Tai-Chi: Ein Schlüssel zu besserem Gleichgewicht und Lebensqualität für MS-Patienten

Tai-Chi, oft als „Meditation in Bewegung“ bezeichnet, ist eine alte chinesische Kampfkunst, die tiefe Atmung mit fließenden Bewegungen kombiniert. Basierend auf der chinesischen Philosophie und traditionellen Medizin basiert Tai-Chi auf dem Prinzip, das Yin und Yang auszugleichen – die gegensätzlichen Kräfte im Körper. Durch die Harmonisierung dieser Kräfte zielt Tai-Chi darauf ab, ‚Qi‘ oder Lebensenergie zu kultivieren, um das physische, mentale und spirituelle Wohlbefinden zu fördern.


Die Studie wurde sorgfältig entworfen, um die Zuverlässigkeit der Ergebnisse zu gewährleisten. Für die Teilnehmer wurden folgende Einschluss- und Ausschlusskriterien festgelegt:

  • Klinisch definierte MS
  • Alter zwischen 20 und 60 Jahren
  • Fähigkeit, mindestens 200 m selbstständig zu gehen und ohne Hilfsmittel zu stehen
  • Kein Schub innerhalb von 3 Monaten vor der Studie oder während der Studie
  • Keine Änderung der krankheitsmodifizierenden Medikation während der Studie
  • Keine Schwangerschaft
  • Keine Beteiligung an einem anderen Trainingsprogramm
  • Kein schweres kognitives Defizit (definiert durch den Montreal Cognitive Assessment Score ≤ 19)
  • Keine andere gesundheitliche Bedingung, die ein Trainingsprogramm beeinträchtigen würde

Im Endeffekt wurden 15 Teilnehmerinnen eingeschlossen, die das 12 Monate dauernde Programm absolvierten.

Methodik

Alle Teilnehmerinnen nahmen an Tai-Chi-Chuan-Kursen teil, die einmal wöchentlich 90-minütige Gruppentrainingsstunden im Tai-Chi-Trainingszentrum in Bratislava beinhalteten. Diese wurden von einem erfahrenen Tai-Chi-Instruktor durchgeführt und von einem Arzt überwacht.
Jede Patientin wurde instruiert, zweimal wöchentlich individuelle Hausaufgaben anhand eines Anleitungsvideos zu erledigen. Das Tai-Chi Training basierte auf den Grundformen des Tai Chi Yang Stils.

Die Wirkung von Tai-Chi auf Multiple Sklerose

Die Studie untersuchte somit die Auswirkungen von Tai-Chi auf Frauen mit Multipler Sklerose über einen Zeitraum von einem Jahr. Die Ergebnisse zeigten deutliche Verbesserungen in verschiedenen Bereichen:

  • Es gab eine signifikante Verbesserung im Gleichgewicht und Gehfähigkeit der Teilnehmerinnen, gemessen durch verschiedene Tests wie den Mini-BESTest oder den 25 Feet Walk Test.
  • Die Studie zeigte zudem eine Verringerung von Depression und Angstzuständen bei den Teilnehmerinnen.
  • Es gab auch eine sichtbare Verbesserung in kognitiven Tests, die die geistige Funktion bewerten.
  • Die Lebensqualität, gemessen durch den EQ-5D-5L-Fragebogen, zeigte ebenfalls einen Trend zur Verbesserung.

Schlussfolgerung und Empfehlungen

Die Studie zeigt, dass Tai-Chi potenziell vorteilhafte Auswirkungen auf Frauen mit Multipler Sklerose haben kann. Es hilft nicht nur bei körperlichen Problemen wie Gleichgewichtsproblemen, sondern wirkt sich auch positiv auf die geistige Gesundheit aus, indem es die Stimmung und die kognitiven Funktionen verbessert. Der ganzheitliche Ansatz des Tai-Chi, der körperliche Bewegung mit Achtsamkeit verbindet, macht es zu einer wertvollen nicht-pharmakologischen Intervention für MS-Patienten. Die positiven Wirkungen von Tai-Chi sind weder auf weibliche Trainierende beschränkt noch auf das Krankheitsbild Multiple Sklerose (siehe auch [2] – [5]). Es kann sich also in vielerlei Hinsicht lohnen, es einmal auszuprobieren. Wir empfehlen Ihnen, sich einen qualifizierten Tai Chi Lehrer zu suchen, um optimale Ergebnisse zu erzielen.

Referenzen:

[1] Menkyova I, Stastna D, Novotna K, et al. Effect of Tai-chi on balance, mood, cognition, and quality of life in women with multiple sclerosis: A one-year prospective study [published online ahead of print, 2023 Aug 6]. Explore (NY). 2023;S1550-8307(23)00171-4. doi:10.1016/j.explore.2023.07.011, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37596158/

[freier Zugang]

[2] Wang C, Bannuru R, Ramel J, Kupelnick B, Scott T, Schmid CH. Tai Chi on psychological well-being: systematic review and meta-analysis. BMC Complement Altern Med. 2010; 10:23. Published 2010 May 21. doi:10.1186/1472-6882-10-23, https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2893078/

Die Studie zeigte eine Verbesserung des psychologischen Wohlbefindens, einschließlich der Verringerung von Stress, Angst, Depressionen und Stimmungsschwankungen sowie einer Steigerung des Selbstwertgefühls.

[freier Zugang]

[3] Zou L, Wang H, Xiao Z, et al. Tai chi for health benefits in patients with multiple sclerosis: A systematic review. PLoS One. 2017;12(2):e0170212. Published 2017 Feb 9. doi:10.1371/journal.pone.0170212; https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28182629/

Dieser systematische Überblick bewertet die Wirksamkeit und Sicherheit von Tai-Chi bei der symptomatischen Behandlung von Patienten mit Multipler Sklerose.

[freier Zugang]

[4] Zhang YH, Hu HY, Xiong YC, et al. Exercise for Neuropathic Pain: A Systematic Review and Expert Consensus. Front Med (Lausanne). 2021;8:756940. Published 2021 Nov 24. doi:10.3389/fmed.2021.756940

Dieser Artikel diskutiert Bewegungsempfehlungen für neuropathische Schmerzsymptome, einschließlich solcher, die mit Multipler Sklerose zusammenhängen.

[freier Zugang]

[5] Taylor E, Taylor-Piliae RE. The effects of Tai Chi on physical and psychosocial function among persons with multiple sclerosis: A systematic review. Complement Ther Med. 2017;31:100-108. doi:10.1016/j.ctim.2017.03.001, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28434462/

Dieser Überblick konzentriert sich auf die physischen und psychosozialen Vorteile von Tai-Chi für Personen mit Multipler Sklerose.

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Schwitzen Sie es aus: Die Kombination von Aerobic- und Krafttraining zur Verbesserung von MS-Symptomen

Wir sind in vergangenen Newslettern schon auf die verschiedenes Trainingsarten und ihre positiven Auswirkungen auf die Symptome und den Verlauf der Multiplen Sklerose (MS) eingegangen. Die Aussage war immer, dass körperliche Betätigung ein bewährtes Mittel ist, um die Krankheitssymptome zu bewältigen und die Lebensqualität zu verbessern.

Im Artikel: Multiple Sklerose und Ausdauertraining – ideal in Kombination mit Krafttraining,

sind wir schon auf die positiven Effekte des Ausdauertrainings im Zusammenspiel mit Krafttraining in Bezug auf die aerobe Fitness und die MS eingegangen. Die Ergebnisse der dort genannten Studien wurden nun durch eine im Mai 2023 veröffentlichte Studie [1] eindrucksvoll untermauert.

In diesem Beitrag befassen wir insofern nochmals mit den Auswirkungen verschiedener Arten von Bewegung auf die Fitness von Menschen mit MS, wobei wir uns hier auf die Erkenntnisse der o.g. umfassenden Studie stützen.

In dieser Studie [1] wurde eine sogenannte Netzwerk-Metaanalyse (NMA) durchgeführt, ein wissenschaftlicher Ansatz, der es Forschern ermöglicht, die Wirksamkeit verschiedener Arten von Maßnahmen zu vergleichen. Sie umfasste 72 randomisierte kontrollierte Studien (diese gelten als „Goldstandard“ für Forschungsstudien) mit 2543 Teilnehmern, die an MS leiden. Diese Art der Analyse ist praktisch ein Fitness-Wettbewerb, bei dem verschiedene Arten von Übungen gegeneinander antreten, um herauszufinden, welche für Menschen mit MS am wirksamsten ist. Untersucht wurden dabei die Trainingsarten Aerobes Training, Krafttraining, deren Kombination, Körper-Geist-Übungen und Sensomotorisches Training.

Das Bild zeigt das Netzwerk der verfügbaren Vergleiche zwischen verschiedenen Arten von Trainingsmaßnahmen zur Fitness bei Multipler Sklerose: (A) muskuläre Fitness; (B) kardiorespiratorische Fitness.

Die Größe der Knoten ist proportional zur Anzahl der eingeschlossenen Studien für jede Intervention, und die Linienbreite entspricht den Studien, die die beiden Interventionen direkt vergleichen. Die Farbflächen entsprechen dem Anteil der Studien jedes Knotens, die die Transitivitätsannahmen (Übertragbarkeitsannahmen) erfüllen. Grün bedeutet die vier Kovariaten (die unabhängigen Variablen: weiblich [%], Alter, Krankheitsschwere und Krankheitsdauer) sind in den ausgewählten Studien berücksichtigt, gelb steht für zwei oder drei dieser Faktoren. Man erkennt also leicht, dass der Einfluss dieser Kovariaten bzw. Kovariablen in den statistischen Auswertungen berücksichtigt worden ist und damit die Aussagen der Analyse hochsignifikant sind.

Betrachten wir also die beiden wichtigsten Arten von Sport: Aerobic und Krafttraining.

Aerobes Training, oft auch als „Cardio-Training“ bezeichnet, umfasst Aktivitäten, die die Atmung und Herzfrequenz erhöhen, wie z. B. zügiges Gehen, Joggen, Radfahren, Rudern oder Schwimmen. Man trainiert also Herz, Lunge und Muskeln, um diese effektiver arbeiten zu lassen. Krafttraining, manchmal auch Widerstands- oder Gewichtstraining genannt, umfasst dagegen Aktivitäten, bei denen ein Widerstand eingesetzt wird (z B. Gewichtheben, Übungen am Seilzug oder Übungen mit dem eigenen Körpergewicht), um Muskelkraft, Tonus und Ausdauer aufzubauen.

Der Studie zufolge sind aerobe Übungen am wirksamsten, um die kardiorespiratorische Fitness (CRF) zu verbessern, d. h. die Fähigkeit des Körpers, bei anhaltender körperlicher Aktivität Sauerstoff zu liefern. Andererseits erwiesen sich Krafttraining und kombiniertes Training (eine Mischung aus Aerobic- und Krafttraining) als am effektivsten für die muskuläre Fitness, die sich auf die Gesundheit und Stärke der Muskeln bezieht.

Die Resultate

Lassen Sie uns nun die Ergebnisse der Studie etwas genauer untersuchen. Interessanterweise hing die Wirksamkeit der beiden Trainingsarten auch mit dem Schweregrad der MS zusammen. Bei Personen mit leichter MS schienen Krafttraining, kombiniertes Training und aerobes Training die größten Vorteile zu bieten. Die Daten für andere Schweregrade der Erkrankung waren jedoch nicht schlüssig, was darauf hindeutet, dass weitere Forschungen in diesem Bereich erforderlich sind. Dennoch ist auch für diesen Personenkreis moderates kombiniertes Ausdauer- und Krafttraining sicherlich empfehlenswert.

Interessanterweise ergab die Studie auch, dass die Kombination von Kraft- und Ausdauertraining einen positiven Einfluss auf die muskuläre Fitness hat. Das bedeutet, dass ein Trainingsprogramm, das sowohl das Heben von Gewichten (Krafttraining) als auch zügiges Spazierengehen, Schwimmen, Laufbandtraining, Fahrradfahren oder Ergometertraining (Ausdauertraining) umfasst, für Menschen mit MS sehr vorteilhaft sein können.

Diese Studie vernachlässigt nicht die Einschränkungen und Herausforderungen, denen Menschen mit MS bei körperlichen Aktivitäten begegnen können. Schließlich ist der Weg eines jeden MS-Patienten einzigartig. Es ist wichtig, dass Sie sich mit Ihrem medizinischen Betreuer oder einem Physiotherapeuten beraten, bevor Sie ein neues Trainingsprogramm beginnen, denn sie können Ihnen dabei helfen, herauszufinden, welche Trainingskombination für Ihre spezielle Situation sicher und effektiv ist.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich nur wiederholen, dass körperliche Betätigung ein wirksames Mittel ist, um Ihre Fitness zu verbessern und Ihre Lebensqualität mit MS zu steigern. Die Kombination von Kraft- und Aerobic-Übungen, die auf Ihre individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten zugeschnitten sind, sollte Ihnen aus wissenschaftlicher Sicht und aufgrund der positiven Erfahrungen vieler Betroffener den größten Nutzen bringen.

Denken Sie daran, dass jeder noch so kleine Schritt auf dem Weg zu einer besseren Fitness zählt. Vermeiden Sie unbedingt Überanstrengungen. Gehen Sie keine Risiken ein, die mit möglicherweise vorhandenen körperlichen Einschränkungen verbunden sind und machen Sie häufig Pausen!

Referenz

[1] Reina-Gutiérrez S, Meseguer-Henarejos AB, Torres-Costoso A, et al. Effect of different types of exercise on fitness in people with multiple sclerosis: A network meta-analysis [published online ahead of print, 2023 May 24]. Scand J Med Sci Sports. 2023;10.1111/sms.14407. doi:10.1111/sms.14407 https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37226414/

Bisher erschienen in dieser Reihe:

Sport, Training und Bewegung bei MS: Eine Einführung

MS, Sport und Immunsystem

Multiple Sklerose und Training – Einfluss auf Symptome der MS

Multiple Sklerose und Krafttraining

Multiple Sklerose und Ausdauertraining – ideal in Kombination mit Krafttraining


Wenn Sie mehr zum Thema Sport und MS wissen wollen, sei Ihnen auch die

🖹 Life-SMS Veröffentlichung: Sport und MS aus dem Jahr 2017 empfohlen, auf die wir in dieser Artikelserie an vielen Stellen zurückgreifen.


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Die zentrale Rolle der Mitochondrien: Wichtige Perspektiven bei Autoimmunerkrankungen inkl. MS

Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen

Eine kürzlich erschienene Übersichtsarbeit zur Rolle der Mitochondrien [1] bei verschiedenen Erkrankungen und im gesunden Körper zeigt noch einmal sehr deutlich, dass wir mit den Lebensstilinterventionen von Life-SMS auf dem richtigen Weg zur Stabilisierung und Gesundung sind.

Mitochondrien, die Kraftwerke unserer Zellen, tun mehr als nur Energie zu erzeugen. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei zahlreichen Prozessen, wie dem Ausgleich des Kalzium- und Eisenspiegels, der Produktion von Hormonen und Neurotransmittern und der Interaktion mit anderen Körpersystemen wie der zirkadianen Uhr, der Darmmikrobiota und dem Immunsystem. In vielerlei Hinsicht sind die Mitochondrien ein entscheidendes Bindeglied für die Erhaltung unserer Gesundheit. Wenn jedoch die Funktion der Mitochondrien gestört ist, kann dies zu verschiedenen Gesundheitsproblemen führen, darunter das metabolische Syndrom, neurodegenerative Erkrankungen, Krebs und Autoimmunerkrankungen.

Detaillierter Aufbau eines (tierischen) Mitochondriums

Die oben genannte Übersichtsarbeit konzentriert sich speziell auf den Zusammenhang zwischen mitochondrialer Dysfunktion und neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson und damit auch Multipler Sklerose (MS) sowie auf neuroinflammatorische Störungen wie das chronische Müdigkeitssyndrom und chronische Schmerzen. Das Gehirn, eines der Organe mit dem höchsten Energiebedarf, ist in hohem Maße auf die Mitochondrien angewiesen. Wenn mitochondriale Funktionen wie Energieproduktion, Kalziumhomöostase und Immunabwehr gestört sind, kann dies schwerwiegende Auswirkungen auf Neuronen und Neurogliazellen haben. Eine gestörte Mitochondriendynamik kann auch zu einer Neuroinflammation führen, die ein häufiges Merkmal vieler neurologischer Erkrankungen ist.

Interessanterweise können Gliazellen (eine Art von Neuroglia) durch ungesunde Ernährungsgewohnheiten aktiviert werden, was dann zu einer Neuroinflammation führt. Ein Ungleichgewicht der Fettsäuren, ein Übermaß an Zucker und ein Mangel an Mikronährstoffen und Polyphenolen in der Ernährung können zu diesem Prozess beitragen. Darüber hinaus kann das Darmmikrobiom die Gesundheit des Gehirns beeinflussen, wobei eine Dysbiose (ein Ungleichgewicht der Darmbakterien) mit zahlreichen neurologischen Pathologien in Verbindung gebracht wird.

Das Hormon Melatonin wird als wichtiger Akteur bei der Bekämpfung der Neuroinflammation hervorgehoben. Es kann Immunzellen von einem entzündungsfördernden Zustand in einen entzündungshemmenden Zustand versetzen und hat schützende, antioxidative Eigenschaften, die Prozesse hemmen können, die Neurodegeneration und Entzündungen fördern.

Der Bericht befasst sich auch mit potenziellen therapeutischen Strategien zur Wiederherstellung der Gesundheit der Mitochondrien. Ein solcher Ansatz ist die Hormesis – eine evolutionäre Anpassungsreaktion, bei der ein milder Stressor die Toleranz eines Organismus gegenüber toxischeren Stressfaktoren erhöht. Dies entspricht im Wesentlichen der Idee „was dich nicht umbringt, macht dich stärker“. Hormetische Strategien oder „Mitohormese“ könnten zur Förderung der Widerstandsfähigkeit und Gesundheit der Mitochondrien eingesetzt werden, um chronischen Krankheiten und vorzeitiger Alterung vorzubeugen.

Diese Strategien könnten verschiedene Arten von Auslösern beinhalten, wie z. B. Bewegung, kontrollierter oxidativer Stress, Kalorienrestriktion, Temperaturstressoren (z.B. Kälte; Hitze ist bei MS eher zu meiden) und die Verwendung von phytochemischen Substanzen (z.B. Polyphenole, Flavonoide). In Intervallen und in der richtigen Kombination eingesetzt, könnten diese Strategien dazu beitragen, die Gesundheit der Mitochondrien zu erhalten, die Effizienz des Immunsystems zu fördern und die metabolische und neurologische Flexibilität zu verbessern.

Die Autoren weisen darauf hin, dass moderne Lebensgewohnheiten wie Bewegungsmangel, Überfluss an Nahrungsmitteln, Schlafstörungen, Mikronährstoffmangel und Umweltschadstoffe zu erheblichem mitochondrialem Stress und Dysfunktion führen können. Dies können die Kennzeichen vieler Krankheiten und chronischer Zustände sein. Hormetische Eingriffe zum Schutz und zur Wiederherstellung der Mitochondrienfunktion könnten daher einen weitreichenden Nutzen für die Gesundheit haben und möglicherweise chronischen Krankheiten vorbeugen.

Fazit:

Es ist wichtig zu verstehen, dass unser Lebensstil einen direkten Einfluss auf die Gesundheit unserer Mitochondrien hat, die wiederum eine entscheidende Rolle bei vielen Krankheiten spielen. Durch die Wahl eines gesunden Lebensstils können wir die Gesundheit unserer Mitochondrien fördern und damit das Risiko für viele Krankheiten senken, aber auch selbst therapeutisch aktiv werden. Gerade für Menschen mit MS ist es an der Zeit, diesen entscheidenden Zusammenhang zwischen mitochondrialer Gesundheit und Lebensstil zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Die Grundlagen findet dazu findet man u.a. in unserem Projekt und der Life-SMS-Mindmap!

[1]: Casanova A, Wevers A, Navarro-Ledesma S, Pruimboom L. Mitochondria: It is all about energyFront Physiol. 2023;14:1114231. Published 2023 Apr 25. doi:10.3389/fphys.2023.1114231 [free access]

Bildquelle: By translated by Tirkfl, original by LadyofHats – German version of Animal mitochondrion diagram en.svg., Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6195054

Feldenkrais-Training bei Multipler Sklerose – Was sagt die Wissenschaft?

Feldenkrais-Training basiert auf der Annahme, dass ungelöste oder unerkannte Bewegungsprobleme die Ursache für viele Beschwerden sind. Durch gezielte Berührungen und Übungen sollen bestimmte Muskeln entspannt und andere gestärkt werden. Dadurch sollen die Bewegungen verbessert und die Wahrnehmung geschärft werden. Das Feldenkrais-Training wird seit über 30 Jahren an Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose angewendet. Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen des Trainings auf die Erkrankungssymptome. So konnte festgestellt werden, dass das Training zu einer Verbesserung der Koordination, Balance und Konzentration führt sowie zur Schmerzreduktion beitragen kann. Überdies kann durch das Training auch die Lebensqualität der Betroffenen deutlich erhöht werden.

Während in den letzten Beiträgen die Feldenkrais-Lehrerin Eva Weißmann ihre ganz persönliche Sicht auf das Thema „MS und Feldenkrais“ ausführlich geschildert hat, fassen wir heute den wissenschaftlichen Stand in gebotener Kürze zusammen.

Feldenkrais-Training; © SFV Schweizerischer Feldenkrais Verband

Wie kann Feldenkrais-Training helfen?

Feldenkrais-Training kann bei Multipler Sklerose verschiedene positive Wirkungen haben. Durch das Training können die Betroffenen lernen, ihren Körper besser zu koordinieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Dadurch können sie ihre alltäglichen Aktivitäten besser ausführen und ihr Wohlbefinden erhöhen.

Feldenkrais-Training ist eine gleichzeitig körperliche und mentale Methode, die dazu beiträgt, die Mobilität und Selbstwirksamkeit von Menschen mit MS zu verbessern. Die positive Wirkung des Feldenkrais-Trainings besteht in der Verbesserung der Selbstregulierungskompetenz des Gehirns sowie in der Verbesserung der Körperwahrnehmung und -koordination. Dadurch wird die Lebensqualität von Menschen mit MS deutlich verbessert und es gibt Hinweise darauf, dass das Training auch dazu beiträgt, die Progression der Erkrankung zu verlangsamen.

Die Studienlage

In den letzten Jahren wurden verschieden Studien durchgeführt, um die Wirkung der Feldenkrais-Methode (FM) bei neurologischen Erkrankungen zu untersuchen. Einige Studien haben Hinweise auf eine Verbesserung der motorischen Funktionen sowie auf eine Verbesserung der Körperwahrnehmung, des subjektiven Wohlbefindens und eine Schmerzreduktion nach Behandlung mit der Feldenkrais-Methode ergeben. Andere Studien haben jedoch keine oder nur geringe Auswirkungen auf die motorischen Funktionen oder das subjektive Wohlbefinden festgestellt.

Einige Einschränkungen müssen generell bei der Interpretation dieser Ergebnisse beachtet werden. Zunächst ist die Anzahl und Qualität der verfügbaren Studien begrenzt und es besteht ein erhöhtes Risiko von Verzerrung durch kleine Stichproben und nicht-standardisierte Methoden. Zweitens sind die meisten Studien nur für kurze Zeiträume durchgeführt worden, sodass keine Aussagen über längerfristige Auswirkungen gemacht werden können. Drittens gibt es viele Variablen, die die Wirksamkeit der Feldenkrais-Methode beeinflussen können, aber bisher nicht ausreichend untersucht wurden. An dieser Stelle schlägt die Erfahrungsmedizin und das therapeutische Wissen die heutige Studienlage um Längen.

Eine gute Zusammenfassung des heutigen Forschungsstandes bietet dennoch der 2020 erschienene Review von Stephens und Hillier [1].

In diesem Artikel wurden experimentelle Beweise für die Wirksamkeit der Feldenkrais-Methode bei der Verbesserung der Leistungsfähigkeit in den Bereichen allgemeine Funktion, Mobilität und Gleichgewicht sowie bei der Schmerzbehandlung untersucht. Die Autoren konzentrierten sich in erster Linie auf die Ergebnisse von randomisierten Kontrollstudien (RCT), geben aber auch einen Überblick über die Forschung, die die Wirksamkeit der FM untersucht hat, und identifizieren Bereiche, in denen nur wenig Forschung durchgeführt wurde.

Sie fassen wie folgt zusammen:

„Es gibt inzwischen mehr als 30 RCTs, die die FM in verschiedenen Populationen und mit unterschiedlichen Ergebnismessungen untersucht haben. Hillier und Worley (2015) [2] kamen zu dem Schluss, dass es hinreichend starke und konsistente Belege dafür gibt, dass die FM Vorteile bringt, insbesondere auf funktioneller Ebene (z. B. Gleichgewicht) und möglicherweise eine Symptomverbesserung in Form von reduzierten Schmerzen und erhöhtem Wohlempfinden. Betrachtet man einige der gemessenen Ergebnisse, so kann man zu dem Schluss kommen, dass die Vorteile durch Lernprozesse vermittelt werden, die das Körperbewusstsein, die Aufmerksamkeit und das Selbstbild nutzen und verbessern.“

Warum sich für ein Feldenkrais-Training bei MS entscheiden?

Grundsätzlich hat sich gezeigt, dass diese Art des Trainings positive Wirkungen auf den Körper und den Geist hat. So können einfache Bewegungsübungen helfen, die Kraft und Ausdauer zu verbessern und gleichzeitig die Konzentration und Koordination zu erhöhen. Durch die geringe Intensität der Übungen besteht nicht das Risiko, dass die Übenden überfordert werden oder sich in der Beweglichkeit verschlechtern. Erfahrene Feldenkrais-Therapeuten und -Therapeutinnen können zudem individuelle Programme entwerfen, um die speziellen Bedürfnisse des Patienten/der Patientin zu berücksichtigen.

Ein weiteres wichtiges Merkmal des Feldenkrais-Trainings ist die Fokussierung auf die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Die Übungen fördern nicht nur die Muskelarbeit, sondern auch das Verständnis der eigenen Körperwahrnehmung. Dadurch wird es den Patienten ermöglicht, ihr volles Potenzial an Beweglichkeit und Kraft zu entfalten, ohne sich überzustrapazieren oder Schmerzen zu entwickeln.

Zu den häufigsten positiven Effekten der Feldenkrais-Methode gehören:

  • Ein Gefühl der Entspannung
  • Mehr Beweglichkeit und Kraft
  • Steigerung der Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Verbesserte Koordination und Balance
  • Stressreduktion

FAZIT

Insgesamt bietet Feldenkrais-Training MS-Patienten und MS-Patientinnen also eine Reihe von Vorteilen: Verbesserte Funktion der Muskulatur, besseres Verständnis der eigen Körperwahrnehmung sowie emotionale Entlastung und Stress- und Schmerzreduktion. Wie bei jedem Training können auch beim Feldenkrais-Training für Menschen mit MS individuell unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden. Diese hängen von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Art des Trainings, dem Zeitaufwand und dem persönlichen Ziel. In jedem Fall ist es ratsam, vor Beginn eines Trainingsprogramms Rücksprache mit erfahrenen Feldenkrais-Therapeuten/-Therapeutinnen zu halten und gemeinsam Übungen durchzuführen, um hierüber ein persönliches Trainingsprogramm zu entwickeln.

Ein möglicher Risikofaktor beim Feldenkrais-Training sind fehlerhafte Übungsabläufe. Dies kann auch zu schwerwiegenden Folgen führen, wie etwa einer Verletzung. Zudem können falsch ausgeführte Bewegungen zu unerwünschten Spannungs- und Schmerzmustern führen. Auch eine Verkrampfung von Muskeln oder Gelenken kann die Folge sein. Es ist daher wichtig, das Training unter der Anleitung eines geschulten Feldenkrais-Practitioners zu absolvieren, um solche Konsequenzen zu vermeiden. Der Practitioner kann den Übenden helfen, die richtigen Bewegungsmuster zu erlernen, indem er Variationen und Modifikationen vornimmt und sicherstellt, dass keine Fehler gemacht werden. Dies wird so lange fortgeführt, bis Betroffene in der Lage sind, die Übungsabfolgen eigenständig und ohne Fehler auszuführen.

Referenzen

[1] Stephens, J., & Hillier, S. (2020). Evidence for the Effectiveness of the Feldenkrais Method, Kinesiology Review, 9(3), 228-235. Retrieved Jan 14, 2023, from https://journals.humankinetics.com/view/journals/krj/9/3/article-p228.xml

[2] Hillier, S., & Worley, A. (2015). The effectiveness of the feldenkrais method: a systematic review of the evidence. Evidence-based complementary and alternative medicine : eCAM, 2015, 752160. https://doi.org/10.1155/2015/752160

Gastbeitrag Eva Weißmann

Den Gastbeitrag „Die Feldenkrais-Methode für Menschen mit Multiple Sklerose (mit Übungen)“ aus dem Jahr 2022 finden Sie im Downloadbereich!


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Multiple Sklerose und Ausdauertraining – ideal in Kombination mit Krafttraining

Wir sind im letzten Artikel in dieser Reihe auf die Auswirkungen von Krafttraining auf die Symptomatik bei MS eingegangen.

Ausdauertraining ist eine weitere sehr empfehlenswerte nicht-pharmakologische Maßnahme für Menschen mit MS. Es gibt seit langem Studienbelege dafür, dass Ausdauertraining die aerobe Fitness und die gesundheitsbezogene Lebensqualität bei MS verbessert, mit erkennbaren Auswirkungen auf die funktionelle Kapazität [1, 2]. Die bisher berichteten Auswirkungen des Ausdauertrainings auf die muskuläre Leistungsfähigkeit und die wahrgenommene Ermüdung waren nicht besonders stark ausgeprägt. Es wurde aber vermutet, dass Ausdauertraining in Kombination mit Krafttraining die positiven Effekte von Bewegungstraining bei Personen mit MS noch verstärken könnte [3].

Photo by CHUTTERSNAP on Unsplash: Trainingsgeräte für das Ausdauertraining




Genau diese Vermutung wurde in einer randomisierten Studie aus dem Jahr 2021 nachgewiesen [4], auf die wir im Folgenden näher eingehen werden.

Effekte eines kombinierten Ausdauer- und Krafttrainings bei Frauen mit Multipler Sklerose: Eine randomisierte, kontrollierte Studie

In dieser Studie wurden 27 Frauen mit MS wurden nach dem Zufallsprinzip entweder der Kontrollgruppe (CON: n = 13) oder der Experimentalgruppe (EXP: n = 14) zugeteilt. Die Teilnehmerinnen der EXP-Gruppe trainierten 12 Wochen lang zweimal pro Woche, gefolgt von einer 12-wöchigen Pause. Sowohl die CON- als auch die EXP-Gruppe wurden vor und nach der 12-wöchigen Interventionsphase sowie 12 Wochen nach Beendigung des Trainings (Follow-up) getestet, wobei Muskelkraft, Müdigkeit, Depression und Lebensqualität gemessen wurden.

Messgrößen

Muskelkraft: Die maximale bewusste isometrische Kontraktion (MVIC) ist eine gängige Methode zur Messung der Muskelkraft bei Menschen mit MS. Eine kalibrierte Kraftmesszelle zeichnete die Muskelkraft (N) während einer isometrischen bewussten Kontraktion der Kniestrecker in einer Beinstreckmaschine auf. Die Kraft wird im Falle einer isometrischen Kontraktion gemessen, ohne dass sich das Gelenk bewegt.

Dynamische Kraft: Die maximale dynamische Kraft wurde anhand von sogenannten 1RM-Bewegungen an den Geräten für bilaterale Beinstreckung, Brustpresse und Rudern im Sitzen ermittelt. Kurz gesagt, 1RM ist dabei definiert als die schwerste Last, die nur einmal über einen vollen Bewegungsbereich gehoben werden kann.

Fatigue: Die italienische Version der Modified Fatigue Impact Scale (MFIS) kam an dieser Stelle zum Einsatz.

Depressive Symptomatik: Das Vorhandensein und der Schweregrad von depressiven Symptomen wurden anhand der italienischen Version des Beck Depression Inventory-II (BDI-II) ermittelt.

Lebensqualität: Die italienische Version des Fragebogens zur Lebensqualität bei Multipler Sklerose (MSQOL-54) wurde zur Messung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität verwendet.

Ergebnisse

Die Ergebnisse konnten sich mehr als nur sehen lassen. Betrachten wir zuerst die körperlichen Effekte.

Nach Abschluss der Trainingsphase:

Absolute Änderung der Messwerte inkl. statistischer Fehler

Nach 12 Wochen ohne Training:

Die Effekte in der Trainingsgruppe waren also einen Faktor 2 – 4 positiver ausgeprägt als in der Kontrollgruppe. Nach Abschluss des Trainingszeit ging lediglich die dynamische Kraft und damit auch die Ausdauer bei der Beinstreckung in den folgenden 12 Wochen ohne weiteres Training zurück.


Jetzt folgt der Blick auf die Auswertungen der verschiedenen Fragebögen:

Nach Abschluss der Trainingsphase:

Nach 12 Wochen ohne Training:

An diesen Auswertungen sieht man deutlich die Wichtigkeit eines kontinuierlichen Trainings. Dies wird besonders deutlich an der Zunahme des Wertes in der Unterkategorie Fatigue und bei der Abnahme der Ratings für die Lebensqualität in den 12 Wochen ohne weiteres Training.

Die hohen Schwankungsbreiten sind zumindest durch die noch immer recht geringe Zahl von Teilnehmerinnen zu erklären und die sehr unterschiedliche Ausprägung der MS-Symptomatik bei den Betroffenen. Die Tendenz ist aber eindeutig.

Fazit:

In dieser Studie wird erstmals die Wirksamkeit eines kombinierten Ausdauer- und Krafttrainingsprogramms für Personen mit MS beschrieben. Die aktuellen Ergebnisse deuten sehr stark darauf hin, dass diese Art Trainingsprogramm zu einer Steigerung der Muskelkraft führt, die mit einer Verbesserung der wahrgenommenen Müdigkeit, der depressiven Symptome und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität einhergeht. Diese Veränderungen blieben auch nach einer 12-wöchigen Trainingspause zum Teil bestehen, allerdings zeigt sich die Wichtigkeit der kontinuierlichen Fortführung eines solchen Trainingsansatzes. Diese und andere Studien haben gezeigt, dass ein kombiniertes Training von Muskelkraft und Ausdauer eine mehr als empfehlenswerte Maßnahme zur Stabilisierung und Verbesserung des Gesundheitszustandes bei MS-Betroffenen ist. Suchen Sie sich Gleichgesinnte und kommen Sie in Bewegung, immer den eigenen körperlichen Bedingungen entsprechen und ohne Überanstrengung – Körper und Geist werden es Ihnen danken.


Bisher erschienen in dieser Reihe:

Sport, Training und Bewegung bei MS: Eine Einführung

MS, Sport und Immunsystem

Multiple Sklerose und Training – Einfluss auf Symptome der MS

Multiple Sklerose und Krafttraining


Wenn Sie mehr zum Thema Sport und MS wissen wollen, sei Ihnen auch die

🖹 Life-SMS Veröffentlichung: Sport und MS aus dem Jahr 2017 empfohlen, auf die wir in dieser Artikelserie an vielen Stellen zurückgreifen.


Referenzen

[1] Petajan JH, Gappmaier E, White AT, Spencer MK, Mino L, Hicks RW. Impact of aerobic training on fitness and quality of life in multiple sclerosis. Ann Neurol. (1996) 39:432–41. doi: 10.1002/ana.410390405, full text

[2] Mostert S, Kesselring J. Effects of a short-term exercise training program on aerobic fitness, fatigue, health perception and activity level of subjects with multiple sclerosis. Mult Scler. (2002) 8:161–8. doi: 10.1191/1352458502ms779oa, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/11990874/

[3] Dalgas U, Stenager E, Ingemann-Hansen T. Multiple sclerosis and physical exercise: recommendations for the application of resistance-, endurance- and combined training. Mult Scler. (2008) 14:35–53. doi: 10.1177/1352458507079445, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17881393/

[4] Correale L, Buzzachera CF, Liberali G, Codrons E, Mallucci G, Vandoni M, Montomoli C and Bergamaschi R (2021) Effects of Combined Endurance and Resistance Training in Women With Multiple Sclerosis: A Randomized Controlled Study. Front. Neurol. 12:698460. doi: 10.3389/fneur.2021.698460, full text


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Multiple Sklerose und Krafttraining

Wir hatten schon im letzten Artikel in dieser Reihe auf die Auswirkungen von körperlichem Training auf die Symptomatik und Krankheitsentwicklung bei MS hingewiesen.

In den folgenden Artikeln werden wir uns näher mit verschiedenen Trainingsformen beschäftigen.

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Generelle gesundheitliche Effekte von Krafttraining

Unabhängig von einer Erkrankung hat richtig eingesetztes Krafttraining (auch als progressives Widerstandstraining bezeichnet) mannigfaltige positive gesundheitliche und präventive Effekte. Dazu gehören:

  • Das Entgegenwirken eines Muskelabbaus (bedingt durch Alter, Krankheit, Bewegungsmangel)
  • Die Verbesserung der Koordination zwischen Nervensystem und Muskulatur
  • Die Verbesserung des Zusammenspiels der einzelnen Muskeln untereinander
  • Die Stabilisierung des muskulären Stützsystems (Krafttraining beugt so zum Beispiel Gelenkschäden oder Rückenbeschwerden vor!)
  • Die Erhöhung der Belastbarkeit von Bändern und Sehnen
  • Die Zunahme der Stabilität von Knochen (Verhinderung von Osteoporose)
  • Die Verbesserung der Insulinsensitivität
  • Die Erhöhung des Kalorienverbrauches
  • Der Abbau von Stresshormonen
  • Die Erhöhung des Testosteronspiegel (antientzündliche Wirkung)

Krafttraining und MS

Die positiven Effekte eines Muskeltrainings, um der Atrophie (Abnahme der Muskelsubstanz) entgegen zu wirken, die Koordination und damit die Stabilisierung von Gelenken zu erhalten und zu verbessern ist gerade bei einer MS-Erkrankung die Basis zum Erhalt der Gehfähigkeit und Bewegungsfähigkeit insgesamt. Progressives Muskeltraining der unteren Extremitäten [1] führte laut einer Studie aus dem Jahr 2009 [2] zu verbesserter Muskelkraft und einer Steigerung der funktionalen Kapazität bei Patienten mit MS. Das Ergebnis war signifikant besser als das der Kontrollgruppe ohne Training. Gute Ergebnisse wurden vor allem auch durch kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining erzielt.

Die gegebenen Empfehlungen belaufen sich auf ein 2-3 maliges Training pro Woche, wobei große Muskelgruppen, besonders die der Beine, in 4-8 Übungen mit 1-3 Sätzen von jeweils 8-15 Wiederholungen trainiert werden. Angefangen bei 15 Wiederholungen und niedriger Intensität, wobei später die Zahl der Wiederholungen reduziert und die Intensität erhöht wird.

Besonders die Ruhephasen zwischen intensiveren Einheiten (48 Stunden) sollten hier Beachtung finden.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2015 [3] von 20 nach strengen Kriterien ausgewählten Studien (von insgesamt 507 betrachteten Veröffentlichungen) mit Multiple Sklerose- und Parkinsonbetroffenen bestätigt diese Ergebnisse eindeutig. Es wurde festgestellt, dass Krafttraining die Muskelkraft bei Menschen mit Parkinson (15 % – 83,2 %) und Multipler Sklerose (4,5 % – 36 %) deutlich verbessert. Signifikante Verbesserungen der Mobilität (11,4 %) und des Krankheitsverlaufs wurden auch bei Menschen mit Parkinson-Krankheit nach dem Krafttraining festgestellt. Darüber hinaus wurden bei Personen mit Multipler Sklerose nach dem Krafttraining signifikante Verbesserungen der Fatigue (8,2 %), der funktionellen Kapazität (21,5 %), der Lebensqualität (8,3 %), der Kraft (17,6 %) und der elektromyographischen Untersuchung (Messung elektrischer Aktivität in ausgewählten Muskeln) (24,4 %) festgestellt. Krafttraining ist also extrem nützlich, um die Muskelkraft bei Morbus Parkinson und signifikant – wenn auch in geringerem Maße – bei Multipler Sklerose zu steigern.

Diese Ergebnisse wurden durch einen ganz aktuellen Review [4] aus dem Jahr 2022 ergänzt. Signifikante Verbesserungen zwischen Gruppen mit und ohne Krafttraining wurden bei der Kniestreckung und -beugung festgestellt, nicht jedoch bei der Zahl der Wiederholungen. Hinsichtlich der funktionellen Kapazität und des Gleichgewichts wurden signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen zugunsten der Gruppe mit Krafttraining beim “Timed Up and Go Test”, der Gehausdauer, der Gehgeschwindigkeit und des Gleichgewichts festgestellt. Die Ergebnisse hinsichtlich der optimalen Dosis waren hier uneinheitlich.

Fazit:

Die Studien haben gezeigt: Muskelkraft ist auch bei MS trainierbar und sollte hier, genau wie beim Ausdauertraining, all die positiven Effekte hervorrufen, die am Anfang dieses Artikels für das Krafttraining genannt generell genannt wurden.

Bei der Wahl der für Sie geeigneten Art des Krafttrainings und der Trainingsgeräte oder Hilfsmittel (Hanteln, Theraband etc.) sollten Sie sich von erfahrenen Physiotherapeuten unterstützen lassen. Ein regelmässiges, sich langsam steigerndes Krafttraining ca. 3 mal in der Woche ist sehr empfehlenswert.


Bisher erschienen in dieser Reihe:

Sport, Training und Bewegung bei MS: Eine Einführung

MS, Sport und Immunsystem

Multiple Sklerose und Training – Einfluss auf Symptome der MS


Wenn Sie schon noch mehr zum Thema Sport und MS wissen wollen, sei Ihnen die

🖹 Life-SMS Veröffentlichung: Sport und MS aus dem Jahr 2017 empfohlen, auf die wir in dieser Artikelserie an vielen Stellen zurückgreifen.


Referenzen

[1] Primär des Quadriceps femoris – „vierköpfiger Oberschenkelmuskel“ oder „vierköpfiger Oberschenkelstrecker“, schönes 3D-Modell auf http://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_quadriceps_femoris

[2] Dalgas, U., Stenager, E., Jakobsen, J., Petersen, T., Hansen, H. J., Knudsen, C., Overgaard, K., Ingemann-Hansen, T., Nov. 2009. Resistance training improves muscle strength and functional capacity in multiple sclerosis. Neurology 73 (18), 1478-1484. http://view.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19884575

[3] Cruickshank, T. M., Reyes, A. R., & Ziman, M. R. (2015). A systematic review and meta-analysis of strength training in individuals with multiple sclerosis or Parkinson disease. Medicine, 94(4), e411. https://doi.org/10.1097/MD.0000000000000411

[4] Andreu-Caravaca, L., Ramos-Campo, D. J., Chung, L. H., Martínez-Rodríguez, A., & Rubio-Arias, J. Á. (2022). Effects and optimal dosage of resistance training on strength, functional capacity, balance, general health perception, and fatigue in people with multiple sclerosis: a systematic review and meta-analysis. Disability and rehabilitation, 1–13. Advance online publication. https://doi.org/10.1080/09638288.2022.2069295


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Multiple Sklerose und Training – Einfluss auf Symptome der MS

Wir hatten schon im letzten Artikel in dieser Reihe auf verschiedene Facetten des körperlichen Trainings und dessen Auswirkungen auf die Symptomatik aber auch die Pathogenese (Entstehung und Entwicklung von körperlichen und psychischen Erkrankungen) bei MS hingewiesen.

Betrachten wir in diesem Zusammenhang heute kurz fünf ausgewählte Aspekte: Gehbehinderung, Kognition, Fatigue, Depressionen und Lebensqualität.

Krafttraining mit Coaching

Gehbehinderung

Der Verlust der Mobilität zu Fuß ist ein typisches Merkmal der MS und deren Progression. Der Verlust der Gehfähigkeit ist dabei eine der belastendsten und beunruhigendsten Eigenschaften von MS. Folglich legen Patienten mit MS erheblichen Wert auf den Erhalt dieser Funktion. Es gibt klare Hinweise für Verbesserungen der Gehfähigkeit durch gezielte Trainingsübungen bei MS. Dies könnte durch Effekte auf das ZNS hervorgerufen werden (z.B. Integrität von kortikalen oder subkortikalen grauen Gehirnstrukturen wie Thalamus- oder Basalganglien) und/oder periphere physiologische Funktionen (z.B. kardiorespiratorische Kapazität oder Muskelkraft/Ausdauer). Per Definition ist eine Trainingsübung eine Komponente der körperlichen Aktivität, die geplant, strukturiert und über einen längeren Zeitraum wiederholt wird. Der springende Punkt ist dabei die spezifische Ausrichtung des Bewegungstrainings, welche sich am aktuellen Behinderungsgrad und der Fitness des Patienten orientieren muss.

Übereinstimmend zeigt die Studienlage, dass Bewegungstraining einen kleinen, aber wichtigen Effekt auf die Gehfähigkeit bei MS hat. Die Wirkung ist höher, wenn die Trainingsübungen und deren Einhaltung durch Dritte überwacht werden und einem strukturierten Programm folgen [1]. An dieser Stelle ist die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Physiotherapeuten oder Sportcoach mit MS-Erfahrung zu empfehlen.

Zudem haben Studien gezeigt, dass Personen mit Multipler Sklerose (MS), die intermittierend (als häufiger kurze Distanzen mit ausreichend Pausen dazwischen) gehen, weniger ermüden und längere Strecken zurücklegen als Personen, die kontinuierlich an einem Stück gehen. Zudem erhöhten sich die Ausdauer und die Gesamtgehstrecke [2] durch regelmäßiges intermittierendes Training.

Kognition

Eine kognitive Dysfunktion ist eine weitere häufige und belastende Konsequenz von MS und zeigt sich primär in Domänen der Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, des Lernens und des Gedächtnisses sowie der Exekutivfunktionen.

Verschiedene Studien deuten bisher darauf hin, dass aerobes Training die kognitive Leistung durch verstärkte Neuroplastizität in den mit kognitiver Leistung verbundenen Hirnarealen verbessern kann. Insgesamt steckt die Erforschung von Trainingsübungen und Kognition bei MS noch immer in den Anfängen und lässt aufgrund von methodischen Einschränkungen keine unumstößlichen Schlussfolgerungen zu. Ein signifikanter Einfluss ist aber als sicher anzunehmen.

Eine im Januar 2017 veröffentlichte Studie [3] liefert in diesem Zusammenhang gute Hinweise für eine signifikante Assoziation zwischen der kardiorespiratorischen Fitness und der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit bei Personen mit MS, die an einer Beeinträchtigung der kognitiven Verarbeitungsgeschwindigkeit leiden. Diese Untersuchung liefert somit die erste direkte Unterstützung für den Ansatz, aerobes Training für das Management und die Behandlung von MS-bezogenen kognitiven Beeinträchtigungen aktiv und erfolgreich zu nutzen. Weiter hat eine aktuelle Pilotstudie [4] aus dem Jahr 2021 des gleichen Studienleiters und anderen Multiple-Sklerose-Forschern gezeigt, dass Laufband-Training ein wirksames Mittel sein kann, um die negativen kognitiven Auswirkungen der Krankheit zu bewältigen.

Fatigue

Fatigue (chronische Müdigkeit) ist eines der häufigsten Belastungssymptome der MS. Fatigue tritt bei fast 80% der Patienten mit MS auf und hat bedeutende Auswirkungen auf die Verschlechterung des neurologischen Status und anderer Symptome wie Depression, Schmerz, Angst und kognitive Beeinträchtigung (Symptomatisches Clustering).

Schon im Jahr 2014 stellten Khan et.al. in einer Studie, die verschiedene Behandlungsformen bei Fatigue untersuchte fest: Nicht-pharmakologische Interventionen (sowohl Bewegung als auch psychologische/trainingsbezogene Interventionen) haben offenbar eine stärkere und signifikantere positive Wirkung auf die Verringerung der Auswirkungen oder des Schweregrads von Fatigue im Vergleich zu den üblicherweise verschriebenen pharmakologischen Wirkstoffen [5].

Dieses Ergebnis ist inzwischen durch eine weitere Metaanalyse [6] bestätigt worden: Die Ergebnisse dieser Studie, zeigen und bestätigen, dass körperliche Bewegung die Fatigue bei MS-Patienten deutlich verringert. Folglich wird ein regelmäßiges Bewegungsprogramm als Teil eines Rehabilitationsprogramms für MS-Patienten dringend empfohlen.

Depressionen

Depression und depressive Symptome sind recht häufige und belastende Symptome, die bei MS auftreten. Zum Beispiel zeigte eine Studie unter Nutzung der Daten von 4178 Personen aus dem britischen MS-Register, dass MS-Betroffene einen durchschnittlichen Wert von 7,6 auf der Krankenhausangst- und Depressionsskala (HADS) im Vergleich zum Referenzwert von 3,7 für die britische Bevölkerung hatten. HADS-Werte von mehr als 7 sind deutliche Hinweise auf substanzielle depressive Symptome.

Die Ergebnisse einer Metaanalyse aus dem Jahr 2015 ergaben eine signifikante Verringerung der Depressionsrate bei körperlichem Training gegenüber der der Kontrollgruppen [7]. Die Studien wurden eingeordnet nach Leitlinien der körperliche Aktivität (PAG). Einhaltung der PAGs bedeutete: 150 Minuten pro Woche Übungen mit moderater Intensität oder 75 Minuten pro Woche von kräftiger Intensität oder eine etwa gleichwertige Mischung aus moderaten und kräftigen Intensitäten der Übung. Die Interventionen, die den körperlichen Aktivitätsleitllinien entsprachen, ergaben einen Gesamteffekt von -0,38 beim HADS, verglichen mit -0,19 für 22 Studien, die nicht den Richtlinien für körperliche Aktivität entsprachen.

Weiter Analysen ergaben in der Zwischenzeit noch deutlich stärkere positive Effekte in Bezug auf depressive Symptome. Training kann also, sofern regelmäßig ausgeübt, Depressionen bei MS signifikant reduzieren.

Lebensqualität (Quality of Life)

Insgesamt behaupten Forscher oft, dass die aktuelle Datenlage für Schlussfolgerungen hinsichtlich der positiven Auswirkungen von Training auf HRQOL-Ergebnisse (gesundheitsbezogene Lebensqualität) bei Personen mit MS nicht ausreichend sei.

Sieht man sich allerdings einzelne Studien und Trainingsmethoden an – auch die weiter oben genannten – werden die Effekte plötzlich mehr als deutlich. Allein die Betrachtung zu den Vorteilen eines progressiven Krafttrainings über 12 Wochen auf Fatigue, Stimmung und Lebensqualität spricht Bände. Alle Punkte verbesserten sich signifikant und wurden über weitere 12 Wochen nach Beendigung des Trainings im Follow-up beibehalten [8].

Fazit: Sport und Training sind eine unverzichtbare Komponente der Lebensstilmaßnahmen bei der Behandlung der Multiple Sklerose und damit ein Muss aber auch eine Herausforderung für jeden Betroffenen. Die positiven Auswirkungen auf die funktionelle Gesundheit und den Behinderungsstatus sind heute eindeutig wissenschaftlich nachgewiesen. Betroffene sollten sich aber keinesfalls übernehmen und besser regelmäßig in Intervallen trainieren und ausreichend Regenerationsphasen zulassen. Suchen Sie sich eine Sport- oder Bewegungsart, die Sie begeistert, nicht überfordert, nur geringes Verletzungsrisiko hat und Erfolgserlebnisse verspricht.


Bisher erschienen in dieser Reihe:

Sport, Training und Bewegung bei MS: Eine Einführung

MS, Sport und Immunsystem


Wenn Sie mehr zum Thema Sport und MS wissen wollen, sei Ihnen auch die

🖹 Life-SMS Veröffentlichung: Sport und MS aus dem Jahr 2017 empfohlen, auf die wir in dieser Artikelserie an vielen Stellen zurückgreifen werden.


Referenzen

[1] Motl, R. W., Sandroff, B. M., Sep. 2015. Benefits of exercise training in multiple sclerosis. Current neurology and neuroscience reports 15 (9). URL http://view.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/26223831

[2] Herbert Karpatkin, Jaya Rachwani, Rachel Rhodes, Lourdes Rodriguez, Rosie Rodriguez, Anna Rubeo & Evan Cohen (2022) The effect of intermittent vs. continuous walking on distance to fatigue in persons with multiple sclerosis, Disability and Rehabilitation, DOI: 10.1080/09638288.2021.2018055

[3] Sandroff, B. M., Motl, R. W., DeLuca, J., Jan. 2017. The influence of cognitive impairment on the Fitness-Cognition relationship in MS. Medicine and science in sports and exercise. http://view.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/28121803

[4] Sandroff, B. M., Wylie, G. R., Baird, J. F., Jones, C. D., Diggs, M. D., Genova, H., Bamman, M. M., Cutter, G. R., DeLuca, J., & Motl, R. W. (2021). Effects of walking exercise training on learning and memory and hippocampal neuroimaging outcomes in MS: A targeted, pilot randomized controlled trial. Contemporary clinical trials, 110, 106563. https://doi.org/10.1016/j.cct.2021.106563

[5] Khan F, Amatya B, Galea M. Management of Fatigue in Persons with Multiple Sclerosis. Frontiers in Neurology. 2014;5:177.URL 10.3389/fneur.2014.00177

[6] Razazian, N., Kazeminia, M., Moayedi, H. et al. The impact of physical exercise on the fatigue symptoms in patients with multiple sclerosis: a systematic review and meta-analysis. BMC Neurol 20, 93 (2020). https://doi.org/10.1186/s12883-020-01654-y

[7] Adamson, B. C., Ensari, I., Motl, R. W., Jul. 2015. Effect of exercise on depressive symptoms in adults with neurologic disorders: a systematic review and meta-analysis. Archives of physical medicine and rehabilitation 96 (7), 1329-1338.
http://view.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25596001

[8] Dalgas, U., Stenager, E., Jakobsen, J., Petersen, T., Hansen, H. J., Knudsen, C., Overgaard, K., Ingemann-Hansen, T., Apr. 2010. Fatigue, mood and quality of life improve in MS patients after progressive resistance training. Multiple sclerosis (Houndmills, Basingstoke, England) 16 (4), 480-490.

http://view.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20194584


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MS, Sport und Immunsystem

Eine große Zahl von wissenschaftlichen, klinischen und epidemiologischen Daten unterstützt das Konzept der positiven und negativen Auswirkungen von Training und Sport auf das Immunsystem. Diese Effekte sind sehr variabel, abhängig von der Art und Intensität der Belastung. Die Belastung auf das Individuum wiederum ist abhängig vom Alter, Gesundheitszustand, Trainingszustand, Geschlecht oder auch Stresslevel, um die wichtigsten zu nennen. Eine detaillierte Angabe zu diesen Belastungsgrößen zu machen, die für alle Menschen gelten soll, kann aus diesen Gründen nicht getroffen werden.

Immunologische Einflüsse bei moderatem Training

Die immunologischen Einflüsse von moderatem Training sind besonders gut bei Infektionen der oberen Atemwege untersucht worden und zeigen einen günstigen Einfluss auf das Immunsystem und eine Verringerung der Inzidenz der Erkrankungen. Nach jeder Periode moderater Bewegung zeigte sich, dass eine Erhöhung von Neutrophilen (Neutrophile Granulozyten sind verantwortlich für die unspezifische Abwehr von Infektionen mit Bakterien und Pilzen und sind an Entzündungsreaktionen beteiligt) und natürlichen Killerzellen auftritt, die für bis zu 3 Std. nach dem Training erhalten bleibt. Wird moderates Bewegungstraining für 12-15 Wochen nahezu täglich fortgesetzt, verringert sich die Anzahl der “Symptom-Tage” mit Atemwegsinfektionen um 25-50 Prozent im Vergleich zu Personen ohne Training. Neuere Untersuchungen zeigen, dass durch moderate körperliche Belastung ausgelöste Modulationen im Immunsystem das Risiko von Herzerkrankungen, bestimmte Arten von Krebs, Typ-2-Diabetes, Arthritis und Hautalterung sinkt [1].

Die Beweislage indiziert hier, dass ein aktiver Lebensstil bei günstiger Körperzusammensetzung (Relation von Muskulatur zu Fettgewebe) die Gefahr von chronischen systemischen Entzündungen reduziert, was einen Hauptfaktor chronischer Krankheiten darstellt. Dieser aktive Lebensstil und die günstige Immunmodulation werden unterstützt durch Stressmanagement, nährstoffreiche Ernährung, gesunde Schlafhygiene und regelmäßigem Aufenthalt (Bewegung!) in freier Natur (plus Sonnenlichtexposition). Anders ausgedrückt, können Muskeln als endokrine Organe im erweiterten Sinne verstanden werden. Bewegung und Training haben einen essentiellen Einfluss auf regulatorische Prozesse im Körper und besonders auch im Immunsystem. Das gilt genauso für die MS.

Immunsystem und Trainingsintensität

Vergleich des Sepsis-induzierten verus Übungs-induzierten Anstiegs der zirkulierenden Zytokine. Während der Sepsis kommt es zu einem deutlichen und raschen Anstieg des zirkulierenden Tumornekrosefaktors (TNF) -α, dem ein Anstieg des Interleukins (IL) -6 folgt. Im Gegensatz dazu ist der deutlichen Zunahme von IL-6 während des Trainings kein erhöhtes TNF-α vorangestellt [2].

Gegenteilig zu den beobachteten Effekten eines moderaten sportlichen Trainings oder Bewegungstrainings, zeigt ein intensives bis hochintensives Training eine Erhöhung der Infekthäufigkeit und sogar eine gewisse Immunsuppression (siehe Abbildung, drastischer Anstieg des Entzündungsmakers Interleukin 6 während des Trainings). Dies trifft vor allem bei anaeroben Belastungen zu, wie sie zum Beispiel bei intensiven, wiederholten Tempoläufen entstehen, die hohe Laktatspiegel provozieren. Extrem lange Belastungen und solche mit hohen exzentrischen Anteilen sind in diesem Zusammenhang ebenfalls zu nennen.

Auch bei diesem Punkt wirken natürlich wieder Lebensstilfaktoren mit ein, denn die oben genannten negativen Effekte verstärken sich durch starke und andauernde psychische Beanspruchungen, wie sie auch durch Wettkampfstress entstehen können.

Eine besondere Beachtung verdient auch die Regenerationsphase nach einer Trainingsbelastung, sowohl in Qualität als auch in Quantität. Eine überdauernde Missachtung der Regenerationszeit kann im schlimmsten Falle zu einem sogenannten Übertraining führen, vergleichbar mit einer Burn-out Erkrankung.

Symptomatische Auswirkungen von Sport und Training bei MS

Der Zusammenhang zwischen Bewegung und dem ICF (International Classification of Functioning, Disability and Health) Modell der MS-Pathogenese / Abkürzungen: *VO2max, Maximale Sauerstoffaufnahme [3]

Die obige Abbildung (ICF-Modell) versucht die Zusammenhänge zwischen dem Bewegungsverhalten (Sport, Training und Lebensstil) und der MS-Pathogenese (Entstehung und Entwicklung der MS mit allen daran beteiligten Faktoren) bildlich zu verdeutlichen. Das ICF-Modell skizziert die Konsequenzen der MS-Pathogenese, einschließlich der Effekte auf Körperstrukturen und -funktionen sowie auf Aktivität und gesellschaftlicher Teilnahme des Patienten. Bewegung kann positive Effekte auf all diese Bereiche haben, vom Einfluss auf zelluläre Prozesse (z.B. Entzündungshemmung) bis hin zu verbesserter Teilhabe des Patienten an sozialen Interaktionen.

Fazit

Wie schon im ersten Artikel zu dieser Themenreihe erwähnt, sollten sich gerade MS-Erkrankte beim Training und bei sportlichen Betätigungen auf keinen Fall überfordern, sondern durch moderates Kraft-, Koordinations- und Ausdauertraining versuchen langsam die eigene körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern bzw. zu stabilisieren. Infekte, die durch ein über Leistungssport supprimiertes Immunsystem eingefangen werden, sind Gift für die persönliche Gesundwerdung.

Wir werden uns bei den folgenden Artikeln auf den Einfluss von Sport und Training auf die Körperfunktionen (insbesondere Mentalfunktion, Muskelkraft und Gleichgewicht), die Gehleistung und auf die Lebensqualität bei MS-Erkrankten konzentrieren.


Bisher erschienen in dieser Reihe:

Sport, Training und Bewegung bei MS: Eine Einführung


Wenn Sie schon jetzt mehr zum Thema Sport und MS wissen wollen, sei Ihnen die

🖹 Life-SMS Veröffentlichung: Sport und MS aus dem Jahr 2017 empfohlen, auf die wir in dieser Artikelserie an vielen Stellen zurückgreifen werden.

➡️ Im nächsten Artikel wird es darum gehen, auf welche MS-Symptome Sport und Training einen wesentlichen Einfluss haben.

Referenzen:

[1] Nieman, D. C. (2011). Moderate Exercise Improves Immunity and Decreases Illness Rates. American Journal of Lifestyle Medicine, 5(4), 338-345. doi:10.1177/1559827610392876

[2] Pedersen, B. K., Febbraio, M. A., Oct. 2008. Muscle as an endocrine organ: focus on muscle-derived interleukin-6. Physiological reviews 88 (4), 1379-1406.

URL http://dx.doi.org/10.1152/physrev.90100.2007

[3] Nach: Motl, R. W., Pilutti, L. A., Sep. 2012. The benefits of exercise training in multiple sclerosis. Nature reviews. Neurology 8 (9), 487-497.

URL http://view.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22825702


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Sport, Training und Bewegung bei MS: Eine Einführung

In diesem und den in loser Reihenfolge folgenden Artikeln werden wir uns mit der Frage beschäftigen, was Sport, Training und Bewegung für die Behandlung der Multiplen Sklerose und die Wiederherstellung verloren gegangener Fähigkeiten bedeuten können?

Photo by Anupam Mahapatra on Unsplash

Wir werden die Begriffe “Sport” und “körperliches Training” synonym verwenden. Sie bezeichnen wiederholte, progressive körperliche Aktivitäten, die eine Anpassung des Körpers an erhöhte Belastung fördern. Diese Anpassungsvorgänge finden entweder in den Bereichen des Herz-Kreislaufsystems (verbesserte Kreislauf- und Stoffwechselfunktionen) statt, im Bereich der Muskulatur (Hypertrophie, Substratverwertung und Zellstoffwechsel), neurologisch (Koordination, Nervenreizleitungsgeschwindigkeit, Reflexe, Tiefensensibilität) oder in den entsprechenden Kombinationen.

Zusätzlich sind gerade im Falle der MS auch nachgewiesene positive Auswirkungen auf die Psyche, die kognitiven Funktionen und Fatigue wünschenswerte Effekte. Wer an Studien zum Thema MS und Sport oder Training interessiert ist, findet eine Auswahl auf der Seite Interventionsstudien in der Kategorie Sport und Bewegung.

Warum Sport und Training bei MS?

Durch die neurologischen, entzündlichen Prozesse der Demyelinisierung an den Axonen der Nervenzellen sind die physiologischen und mentalen Auswirkungen der Krankheit MS vielfältig. Körperliche Funktionen sind oft eingeschränkt, so zum Beispiel kardiovaskuläre Funktionen (Herz-Kreislaufsystem), neuromuskuläre Funktionen (Muskelschwäche und Einschränkungen des Gehens) und sensorische Funktionen (Einschränkungen in der Balance, Missempfindungen) summieren sich auf und führen zu mehr Inaktivität. Durch diese Inaktivität aber werden die physiologischen Auswirkungen verstärkt, ein Teufelskreis entsteht. “Use it or lose it” bedeutet für alle Menschen, dass Funktionen oder Systeme abgebaut werden, die unterhalb einer gewissen Reizschwelle genutzt werden.

Inaktivität und Bewegungsmangel sind ein eigenständiger Risikofaktor zur Entwicklung chronischer Erkrankungen. Das wird heute in unzähligen Studien belegt.

Bewegung und Sport sind entscheidend zur Entwicklung und Aufrechterhaltung der kardiorespiratorischen, muskulären, neurologischen, kognitiven, psychischen, hormonellen und metabolischen Gesundheit aller Menschen.

Die logische Frage, die sich nun stellt, ist: Welche Effekte können bei Menschen mit Multipler Sklerose durch ein körperliches Training erzielt werden – und ist es möglich, den körperlichen und/oder gar den mentalen Funktionseinschränkungen, wie zum Beispiel der Fatigue, Depression oder kognitiven Einschränkungen, entgegenzuwirken? Die Antwort – soviel sei vorweggenommen – ist „ja“!

Freude an der Bewegung

Bewegung bedeutet Lebensqualität, Erhaltung der Selbständigkeit, Erfahrung der Selbstwirksamkeit und ist rundum ein menschliches Grundprinzip. Wir sind eine Kombination von Körper und Geist, was uns natürlich schmerzlich bewusst wird, gerade wenn Alltagsbewegungen nicht mehr uneingeschränkt möglich sind oder sogar stetige Schmerzen verursachen.

Unser Alltag wird leider stetig bewegungsärmer. Irgendwo auf dem Weg zum Erwachsenwerden geht unsere kindliche Bewegungsfreude verloren, manchmal sogar schon vorher. Sport und Bewegung wirken stressreduzierend und können die Psyche regulieren, Glückshormone wollen ausgeschüttet werden! Das kann aber nur sinnvoll funktionieren, wenn mir auch gefällt, was ich da tue. Über kurz oder lang werde ich sonst das Bewegungstraining boykottieren und gute Gründe finden, aufzuhören. Das gilt natürlich insbesondere bei körperlichen Einschränkungen.

Das bedeutet: Die kindliche Bewegungsfreude in uns muss also wieder irgendwie mit an Bord! Es gibt immer mehr unterschiedliche Sportarten, outdoor oder indoor, in Gemeinschaft oder allein in der Natur, mit vielen Gadgets oder ohne, mit Trainer, im Verein oder selbst gesteuert. Die Möglichkeiten, etwas zu finden, das auch Freude macht, sind größer denn je. Bewegung KANN und SOLL wieder Spaß machen und es soll auch Ziel dieser Artikelserie und des Trainings sein, ein Stück weit dazu zu motivieren, die Freude an der Bewegung wieder zu entdecken und zu erleben.

FAZIT: Es muss auf keinen Fall ein Marathon sein, regelmäßiges Kraft-, Ausdauer- und/oder Koordinationstraining gemäß den eigenen Möglichkeiten und Interessen können völlig ausreichen, um den oben geschilderten Teufelskreis zu durchbrechen. Setzen sich erreichbare Bewegungs- oder Trainingsziele, die Sie, wenn irgend möglich, langsam steigern. Wenn es Ihnen hilft, besorgen Sie sich einen möglichst einfachen Schritt- oder Bewegungszähler und notieren Sie die Ergebnisse, Fortschritte aber auch Rückschläge. Das hilft das eigene ideale Bewegungsfeld und -niveau zu finden. Die heute verfügbaren APPs – mit allen möglichen Messdaten und Features – sind etwas für Sportbessene und Hochleistungssportler. MS-Betroffene mit körperlichen Einschränkungen werden dadurch eher demotiviert.

Mehr über Sport, Bewegung und MS

Zu diesem Themenkomplex sei Ihnen die kostenlose

🖹 Life-SMS Veröffentlichung: Sport und MS aus dem Jahr 2017 empfohlen, auf die wir in dieser Artikelserie an vielen Stellen zurückgreifen werden.

➡️ Im nächsten Artikel wird es um Sport, Bewegung und das Immunsystem gehen


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Auf welche Themen soll ich mich denn konzentrieren? Therapiestress vermeiden!

MS-Betroffene stehen vor einem Dilemma: die Schulmedizin bietet nur sehr beschränkte Lösungen (bisher ohne Heilungsperspektive) an und von komplementärmedizinischen Ratschlägen – durchmischt mit Scharlatanerie – wimmelt es im Netz.

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Grundsätzlich gilt:

  • MS ist eine multifaktorielle Erkrankung und nur durch eine patientenspezifische Betrachtung beherrschbar oder im Einzelfall sogar heilbar.
  • Die ausschlaggebenden Faktoren sind bei fast jeder Patientin und bei jedem Patienten andere und im Allgemeinen nicht eindeutig identifizierbar.
  • Es gibt aber Gemeinsamkeiten und Gruppen von Faktoren, die heute schon bekannt sind und insofern über Lebensstilmaßnahmen modifiziert werden können. Auch diese Faktoren sind im Detail sehr vielfältig, sodass es für den Einzelnen schwierig ist, den für ihn idealen Stabilisierungs- und Genesungsweg zu finden.

Dennoch gibt es Leitplanken, die Betroffenen helfen können, den selbstbestimmten Kurs zu finden. Zunächst gilt es sich auf wesentliche Faktoren zu konzentrieren und somit der 80/20-Regel bzw. dem sogenannten Pareto-Prinzip zu folgen. Diese wesentlichen Faktoren sind heute aufgrund vieler Studien relativ gut bekannt. In der folgenden Liste sind diese, ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, zusammengefasst.

8 wesentliche Faktoren

  • Vitamin D und Sonne
  • Gesunde Darmflora
  • Ausreichende und regelmäßige Bewegung (je nach den eigenen Möglichkeiten)
  • Antientzündliche und antioxidative Ernährung
  • Mentale Ausgewogenheit und Stressreduktion
  • Gesunder Schlaf
  • Soziale Aktivität und sinnhafte Arbeit (nicht zwingend bezahlt)
  • Reduktion und Minimierung der Schadstoffbelastung

Die bewusste Beachtung dieser Faktoren über die Umsetzung im eigenen Lebensstil ist zumindest auf der obersten Ebene mit überschaubaren Anstrengungen machbar.

Vitamin D und Sonne: Hier reicht es zunächst einen Zielwert für den Vitamin D-Spiegel im Serum zwischen 60 und 90 ng/ml zu erreichen und zusätzlich so oft wie möglich und regelmäßig das Sonnenlicht zu genießen (Sonnenbrände sind zu vermeiden).

Siehe auch Faktenblatt Vitamin D und Sonne

Bewegung und Sport: An dieser Stelle bestimmen die eigenen Möglichkeiten und das eigene Interesse die Auswahl des geeigneten Trainingsformats. Geeignetes Training fördert immens die Neuroplastizität, verhindert oder vermindert eine Insulinresistenz und verbessert Kraft und Koordination.

Siehe auch: Faktenblatt Sport und MS

Gesunde Darmflora: Zugegeben, kein einfaches Kapitel und eng mit der Ernährung verbunden. Hier helfen ein Verzicht auf Industriezucker und andere einfache Kohlenhydrate sowie bei vielen Erkrankten ein Verzicht Nahrungsmittel die Gluten und Weizenproteine enthalten. Eine Supplementierung mit Propionsäure ist anzuraten.

Siehe auch: Faktenblatt Darmflora und MS, Die kurzkettige Propionsäure beweist erneut ihr Potential in der MS-Behandlung und Geben Sie der “Gluten-Freiheit” eine Chance.

Antientzündliche und antioxidative Ernährung: Hier geht es unter anderem um eine kohlenhydratarme, ballaststoffreiche Ernährung sowie um den Verzehr von pflanzlichen Lebensmitteln mit einem hohen Gehalt an Polyphenolen und Flavonoiden. Auf Industriezucker oder “Life-Style-Getränke” muss soweit wie irgend möglich verzichtet werden. Gesunde Fette und Öle (Omega 3-Öl vorzugsweise aus Algen) sowie Olivenöl und Kokosöl sind ein Muss bei gleichzeitigem Verzicht auf industrielle Transfette und eine Reduktion der Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren. Hinzu kommt dann noch eine patientenspezifische Supplementierung mit Mikronährstoffen, die mit einem ganzheitlich arbeitenden Therapeuten, der nach den Prinzipien der funktionellen Medizin arbeitet, besprochen werden sollte.

Siehe auch: Faktenblatt: Zucker und MS sowie Faktenblatt Fettsäuren und MS

Mentale Ausgewogenheit und Stressreduktion: Hier helfen Meditationstechniken wie Mindfulness-Meditation oder auch Yoga und andere Entspannungsmethoden. Aber auch das Spielen eines Instruments, das Singen oder auch nur der Musikgenuss sind hervorragende Methoden den überschießenden Cortisolspiegel im Zaum zu halten und die Genauslese in Richtung antientzündlicher Vorgänge zu modulieren.

Siehe auch: Warum sich Mindfulness- oder Achtsamkeitstraining lohnt!

Gesunder Schlaf: Ganz einfach ausgedrückt – ausreichender Schlaf hat eine heilende Wirkung. Es ist bekannt, dass Schlafstörungen bei MS-Patienten deutlich häufiger vorkommen, als in der Allgemeinbevölkerung. Insofern sind Maßnahmen zur Verbesserung des Schlafes ein Pflichtprogramm für Betroffene. Hier kann es sich lohnen, professionelle Hilfe (von Medizinern oder Schlafcoaches etc.) in Anspruch zu nehmen.

Siehe auch: Die Bedeutung des Schlafhormons Melatonin bei neurodegenerativen Erkrankungen – der zirkadiane Rhythmus, unentbehrlich für die Gehirnfunktion

und generell zum Verständnis: Gesunder Schlaf (bei unserem Schwesterprojekt Kompetenz statt Demenz)

Soziale Aktivität und sinnhafte Arbeit: Dieser Faktor wird leider oft unterschätzt. Suchen Sie sich eine Aufgabe, die Sie begeistert und teilen Sie die Aufgabe und deren Ergebnisse mit anderen Menschen. Falls das Ganze generationenübergreifend erfolgt, umso besser. Zusätzliche erfüllte Lebensjahre sind dann sehr wahrscheinlich.

Siehe auch: Prof. Dr. Gerald Hüther – Gelassenheit hilft: Anregungen für Gehirnbenutzer (ddn 2009)

Reduktion und Minimierung der Schadstoffbelastung: An dieser Stelle sollten Sie einen Umweltmediziner zur Rate ziehen. Rauchen, Schwermetallbelastung und verschiedene aromatische Kohlenwasserstoffe sind Gift für Ihr Immunsystem und Ihren Körper.

Siehe auch: Dr. Stefan Dietsche zum Thema „Schadstoffe und Psyche“ und Tabakrauchen und MS-Progression: ein sofort vermeidbarer Faktor!


Selbstverständlich erfordern diese Felder im Einzelfall eine Beschäftigung mit den Details, dennoch geben sie Ihnen hoffentlich ein Rüstzeug und nötige Leitplanken auf dem Weg in die eigenverantwortliche und lebensstilorientierte Behandlung der MS.

Mindmap der Life-SMS Methodik

Zur Beschäftigung mit den Details empfehlen wir unsere Mindmap der Life-SMS Methodik, die Sie hier finden:

Ein Klick auf das “Thumbnail” öffnet die interaktive Kompetenzkarte in einem neuen Fenster.

Abschließend noch ein Tipp:

Vermeiden Sie Therapiestress, das heißt, wenn Sie mit einer Maßnahme angefangen haben, geben Sie sich Zeit um eine Wirkung zu spüren, springen Sie nicht von einem Supplement, einer Ernährungsweise, einer Trainingsart und einer Methodik zur Stressreduktion zur nächsten (sofern Sie keine negativen Wirkungen erfahren) und hören Sie in sich hinein. Ihr Körper und Ihr Geist werden Ihnen in aller Regel helfen, den für Sie gangbaren Weg zu finden. Aber scheuen Sie sich auch nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

In diesem Sinne bleiben und werden Sie gesund und folgen uns weiter!

Ihr

Life-SMS Team


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