zählen z.B. «Genomics» (Erforschung sämtlicher DNA-Sequenzen des Genoms), «Proteomics» (Erforschung sämtliche Proteine im Körper) und «Metabolomics» (Erforschung sämtliche Stoffwechselprodukte im Körper).  

Im Hinblick auf die MS-Erkrankung wurden in verschiedenen Studien Auffälligkeiten bei den Omics entdeckt. Diese wurden in Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit, Blut- und Urinproben, Speichel, Tränenflüssigkeit sowie Hirngewebe gefunden [11], [12], [13], [14]. Dass die Analyse bestimmter Moleküle von Hirngewebe lebender Patienten im klinischen Bereich zukünftig eingesetzt wird, scheint weniger realistisch – und bleibt wohl auch zukünftig vorwiegend dem Forschungsbereich überlassen. Die Analyse von Blut-, Urin- und Speichelproben erscheint hingegen durchaus denkbar. Sogar die Analyse von Tränenflüssigkeit zeigt Auffälligkeiten bei MS-Erkrankten und könnte zukünftig möglicherweise anstelle der Analyse von Hirn- und Rückenmarksflüssigkeit eingesetzt werden (ohne einen invasiven Eingriff wie die Lumbalpunktion durchführen zu müssen). 

Die KI könnte unterstützend eingesetzt werden, um letztendlich einen verlässlichen Biomarker zu identifizieren [15]. Allerdings müssten vorher sehr viele Blutparameter (wie z.B. Eisenwerte oder Blutgerinnungsfaktoren sowie viele andere) von Blutproben vieler Probanden (gesunde sowie MS-Erkrankte) ermittelt werden, bevor die KI eine sinnvolle Auswertung vornehmen kann. Wenn solche umfassenden Studien durchgeführt und verlässliche Biomarker in Körperflüssigkeiten wie z.B. Blut ermittelt werden würden, wäre der Einsatz der KI auch im klinischen Bereich (z.B. zu Diagnosezwecken) gut vorstellbar. Bisher wird KI allerdings hauptsächlich im Kontext der Bilderkennung eingesetzt (siehe nächstes Kapitel) und weniger im Bereich Biomarker-Screening von Körperflüssigkeiten. 

Zwischenfazit 

Künstliche Intelligenz (KI) bietet vielversprechende Möglichkeiten in der Medizin, auch bei Multipler Sklerose (MS). Sie kann Muster und Anomalien erkennen, um genetische Risiken und Biomarker zu identifizieren. Trotz ethischer Bedenken und regulatorischer Hürden könnte KI zukünftig Diagnostik und Behandlung unterstützen.  

Im zweiten Teil des Artikels wird es um spezifische Anwendungen wie Bilderkennung, Spracherkennung, Ganganalyse und die Entwicklung von Medizinprodukten gehen. Diese Technologien könnten die Überwachung und Behandlung von MS signifikant unterstützen, indem sie präzisere und schnellere Ergebnisse liefern. 

Referenzen 

[1] ‘Künstliche Intelligenz’, Wikipedia. May 23, 2024. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=K%C3%BCnstliche_Intelligenz&oldid=245234182 
[2] D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, ‘Künstliche Intelligenz: Ethikrat empfiehlt strenge Vorgaben in der Medizin’, Deutsches Ärzteblatt. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/141824/Kuenstliche-Intelligenz-Ethikrat-empfiehlt-strenge-Vorgaben-in-der-Medizin 
[3] S. Beck, M. Faber, and S. Gerndt, ‘Rechtliche Aspekte des Einsatzes von KI und Robotik in Medizin und Pflege’, Ethik Med., vol. 35, no. 2, pp. 247–263, Jun. 2023, doi: 10.1007/s00481-023-00763-9. 
[4] ‘Ethikrat: Künstliche Intelligenz darf menschliche Entfaltung nicht vermindern’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.ethikrat.org/mitteilungen/mitteilungen/2023/ethikrat-kuenstliche-intelligenz-darf-menschliche-entfaltung-nicht-vermindern/?cookieLevel=not-set 
[5] ‘Künstliche Intelligenz: Diese Regeln fordern Ethik-Experten’, ZDFheute. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ki-regeln-gesetz-ai-act-eu-ethik-experten-100.html 
[6] S. Ghafouri-Fard, M. Taheri, M. D. Omrani, A. Daaee, and H. Mohammad-Rahimi, ‘Application of Artificial Neural Network for Prediction of Risk of Multiple Sclerosis Based on Single Nucleotide Polymorphism Genotypes’, J. Mol. Neurosci., vol. 70, no. 7, pp. 1081–1087, Jul. 2020, doi: 10.1007/s12031-020-01514-x. 
[7] Y. Naji, M. Mahdaoui, R. Klevor, and N. Kissani, ‘Artificial Intelligence and Multiple Sclerosis: Up-to-Date Review’, Cureus, vol. 15, no. 9, p. e45412, doi: 10.7759/cureus.45412. 
[8] J. Lin and K. Y. Ngiam, ‘How data science and AI-based technologies impact genomics’, Singapore Med. J., vol. 64, no. 1, pp. 59–66, Jan. 2023, doi: 10.4103/singaporemedj.SMJ-2021-438. 
[9] W. Barrie et al., ‘Elevated genetic risk for multiple sclerosis emerged in steppe pastoralist populations’, Nature, vol. 625, no. 7994, pp. 321–328, Jan. 2024, doi: 10.1038/s41586-023-06618-z. 
[10] M. Hartmann, N. Fenton, and R. Dobson, ‘Current review and next steps for artificial intelligence in multiple sclerosis risk research’, Comput. Biol. Med., vol. 132, p. 104337, May 2021, doi: 10.1016/j.compbiomed.2021.104337. 

[11] A. Jafari, A. Babajani, and M. Rezaei-Tavirani, ‘Multiple Sclerosis Biomarker Discoveries by Proteomics and Metabolomics Approaches’, Biomark. Insights, vol. 16, p. 11772719211013352, Jan. 2021, doi: 10.1177/11772719211013352. 
[12] J. Lötsch et al., ‘Machine-learning based lipid mediator serum concentration patterns allow identification of multiple sclerosis patients with high accuracy’, Sci. Rep., vol. 8, no. 1, p. 14884, Oct. 2018, doi: 10.1038/s41598-018-33077-8. 
[13] N. Ziliotto et al., ‘Coagulation Factor XII Levels and Intrinsic Thrombin Generation in Multiple Sclerosis’, Front. Neurol., vol. 9, p. 245, Apr. 2018, doi: 10.3389/fneur.2018.00245. 
[14] K. Göbel et al., ‘Prothrombin and factor X are elevated in multiple sclerosis patients’, Ann. Neurol., vol. 80, Oct. 2016, doi: 10.1002/ana.24807. 
[15] F. Nabizadeh et al., ‘Artificial intelligence in the diagnosis of multiple sclerosis: A systematic review’, Mult. Scler. Relat. Disord., vol. 59, p. 103673, Mar. 2022, doi: 10.1016/j.msard.2022.103673. 
[16] W. I. McDonald et al., ‘Recommended diagnostic criteria for multiple sclerosis: Guidelines from the international panel on the diagnosis of multiple sclerosis’, Ann. Neurol., vol. 50, no. 1, pp. 121–127, 2001, doi: 10.1002/ana.1032. 
[17] C. H. Polman et al., ‘Diagnostic criteria for multiple sclerosis: 2010 Revisions to the McDonald criteria’, Ann. Neurol., vol. 69, no. 2, pp. 292–302, Feb. 2011, doi: 10.1002/ana.22366. 
[18] ‘Wie funktioniert eine MRT? | Stiftung Gesundheitswissen’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/was-ist-eine-magnetresonanztomographie-mrt 
[19] Y. Hou, Y. Jia, and J. Hou, ‘Natural Course of Clinically Isolated Syndrome: A Longitudinal Analysis Using a Markov Model’, Sci. Rep., vol. 8, no. 1, p. 10857, Jul. 2018, doi: 10.1038/s41598-018-29206-y. 
[20] E. Svoboda et al., ‘Assessing clinical utility of machine learning and artificial intelligence approaches to analyze speech recordings in multiple sclerosis: A pilot study’, Comput. Biol. Med., vol. 148, p. 105853, Sep. 2022, doi: 10.1016/j.compbiomed.2022.105853. 

[21] F. J. F. Gerald, B. E. Murdoch, and H. J. Chenery, ‘Multiple Sclerosis: Associated Speech and Language Disorders’, Aust. J. Hum. Commun. Disord., Dec. 1987, doi: 10.3109/asl2.1987.15.issue-2.02. 
[22] ‘GRBAS.pdf’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.pucsp.br/laborvox/dicas_pesquisa/downloads/GRBAS.pdf 
[23] P. Plotas et al., ‘Speech deficits in multiple sclerosis: a narrative review of the existing literature’, Eur. J. Med. Res., vol. 28, no. 1, p. 252, Jul. 2023, doi: 10.1186/s40001-023-01230-3. 
[24] G. Noffs et al., ‘Speech metrics, general disability, brain imaging and quality of life in multiple sclerosis’, Eur. J. Neurol., vol. 28, no. 1, pp. 259–268, 2021, doi: 10.1111/ene.14523. 
[25] ‘Premiere: MS-Zentrum nutzt Sprachtests als digitale Biomarker’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.uniklinikum-dresden.de/de/presse/aktuelle-medien-informationen/premiere-ms-zentrum-nutzt-sprachtests-als-digitale-biomarker 
[26] ‘Zentrum für klinische Neurowissenschaften Dresden – Sprachanalyse’. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://msz.uniklinikum-dresden.de/studien/sprachanalyse 
[27] ‘Ganganalyse’, Wikipedia. Jan. 16, 2024. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ganganalyse&oldid=241237575 
[28] A. S. Alharthi, S. U. Yunas, and K. B. Ozanyan, ‘Deep Learning for Monitoring of Human Gait: A Review’, IEEE Sens. J., vol. 19, no. 21, pp. 9575–9591, Nov. 2019, doi: 10.1109/JSEN.2019.2928777. 
[29] J. F. Kurtzke, ‘Rating neurologic impairment in multiple sclerosis’, Neurology, vol. 33, no. 11, pp. 1444–1444, Nov. 1983, doi: 10.1212/WNL.33.11.1444. 
[30] B. M. Meyer et al., ‘Wearables and Deep Learning Classify Fall Risk From Gait in Multiple Sclerosis’, IEEE J. Biomed. Health Inform., vol. 25, no. 5, pp. 1824–1831, May 2021, doi: 10.1109/JBHI.2020.3025049. 

[31] K. Trentzsch et al., ‘Using Machine Learning Algorithms for Identifying Gait Parameters Suitable to Evaluate Subtle Changes in Gait in People with Multiple Sclerosis’, Brain Sci., vol. 11, no. 8, Art. no. 8, Aug. 2021, doi: 10.3390/brainsci11081049. 
[32] M. S. und G. Enwaldt, ‘Ärzte unter Zeitdruck: Medizin im Hamsterrad’, tagesschau.de. Accessed: May 03, 2024. [Online]. Available: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/arzt-zeitmangel-100.html 
[33] ‘DiGA-Verzeichnis’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00419 
[34] ‘DiGA-Verzeichnis’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://diga.bfarm.de/de/verzeichnis/00752 
[35] ‘GAIA – Digital Therapeutics | News’, Machine Learning Algorithms Reveal New Insights on GAIA’s Treatment Software. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://gaia-group.com/news/machine-learning-algorithms-reveal-new-insights-on-gaia-treatment-software.html 
[36] ‘Künstliche Intelligenz wird bald Arztbriefe schreiben’, Fraunhofer-Gesellschaft. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2023/august-2023/kuenstliche-intelligenz-wird-bald-arztbriefe-schreiben.html 
[37] C. for D. and R. Health, ‘Artificial Intelligence and Machine Learning (AI/ML)-Enabled Medical Devices’, FDA, May 2024, Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.fda.gov/medical-devices/software-medical-device-samd/artificial-intelligence-and-machine-learning-aiml-enabled-medical-devices 
[38] ‘Reflection paper on the use of artificial intelligence in the lifecycle of medicines | European Medicines Agency’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.ema.europa.eu/en/news/reflection-paper-use-artificial-intelligence-lifecycle-medicines 
[39] ‘Künstliche Intelligenz am Forschungsdatenzentrum im BfArM zur Erforschung von Anonymisierungsmöglichkeiten und AI-readiness (KI-FDZ)’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.bundesgesundheitsministerium.de/ministerium/ressortforschung/handlungsfelder/digitalisierung/ki-fdz 
[40] ‘BfArM – Pressemitteilungen des BfArM – Big Data gegen Lieferengpässe: BfArM fordert mehr Transparenz von der Pharmaindustrie’. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://www.bfarm.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/2021/pm11-2021.html 
[41] ‘Multiple Sklerose’, Wikipedia. May 06, 2024. Accessed: May 25, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Multiple_Sklerose&oldid=244726430 
[42] M. Chen and M. Decary, ‘Artificial intelligence in healthcare: An essential guide for health leaders’, Healthc. Manage. Forum, vol. 33, no. 1, pp. 10–18, Jan. 2020, doi: 10.1177/0840470419873123. 

Photo:

KI-generiertes Foto


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Magnesium ist nicht gleich Magnesium?

Diverse Magnesiumarten und ihre spezifischen Vorteile

Magnesium ist vielen vielleicht als Trockenmittel für die Hände noch aus dem Turnunterricht bekannt, hat aber viele gesundheitlich positive Eigenschaften. Es tritt als Mineral vor allem in der Form von anorganischen Verbindungen auf (Carbonate, Silicate, Chloride und Sulfate). Es wird aufgrund seines Einflusses auf das Säuren-Basen-Gleichgewicht auch als „basisches Mineral“ bezeichnet. Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl von organischen Magnesiumverbindungen (s.u.). 

Es ist wichtig für viele Funktionen im Körper wie z. B. für den Muskel-Stoffwechsel, den Vitamin D-Stoffwechsel, für das Nervensystem, den Knochenaufbau u. v. mehr. Gerade für MS-Betroffene, die unter Fatigue zu leiden haben, ist Magnesium wichtig, denn es unterstützt die Energiebildung in den Mitochondrien, also unseren körpereigenen „Minikraftwerken“ in jeder einzelnen Zelle. 

Warum Magnesium supplementieren? 

Generell ist die Supplementation mit Magnesium bei MS-Erkrankten mit einer Reihe von potentiellen Vorteilen verbunden. In der Übersicht sind dies: 

Magnesium hat nachweislich neuroprotektive Eigenschaften, die dazu beitragen können, Nervenzellen vor Schäden zu schützen. Dies ist besonders wichtig bei MS, wo das Immunsystem die Myelinscheide angreift, die die Nervenfasern schützt. 

Magnesium spielt eine Rolle bei der synaptischen Plastizität, die für Lernen und Gedächtnis entscheidend ist. Eine verbesserte synaptische Funktion kann dazu beitragen, einige kognitive Defizite im Zusammenhang mit MS abzumildern. 

Magnesium hat eine entzündungshemmende Wirkung, die dazu beitragen kann, die für MS charakteristische chronische Entzündung zu verringern. 

Magnesium ist wichtig für die Muskelfunktion und -entspannung. Es kann helfen, Muskelkrämpfe, Spasmen und Schmerzen zu lindern, die häufige Symptome bei MS-Patienten sind. 

Ein angemessener Magnesiumspiegel ist für eine gute Nervenleitung unerlässlich. Dies kann dazu beitragen, die motorischen Funktionen zu verbessern und Symptome wie Taubheit und Kribbeln zu verringern. 

Magnesium spielt eine Rolle bei der Modulation des Immunsystems. Durch die Beeinflussung der Immunreaktionen kann Magnesium dazu beitragen, die Autoimmunangriffe auf die Myelinscheide bei MS zu verringern. 

Magnesium kann dazu beitragen, die Integrität der Blut-Hirn-Schranke aufrechtzuerhalten und das Eindringen schädlicher Substanzen zu verhindern, die die MS-Symptome und das Fortschreiten der Krankheit verschlimmern können. 

Eine Magnesiumergänzung kann dazu beitragen, das Energieniveau zu verbessern und die Fatigue zu verringern (s.o.).

Magnesium hat bekanntermaßen eine beruhigende Wirkung auf das Nervensystem und hilft, Stress und Ängste abzubauen, was für MS-Patienten, die mit der psychischen Belastung durch die Krankheit zu kämpfen haben, von Vorteil sein kann. Es unterstützt einen geregelten Schlaf. 

Eine Magnesiumergänzung, insbesondere in Form von Magnesium-L-Threonat (s.u.), das die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann, verbessert potentiell die kognitiven Funktionen. 

Magnesiumverbindungen 

Als organisch (statt mineralisch) gebundenes Magnesium hat es ggf. eine höhere Verwertbarkeit (z.B. [1]), aber es gibt viele Möglichkeiten, denn jede Magnesiumverbindung ist unter den natürlich schwankenden pH-Wert-Bedingungen im Darmtrakt unterschiedlich gut löslich. 

Deshalb ist ein Mix aus verschiedenen Magnesiumverbindungen günstig. Namhafte Hersteller von Supplementen bieten daher Komplex-Produkte an, die typischerweise 5 – 10 Magnesiumverbindungen enthalten. Wer es sich zutraut, kann natürlich auch seine eigene Kombination auswählen. 

Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal von verschiedenen Magnesiumverbindungen ist ihr Gehalt an elementarem Magnesium. Während Magnesiumoxid viel Magnesium liefert, aber nur bei einem sauren pH-Wert gut löslich ist, enthält Magnesiumcitrat zwar wenig Magnesium, dieses ist aber auch bei basischeren pH-Werten für den Körper noch gut verfügbar. 
Es gibt also z.B. schnell verfügbare Magnesiumverbindungen (wenn Magnesium z.B. an Aminosäuren gebunden ist) wie Trimagnesiumdicitrat und Magnesium(bis)glycinat oder Magnesium-Malat (an Apfelsäure gebunden) sowie nur langsam aufgenommene Formen wie Magnesiumoxid (mineralisch gebunden), die dafür langfristiger wirken können. 

Überblick über diverse Formen von Magnesium

Magnesiumcitrat

Citrat-Verbindungen (= Magnesiumsalz der Citroensäure) enthalten zwar nur 8-15 % elementares Magnesium, aber gerade davon wird vom Körper besonders viel – und besonders rasch! – resorbiert, da sie bestens bioverfügbar sind. Magnesiumcitrat erhöht den Flüssigkeitsspiegel im Verdauungstrakt und kurbelt die Produktion von Magensäure an. Es dient auch zur Zellentsäuerung, da es leicht in Zellen eindringen kann. Hiervon sollte man keine zu hohe Dosierung auf einmal schlucken, sonst könnte es evtl. Durchfall geben (es sei denn, man möchte wegen Verstopfung genau dies errreichen).

Schon alleine beim Magnesiumcitrat gibt es mehrere Verbindungen: Dibasisches Magnesiumcitrat (Magnesiumhydrogencitrat) und TriMagnesiumdicitrat (= tribasisches) – und schon hier lohnt eine genauere Betrachtung: Zum einen beinhaltet Magnesiumhydrogencitrat weniger elementares Magnesium als TriMagnesiumdicitrat und zum anderen liegt der pH-Wert von Magnesiumcitrat bei ca. 3,5 – 4,5 (sauer) und der von TriMagnesiumdicitrat bei einem pH-Wert von ca. 7 – 8 (basisch).
Es wird zum einen weniger TriMagnesiumdicitrat benötigt, um die gewünschte Magnesiummenge aufzunehmen und es wird zudem durch seine basische Eigenschaft leichter verdaulich. 

Magnesiumhydrogencitrat wird in der Medizin gerne als gut verträgliches Abführmittel verwendet. Auch wird es bei Bedarf direkt oder in Wasser gelöst eingenommen, um den Magnesiumionengehalt im menschlichen Körper zu steigern (rezeptfrei in der Apotheke).

Magnesiumglycinat

Eine noch bessere Bioverfügbarkeit hat das an die Aminosäure Glycin gebundene Magnesiumglycinat. Es ist sanft für den Magen und das am besten verträgliche Magnesium und daher ideal für Personen, die auf eine Magnesium-Gabe schnell mit Durchfällen reagieren.
Es wirkt entspannend und beruhigt die Nerven. Es ist das mit Abstand beste Magnesium für unseren von Stress und Verspannungen geprägten Lebensstil und kann einem gesunden und erholsamen Schlaf unterstützend zur Seite stehen.

Magnesiumgluconat

Magnesiumgluconat ist auch mit eine der bioverfügbarsten Magnesiumverbindungen. Es soll Herz und Leber am besten unterstützen und den Stoffwechsel harmonisieren. Es ist bestens für Personen mit geringem Blut-Magnesium-Gehalt geeignet.

Magnesium-Malat

Apfelsäure (Malat) ist ein wichtiger Bestandteil der Energieproduktion im Körper (ATP-Haushalt) und besonders gut für Menschen mit Erschöpfungszuständen (oder die bereits am chronischen Erschöpfungssyndrom leiden). Zudem hebt es die Stimmung, lindert Schmerzen, steigert die Produktion von Magensäure (hilft so bei der Verdauung von Speisen). Magnesium-Malat entspannt die Muskelzellen und steigert gleichzeitig deren Energieniveau. Es ist die empfohlene Magnesiumform für Personen, die unter Fibromyalgie, Müdigkeit und Muskelschmerzen leiden. Magnesium-Malat ist gut verträglich und hat auch eine sehr hohe Bioverfügbarkeit. Außerdem soll es bei der Entgiftung helfen: Apfelsäure überwindet die Blut-Gehirn-Schranke (was nur wenige Stoffe können) und bindet so auch Aluminium im ZNS (hilft, dieses Metall von einem bestimmten Enzym wegzuziehen, damit sich an dessen Stelle Magnesium an den Rezeptor anheften und das Wachstum der Nervenzellen und der Zellkommunikation fördern kann). Das schädliche Aluminium kann dann aus Gehirn und Körper ausgeschieden werden. Magnesium-Malat fördert auch die Ausscheidung einiger anderer potenziell toxischer Metalle (wie Blei), sollte aber besser nicht abends, sondern (wegen der Energetisierung) vielleicht besser vormittags eingenommen werden.

Magnesium L-Threonat

Diese spezielle Form ist die zweite Magnesiumform, die die Bluthirnschranke überwinden kann [4] und erhält dort die Menge der synaptischen Verbindungen zwischen den Gehirnzellen aufrecht. Die Dichte der Synapsen ist für die Lern- und Speicherfähigkeit essentiell. Die Substitution dieser Magnesiumverbindung kann zur Verbesserung des Kurz- und Langzeit- sowie des räumlichen Gedächtnisses führen und die kognitive Funktion unterstützen.

Auch in Bezug auf die Neuroprotektion mit Blick auf Morbus Alzheimer wurden in Verbindung mit Atorvastatin (Wirkstoff zur Triglyceridsenkung) im Tiermodell signifikante positive Effekte gefunden [5].  

Mehrere Quellen weisen darauf hin, dass Magnesium-L-Threonat die Schlafqualität verbessern kann. So wurde in einer Studie festgestellt, dass die Einnahme eines Magnesium-L-Threonat-Präparats die subjektiven Messwerte für Schlaflosigkeit, einschließlich Schlafdauer, Latenzzeit beim Einschlafen, Schlafeffizienz und frühmorgendliches Aufwachen, verbesserte. 

Wir haben im Artikel „Magnesiumverbindung für das Gehirn“ schonmal über Magnesium L-Threonat berichtet.

Magnesiumorotat

Magnesiumorotat hat eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislaufsystem, denn Orotat, eine vitaminähnliche Substanz, sorgt dafür, dass das Magnesium im Herzmuskelgewebe besser gebunden und wirksam werden kann. Und Orotsäure kann verhindern, dass sich der ATP-Spiegel im Herzen völlig entleert [2]. Es kurbelt die Energieproduktion an.

Da Orotat Magnesium besser in Zellen einschleusen kann, ist an Orotat gebundenes Magnesium in der Lage, auch beanspruchte Muskelzellen zu regenerieren.

Vorsicht: Magnesiumorotat kann bei langfristiger Einnahme die Harnsäure im Körper erhöhen.

Magnesiumtaurat

Auch Magnesiumtaurat unterstützt besonders die Herzfunktion. Es hat kaum laxative (= abführende) Wirkung.

Magnesiumascorbat

Gebunden an Ascorbinsäure kann Magnesium – dosisabhängig – eine abführende Wirkung haben; eignet sich also auch gut als natürliches Abführmittel (auch in der Reise-Apotheke).

Magnesiumchlorid

Magnesiumchlorid ist besonders gut für Menschen mit Magenproblemen oder Refluxkrankheit geeignet und kurbelt die Produktion von Magensäure an.

Magnesiumphosphat

Magnesiumphosphat taugt auch als Abführmittel und ist ein Säureregulator (auch als E343 ein Trennmittel in Lebensmitteln).

Magnesiumsulfat

Bekannt als Bittersalz (für vollständige Darmentleerungen); wird auch oft für Bäder verwendet.

Magnesiumoxid

Magnesiumoxid ist (da am billigsten) die häufigste angebotene Magnesiumform, abführend und gegen Sodbrennen. Es hat zwar einen hohen Anteil von elementarem Magnesium (57 %), wovon aber wegen sehr schlechter Resorption kaum was im Blut ankommt. Außerdem benötigt es im Darm eine lange Resorptionszeit von 2-3 Tagen, so dass sich im Durchschnitt eine Bioverfügbarkeit von letztendlich bloß ca. 20 % ergeben könnte. Aber zusammen mit anderen Magnesiumformen in einer langfristigen Substitution kann es durchaus Sinn ergeben.

Fazit

Es gibt viele Magnesium-Verbindungen (hier kein Anspruch auf Vollständigkeit) und durch ihren unterschiedlichen Magnesiumgehalt und ihre unterschiedlichen Aufnahmebedingungen (pH-Wert und Verweilzeiten im Darm) ist ein Komplex mehrerer Magnesiumarten – was die Bioverfügbarkeit angeht – im Vorteil. Fortgeschrittene können sich den individuellen Mix selbst zusammenstellen – gegebenenfalls auch getrennt für verschiedene Zwecke zu unterschiedlichen Tageszeiten. Ob als reines Pulver oder in Kapselform darf dem eigenen Befinden angepasst sein.

Einen umfassenden Artikel zum Thema Magnesium gibt es kostenlos bei unserem Schwesterprojekt „Der NährstoffAllianz“: https://naehrstoffallianz.dsgip.de/naehrstoff/magnesium/  

Übrigens:
Die schwefelhaltige Aminosäure Taurin stimuliert die Aufnahme von Magnesium und vermindert das ‚Entweichen‘ von Magnesium aus der Zelle. Gleichzeitig wird es für Gehirn, Muskeln, Organgewebe, Netzhaut und den Gallendurchfluss benötigt wird. Taurin soll die Muskelregenerierung unterstützen können, gegen Muskelermüdung wirken und dient als Antioxidans. [3]


Referenzen

[1] Lindberg, J. S., Zobitz, M. M., Poindexter, J. R. & Pak, C. Y. (1990). Magnesium bioavailability from magnesium citrate and magnesium oxide. Journal of The American College of Nutrition, 9(1), 48–55. https://doi.org/10.1080/07315724.1990.10720349

[2] F. L. Rosenfeldt u. a.: Mechanism of cardioprotective effect of orotic acid. In: Cardiovascular Drugs and Therapy. 12, Suppl. 2, 1998, PMID 9794090, S. 159–170.

[3] Bouckenooghe T, Remacle C, Reusens B. Is taurine a functional nutrient? Curr Opin Clin Nutr Metab Care 2006. DOI: 10.1097/01.mco.0000247469.26414.55. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17053427/

[4] Mathew, A.A., Panonnummal, R. A Mini Review on the Various Facets Effecting Brain Delivery of Magnesium and Its Role in Neurological Disorders. Biol Trace Elem Res 201, 4238–4253 (2023).
https://doi.org/10.1007/s12011-022-03517-8 

[5] Gangoda DM, Saiyed MS, Pathan SR, et al. Enhanced Neuroprotective Synergy of Atorvastatin and Magnesium L-Threonate in a Rat Model of Alzheimer’s Disease Induced by Aluminum Chloride. Cureus. 2023;15(11):e48400. Published 2023 Nov 6. doi:10.7759/cureus.48400.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38074017/  

[6] Abbasi B, Kimiagar M, Sadeghniiat K, Shirazi MM, Hedayati M, Rashidkhani B. The effect of magnesium supplementation on primary insomnia in elderly: A double-blind placebo-controlled clinical trial. J Res Med Sci. 2012;17(12):1161-1169. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23853635/  


Bildquelle: Foto von LOGAN WEAVER | @LGNWVR auf Unsplash 


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Die Stoßtherapie – und was Sie darüber wissen sollten  

von Kirsten 

Keine Angst! Das Folgende ist keiner Weise dafür gedacht, über die Wirksamkeit der Stoßtherapie (auch als Pulstherapie bezeichnet) zu philosophieren. Es ist vielmehr dafür gedacht, Ihnen manche Ängste zu nehmen! Denn es gibt einige Aspekte, die vor allem den frisch diagnostizierten MS-Erkrankten nicht unbedingt bewusst sind. Auf diese möchte ich Sie nun hinweisen. Vor allem deshalb, weil ich immer wieder mitbekomme, dass einige Effekte der Stoßtherapie von MS-Erkrankten zunächst der Erkrankung selbst zugeschrieben werden und daher für umso mehr Angst vor der Krankheit sorgen. 

© Foto: MasterTux auf Pixabay.com

Cortison

Wenn Sie die Diagnose MS erhalten, dann befinden Sie sich vermutlich in einem akuten Schub – also in einem akuten Entzündungsgeschehen. Ihnen werden an 3-5 Tagen jeweils eine Dosis von 1 g des entzündungshemmenden Wirkstoffs (Methyl-)Prednisolon per Infusion verabreicht – oder Sie erhalten stattdessen Tabletten mit einem dieser oder ähnlicher Wirkstoffe. 

Die häufig eingesetzten Wirkstoffe Prednisolon bzw. Methyl-Prednisolon sind dem Steroidhormon “Cortisol” nachempfunden, das Ihnen als Stresshormon bekannt sein dürfte [1],[2]. Dieses gilt allgemein als entzündungshemmend und wird daher bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Einige Effekte werden sich recht schnell bei Ihnen bemerkbar machen, wie z.B. die Schlaflosigkeit, ein erhöhter Appetit sowie ein erhöhter Blutdruck. Manche Symptome reduzieren sich relativ schnell nach der Stoßtherapie wieder.  

Abbau der Muskel- und Knochenmasse als mögliche Nebenwirkung

Was vielen Erkrankten nicht unbedingt bewusst ist – und was ich besonders erwähnenswert finde – ist Folgendes: Egal, ob es sich um Cortisol selbst oder die synthetischen Cortisol-Derivate wie Prednisolon bzw. Methylprednisolon handelt – gerade in so ultrahohen Dosierungen (wie sie bei der MS-Stoßtherapie verabreicht werden) ist es sehr katabol [3]. Das heißt, es baut stark Muskel- und Knochenmasse ab! Um dem Knochenabbau entgegenzuwirken, wird Ihnen deshalb während der Stoßtherapie z.B. täglich eine Tablette verabreicht, die Calcium und Vitamin D beinhaltet. Gerade für Ihre Zähne wäre es daher gut, wenn Sie diese für einige Zeit mit Zahnaufbau-Präparaten zusätzlich unterstützen. Und sich auch nach der Stoßtherapie einige Zeit weiter mit z.B. calciumreichen Mineralwasser und Vitamin-D-Präparaten versorgen.  

Was den Muskelabbau betrifft, so macht sich dieser recht schnell nach der Stoßtherapie bemerkbar. Denn man kann sich anfangs nur wenig bewegen. Bereits kleine Strecken kosten sehr viel Kraft und bescheren einem danach einen riesigen Muskelkater.  

Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Sie pro Tag eine mehrere 1.000-fache Dosis an Cortisol bekommen haben, als die, die natürlicherweise in Ihrem Körper zirkuliert [4].  

Sie werden nach der Stoßtherapie wieder Muskulatur aufbauen. Zum einen, weil Sie kein kataboles Cortisol-Derivat mehr verabreicht bekommen. Zum anderen, weil Sie sich ein wenig und hoffentlich zunehmend mehr bewegen werden und der Körper daher wieder einiges aufbauen wird. Wie gerade beschrieben, spüren Sie gerade anfangs relativ häufig Muskelkater, nachdem Sie sich bewegt haben. Aber Sie sollten sich auch im Klaren darüber sein, dass dieser rasante Muskelabbau nicht in wenigen Tagen wieder ausgebügelt werden kann. Es braucht in etwa 3 Monate oder länger, um in etwa den Fitnesszustand von vor der Stoßtherapie wieder hergestellt zu haben – sofern Ihnen Bewegung möglich ist und Sie sich regelmäßig etwas bewegen.  

Bitte bedenken Sie dabei, dass eben dieser Muskelaufbau auch Kraft und Energie kostet. Und Sie auch aus diesem Grund eine vermeintliche Fatigue-Symptomatik verspüren werden, die eben nicht allein der Krankheit zuzuschreiben ist! Gerade für die Muskulatur erscheint die Einnahme von Magnesium-Präparaten bzw. magnesiumreichen Mineralwasser sinnvoll, um einem übermäßig erhöhten Muskeltonus zumindest etwas entgegenzuwirken. Magnesium ist auch einer der wichtigsten Kofaktoren für Vitamin D, sodass die Einnahme in jedem Fall sinnvoll erscheint. 

Weitere mögliche Folgen der Hormonumstellung

Des weiteren haben vor allem diese großen Mengen an Stresshormon noch einige Zeit Einfluss auf die Verdauung. Diese Verdauungsbeschwerden könnten fälschlicherweise als Krankheitsbeschwerden verstanden werden, da bei MS die Darm-Funktion beeinträchtigt sein kann. Möglicherweise wird eine bestehende Krankheitssymptomatik verschlimmert und erscheint daher zermürbender, weil man sich des verstärkenden Effekts des Cortisols nicht bewusst ist.  

Wie bereits erwähnt, ist Cortisol selbst ein natürliches Hormon im menschlichen Körper. Zwischen verschiedenen Hormonen besteht ein gewisses Gleichgewicht, denn verschiedene Enzyme ermöglichen die Umwandlung eines Hormons in ein anderes. Wenn dem Körper nun eine große Menge einer Hormonsorte zugeführt wird, gerät das hormonelle Gleichgewicht gehörig ins Wanken. Das bedeutet, dass es in den folgenden Wochen bei Frauen z.B. zu starken und heftigen Blutungen kommen kann – oder die Menstruation stattdessen einige Zeit komplett ausbleibt. Bei Männern kann es darüber hinaus zu Potenzstörungen kommen, die wiederum eine depressive Stimmungslage hervorrufen können [5]. Auch bei diesen Störungen kann also zunächst keine klare Abgrenzung zu krankheitsspezifischen Symptomen getroffen werden, da sowohl sexuelle Funktionsstörungen als auch Depressionen auch als Krankheitssymptome der MS bekannt sind.  

Zudem ist vermutlich auch die Regulierung Ihrer Körpertemperatur in den kommenden Wochen etwas verändert. Denn Sie werden – ausgelöst durch das “Stresshormon” Cortisol – viel innere Hitze verspüren. Und diese kann wiederum zu einer Verstärkung des Uhthoff-Phänomens führen – also z.B. zu einem verstärkten Kribbeln an Händen und Füßen [6]. Diese Symptomatik kann durch den Einsatz von Kühlbändern und Kühlwesten oder dem Konsum von kühlen Getränken etwas reduziert werden. 

Cortisol kann außerdem Einfluss auf die Psyche nehmen, da hierdurch etliche Einflussfaktoren aus dem hormonellen Gleichgewicht geraten. Manche Patienten reagieren euphorisch (vor allem während der Stoßtherapie). Bei anderen hingegen kann eine Depression ausgelöst oder verstärkt werden (insbesondere nach Rückkehr des Cortisolspiegels auf Normalniveau). Eine solche Reaktion – besonders wenn sie sich als Depression äussert – wird somit also nicht unbedingt bzw. allein durch den Schub selbst ausgelöst. Dieser Aspekt sollte im Rahmen einer bestehenden psychotherapeutischen Behandlung unbedingt berücksichtigt werden [7],[8],[9]. 

Fazit

Sie wissen nun, dass Cortisol (bzw. ein wirkungsähnliches Präparat wie Methyl-Prednisolon oder Prednisolon) als Nebenwirkungen einige Effekte hervorrufen oder verstärken kann, die manchen MS-Symptomen ähnlich sind – wodurch eine klare Abgrenzung zu einigen krankheitsspezifischen Symptomen nicht möglich ist. Es wird einige Wochen dauern, bis mögliche Nebenwirkungen der Stoßtherapie abgeklungen und verbleibende Beschwerden allein auf die MS-Erkrankung zurückzuführen sind. 

Sie wissen nun außerdem, dass Ihr Körper Ihre Unterstützung beim Wiederaufbau braucht! Und dass er etwas Zeit benötigt, einiges wiederherzustellen, das durch die Stoßtherapie abgebaut wurde. Unterstützen Sie Ihren Körper so gut es geht und es Ihnen möglich ist! Überfordern Sie sich dabei nicht und räumen Sie sich auch immer wieder Pausen ein, wenn Sie welche brauchen!  

Kirsten von Life-SMS

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Weiterführender Artikel:

Kortisontherapie auf lsms.info 

Referenzen

[1] ‘Prednisolon – Wikipedia’. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/wiki/Prednisolon 

[2] ‘Methylprednisolon’, Wikipedia. Oct. 03, 2023. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Methylprednisolon&oldid=237842128 

[3] ‘Cortisol’, Wikipedia. Oct. 27, 2023. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cortisol&oldid=238550036 

[4] ‘pflanzli.ch – Erfahrungsbericht Multiple Sklerose’. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://pflanzli.ch/ 

[5] ‘Therapie mit Glukokortikoiden – http://www.endokrinologie.net’. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://www.endokrinologie.net/krankheiten-glukokortikoide.php 

[6] ‘Uhthoff-Phänomen’, Wikipedia. Apr. 23, 2021. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Uhthoff-Ph%C3%A4nomen&oldid=211214710 

[7] G. L. Online, ‘Prednisolon – Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste’, Gelbe Liste Online. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Prednisolon_76 

[8] ‘Cortison’, Wikipedia. Aug. 21, 2023. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cortison&oldid=236609797#Nebenwirkungen 

[9] ‘Stresshormonregulation und Depressions­risiko – Perspektiven für die antidepressive Behandlung’. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://www.mpg.de/4752810/antidepressive-behandlung 

Foto: MasterTux auf Pixabay.com


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Bitte(r) genießen: Bitterstoffe in Bitterkräutern und -gemüsen 

Am Ostersonntag (31.3.24) ging es hier passend zum Frühling um:  Eine bittere Angelegenheit: Bitterstoffe  

Kirsten, die qualifizierte Verstärkung des Life-SMS-Teams, hat darin anschaulich dargestellt und durch viele Referenzen belegt, welchen positiven Nutzen von Multipler Sklerose Betroffene von Präparaten haben, die Pflanzen mit genießbaren Bitterstoffen beinhalten. Der Vorteil solcher fertigen Pflanzenpräparate in Form von Tropfen, Säften oder Tabletten ist, dass man ohne die Bitterrezeptoren im Mundbereich allzu stark anzusprechen, die gesundheitlichen Vorteile der enthaltenen Bitterstoffe auch in höherer Konzentration genießen kann, denn durch Geschmacks-Rezeptoren für Bitterstoffe im Darm können sie trotzdem wirken. 

Bei Teeaufgüssen mit solchen Pflanzen wird die Konzentration von Bitterstoffen schon geringer, aber sie ist immer noch so hoch, dass die geschmackliche Bitternote im Mund schon wesentlich anspruchsvoller ist. Da muss manch eine/r sich vielleicht erst langsam rantasten. 

Ebenso ist Rantasten zu empfehlen beim direkten Verzehr von genießbaren (!) Bitterpflanzen, z.B. Löwenzahnblättern im Salat oder Guter Heinrich zubereitet wie Spinatgemüse. Aber es lohnt. Denn auch hier profitieren wir von den positiven Wirkungen auf unseren Körper und da das Frühjahr noch lang ist, heute als kleine Fortsetzung ein Weckruf zum Genießen! 

Blatt und Blütenstand des Guten Heinrichs – prima als Spinat genießbar

Von wegen bitter

Bitterstoffe, die wir über Pflanzen reichlich in unserer Ernährung haben sollten, sind eigentlich nur noch als “Kräuterbitter” bekannt.  

Durch Züchtung wurde der Gehalt an Bitterstoffen in vielen Obst- und Gemüsesorten bewusst verbannt bzw. stark reduziert, um sie für unsere heutige an süß gewöhnte Bevölkerung schmackhafter zu machen. So haben Chicorée, Endivie, Grünkohl und Radicchio ihren leicht bitteren Geschmack heutzutage leider immer seltener. Natürliche Bitterstoffe stecken fast nur noch in Artischocken, Mangold, Rosenkohl, Rucola und in Wildkräutern wie Andorn, Brennnessel, Beifuß, Giersch, Löwenzahn, römischer Kamille, Schafgarbe, Wermut und Wegwarte; doch diese werden im Gegensatz zur z. B. Nachkriegsgeneration kaum noch verzehrt. Viele kennen noch nicht einmal die Namen, geschweige denn die Pflanzen und wissen, dass diese genießbar sind. Dadurch hat der natürlicherweise vorkommende bittere Anteil in unserer Ernährung stark abgenommen und der bittere Geschmack ist vielen von uns nicht nur fremd, sondern schon äußerst unangenehm.  

Das ist gesundheitlich sehr bedenklich, denn pflanzliche Bitterstoffe in unserer Ernährung hatten schon immer ihren gesundheitlichen Sinn – und in der heutigen fettlastigen Ernährungsweise sogar noch viel mehr als in früheren „magereren“ Zeiten. Es empfiehlt sich daher sehr, die Geschmacksknospen wieder mehr an Bitterstoffe zu gewöhnen – zumindest an die eigentlich genießbaren in unserem Gemüse (wir sprechen hier nicht von den Bitterstoffen, die uns vor ungenießbaren oder giftigen Pflanzen warnen sollen; diese sind wirklich extrem bitter, sodass man das Gegessene reflexhaft wieder ausspuckt). 

Es gibt auch Bitterpflanzen, die in kleinen Mengen gesund, in größeren Mengen aber gerade wegen ihres hohen Bitterstoffgehaltes ungenießbar sind. Dazu gehören zum Beispiel Enzian, Tausendgüldenkraut und Wermut, welchen man nur als Gewürz oder Tee nutzt, also in kleinsten Mengen, aber so am besten täglich. 

Denn er – wie die anderen Bitterpflanzen – ist sehr hilfreich für Verdauung, Darmmikrobiom, Immunsystem, Leber (s. den oben erwähnten vorangegangenen Newsfeed). 

Verdauungsprobleme durch zu wenig Bitterstoffe 

Durch ein schlecht funktionierendes Verdauungssystem können wichtige Nährstoffe nicht genügend aufgenommen und Giftstoffe nicht vollständig ausgeschieden werden. Die Darmflora gerät aus der Balance und krank machende Keime können sich eher vermehren als die gesund erhaltenden Keime. 

Doch die Bitterstoffe in genießbaren Wildkräutern unterstützen unsere Leber-, Magen- und Darmgesundheit.  Sie regen über Rezeptoren auf den Geschmacksknospen die Speichel-und Magensaftproduktion an. Dies führt zu einer vermehrten Ausschüttung des Hormons Gastrin im Magen. Dieses Hormon regt die Produktion von Gallen- und Bauchspeichelflüssigkeit an und erleichtert den gesamten (Fett-)Verdauungsvorgang. Die Entgiftungstätigkeit der Leber wird somit ebenfalls unterstützt.  

Die Natur hat sich etwas dabei gedacht, dass wir Menschen nicht nur im Mund, sondern im gesamten Verdauungstrakt Bitterstoffrezeptoren haben. Schade, wenn wir dieses naturgegebene Potential verkümmern lassen. 

Außerdem mögen sich bei einer Ernährung mit vielen Bitterstoffen unliebsame Parasiten nicht so gerne im Darm ansiedeln. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Darm- und damit Immungesundheit. 

Zudem hat man bei allen grünen Bitterkräutern zusätzlich die Vorteile von Chlorophyll und wie bei vielen Wildkräutern auch bei Bittergemüsen die im Newsfeed vom 3.3. Gewagter wilder Vorsatz: Wildkräuter futtern beschriebenen Vorteile, wie z.B. die Aktivierung von Nrf2, einem wichtigen Transkriptionsfaktor, der in vielen sekundären Pflanzenstoffen (Phytaminen) steckt und neben Schutz vor oxidativem Stress auch in der Diskussion steht, Schutz vor Silent Inflammation und Mitochondriopathie zu bieten. Positive Effekte wurden gerade bei Autoimmun-/neurodegenerativen Erkrankungen gesehen [1], [2].  

Tipps

In Zitrusfrüchten sitzen die wertvollen Bitterstoffe am meisten in den weißen Häutchen und der weißen Schicht der Schale; wird also von vielen einfach weggeworfen. Schimmelfrei (!) getrocknet und fein vermahlen kann man diese aber als „Zitrusstaub“ genießen (z.B. über und in Salaten, Desserts usw.) oder so wie manche zumindest noch Pomeranzenschalen kennen und nutzen. 

Aber Bitterstoffe sind hitzeempfindlich! Daher jegliche Nahrungsmittel mit solchen Bitterstoffen also möglichst roh oder nur kurz gedämpft verzehren. 

Werden Bitterstoffe vor einer Mahlzeit eingenommen, können sie aufgrund der Anregung von Verdauungssäften den Appetit steigern; aber auch die Entgiftung steigern.  
Werden sie jedoch unmittelbar nach einer Mahlzeit eingenommen, unterstützen Bitterstoffe die Verdauungsorgane und können Abhilfe bei Magenkrämpfen, Völlegefühl und Blähungen verschaffen.  

Viele verwenden Bitterkräuter auch, um den Appetit auf Süßes zu stoppen, Heißhungerattacken und einem unnormal verstärkten Hungergefühl etwas entgegenzusetzen. 

Sind Bitterstoffe für jeden geeignet? 

Bei bestehenden Gallensteinen, Magengeschwüren, Zwölffingerdarmgeschwüren oder akutem Sodbrennen empfiehlt sich – neben einer einschleichenden, vorsichtigen Dosierung – das Gespräch mit einem Heilpraktiker oder Arzt. 

Vorsicht bei Bitterstoffen aus diesen Gemüsen 

Wenn Hobbygärtner ihr eigenes – statt jährlich neu gekauftes – Saatgut von Kürbisgewächsen (Zucchini, Kürbis, Gurke, Melone) nutzen, entstehen giftige Cucurbitacine. Diese schmecken bitter – und sind giftig!! 

Und aufgrund ihrer Enzym- und Transporter-blockenden Wirkungsmöglichkeit sollte man Grapefruits genügend zeitversetzt zu Medikamenten einnehmen! [3] Dies am besten vorher mit Ihrem Arzt besprechen.  

Fazit

Wie bereits im vorigen Newsfeed beschrieben, gibt es gerade bei Multipler Sklerose – und eigentlich für jeden Menschen – zahlreiche gesundheitliche Aspekte, die für den Verzehr von Bitterstoffen (z.B. in speziellen Bitterstoffpräparaten wie Kräuterbitter) sprechen. Der Weg über natürliche Lebensmittel mit hohem Bitterstoffgehalt kann ein genussvolles Erlebnis sein, und es lohnt sich, dies (unter Beachtung der oben beschriebenen Gefahrenaspekte!) sofort selbst zu erproben, statt lange auf aussagekräftigere Studien warten zu müssen. Das Frühjahr und der Frühsommer bieten dazu die beste Gelegenheit.

Ihr Team von Life-SMS

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Referenzen

[1] Xue Ba, Zhigang Bian, Meng Zhang, ‘Targeting the Nrf2 signaling pathway using phytochemical ingredients: A novel therapeutic road map to combat neurodegenerative diseases’, Review Phytomedicine  2023,  Jan:109:154582.  doi: 10.1016/j.phymed.2022.154582. Epub 2022 Nov 30. 

[2] Robert Barring, Uwe Gröber, ‘Der Genius von NRF2’, Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2022; 20(02): 38-42,  DOI: 10.1055/a-1839-0580. 

[3] ‘Grapefruit–drug interactions’, Wikipedia. Feb. 26, 2024. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Grapefruit%E2%80%93drug_interactions&oldid=1210366402

Foto: Enrico Blasutto auf wikipedia


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Eine bittere Angelegenheit: Bitterstoffe

von Kirsten 

Vorab in eigener Sache eine positive Neuigkeit:

Das Autorenteam von Life-SMS freut sich über einen qualifizierten Neuzugang: 

Herzlich Willkommen an Kirsten!
Und als Chemikerin ist Kirsten geradezu prädestiniert für den heutigen Artikel zu Bitterstoffen…
Sie dürfen gespannt sein!

Bitte was? Bitterstoffe? Klingt nicht unbedingt nach einem Leckerbissen! Und doch werden sie als gesundheitsförderlich angepriesen! Und das ist eigentlich keine Neuigkeit – auch wenn Bitterstoffe erst in den letzten Jahren wieder salonfähig wurden. Denn bereits Maria Treben schwor schon vor vielen Jahrzehnten auf den Schwedenbitter – einen alkoholischen Auszug aus verschiedenen Bitterpflanzen, wie z.B. Gelber Enzian, Wermut, Myrrhe. Und selbst in einigen Kulturkreisen ist das Trinken eines bitteren Aperitifs vor bzw. eines bitteren Digestifs nach dem Essen weit verbreitet.

Dass Bitterstoffe die Verdauung positiv beeinflussen, erscheint daher naheliegend. Sie sorgen u. a. für ein schneller einsetzendes Sättigungsgefühl und reduzieren die Lust auf Süßes. Bitterstoffe (oder auch Amara genannt) werden darüber hinaus seit vielen Jahrhunderten in verschiedenen Kulturkreisen als unterstützende Heilmittel eingesetzt, z.B. in der ayurvedischen, traditionell chinesischen und traditionell europäischen Medizin. 

Knospen und Blüten der Bitterkraut-Pflanze
Knospen und Blüten der Bitterkraut-Pflanze

Früher standen Bitterstoffe automatisch auf dem Speiseplan – bis die Bitterstoffe aus verschiedenen Gemüsesorten herausgezüchtet wurden. Inzwischen kann man Bitterstoffe in Form von Tropfen, Säften (z.B. Gelber Enzian), Tabletten (z.B. Mariendistel) oder Tee (z.B. Leber-Galle-Tee) konsumieren. Pflanzen, die genießbare Bitterstoffe beinhalten und damit für solche Präparate verwendet werden, sind z.B. Gelber Enzian, Wermut, Mariendistel, Löwenzahn, Artischocke, Schafgarbe, Pomeranzenschalen.  

Bitterstoffe und MS?

Und was hat das nun mit MS zu tun? Das wollte ich eigentlich herausfinden. Ich machte mich auf die Suche nach “handfesten Beweisen”. Doch leider konnte ich keine wissenschaftlichen Studien zum Konsum von Bitterstoffen auf die MS-Erkrankung finden – was aber nicht bedeutet, dass sie keinen Effekt haben. Allerdings wurde dieser noch nicht wissenschaftlich untersucht. Doch ich konnte Studien zum Thema Bitterstoffe in einem weiter gefassten Kontext finden: 

Wie gerade beschrieben, haben Bitterstoffe Einfluss auf die Verdauung. Sie beeinflussen die Sekretion der Gallensäuren (aus der Gallenblase) und damit auch den Verdauungsprozess der Nahrung durch das Mikrobiom im Darm.[1] Auch die Zusammensetzung des Mikrobioms selbst wird u.a. durch Nahrung und Gallensäuren beeinflusst.[2] Da bei MS ein ungünstiges Verhältnis verschiedener Bakterienstämme (Dysbiose) in der Literatur beschrieben wurde [3], erscheint es durchaus sinnvoll, das Mikrobiom mit verdauungsfördernden Substanzen (wie den Bitterstoffen) positiv zu beeinflussen.[4] 

Bitterstoffe gelten im Allgemeinen als blutreinigend und “gut für die Leber”. Und genau die Leber ist es, die wiederum verschiedene Gallensäuren in verschiedenen Konzentrationen herstellt und somit wiederum positiven Einfluss auf unsere Verdauung und damit auf unser Mikrobiom im Darm nimmt. Und dieses Mikrobiom hat wiederum einen Einfluss auf unser Immunsystem.[5],[6]  

Im Zusammenhang mit der “blutreinigenden” Wirkung der Bitterstoffe ist u.a. deren Wirkung auf die Blutgerinnung zu nennen. Bei MS-Patienten wurden manche Blutgerinnungsfaktoren als erhöht festgestellt [7],[8]. Die Leber ist u.a. für die Bildung der Blutgerinnungsfaktoren verantwortlich und hat damit möglicherweise Einfluss auf die Stabilität der Blut-Hirn-Schranke – die bei MS-Erkrankten im Allgemeinen als gestört gilt. Ein anti-thrombotischer bzw. hämolytischer Effekt von Saponinen (die aufgrund ihres Geschmacks meist den Bitterstoffen zugerechnet werden) wurde bereits in der Literatur beschrieben [9],[10]. 

Darüber hinaus wurden inzwischen auch Geschmacks-Rezeptoren für Bitterstoffe im Darm entdeckt – solche waren bis vor kurzem lediglich in Mund und Lunge bekannt. Diese Rezeptoren im Darm sollen einen gewissen Einfluss sowohl auf die Kontraktion des Darms (verdauungsfördernde Wirkung) als auch auf das Immunsystem nehmen [11],[12]. Sie scheinen u. a. einen immunmodulatorischen Effekt auf Mesenchymale Stammzellen im Knochenmark (und damit eben auch auf das Immunsystem) zu haben [13]. Da dieses Forschungsfeld (gerade in Bezug auf die Rezeptoren im Darm) allerdings relativ neu ist, muss zukünftig noch einiges an Forschung investiert werden, um ein vollständigeres und damit klareres Bild zu erhalten. 

Was ist nun der spürbare Benefit der Bitterstoffe bei MS?

MS-Erkrankte zeigen häufig typische Begleiterscheinungen einer übermäßigen Leber-Belastung. Sie sind also überdurchschnittlich müde, erschöpft, unkonzentriert. Müdigkeit wird generell als “der Schmerz der Leber” beschrieben. Durch den Konsum an Bitterstoffen bin ich fitter geworden, bin nicht mehr so schlapp und im Allgemeinen leistungsfähiger. Ich trinke immer wieder 1 Tasse Leber-Galle- oder Wermut-Tee. Früher habe ich das täglich gemacht. Inzwischen je nach Bedarf. Wenn ich mich nicht so fit fühle, einen “längeren” Ausflug mache oder etwas Stressiges ansteht, nehme ich mehr zu mir. Wenn es mir eine Zeit lang nicht so gut geht, gebe ich außerdem noch ein paar bittere Tropfen in meine Getränke. Im Allgemeinen greife ich auf alkoholfreie Präparate zurück, um Nerven und Leber nicht unnötig zu belasten. Hin und wieder ergänze ich allerdings mit ein paar Tropfen alkoholischer Tinktur, da verschiedene Bitterstoffe unterschiedlich gut in Wasser löslich sein können.  

Mir hilft es tatsächlich und ich möchte auf diese Möglichkeit wirklich nicht verzichten! Denn es steigert durchaus das Wohlbefinden und damit im Allgemeinen die Lebensqualität! 

Sie können gerne die Einnahme von Bitterstoffen vorher mit Ihrem Arzt oder Apotheker besprechen! Sollten Sie die Stoffe einer Pflanze nicht gut vertragen, könnte stattdessen eine andere Pflanze in Betracht gezogen werden. Generelle Vorsicht ist beim Konsum von Grapefruits geboten, vor allem wenn Sie Medikamente einnehmen [14]! 

Fazit

Bitterstoffe, wie sie in Pflanzen wie Gelbem Enzian, Wermut und Mariendistel vorkommen, werden traditionell für ihre gesundheitsfördernden Eigenschaften geschätzt und auf verschiedene Weise konsumiert, darunter in Form von Tee, Tropfen und Tabletten. Besonders hervorgehoben wird ihre positive Wirkung auf die Verdauung, wie das schneller einsetzende Sättigungsgefühl und eine reduzierte Lust auf Süßes. Interessanterweise beeinflussen Bitterstoffe auch die Sekretion von Gallensäuren und das Darmmikrobiom, was bei Multipler Sklerose (MS) von Bedeutung sein könnte, da hier oft ein Ungleichgewicht der Darmbakterien (Dysbiose) festgestellt wird. 

Obwohl direkte wissenschaftliche Belege für einen spezifischen Einfluss von Bitterstoffen auf MS fehlen, könnten die positiven Effekte auf die Verdauung und das Mikrobiom indirekt von Nutzen sein. Zusätzlich wird angenommen, dass Bitterstoffe blutreinigende Eigenschaften haben und die Leberfunktion unterstützen, was wiederum die Blut-Hirn-Schranke und das Immunsystem beeinflussen könnte. Persönliche Erfahrungen deuten auf eine Verbesserung der Müdigkeit und allgemeinen Leistungsfähigkeit durch den Konsum von Bitterstoff-haltigen Produkten hin. 

Kirsten (Daten- und Naturwissenschaftlerin)
Neu im Team von Life-SMS

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Referenzen

[1] B. P. Kok et al., ‘Intestinal bitter taste receptor activation alters hormone secretion and imparts metabolic benefits’, Mol. Metab., vol. 16, pp. 76–87, Oct. 2018, doi: 10.1016/j.molmet.2018.07.013. 

[2] J. Singh, R. Metrani, S. R. Shivanagoudra, G. K. Jayaprakasha, and B. S. Patil, ‘Review on Bile Acids: Effects of the Gut Microbiome, Interactions with Dietary Fiber, and Alterations in the Bioaccessibility of Bioactive Compounds’, J. Agric. Food Chem., vol. 67, no. 33, pp. 9124–9138, Aug. 2019, doi: 10.1021/acs.jafc.8b07306. 

[3] J. Chen et al., ‘Multiple sclerosis patients have a distinct gut microbiota compared to healthy controls’, Sci. Rep., vol. 6, p. 28484, Jun. 2016, doi: 10.1038/srep28484. 

[4] N. Zmora, J. Suez, and E. Elinav, ‘You are what you eat: diet, health and the gut microbiota’, Nat. Rev. Gastroenterol. Hepatol., vol. 16, no. 1, Art. no. 1, Jan. 2019, doi: 10.1038/s41575-018-0061-2. 

[5] D. Zheng, T. Liwinski, and E. Elinav, ‘Interaction between microbiota and immunity in health and disease’, Cell Res., vol. 30, no. 6, Art. no. 6, Jun. 2020, doi: 10.1038/s41422-020-0332-7. 

[6] S. P. Wiertsema, J. van Bergenhenegouwen, J. Garssen, and L. M. J. Knippels, ‘The Interplay between the Gut Microbiome and the Immune System in the Context of Infectious Diseases throughout Life and the Role of Nutrition in Optimizing Treatment Strategies’, Nutrients, vol. 13, no. 3, p. 886, Mar. 2021, doi: 10.3390/nu13030886. 

[7] K. Göbel et al., ‘Blood coagulation factor XII drives adaptive immunity during neuroinflammation via CD87-mediated modulation of dendritic cells’, Nat. Commun., vol. 7, no. 1, p. 11626, May 2016, doi: 10.1038/ncomms11626. 

[8] H. Malkki, ‘Coagulation factors could mediate neuroinflammation in multiple sclerosis’, Nat. Rev. Neurol., vol. 12, no. 12, pp. 679–679, Dec. 2016, doi: 10.1038/nrneurol.2016.175. 

[9] ‘https://austinpublishinggroup.com/nutrition-metabolism/fulltext/ajnm-v1-id1004.pdf’. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://austinpublishinggroup.com/nutrition-metabolism/fulltext/ajnm-v1-id1004.pdf 

[10] ‘Saponine’, Wikipedia. Jan. 16, 2024. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Saponine&oldid=241237000 

[11] B. Avau et al., ‘Targeting extra-oral bitter taste receptors modulates gastrointestinal motility with effects on satiation’, Sci. Rep., vol. 5, no. 1, Art. no. 1, Nov. 2015, doi: 10.1038/srep15985. 

[12] P. Lu, C.-H. Zhang, L. M. Lifshitz, and R. ZhuGe, ‘Extraoral bitter taste receptors in health and disease’, J. Gen. Physiol., vol. 149, no. 2, pp. 181–197, Jan. 2017, doi: 10.1085/jgp.201611637. 

[13] K. Tuzim and A. Korolczuk, ‘An update on extra-oral bitter taste receptors’, J. Transl. Med., vol. 19, no. 1, p. 440, Oct. 2021, doi: 10.1186/s12967-021-03067-y. 

[14] ‘Grapefruit–drug interactions’, Wikipedia. Feb. 26, 2024. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Grapefruit%E2%80%93drug_interactions&oldid=1210366402 

Photo: Helge Rieder auf wikipedia

Aus aktuellem Anlass:

Wollen Sie bei der Folge-Studie zur Auswirkung von Hippotherapie auf MS mitmachen?

Die Studie „MS HIPPO“ hat 2017 auf Evidenzstufe 1b nachgewiesen, dass die Hippotherapie einen positiven Einfluss auf die die Symptome der Multiplen Sklerose (MS) hat.

Wenn Sie an der aktuellen deutschlandweiten Folgestudie teilnehmen möchten, finden Sie alle Infos in folgendem PDF :


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Gewagter wilder Vorsatz: Wildkräuter futtern

So schnell wie bei den meisten die ersten Wochen des Jahres verflogen sind, sind bei vielen ihre guten Vorsätze für das Jahr verflogen. Aber nicht verzagen! Zeit für gute Vorsätze ist schließlich immer und am besten sofort. Und durch die Energie, die der Frühling uns bringen kann, klappt es meist sogar viel besser als mitten im grauen, ungemütlichen Winter, der die Energie eher schmälert.

Hier kommt der perfekte Vorsatz für den Frühling, den man sofort in Angriff nehmen kann: Energie nicht nur durch Sonne sondern auch mittels Wildkräutern tanken – klappt auch, wenn die Sonne nicht scheint…

Löwenzahnblüten
Löwenzahnblüten bringen gesunde Würze ins Pesto; Löwenzahn- (und Gänseblümchen-)Knospen lassen sich gut wie Kapern einlegen und genießen

Wildkräuter schenken uns seltene Vitalstoffe und wertvolle Heilsubstanzen 

Der Begriff Wildkräuter bezeichnet Pflanzen, die nicht vom Menschen kultiviert werden, die nicht im Visier eines züchterischen Geschehens stehen und daher noch das gesamte Spektrum an Vitalstoffen einer ursprünglichen und kraftvollen Wildpflanze enthalten.
Beispiele sind: 
Beinwell, Bibernelle/Pimpinella, Gänseblümchen, Gänsefingerkraut, weißer Gänsefuss, Gundermann, Guter Heinrich, Franzosenkraut, Frauenmantel, Hirtentäschel, Klee, Knoblauchsrauke, Lungenkraut, Malve, Taubnessel, Vogelmiere, Wegerich (Breit- und Spitz-), Wegwarte, Wilder Dost. 
 

Gesundheitlich und geschmacklich ist es jammerschade, dass manche dieser Namen der breiten naturfernen Bevölkerung noch nie untergekommen sind, geschweige denn, dass sie sie schon einmal sensorisch genießen konnten. 
Dabei halten sich manche Wildkräuter sogar im Winter und unter einer Schneedecke. Sie wachsen in milden Regionen sogar in der kalten Jahreszeit noch weiter, z. B. die Vogelmiere, das Gänseblümchen und der Löwenzahn. 
Wildkräuter zeichnen sich dadurch aus, dass sie hervorragend ohne die Pflege des Menschen gedeihen, was bei Kulturpflanzen eher selten der Fall ist. Denn Wildkräuter sind extreme Überlebenskünstler. Oft trotzen sie langen Dürreperioden genauso wie schlechten Bodenverhältnissen. 
 


Trotzdem – oder gerade deshalb? – können sie uns mit einem ungewöhnlich hohen Mineralstoff- und Vitalstoffgehalt dienen. Bisher wurden leider erst von wenigen Wildkräutern solche Werte bestimmt (marktwirtschaftlich besteht daran ja kein Interesse). Doch wo vorhanden, zeigen die inneren Werte: Wildkräuter lassen kultiviertes Gemüse weit hinter sich – und das nicht nur ohne Pflege und teils mit weniger Wasser, sondern immer sogar ganz ohne Spritz- und Düngemittel (abgesehen von – meist nicht zielgerichteten – Verunreinigungen wie z.B. auch Tierkot). 

Selbst die vitalstoffreichsten Kulturgemüse wie z.B. Brokkoli, Rosenkohl oder Grünkohl können es mit den Wildkräutern nicht aufnehmen. 
Eine Handvoll Brennnessel oder Weidenröschen entspricht dem gleichen Vitamin-C-Gehalt wie ein ganzer Salatkopf bzw. eine ganze handelsübliche Schale Spinat. 
 


Und sie enthalten durchschnittlich die 3,5-fache Proteinmenge von kultiviertem Gemüse. Unter den Spitzenreitern sind hier die Malve, das besonders ungeliebte, aber wohlschmeckende „Unkraut“ Giersch, der Gänsefuß und die Winterkresse zu nennen. 


Außerdem sind Kräuter allesamt basisch, was uns heutzutage zuckerverwöhnten Genussmenschen besonders fehlt, da v.a. Kohlenhydrate (und hier besonders der Zucker) und Eiweiße (aus Fleisch und Fisch) im Körper in Säure umgewandelt werden. So haben wir einen Säureüberschuss und einen Basenmangel, was Erkrankungen und Krankheiten begünstigen kann. 

Wildkräuter sind voller bioaktiver Pflanzenstoffe 

Gerade die bioaktiven Pflanzenstoffe sind es, denen sich in letzter Zeit immer häufiger die Wissenschaft widmet. 
Nährstoffe, die eine Reaktion in unserem Organismus hervorrufen, bezeichnet man als bioaktiv. Die meisten dieser bioaktiven Substanzen findet man in sekundären Pflanzenstoffen und Ballaststoffen. 
Da sie im Darm nicht erst aufgespalten und isoliert werden müssen, können bioaktive Pflanzenstoffe vom Darm direkt ins Blut übergehen und so schnell ihre schützenden, hormonellen und abwehrenden Funktionen ausüben. 
 


Viele Heilpflanzen werden vor allem aufgrund ihrer bioaktiven Pflanzenstoffe und dieser hohen Bioverfügbarkeit geschätzt. Sie können unter anderem neurologische,  entzündungshemmende und antibakterielle Wirkungen entfalten. Zum Beispiel aktivieren einige sekundäre Pflanzenstoffe (wie z.B. Phytamine in Bärlauch, wildem Knoblauch u.v.m.) den Nrf2-Spiegel. Dieses sogenannte Nrf2 kann die Aktivierung von verschiedenen Schutzgenen anstoßen; darunter auch viele, die für die Versorgung der menschlichen Zellen mit Antioxidantien zuständig sind. 

Es hat sich auch gezeigt, dass NRF2 autoimmunvermittelte Entzündungen abmildern kann. Ein NRF2-Mangel verschlimmert die rheumatoide Arthritis (RA) und den systemischen Lupus erythematodes (SLE), während eine NRF2-Aktivierung die experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis bessert [1]. 

Der Begriff „sekundäre Pflanzenstoffe“ ist ein Sammelbegriff für Substanzen unterschiedlicher Struktur, wie z.B. Chlorophyll, Carotinoide, Polyphenole, um nur einige – schon bekanntere – zu nennen. Und wir müssen sie auch nicht alle im Einzelnen kennen, aber wissen, dass „sekundär“ nicht „zweitrangig“ bedeutet (sondern sie nur von den als primären Pflanzenstoffen bezeichneten Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten (und Ballaststoffen) unterscheiden). 
 


Wichtig ist jedoch, dass jeder sekundäre, bioaktive Pflanzenstoff sein eigenes, charakteristisches (aber noch nicht vollständig erforschtes) Wirkungsspektrum hat und dass für viele Zivilisationskrankheiten (darunter vor allem die entzündlichen) ein Zusammenhang mit einer unzureichenden Zufuhr von sekundären, bioaktiven Pflanzenstoffen diskutiert wird. 

Zwar wirken schon kleinste Mengen dieser sekundären Pflanzenstoffe, doch stecken sie leider nicht in Pommes, Pizza, Pasta, Döner, Chips und Co. Und auch kaum in Brot und anderem Gebäck. 
Dafür umso mehr in Kräutern und vor allem noch mehr in Wildkräutern: 

Zum Beispiel: Bitterstoffe in Wildkräutern

Bitterstoffe beispielsweise fördern die Magen- und Gallensaftsekretion, stoppen Fäulnis- und Gärprozesse im Verdauungssystem, pflegen daher die gesunde Darmflora und beugen Pilzinfektionen vor. 
Sie helfen bei der Fettverdauung und unterstützen nicht zuletzt ganz besonders die Funktionen der Leber, einem der wichtigsten Bereiche unseres Entgiftungssystems. Bitterstoffe finden sich reichlich im Löwenzahn, in der Schafgarbe, im Gänseblümchen, in der Wegwarte und in vielen anderen Wildkräutern mehr.

Zum Beispiel: Flavonoide in Wildkräutern 

Es gibt viele Tausende Flavonoidarten. Die meisten fungieren als Antioxidantien, schützen also menschliche Zellen vor den Angriffen freier Radikale (was nicht nur Krankheitsvorbeugung, sondern erfreulicherweise auch AntiAging bedeutet). Manche Flavonoide schützen gegen bestimmte Viren oder Bakterien, andere harmonisieren z.B. den Blutcholesterinspiegel auf natürliche Art ein wenig. 
Flavonoide sind auch in manchem Gemüse und Obst aus dem Supermarkt enthalten. Allerdings nur extrem wenig und sie befinden sich eher z.B. in den Schalen von (v.a. Zitrus-)Früchten, die wir in der Regel nicht mitessen, sodass der Durchschnittsmensch kaum in den Genuss einer ausreichend hohen Flavonoidmenge kommt. Enorm hohe Flavonoid-Konzentrationen finden sich dagegen in Wildkräutern.

Zum Beispiel: Gerbstoffe in Wildkräutern 

Gerbstoffe sind ebenfalls in vielen Wildkräutern vorhanden. Sie können leichte Entzündungen hemmen, neutralisieren Gifte und machen es Bakterien und Viren schwer den Körper zu befallen. 
In hohen Dosen sind Gerbstoffe weniger empfehlenswert, doch schmecken sie ohnehin so bitter, dass man weder Menschen noch die meisten Tiere sie freiwillig in erhöhter Konzentration abbekommen. 
Gerbstoffe in gesunder Dosierung sind z. B. im Wiesen-Storchschnabel enthalten, im Gundermann, im Scharbockskraut, im Blutweiderich und in vielen weiteren Wildkräutern mehr. 

Es sind noch viele weitere heilkräftige und präventiv wirksame Pflanzenstoffe in Wildkräutern, wie zum Beispiel ätherische Öle (in Minze, Feldthymian, Knoblauchsrauke, Bärlauch…). Wir müssen sie nicht kennen, wohl aber die Kräuter unterscheiden können, wenn wir sie sammeln wollen. 
Tiere wie Hunde und Katzen essen für gewöhnlich keine Pflanzen, nehmen bei Unwohlsein oder Wurmbefall aber sehr wohl sogenannte Gift- bzw. Heilpflanzen zu sich. 

Auch für uns Menschen hat die Natur einen reich gedeckten Tisch, den wir nur wieder nutzen lernen müssen. 
Es ist generell weitaus gefährlicher ist, KEINE Wildkräuter in die tägliche Ernährung einzubauen, als Brennnessel und Giersch selbst zu sammeln. 
Trotzdem lernen Sie Wildkräuter am besten von Kräuterkundigen (z.B. auf Kräuterwanderungen) kennen. Auf eigene Faust mit Bestimmungsbüchern loszuziehen, sollte denen vorbehalten bleiben, die absolut sicher im Unterscheiden von Pflanzenbestimmungsmerkmalen sind. Nicht, dass Sie doch die giftige Verwandte erwischen! 

Aber innerhalb der Saison gibt es auch Bestellmöglichkeiten für frische Wildkräuter und notfalls sind die getrockneten (ggf. pulverisierten) Kräuter immer noch besser als gar keine zu verzehren! Und es gibt Gärtnereien, die (vor Ort oder online) einige wenige Wildkäuter (Borretsch, Kapuzinerkresse und Ringelblumen sowieso, z.B. aber auch solche wie Ruta und Zistrose) im Topf verkaufen, damit man sie teilweise im eigenen Garten ansässig werden lassen kann. 

Fazit

Wer keinen Garten hat, kann Brunnen-, Rettich- oder normale Kresse, Blut- und Sauerampfer, Kerbel und Blattsellerie auf Balkon und Fensterbank ernten oder auch die Blätter vom Wurzelgemüse mitessen (wie z.B. Möhren-, Kohlrabi-, und Selleriegrün) – und Grapefruit genießen (bzw. besser noch die etwas bittere Pampelmuse). 
Und nicht nur Kräuter enthalten viele sekundäre Pflanzenstoffe, sondern auch z.B. roher Brokkoli und Kurkuma. 
 
Entdecken Sie aber mit Lust Wildkräuter, bzw.  gönnen Sie Ihrem Leben überhaupt mehr Grün (v.a. Chlorophyll), z. B. als (vegane) Matchalatte statt Kakao mit Sahnehaube. Lecker sind auch Gänseblümchen- oder Löwenzahnknospen – nicht nur als Pesto – beides auch z.B. wie Kapern eingelegt. 
 
Und wenn schon nicht Grünzeug statt Pizza, Pasta, Pommes, Brot, Wurst …, dann zumindest Pizza, Pasta, Döner … mit VIIIEL Grünzeug! 

Und keine Angst vor Wildem, sondern sofort die (erste) Wildkräuterführung buchen. Dann wird es doch noch was mit einem guten Vorsatz für 2024…

Dies wünscht Ihnen
Ihr Team von Life-SMS

—————-

Referenzen

[1] Kobayashi EH, Suzuki T, Funayama R, Nagashima T, Hayashi M, Sekine H, Tanaka N, Moriguchi T, Motohashi H, Nakayama K, Yamamoto M. 2016. Nrf2 suppresses macrophage inflammatory response by blocking proinflammatory cytokine transcription. Nat Commun 7:11624. doi: 10.1038/ncomms11624. [PMC free article] [PubMed] [CrossRef] [Google Scholar

Weiterführende Studien zum Thema ohne Nennung im Text

Heilkräuter werden auch in wissenschaftlichen Studie wegen ihrer entzündungshemmenden, antioxidativen und myelinreparierenden Eigenschaften hervorgehoben, was sie zu einer natürlichen und ergänzenden Behandlungsoption für neurodegenerative Erkrankungen wie MS macht. Studien, insbesondere in Ostasien, haben gezeigt, dass Pflanzen und ihre Inhaltsstoffe durch die Regulierung von Immunzellen, Immunfaktoren und oxidativem Stress positive Auswirkungen auf MS haben können. 

Zu den Kräutern, die auf ihren potenziellen Nutzen bei MS untersucht wurden, gehören: 

Ginkgo biloba: Bekannt für seine thrombozytenaggregationshemmende und Monoaminoxidase (MAO)-hemmende Wirkung. Seine Wirksamkeit bei der Verbesserung der kognitiven Funktion bei MS-Patienten wird jedoch nicht von allen Studien unterstützt. 

Zingiber officinale (Ingwer), Curcuma longa (Kurkuma), Hypericum perforatum (Johanniskraut) und Cannabis sativa gehören zu den anderen Kräutern, die Berichten zufolge therapeutische Wirkungen bei MS-Patienten haben, einschließlich entzündungshemmender und antioxidativer Wirkungen sowie potenzieller Vorteile bei der Myelinreparatur und der Unterdrückung von Entzündungen. 

Nachfolgende Referenzen geben dazu interessante Einsichten: 

  • Costantini E, Masciarelli E, Casorri L, Di Luigi M, Reale M. Medicinal herbs and multiple sclerosis: Overview on the hard balance between new therapeutic strategy and occupational health risk. Front Cell Neurosci. 2022 Nov 10;16:985943. doi: 10.3389/fncel.2022.985943. PMID: 36439198; PMCID: PMC9688751. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9688751/ 
  • Mojaverrostami S, Bojnordi MN, Ghasemi-Kasman M, Ebrahimzadeh MA, Hamidabadi HG. A Review of Herbal Therapy in Multiple Sclerosis. Adv Pharm Bull. 2018 Nov;8(4):575-590. doi: 10.15171/apb.2018.066. Epub 2018 Nov 29. PMID: 30607330; PMCID: PMC6311642. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6311642/  

© Photo: Viridi Green auf Unsplash
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Alles nur in meinem Kopf?

Wie Neurozentriertes Training Bewegungseinschränkungen verbessern kann

(Teil 3: Erfahrungsbericht von B. Scholl)

Anfang September starteten wir mit dem aKK (MS-Selbsthilfegruppe) eine mehrwöchige Trainingsserie mit neurozentriertem Training. In der ersten Einheit erwartete uns umfangreiches theoretisches Wissen. Der praktische Teil in dieser ersten Stunde bestand lediglich aus dem Zungenpendel und dem Zungenkreisen (siehe auch letzte Beitrag hier „Neuroathletik Teil 2“ ).

Foto: Visuelle Übung zum Training des Gesichtsfeldes: Man fixiert die kleinst lesbaren Buchstaben in der Blattmitte und versucht (ohne die Augen zu bewegen!!), die äußeren Buchstaben zu lesen. Wer diese nicht alle erkennen kann, hat zwangsläufig Mängel im Gleichgewichtssystem, das auch mit solch einer Übung trainiert werden kann.

Theorie bringt Verstehen – und erkennen, was ich für mein individuelles Defizit üben muss

Als uns in der nächsten Stunde wiederum viel Theorie erwartete, dämmerte mir allmählich, dass es sich hier nicht nur um irgendein Training handelt. Ziel ist hier vielmehr, bestimmte neuronale Areale zu stimulieren und deren Funktionen dafür zu nutzen, die gewünschten Ziele im Bewegungsapparat zu erreichen. Das ist eine komplexere Herangehensweise als die gewohnten und bekannten Formen von u. a. Physiotherapie.
Denn es geht im NZT nicht nur darum, einen bestimmten Bereich der physischen Aktivität zu bereichern. Ziel ist eine veränderte – komplexere – Sicht auf unsere Fähigkeit sich zu bewegen und im Zuge des Trainings Ziele zu definieren und zu erreichen. Das funktioniert gleichermaßen für den Leistungssportler wie auch für neurologisch geforderte Physiotherapie-Patienten.
Dabei wird das Rad nicht wirklich neu erfunden. Viele der Übungen sind aus anderen Disziplinen bekannt (Kampfsport, Logopädie, Yoga, Taiji/Qi Gong …). Was ich hier jedoch anders empfinde, ist, dass die Selbsteinschätzung eine große Rolle spielt. So ermunterte uns der Trainer Konstantin vor fast jeder Übung, die jeweilige physische Ausgangslage zu erfassen.
Für mich ist es eine große Herausforderung, diese Art, mit mir umzugehen, in meine Routinen zu integrieren. Aber wie bei vielen Veränderungen ist es einfach mal gut anzufangen. Ich muss ja nicht gleich ein täglich halbstündiges Programm in meinen ohnehin schon üppig gefüllten Tagesablauf integrieren.

Mein Fahrplan

Damit ich den Überblick behalte, habe ich mir einen „Fahrplan“ gemacht, also: Wo soll diese Reise hingehen? Ich komme mit so einer Zielvorgabe gut zurecht, ich habe ja nicht die Absicht, das in kürzester Zeit umzusetzen, das würde mir auch Stress machen und das tut einfach nicht gut.

Mein Plan für irgendwann einmal ist:

  • Vorbereitung
    • Zungenübungen, Summen, Gurgeln (siehe auch …)
    • Aktvierung der Schulter- und HWS-Muskulatur mit Schulterkreisen
    • Mobilisierung des Zwerchfells mit tiefer Bauchatmung. Die kann man mit dem Anheben der Arme bei der Einatmung unterstützen.
  • Feststellen: Wie ist meine Ausgangslage?
    • Entweder mit dem „Romberger Test“; den kenne ich in der Art von neurologischen Untersuchungen: Mit geschlossenen Füßen einfach „nur“ stehen und wahrnehmen wie es um die Aufrichtung und Stabilität steht (hat der Körper z. B. die Tendenz sich zu einer Seite zu neigen? Gibt es Sensibilitätsstörungen? Usw.). Stehe ich da stabil, bleibe ich in der Haltung mit geschlossenen Augen und wiederhole die Selbstbeobachtung.
oder
    • Rumpfvorbeuge: Hier identifiziere ich als Ausgangspunkt, auf welcher Höhe ich meine Beine berühren kann (Knie, Schienbein, Fußgelenke …)

      oder
    • Finger-zu-Nase: Mit geschlossenen Augen die Arme waagerecht ausbreiten und mit einem Zeigefinger die Nasenspitze berühren (nacheinander mit dem linken und rechten Zeigefinger, Reihenfolge ist unerheblich). Hier ist entscheidend, wie gut das klappt.
  • Lockern

    Mobilisierung des Körpers von unten nach oben. Zunächst den Körper in den Fußgelenken hin und her wiegen. Dann auf Höhe der Knie, dann auf Hüfthöhe, dann Taillenhöhe, Brustkorb, Schultern und zum Schluss nur den Kopf hin und her wiegen. Nur so weit bewegen, wie es geht und auch gut tut. Es reicht, den Körper zwei bis fünf Mal zu jeder Seite zu bewegen.
  • Üben
    Ich habe mir vorgenommen zunächst mehr mit visuellen Reizen zu arbeiten. Das wirkt sich gleichzeitig positiv auf das Gleichgewichtssystem aus!:
    • Augen bewegen sich an Linien (ähnlich wie z.B. bei einem „Spinnennetz“) und nur die Augen bewegen sich, der Kopf bewegt sich nicht
    • Augen fixieren ein bewegtes Ziel, z.B. einen Stift, der währenddesen hoch, runter, links, rechts, vor, zurück und diagonal bewegt wird.
    • Augen fixieren festes Ziel und ich bewege mich darauf zu. Ich suche mir einen Punkt, den ich mit den Augen erfasse und bewege mich darauf zu (völlig egal ob zu Fuß oder per Rolli).
Die Übung bekommt eine andere Qualität, wenn ich sie mit zur Seite geneigtem Kopf durchführe. Idealerweise einmal zu jeder Seite geneigt.
  • Abgleich mit der Ausgangslage

    Jetzt wird es spannend, denn jetzt wiederhole ich den Test vom Beginn und vergleiche, ob und was sich verändert hat.

Integration in den Alltag

Als der Plan dann stand, stellte ich fest, dass ich einiges schon in anderen Situationen bereits regelmäßig mache: Die Boxatmung beim Meditieren, Qi Gong und Taiji. Die Mobilisierung des Zwerchfells bei der Logopädie. Ebenso das Gurgeln; Zungenpendel und -kreisen passt zu meinen Übungsroutinen in der Logopädie.
Jetzt muss ich „nur noch“ eine zu mir passende Systematik finden, den Fokus auf das neurozentrierte Training zu integrieren.

Jetzt sind die Symptome bei jedem sehr individuell. Genauso verhält es sich ja auch mit den Therapieansätzen und jeweiligen Tagesabläufen. Ich denke, dass jede und jeder von uns die Möglichkeiten dieser Selbstbeobachtung und Trainings nutzen und Stück für Stück an den eigenen Tagesablauf anpassen kann.

Ich habe jetzt überwiegend visuelle Übungen beschrieben. Darüber hinaus gibt auch sensorische Übungen sowie die, die das Gleichgewicht noch spezieller schulen.

Fazit

Es ist durchaus möglich, dass es Übungen gibt, die die Ausgangslage nicht wie gewünscht verbessern (oder gar verschlechtern). Es kam zwar selten vor, aber es kam vor. Dann nicht den Kopf hängen lassen, sondern eine andere Übung ausprobieren. Das kann muss aber nicht sofort sein.

Es gibt weiterhin viel in meinem Körper zu entdecken und auszuprobieren. Über kurz oder lang werde ich mir sicher Fachliteratur mit praktischen Anleitungen zulegen und auch diesen Ansatz mit meinem Physiotherapeuten besprechen. Dann verändert sich hoffentlich die eine oder andere Baustelle in meinem Körper mit Hilfe meines Kopfes.

Ich finde es sehr schön, dass es keine festen Abläufe bei diesem Training gibt. Das erfordert allerdings Selbstwahrnehmung, Motivation und Eigenverantwortung. Positiv empfinde ich auch, dass ich auch „so nebenbei“ ein paar Dinge üben kann. So lässt sich das Zungenpendel z.B. gut an einer roten Ampel üben.


Wir hoffen, Ihnen hat dieser Erfahrungsbericht einer von MS Betroffenen aus dem ersten Kurs zu Neuro-Athletik gefallen.

Mehr kleine Übungsbeispiele z.B. hier… (in den Videos weiter unten!)

Wir hoffen auf die Weiterentwicklung der Nutzung gesundheitsorientierter Sport- und Bewegungsprogramme gerade auch für die Nicht-Leistungssportler unter uns ,-)

Vielleicht machen Sie nun beim Schlange stehen eine Atemübung, die Ihnen nicht nur die Wartezeit kürzer erscheinen lässt, sondern einen wirklichen Mehrwert für Ihr Sauerstoff- und Energiesystem hat; z.B. die 4×4-Atmung aus Teil 2 der hiermit endenden Serie über Neuro-Athletik und bleiben Sie weiterhin neugierig auf diesem Kanal…

Ihr Team von Life-SMS


© Foto:  aKK-Hildy (und die Abgebildeten) 

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