Knochengesundheit bei MS: Kernthema Osteoporose

von Kirsten

Infografik „Knochengesundheit bei MS“ mit vier Bereichen: Bewegung, Mikronährstoffe, Vermeidung ungesunder Mittel und Stressreduktion – jeweils mit Symbolen und Stichpunkten zur Vorbeugung von Osteoporose.

Da hat man schon eine nervige Erkrankung! Und dann gesellen sich im Laufe der Zeit auch noch Knochenstoffwechselstörungen wie Osteoporose dazu. Muss es denn so weit kommen?

Gemäss Fachliteratur haben MS-Erkrankte ein bis zu 10-fach (!) erhöhtes Osteoporose-Risiko gegenüber nicht Erkrankten [1]. Auch Knochenbrüche sind gemäss Studienlage bei MS-Erkrankten häufiger vorzufinden. So bestehe beispielsweise ein 3-fach erhöhtes Risiko, eine Hüftfraktur zu erleiden, im Vergleich zu nicht Erkrankten [1].

Aber wieso wird der Knochenstoffwechsel gestört? Wieso werden die Knochen weich (Osteomalazie), porös (Osteoporose) bzw. brüchig, wenn man doch eigentlich eine Nervenerkrankung hat? Und ist Osteoporose nicht eigentlich eine Alterserscheinung?

Die Osteoporose z.B. wird (anders als die «primäre» altersbedingte Osteoporose) bei MS-Erkrankten als «sekundäre» Osteoporose beschrieben (also als «Folge» der MS-Erkrankung). Sie wird allerdings nicht primär auf geschädigte Nerven, sondern vielmehr auf verschiedene Lebensumstände zurückgeführt, die den Knochenabbau fördern.

Das Bild zeigt Entwicklungsstadien einer Osteoporose (Knochendichteveränderungen) bei einem Wirbelkörper
Entwicklungsstadien einer Osteoporose (Knochendichteveränderungen) bei einem Wirbelkörper

Körperliche Bewegung

Bewegungsmangel gilt im Allgemeinen als eine potenzielle Ursache der MS-begleitenden Osteoporose. Denn der Reiz, der das Knochenwachstum fördert, wird von der Muskulatur gegeben. Bewegt man sich nicht ausreichend, wird dieser Reiz nicht genügend erzeugt und das Gleichgewicht aus Knochenab- und Knochenaufbau verschiebt sich zu Ungunsten der Knochengesundheit. Die Elastizität der Knochen wird gemindert, so dass diese schneller unter Belastung brechen.

Für alle MS-Erkrankten, die körperlich nicht bzw. kaum eingeschränkt sind, wäre daher regelmässige Bewegung anzuraten. Das fängt schon an mit Spaziergängen, Feldenkrais, Yoga, Beckenboden-Training, Wassergymnastik, sportlicher Betätigung bis hin zum Ausdauertraining oder gezielten Muskelaufbau. Auch Koordinationstraining auf Balance-Boards oder speziellen Balance-Kissen (sofern Ihre Koordinationsfähigkeiten nicht allzu stark gemindert sind) unterstützt den Erhalt der Knochengesundheit. Im Alltag kann auch der Einsatz von Hilfsmitteln (wie z.B. Balance-Kissen auf dem Stuhl beim Sitzen) helfen, dem Knochenabbau etwas entgegenzuwirken.

Für Erkrankte, die körperlich stärker eingeschränkt sind, sind Physiotherapeuten bzw. Sportwissenschaftler im therapeutischen Bereich eine gute Anlaufstelle. Unterstützenden Muskelaufbau könnten Sie auch mit EMS-Training (EMS=Elektromyostimulation) in Absprache mit Ihrem Therapeuten erreichen. Wenn genügend Muskulatur vorhanden ist und Sie keine künstlichen Gelenke haben bzw. an Gelenkproblemen wie Arthrose leiden, könnte (in Absprache mit Ihrem Therapeuten) womöglich Vibrationstraining in Betracht gezogen werden [2], [3]. Für Rollstuhlfahrer gibt es inzwischen sogar spezielle Vibrationsvorrichtungen – wenn auch leider zu bisher nicht überschaubaren Preisen [4], [5]. Für Privatpersonen wäre eine solche Trainingsplatte wohl sehr kostenintensiv. Aber manche Therapeuten bieten Vibrationstraining an, so dass diese hierfür eine mögliche Anlaufstelle wären. Insgesamt gilt: Halten Sie sich bitte an die Anweisung Ihres behandelnden Therapeuten und an die Herstellervorschriften.

Mehr zum Thema:  Vibrationstraining verbessert den Behinderungsgrad bei Multipler Sklerose: Ergebnisse einer Pilotstudie  

Des Weiteren könnte regelmässige Hippotherapie durchgeführt werden. Hierbei erfolgt eine Bewegungsübertragung des sich bewegenden (und speziell dafür ausgebildeten) Pferdes auf den darauf sitzenden Patienten – wodurch letztendlich die Muskulatur des Patienten trainiert wird. Bitte wenden Sie sich an Ihre Krankenkasse, ob diese die Kosten einer solchen Therapie übernimmt.

Seit etwa 20 Jahren wird in den USA u.a. Magnetfeldtherapie zur Behandlung von Knochenbrüchen eingesetzt [6]. In Deutschland wurde sie zur Behandlung von Schmerzen vor 10 Jahren als IGeL-Leistung eingestuft [7]. Neueste Forschung weist aber auf eine vermehrte Expression eines bestimmten Proteins (Wachstumsfaktor für Knochengewebe) hin, das durch die Magnetfeldtherapie induziert wird [8]. Verschiedene Studien zeigten prinzipiell gute Erfolge dieser Therapiemethode bei Osteoporose [9], [10]. Gewöhnlich werden die Kosten für eine solche Therapie nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, können dort aber sicherlich angefragt werden.

Mikronährstoffe

Begünstigt wird eine Abnahme der Knochengesundheit auch durch niedrige Vitamin-D-Werte. Denn Vitamin D ist sehr wichtig für den Knochenstoffwechsel, indem es die Aufnahme von Calcium und Phosphat aus dem Darm sowie deren Einbau in den Knochen fördert. Wird weniger Knochensubstanz auf- als abgebaut, kommt es auch hier wieder zu Störungen des Knochenstoffwechsels. Ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel zeigt sich im Erwachsenenalter u.a. in Osteomalazie, also der schmerzhaften Erweichung der Knochen. Bei Kindern würde sie sich in Form von Rachitis zeigen. Vitamin-D-Mangel äussert sich zudem in Muskelschwäche – was wiederum das Risiko, hinzufallen und sich dabei möglicherweise Knochen zu brechen, erhöht [11].

Für die Umwandlung des mit der Nahrung aufgenommenen Vitamin-D-Derivats in seine biologisch aktive Form (auch «Vitamin D3» genannt), braucht es u.a. Magnesium. Eine ausreichende Magnesium-Versorgung ermöglicht also, dass das Vitamin D seine Aufgabe im Knochenstoffwechsel bestmöglich ausführen kann.

Körpereigene Stoffe wie z.B. Homocystein scheinen den Knochenabbau voranzutreiben. Als einen möglichen therapeutischen Ansatz wird diesbezüglich der Einsatz von B-Vitaminen (insbesondere von Vitamin B12 und Folsäure) beschrieben [12]. Denn diese bauen (die für die Knochen toxische Substanz) Homocystein ab. Der Benefit einer B-Vitamine-Supplementierung auf die Knochengesundheit wurde bisher nur bei Personengruppen beschrieben, deren B-Vitamin-Werte niedrig waren – nicht aber bei Personengruppe, die bereits ausreichend hohe Werte aufwiesen [13]. Das Vermeiden eines Vitamin-B12- bzw. Folsäure-Mangels scheint also auch der Knochengesundheit förderlich zu sein.

Eine zuckerarme Ernährung scheint auch der Knochengesundheit ebenfalls dienlich zu sein. Denn Zuckerkonsum begünstige – Untersuchungen nach – zum einen eine erhöhte Ausscheidung von Calcium und Magnesium über den Urin [14]. Zum anderen würde die Aufnahme von Calcium und Vitamin D im Darm gehemmt. Beides würde die Knochengesundheit beeinträchtigen. Zudem scheinen Dysregulierungen im Glucosestoffwechsel (z.B. bei Insulinresistenz oder Diabetes) die Aktivität der knochenreparierenden Osteoblasten zu stören und gleichzeitig die der knochenabbauenden Osteoclasten zu erhöhen [15].

Eine Versorgung mit Calcium ist lebenswichtig. Wir nehmen es täglich in einer Vielzahl verschiedener Lebensmittel auf – v.a. in Form von Milchprodukten und (kalkhaltigem) Trinkwasser [16]. Eine Unterversorgung erscheint bei normaler Ernährung wenig wahrscheinlich – und kann i.d.R. folglich vermieden werden, wenn es keine akuten Umstände gibt, die eine zusätzliche Calcium-Zufuhr erfordern. Während der Stosstherapie z.B. werden Sie gewöhnlich von Ihrem behandelnden Arzt mit Calcium- und Vitamin-D-Präparaten versorgt. Wichtig ist generell: Achten Sie vor allem auf eine genügende Bildung bzw. Zufuhr von Vitamin D und Magnesium!

Medikamente und Stress

Der Knochenabbau wird u.a. auch auf verschiedene Medikamente zurückgeführt. Insbesondere fördern Glucocorticoid-haltige Medikamente (wie sie z.B. hochdosiert in der Stosstherapie verabreicht werden) Osteoporose [17], [18] [19]. Ebenso erhöhen auch Antiepileptika das Osteoporose-Risiko [20]. Gemäss wissenschaftlicher Literatur werden Nebenwirkungen der Glucocorticoide-Therapie wie erhöhtes Osteoporose-Risiko (sowie erhöhtes Diabetesrisiko, Bluthochdruck, Herzbeschwerden oder Infektionen) ab einer täglichen Dosis von 5 mg Prednisolon (ein Glucocorticoid) pro Tag beschrieben – insbesondere bei einer länger dauernden Therapie [21]. Eine andere Quelle beschreibt ein erhöhtes Risiko für Knochenbrüche ab einer täglichen Dosis von 2,5 mg Prednison [22] (Vorstufe des Prednisolon [23]).

Seit vielen Jahren heisst es, dass die Stosstherapie keinen nennenswerten Effekt auf die Knochendichte haben würde [24], [25]. Als Erklärung findet man immer wieder, dass die Glucocorticoide zwar in sehr hohen Dosen, aber dafür nur kurzzeitig verabreicht werden. Da die Knochendichte zur Bestimmung des Osteoporose-Grades verwendet wird [26], würde sich demzufolge das Osteoporose-Risiko nur bei Langzeiteinnahme der Medikamente erhöhen. Bei der Knochendichte-Messung werden Knochen z.B. an Lendenwirbelsäule und Oberschenkelhals mit Röntgenstrahlung bestrahlt. Man vergleicht die Röntgenstrahlung, die durch den Knochen durchkommt mit der, die eingestrahlt wurde – und zieht hieraus Schlüsse über den Kalksalzgehalt des Knochens, der häufig als Indiz der Knochengesundheit herangezogen wird.

Schaut man sich jedoch die Mikroarchitektur des Knochens an, also die «trabekuläre Knochendichte», so findet man bereits nach einer (!) Stosstherapie (die üblicherweise 3-5 Tage mit 500-1000 mg Methylprednisolon durchgeführt wird) eine signifikante Verschlechterung gegenüber vorher [27]. Die schwammartige Netzstruktur im Inneren eines Knochens («trabekulärer» Knochen) bestimmt erheblich die Stabilität und Tragkraft des Knochens [28]. Wird diese Gerüststruktur (also die vielen Quervernetzungen im Knocheninneren) zerstört, wird der Knochen porös und das Frakturrisiko steigt. Hinweise: 5 mg Prednisolon würde einer Äquivalenz-Dosierung von 4 mg Methylprednisolon entsprechen [29]. Als «hohe» Dosierung gilt bereits 7.5 mg pro Tag [30].

Glukocortikoidhaltige Medikamente stören zudem den Vitamin D- und damit auch den Calciumstoffwechsel. Es kommt zu einer verminderten Aufnahme von Calcium und Phosphat im Darm und zu einer vermehrten Ausscheidung von Calcium, was wiederum zu einer vermehrten Demineralisation und zu einer ungenügenden Remineralisation des Knochens führt – um die Calciumwerte im Blut möglichst konstant zu halten.

Die Knochensubstanz wird hierdurch weicher und kann in eine Osteomalazie übergehen [31]. Zur Behandlung und Prävention der Osteomalazie wird vor allem Vitamin D verabreicht. Im Zusammenhang mit MS wurde bisher vor allem die Osteoporose (also eine Abnahme der Knochenmasse sowie eine Veränderung der Mikroarchitektur des Knochens) und kaum die Osteomalazie (also eine gestörte Mineralisierung der Knochensubstanz) untersucht. Beide führen zu einer verringerten Tragkraft der Knochen sowie zu deren leichterem Brechen.

Doch wie vermeidet man den Einsatz solcher Medikamente bzw. minimiert deren Nebenwirkungen auf die Knochen? Generell können bestimmte Lebensstilmassnahmen langfristig helfen, den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen und somit den Einsatz potenziell knochenschädigender Medikamente zu reduzieren. Hierzu zählen, wie oben erwähnt, regelmässige körperliche Bewegung, ausreichende Versorgung mit Mikronährstoffen, das Vermeiden gesundheitsschädigender Einflüsse (z.B. durch Rauchen) sowie Stressreduktion. Denn Stress bedeutet erhöhte Cortisol- (also Glucocorticoid-) Werte und damit ein tendenziell erhöhtes Risiko des Knochenabbaus.

Besprechen Sie die Notwendigkeit einer hohen Dosierung sowie die Anwendungsdauer solcher Medikamente bitte vorher mit Ihrem Arzt. Möglicherweise wäre auch eine niedrigere Dosierung bzw. eine kürzere Therapiedauer ausreichend. Bereits seit einigen Jahrzehnten werden Glucocorticoide als Immunsuppressiva eingesetzt. Puls-/Stosstherapien wurden bereits in den 1970er Jahren mit einer Dosierung von 1000 mg (also 1 g) Methylprednisolon täglich beschrieben – nach Organtransplantationen, bei Lupus Nephritis oder rheumatoider Arthritis [32]. Diese Dosierung wurde zur Behandlung der MS übernommen – wenn für mich auch schwer nachvollziehbar ist, wie diese extrem hohe Dosierung überhaupt zustande kam.

Während der Stosstherapie erhalten Sie von Ihrem Arzt in der Regel Calcium- und Vitamin-D-Präparate. Doch benötigt der Körper auch in den darauffolgenden Wochen weiterhin Unterstützung beim Aufbau der Knochenmasse, die bedingt durch die Medikamente, reduziert wurde. Auch hier wieder: Bewegung, Stressreduktion, Mikronährstoffe wie Vitamin D und Magnesium und das Meiden weiterer Risikofaktoren (siehe unten).

Weitere Faktoren

Risikofaktoren von Osteoporose sind zudem Rauchen, regelmässiger Alkoholkonsum, Untergewicht sowie Hormonmangel [33]. Auch chronisch-entzündliche Darmerkrankungen werden mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko assoziiert [34] – möglicherweise weil knochenaufbauende Substanzen nicht genügend vom Darm resorbiert werden können und weil auch hier u.a. Glucocorticoide als Therapie verabreicht werden, wenn auch in niedrigerer Dosierung, aber dafür länger als bei der Stosstherapie. 

Fazit

Die Knochengesundheit gilt bei MS-Erkrankten als deutlich beeinträchtigt gegenüber nicht Erkrankten. Ursachen hierfür sind u.a. Bewegungsmangel, Medikamente, Stress sowie ungesunde Einflussfaktoren wie Rauchen oder häufiger Alkoholkonsum.

Die Knochengesundheit lässt sich positiv beeinflussen durch körperliche Bewegung, eine genügende Versorgung mit Mikronährstoffen (wie Vitamin D und Magnesium) und das Meiden ungesunder Lebens- bzw. Genussmittel (Zucker, Rauchen, häufiger Alkoholkonsum).


Referenzen

[1]          O. Zimmermann and K. H. Stürner, ‘Osteoporose und Frakturen bei Multipler Sklerose – unterschätzt und ignoriert?’, Osteologie, vol. 28, no. 4, pp. 259–267, Nov. 2019, doi: 10.1055/a-1005-8190.

[2]          ‘Vibrationstraining bei Osteoporose. Was hilft? Und warum?’ Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://www.osd-ev.org/osteoporose-therapie/osteoporose-bewegung-sport/vibrationstraining/

[3]          F. H. dpa, ‘Training mit Vibrationsplatte: Nicht für jeden geeignet’, Apotheken Umschau. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://www.apotheken-umschau.de/gesund-bleiben/sport-und-bewegung/training-mit-vibrationsplatte-797091.html

[4]          ‘Galileo Vibrationsplatten Therapie bei Querschnittslähmung’, Galileo Vibrationsplatten – http://www.vplatte.de. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: http://www.vplatte.de/therapie/querschnittslähmung/

[5]          ‘Whole Body Vertical Vibration for Wheelchair #BS1 – turtle gym’. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://de.turtlegymworld.com/portable-wheelchair-sport-platform-tpa-02.html

[6]          ‘Pulsed electromagnetic field therapy’, Wikipedia. Jan. 09, 2025. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Pulsed_electromagnetic_field_therapy&oldid=1268353565

[7]          ‘IGeL Monitor – 2014-12-16 Magnetfeldtherapie ohne Nutzen und Schaden’. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://www.igel-monitor.de/presse/pressemitteilungen/magnetfeldtherapie-ohne-nutzen-und-schaden.html

[8]          S. Ding, G. Zhang, Y. Gao, Z. Hou, and F. Shao, ‘Investigating the preventive effects of pulsed electromagnetic fields on glucocorticoid-induced osteoporosis in rats’, Sci. Rep., vol. 15, no. 1, p. 2535, Jan. 2025, doi: 10.1038/s41598-025-86594-8.

[9]          W. Zhang et al., ‘The Possible Role of Electrical Stimulation in Osteoporosis: A Narrative Review’, Medicina (Mex.), vol. 59, no. 1, p. 121, Jan. 2023, doi: 10.3390/medicina59010121.

[10]       ‘(PDF) Pulsed Electromagnetic Field Promotes Bone Anabolism in Postmenopausal Osteoporosis through the miR-6976/BMP/Smad4 Axis’, ResearchGate, Dec. 2024, doi: 10.1155/2023/8857436.

[11]       J. W. Nieves, ‘Osteoporosis: the role of micronutrients’, Am. J. Clin. Nutr., vol. 81, no. 5, pp. 1232S-1239S, May 2005, doi: 10.1093/ajcn/81.5.1232.

[12]       J. Narváez et al., ‘Role of homocysteine and vitamin B in bone metabolism’, Rev. Colomb. Reumatol. Engl. Ed., vol. 27, no. 4, pp. 278–285, Oct. 2020, doi: 10.1016/j.rcreue.2019.12.008.

[13]       M. Clements et al., ‘A 2-Year Randomized Controlled Trial With Low-Dose B-Vitamin Supplementation Shows Benefits on Bone Mineral Density in Adults With Lower B12 Status’, J. Bone Miner. Res. Off. J. Am. Soc. Bone Miner. Res., vol. 37, no. 12, pp. 2443–2455, Dec. 2022, doi: 10.1002/jbmr.4709.

[14]       J. J. DiNicolantonio, V. Mehta, S. B. Zaman, and J. H. O’Keefe, ‘Not Salt But Sugar As Aetiological In Osteoporosis: A Review’, Mo. Med., vol. 115, no. 3, pp. 247–252, 2018.

[15]       C. M. Karner and F. Long, ‘Glucose metabolism in bone’, Bone, vol. 115, pp. 2–7, Oct. 2018, doi: 10.1016/j.bone.2017.08.008.

[16]       ‘https://www.sge-ssn.ch/media/ct_protected_attachments/962ef4de9361090d489469910fbfe3/SGE_InfoFlash_Calcium_DE.pdf’. Accessed: Feb. 22, 2025. [Online]. Available: https://www.sge-ssn.ch/media/ct_protected_attachments/962ef4de9361090d489469910fbfe3/SGE_InfoFlash_Calcium_DE.pdf

[17]       S. Gupta, I. Ahsan, N. Mahfooz, N. Abdelhamid, M. Ramanathan, and B. Weinstock-Guttman, ‘Osteoporosis and multiple sclerosis: risk factors, pathophysiology, and therapeutic interventions’, CNS Drugs, vol. 28, no. 8, pp. 731–742, Aug. 2014, doi: 10.1007/s40263-014-0173-3.

[18]       A.-M. D. A. GmbH, ‘Glucocorticoide: Paradoxe Effekte auf den Knochen’, Pharmazeutische Zeitung online. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-312013/paradoxe-effekte-auf-den-knochen/

[19]       R. Schweiz, ‘Glucocorticoid-induzierte Osteoporose | Rheuma Schweiz’. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://rheuma-schweiz.ch/krankheitsbilder/fachbereiche/knochenerkrankungen/osteoporose/glucocorticoid-induzierte-osteoporose/

[20]       ‘Meier and Kraenzlin – Epilepsie, Antiepileptika und Osteoporose.pdf’. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://www.epi.ch/wp-content/uploads/Artikel-Meier_1_11.pdf

[21]       G. Keyßer, ‘Sicherheitsaspekte der Therapie mit Glukokortikoiden bei rheumatoider Arthritis’, Z. Rheumatol., vol. 80, no. 4, pp. 295–304, 2021, doi: 10.1007/s00393-021-00972-x.

[22]       I. Ilias, C. Milionis, and E. Zoumakis, ‘An Overview of Glucocorticoid-Induced Osteoporosis’, in Endotext, K. R. Feingold, B. Anawalt, M. R. Blackman, A. Boyce, G. Chrousos, E. Corpas, W. W. de Herder, K. Dhatariya, K. Dungan, J. Hofland, S. Kalra, G. Kaltsas, N. Kapoor, C. Koch, P. Kopp, M. Korbonits, C. S. Kovacs, W. Kuohung, B. Laferrère, M. Levy, E. A. McGee, R. McLachlan, M. New, J. Purnell, R. Sahay, A. S. Shah, F. Singer, M. A. Sperling, C. A. Stratakis, D. L. Trence, and D. P. Wilson, Eds., South Dartmouth (MA): MDText.com, Inc., 2000. Accessed: Feb. 21, 2025. [Online]. Available: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK278968/

[23]       ‘Prednisolon vs. Prednison’, Rettungsdienst FactSheets. Accessed: Feb. 21, 2025. [Online]. Available: https://rd-factsheets.de/prednisolon-vs-prednison/

[24]       B. Frediani et al., ‘Effects of High Dose Methylprednisolone Pulse Therapy on Bone Mass and Biochemical Markers of Bone Metabolism in Patients with Active Rheumatoid Arthritis: A 12-Month Randomized Prospective Controlled Study’, J. Rheumatol..

[25]       S. Zengin Karahan et al., ‘Lack of Association between Pulse Steroid Therapy and Bone Mineral Density in Patients with Multiple Sclerosis’, Mult. Scler. Int., vol. 2016, p. 5794910, 2016, doi: 10.1155/2016/5794910.

[26]       ‘Knochendichte’, Wikipedia. Jan. 25, 2025. Accessed: Feb. 21, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Knochendichte&oldid=252610533

[27]       J. Rymuza, K. Pelewicz, J. Przedlacki, and P. Miśkiewicz, ‘Therapy With Intravenous Methylprednisolone Pulses Is Associated With Loss of Bone Microarchitecture in Trabecular Bone Score -Assessment Among Patients With Moderate-to-Severe Graves’ Orbitopathy: A Pilot Study’, Front. Endocrinol., vol. 13, Jul. 2022, doi: 10.3389/fendo.2022.893600.

[28]       ‘Osteoporose – Was ist Knochenqualität?’ Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://www.osd-ev.org/osteoporose/bni/was-ist-knochenqualitaet/

[29]       ‘Prednisolon’, Wikipedia. Jan. 12, 2025. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Prednisolon&oldid=252193423#%C3%84quivalenzdosen

[30]       M. R. Laurent et al., ‘Prevention and Treatment of Glucocorticoid-Induced Osteoporosis in Adults: Consensus Recommendations From the Belgian Bone Club’, Front. Endocrinol., vol. 13, p. 908727, Jun. 2022, doi: 10.3389/fendo.2022.908727.

[31]       L. Cianferotti, ‘Osteomalacia Is Not a Single Disease’, Int. J. Mol. Sci., vol. 23, no. 23, Art. no. 23, Jan. 2022, doi: 10.3390/ijms232314896.

[32]       R. Berkovich, ‘Treatment of acute relapses in multiple sclerosis’, Neurother. J. Am. Soc. Exp. Neurother., vol. 10, no. 1, pp. 97–105, Jan. 2013, doi: 10.1007/s13311-012-0160-7.

[33]       ‘Osteoporose’, Wikipedia. Jan. 15, 2025. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Osteoporose&oldid=252289557

[34]       D. Ä. G. Ärzteblatt Redaktion Deutsches, ‘Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen: Schon bei Erstdiagnose liegt oft eine Osteopenie vor’, Deutsches Ärzteblatt. Accessed: Feb. 15, 2025. [Online]. Available: https://www.aerzteblatt.de/archiv/chronisch-entzuendliche-darmerkrankungen-schon-bei-erstdiagnose-liegt-oft-eine-osteopenie-vor-bd4c3daa-7d10-4d08-ad5f-15044a3c07e8

Bildquellen

OpenAI (2025). Knochengesundheit bei MS [AI-generated infographic]. Created using ChatGPT and DALL·E. https://chat.openai.com

Partynia, CC BY-SA 4.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons


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Bis zu welchem Alter helfen klassische MS-Medikamente überhaupt noch?

Wie unsere Leserinnen und Leser wissen, gehen wir in unseren Beiträgen in der Regel nicht auf die klassischen immunmodulatorischen Therapien ein. Gründe dafür sind unter anderem die begrenzte Wirksamkeit und das ungünstige Nebenwirkungsprofil. Die Entscheidung für oder gegen diese Medikamente überlassen wir den Betroffenen, die diese Entscheidung sicher bewusst und unter Berücksichtigung aller medizinischen Aspekte mit Hilfe ärztlicher Beratung möglichst gut informiert treffen müssen.

Dennoch erscheint uns eine Meta-Analyse [1] aus dem Jahr 2017 wichtig. Vor allem ältere Patienten sollten die daraus gewonnenen Erkenntnisse mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. Wir geben zunächst die Details der Studie und die Ergebnisse wieder und weisen ausdrücklich darauf hin, dass diese Aussagen die schulmedizinische Sicht wiedergeben, insbesondere was die Wirksamkeit der bekannten MS-Medikamente betrifft.

Fragestellung der Studie: Ab wann wirken die Medikamente nicht mehr?

Forscher haben Daten aus 38 klinischen Studien mit über 28.000 MS-Patienten ausgewertet, um herauszufinden, ob Medikamente zur Behandlung von MS in jedem Alter gleich gut wirken oder ob ihre Effektivität mit zunehmendem Alter abnimmt.

Besonders wichtig war die Frage, ab welchem Alter die bekannten Medikamente möglicherweise keinen Nutzen mehr bringen – und ob es Alternativen für ältere MS-Patienten geben sollte.

Hintergrund: Warum ist das Alter wichtig?

MS wird im Allgemeinen in drei Verlaufsformen unterteilt:

  • Schubförmig-remittierende MS (RRMS) – Krankheitsschübe mit Phasen der Erholung
  • Sekundär progrediente MS (SPMS) – fortschreitender Verlauf mit zunehmenden Einschränkungen
  • Primär progrediente MS (PPMS) – von Anfang an kontinuierliche Verschlechterung.

Bisher ging man in der Schulmedizin davon aus, dass entzündliche Prozesse für die frühen Phasen der Krankheit typisch sind und dass diese Entzündungen mit Medikamenten gestoppt werden können. In späteren Stadien wurde MS hingegen als eher degenerativer Prozess betrachtet, bei dem Immuntherapien weniger wirken.

Die Studie überprüfte nun, ob diese Annahme stimmt und ob es eine Altersgrenze gibt, ab der die klassischen MS-Medikamente nicht mehr helfen.

Wie wurde die Studie durchgeführt?

Die Forscher analysierten 38 große klinische Studien, die die Wirksamkeit von 13 verschiedenen MS-Medikamenten untersuchten. Dabei verglichen sie, wie gut die Medikamente das Fortschreiten der Krankheit bei Patienten verschiedenen Alters aufhielten.

Besonders wichtig war die Frage: Nimmt die Wirkung der Medikamente mit steigendem Alter ab?

Die Forscher teilten die Medikamente in zwei Gruppen ein:

  • Hochwirksame Medikamente wie Ocrelizumab, Alemtuzumab und Natalizumab
  • Weniger wirksame Medikamente wie Interferon, Glatirameracetat und Teriflunomid.

Ergebnisse: Ab welchem Alter helfen MS-Medikamente noch?

Je älter, desto geringer die Wirkung

Die Analyse zeigte ganz klar: DieWirksamkeit der MS-Medikamente nimmt mit dem Alter ab!

  • Unter 40,5 Jahren: Hochwirksame Medikamente sind deutlich effektiver als weniger wirksame.
  • Zwischen 40 und 50 Jahren: Die Unterschiede zwischen den Medikamenten gleichen sich aus.
  • Nach 53 Jahren: Im Durchschnitt haben die Medikamente kaum noch einen messbaren Nutzen.

Diese Erkenntnis ist besonders wichtig für Menschen, die bereits viele Jahre mit MS leben. Ab einem bestimmten Punkt könnten andere Behandlungsstrategien (s.Absatz „Was bedeuten die Ergebnisse für die Behandlung von MS aus schulmedizinsicher Sicht?“) sinnvoller sein als klassische Immuntherapien.

Ist es sinnvoll, nach 53 noch MS-Medikamente zu nehmen?

Nach Ansicht der Forscher bedeutet dies nicht, dass alle Patienten über 53 sofort ihre Medikamente absetzen sollten. Es gibt immer individuelle Unterschiede. Ihrer Meinung nach gilt:

  • Wer noch regelmäßig Schübe hat oder in der MRT-Untersuchung neue Entzündungen zeigt, könnte weiter von den Medikamenten profitieren.
  • Wer aber keine Krankheitsaktivitätmehr zeigt, hat laut der Studie möglicherweise keinen echten Nutzen mehr von den Behandlungen – trägt aber weiterhin das Risiko von Nebenwirkungen.

Was bedeuten die Ergebnisse für die Behandlung von MS aus schulmedizinsicher Sicht?

Ab einem Alter von 50 bis 55 Jahren kann es sinnvoll sein, mit dem behandelnden Neurologen zu besprechen, ob eine Fortsetzung der Therapie noch nötig ist. Falls keine Krankheitsaktivität mehr nachweisbar ist, könnten alternative Maßnahmen wie Physiotherapie, Neuroprotektion und Lebensstiländerungen eine wichtigere Rolle spielen.

Aggressive immunmodulatorische DMT (krankheitsmodifizierende Therapien) können bei älteren MS-Patienten schädlich sein, und zwar unabhängig von kumulativen Nebenwirkungen. Weil sie die Einwanderung von Immunzellen in das ZNS-Gewebe einschränken, können Medikamente wie Natalizumab Reparaturprozesse blockieren. Dies betrifft vor allen Dingen die Remyelinisierung, die durch Immunzellen gefördert wird.

Mehr Forschung zu alternativen MS-Behandlungen ist nötig

Für ältere MS-Patienten braucht es dringend neue Therapiekonzepte. Da die Wirksamkeit der bisherigen Medikamente mit der Zeit abnimmt, sind neue Ansätze zur Behandlung von MS im Spätstadium gefragt – insbesondere solche, die Nervenzellen schützen und Regeneration fördern.

Soweit die Ergebnisse der Studie und die Aussagen der Autoren!


Fazit aus Sicht von Life-SMS

Wie bereits oben erwähnt, mischen wir uns nicht in die Entscheidung für oder gegen eine schulmedizinische Behandlung ein und stellen in unserem Projekt Aspekte des Lebensstils in den Vordergrund, die auch völlig unabhängig von einer klassischen Behandlung umgesetzt werden können. Bemerkenswert ist aber, dass die Forscher letztlich zu dem Ergebnis kommen, dass zumindest bei älteren Betroffenen Lebensstil, Neuroprotektion und Physiotherapie eine größere Rolle spielen als die klassischen Behandlungswege.

Nicht erwähnt wird, dass gerade diese Lebensstiländerungen am Anfang der MS-Therapie stehen sollten, und zwar unabhängig davon, ob gleichzeitig schulmedizinische Behandlungen durchgeführt werden. Von diesen Lebensstiländerungen und komplementären Maßnahmen profitieren die Betroffenen von Anfang an und bei richtiger Umsetzung ohne kritische Nebenwirkungen.

Was das bedeutet, erfahren Sie laufend in diesem Newsletter. In diesem Sinne wünschen wir Ihnen, dass Sie sich so früh wie möglich mit der eigenverantwortlichen MS-Therapie auseinandersetzen und sie verinnerlichen.

Wir hoffen, dass Ihnen auch unsere Life-SMS-Mindmap dabei hilft, sich einen Überblick zu verschaffen.

Ihr Team Life-SMS

Referenzen:

[1] Weideman AM, Tapia-Maltos MA, Johnson K, Greenwood M, Bielekova B. Meta-analysis of the Age-Dependent Efficacy of Multiple Sclerosis Treatments. Front Neurol. 2017 Nov 10;8:577. doi: 10.3389/fneur.2017.00577. PMID: 29176956; PMCID: PMC5686062. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29176956/

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Personalisierte Behandlung bei MS zwingend erforderlich – 3 Prospekte vom Neurologen reichen nicht aus!

Eine kürzlich veröffentlichte Studie von Gross et al. [1] zeigt auf beeindruckende Weise, dass die herkömmliche „One-Size-Fits-All“-Therapie bei Multipler Sklerose (MS) unzureichend ist. Bisher werden MS-Behandlungen oft nach standardisierten Protokollen durchgeführt, was jedoch die enorme Heterogenität der Erkrankung nicht berücksichtigt. Die Analyse der hochdimensionalen Blutsignaturen von MS-Patienten im Frühstadium zeigt, dass es verschiedene immunologische Profile gibt – sogenannte Endophänotypen –, die jeweils unterschiedliche Krankheitsverläufe anzeigen und auch unterschiedlich auf Therapien ansprechen.

Die Studie macht deutlich, dass eine genaue Immunanalyse vor jeder Therapieentscheidung unerlässlich ist, um eine Behandlung gezielt und patientenindividuell planen zu können – 3 Prospekte, die einem eventuell bei einem Neurologen in die Hand gedrückt werden mit dem Hinweis: „Suchen Sie sich eine Behandlung aus“, reichen definitiv nicht aus.

Ziele

Ziel der Studie war es, die Heterogenität der Immunsignaturen von Patienten mit Multipler Sklerose (MS) zu untersuchen, um verschiedene immunologische Profile – oder „Endophänotypen“ – zu bestimmen, die unterschiedliche Krankheitsverläufe widerspiegeln könnten. Durch die Analyse hochdimensionaler Blutsignaturen (komplexe Datensätze, die aus der Analyse von Blutproben gewonnen werden und eine Vielzahl von Merkmalen oder Dimensionen aufweisen) bei MS-Patienten im Frühstadium versuchten die Forscher, Subtypen von Immundysregulationen zu identifizieren, die mit bestimmten klinischen Verläufen korrelieren und so eine Grundlage für personalisierte MS-Behandlungen bieten.

Hintergrund

Wie unsere Follower wissen, ist die Multiple Sklerose durch komplexe Autoimmunprozesse gekennzeichnet, die zu einer Schädigung des zentralen Nervensystems führen, doch der Verlauf ist individuell sehr unterschiedlich. Herkömmlichen Behandlungsansätzen, die in erster Linie auf allgemeine Immunreaktionen abzielen, fehlt es an Präzision, um dieser Variabilität Rechnung zu tragen. Jüngste Bemühungen in Bereichen wie der Onkologie haben das Potenzial endophänotypbasierter, individualisierter Behandlungsstrategien aufgezeigt.

Bei der MS-Behandlung ist ein personalisierter Ansatz jedoch noch nicht umgesetzt worden, was zum einen auf ein begrenztes Verständnis der Immunmechanismen zurückzuführen ist, die den unterschiedlichen Krankheitsverläufen zugrunde liegen, und zum anderen natürlich aufwendig ist und mehr bedeutet als den Patienten nach Schema A, B oder C zu behandeln. Diese Studie, die mit großen Kohorten von therapienaiven MS-Patienten durchgeführt wurde, schließt diese Lücke, indem sie Signaturen von Immunzellen und Proteinen identifiziert, die als Grundlage für patientenspezifische Behandlungen dienen könnten.

Methode

Die Forscher setzten hochdimensionale Durchflusszytometrie und Serumproteomik ein, um Immunsignaturen bei 309 neu diagnostizierten und 232 validierten MS-Patienten zu bewerten. Durch unüberwachtes Clustering klassifizierten sie die Patienten anhand der zellulären Immunsignaturen in drei verschiedene Endophänotypen. Diese Endophänotypen wurden anschließend validiert und im Zusammenhang mit klinischen Parametern wie Rückfallraten, Fortschreiten der Behinderung und Magnetresonanztomographie (MRT) analysiert. Dieser methodische Ansatz wurde durch ein maschinelles Lernmodell verstärkt, das darauf trainiert wurde, den Krankheitsverlauf und die Wirksamkeit der Behandlung auf der Grundlage der Immunprofil-Daten vorherzusagen.

Ergebnisse

Es ergaben sich drei primäre Endophänotypen:

  1. Entzündlich (E3): Gekennzeichnet durch ein hohes Maß an Immunaktivität, z. B. erhöhte Rückfallquoten und schwerere Entzündungsmarker, einschließlich verstärkter Gadolinium-Läsionen in MRT-Scans.
  2. Degenerativ (E1): Gekennzeichnet durch Anzeichen struktureller Schäden und ein schnelleres Fortschreiten der Behinderungsmessgrößen, verbunden mit erhöhten Markern für die Neurodegeneration.
  3. Intermediär (E2): Zeigt eine Mischung aus Merkmalen sowohl des entzündlichen als auch des degenerativen Endophänotyps, mit mäßigen Indikatoren für das Fortschreiten der Krankheit.

Jeder Endophänotyp wies ein unterschiedliches Profil der Immunzellzusammensetzung und der Proteinkonzentration auf, wobei der entzündliche Typ (E3) einen höheren Anteil an proinflammatorischen T-Zellen aufwies, während der degenerative Typ (E1) Immunprofile zeigte, die mit strukturellen ZNS-Schäden in Verbindung gebracht wurden. Bezeichnenderweise erwiesen sich eher zelluläre Immunparameter als lösliche Proteine als besonders aussagekräftig für die Identifizierung von Endophänotypen, was darauf hindeutet, dass zellbasierte Signaturen einen besseren Einblick in Krankheitsmechanismen bieten.

Konsequenzen für die MS-Behandlung

Die Ergebnisse der Studie haben tiefgreifende Auswirkungen auf die MS-Behandlung. Es zeigte sich, dass herkömmliche Therapien wie Interferon-beta (IFN-β) bei Patienten mit dem entzündlichen E3-Endophänotyp, die unter IFN-β ein kontinuierliches Fortschreiten der Krankheit zeigten, nur begrenzt wirksam waren. Im Gegensatz dazu waren alternative Therapien wie Glatirameracetat (GA) und Dimethylfumarat (DMF) bei diesen Patienten wirksamer und normalisierten spezifische Immunveränderungen. Der degenerative Endophänotyp (E1) sprach ebenfalls unterschiedlich auf die Behandlungen an, wobei einige Therapien bei der Verlangsamung des neurodegenerativen Fortschreitens wirksam waren. Durch die Kategorisierung von MS-Patienten nach ihren Immunsignaturen vor Beginn der Behandlung könnten Kliniker die Ergebnisse durch personalisierte Therapien verbessern, die auf die für jeden Endophänotyp spezifische Immundysregulation abzielen.

Fazit aus Life-SMS-Sicht

Diese Studie unterstreicht das Potenzial für einen Paradigmenwechsel in der MS-Behandlung, bei dem die Therapien auf die einzigartigen Immunprofile der Patienten zugeschnitten werden. Sie zeigt auch, dass unsere Zurückhaltung mit Blick auf die heutigen Standardtherapien gut begründet ist, da diese im Ernstfall genau in die falsche Richtung wirken können, mindestens aber unwirksam sein können und signifikante Nebenwirkungen auslösen können.

Unser Ansatz, eigenverantwortlich mögliche krankheitsauslösende Faktoren zu eliminieren und dem Körper alle notwendigen Ressourcen zur Stabilisierung zur Verfügung zu stellen (Mikronährstoffe, Mentaltraining, Bewegung etc.), ist eine personalisierte Behandlung, die Sie heute schon nebenwirkungsfrei und erfolgreich durchführen können. Legen Sie jetzt los!

Quellen

[1] Catharina C. Gross et al. ,Multiple sclerosis endophenotypes identified by high-dimensional blood signatures are associated with distinct disease trajectories.Sci. Transl. Med.16,eade8560(2024).DOI:10.1126/scitranslmed.ade8560

Foto von National Institute of Allergy and Infectious Diseases auf Unsplash


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Permanente Muskelanspannung? Kann man die wegkleben?

von Kirsten

Bild von Angelo Esslinger auf Pixabay

Kennen Sie das? Ihre Muskeln spannen selbst in Ruhe an, obwohl sie das gar nicht sollten? Nicht nur Ihre Muskeln sind unentspannt. Sie insgesamt sind es – eben auch verstärkt durch diese permanente Muskelanspannung. Und diese führt u.a. auch immer wieder zu Kopfschmerzen.

Irgendwie läuft da etwas falsch! Irgendetwas sagt meinen Muskeln, dass sie permanent arbeiten müssen. Irgendwas, das unbewusst abläuft. Mir fällt diese Muskelanspannung immer wieder auf und dann kann ich die Muskulatur bis zu einem gewissen Grad bewusst “loslassen”. Das passiert leider nicht bis zum Grad der vollständigen Entspannung. Aber es ist dennoch ein erleichterndes Gefühl. Das Problem hierbei ist allerdings, dass diese Muskelentspannung nur von kurzer Dauer ist und ich unbewusst wieder in dieser permanenten Anspannung ankomme.

Da ich also noch in der Lage bin, die Anspannung bewusst ein wenig zu lösen, sollte ich mir dies zu Nutze machen. Ich muss also etwas finden, das meine Rückmeldung zwischen Muskeln und Hirn ein wenig beeinflussen kann.

Zufällig (und eigentlich auch nicht im Kontext mit MS) bin ich dabei auf Aku-Taping gestossen. Aku-Taping ist eine Weiterentwicklung des kinesiologischen Tapings, das Meridiane und Akupunkturpunkte der traditionell chinesischen Medizin mit einbezieht. Bei dieser Therapie werden spezielle Klebebänder auf bestimmte Körperstellen geklebt. Bei Knieschmerzen z.B. werden in einem bestimmten Muster Klebestreifen entlang des schmerzenden Kniegelenks angebracht und verbleiben dort für einige Tage.

Nun ist MS nicht unbedingt eine Krankheit, die primär zu Knieschmerzen führt. Aber ich muss gestehen, dass die Klebebänder durchaus eine entspannende Wirkung zeigen. Ich habe mir Klebebänder nicht am Knie, sondern im Brust- und Halswirbelbereich anbringen lassen und durfte erstaunt feststellen, dass sich meine unbewusste Muskelanspannung dadurch zeitweise reduziert hat. Und das nicht nur direkt am Rücken, sondern auch darüber hinaus. Denn auch wenn diese Klebestreifen keine tatsächliche Haltefunktion ausüben (wie es bei Stützkorsetts der Fall wäre), hat es dennoch einen positiven Einfluss auf die Muskeln. Irgendwie haben diese Klebebänder (bzw. die überklebten Rezeptoren meiner Haut) meinem Hirn mitgeteilt, dass da etwas ist, was mich “hält”. Das hat wiederum meinen Muskeln suggeriert, dass sie das nicht tun müssen – zumindest nicht in dem bisherigen übermässigen Ausmass.

In wissenschaftlicher Literatur wurde im Kontext mit dem Myofasziales Schmerzsyndrom bereits beschrieben, dass kinesiologisches Taping hilfreich bei Schwellungen und Entzündungen ist, Schmerzen lindert, den Lymphfluss sowie den Blutfluss fördert, Reparaturvorgänge im Gewebe beschleunigen und motorische Funktionen verstärken bzw. vermindern kann [1]. Es wurde ausserdem festgestellt, dass die Position der angebrachten Tapes durchaus Einfluss auf die Effizienz der positiven Wirksamkeit zeigt [2].

Mir persönlich hilft das Aku-Taping immer wieder. Ob andere Taping-Therapien den gleichen Effekt zeigen, wie das Aku-Taping, kann ich nicht sagen. Das habe ich nicht ausprobiert. Es wäre aber denkbar.

Bitte beachten Sie bei dieser Therapie, dass es unterschiedliche Klebebänder (bzw. Hersteller von Klebebändern) gibt, die z.T. unterschiedliche Klebstoffe verwenden und daher unterschiedlich verträglich sein können. Bei einer Sorte z.B. fängt meine Haut nach 2 Tagen an zu jucken. Bei einer anderen Sorte ist dies nicht der Fall.

Meiner Muskulatur helfen diese Klebebänder meist aber auch noch einige Tage länger, also auch nachdem ich die Bänder entfernt habe. Aber leider hält der Effekt nicht auf Dauer an; und so wiederhole ich – gerade in Zeiten verstärkter Muskelanspannung – diese Therapie immer mal wieder.

Leider kann ich mir die Bänder nicht selbst am Rücken anbringen. Das Abziehen hingegen ist mir unter der Dusche (also im nassen Zustand) ohne Hilfe möglich. Was das Anbringen der Bänder betrifft, ist es daher hilfreich, wenn Sie z.B. ein Familienmitglied oder jemand aus Ihrem Freundeskreis mit einbinden können. Es braucht nicht viel Zeit, sollte aber dennoch nach Anleitung (z.B. aus einem Buch) erfolgen. Oder Sie finden einen Therapeuten in Ihrer Nähe, der Taping anbietet.

Hinweise zur Anwendung

Auch wenn Taping grundsätzlich nebenwirkungsfrei ist sollten Sie die folgenden Punkte beachten:

Wenn das Aku-Tape zu straff angelegt wird, kann es zu Durchblutungsstörungen und Verlangsamung des Blutflusses kommen.

  • Bei empfindlicher Haut können Hautreizungen oder Allergien durch den Klebstoff des Tapes auftreten.
  • Eine falsche Anlagetechnik oder zu starke Dehnung des Tapes kann die Bewegungsfreiheit einschränken und Gelenkbewegungen behindern.
  • Bei offenen Wunden oder Infektionen im Anlagebereich ist von einer Anwendung abzuraten, da das Tape die Heilung beeinträchtigen kann.
  • In seltenen Fällen kann es durch die Reizung der Haut zu Muskelverkrampfungen oder Schmerzen kommen.

Bei Auftreten von Beschwerden sollte das Tape umgehend entfernt werden.

Fazit

Heilsame Effekte des kinesiologischen Tapings wurden bereits in wissenschaftlicher Literatur beschrieben. Gerade auf das weit verbreiteten MS-Symptom der erhöhten Muskelanspannung kann es positiven Einfluss nehmen.

Aus dem kinesiologischen Taping wurde außerdem das Aku-Taping entwickelt, das u.a. die Meridiane aus der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) beim Klebemuster berücksichtigt.

Da das korrekte Positionieren der Tapes die wohlbringende Wirkung verstärkt, sollte das Anbringen durch einen Therapeuten bzw. anhand einer Anleitung erfolgen. Insgesamt kann es sich also für MS-Betroffene mit erhöhter Muskelspannung Taping-Verfahren, insbesondere auch das Aku-Taping, ausprobieren.

Weitere Infos zum Aku-Taping können Sie z.B. den Büchern weiter unten entnehmen: [3],[4],[5]

Referenzen

[1]          A. S. Alqahtani and S. Parveen, ‘Kinesio Taping as a Therapeutic Tool for Masticatory Myofascial Pain Syndrome—An Insight View’, Int. J. Environ. Res. Public. Health, vol. 20, no. 5, p. 3872, Feb. 2023, doi: 10.3390/ijerph20053872.

[2]          G. Öztürk, D. G. Külcü, N. Mesci, A. D. Şilte, and E. Aydog, ‘Efficacy of kinesio tape application on pain and muscle strength in patients with myofascial pain syndrome: a placebo-controlled trial’, J. Phys. Ther. Sci., vol. 28, no. 4, pp. 1074–1079, Apr. 2016, doi: 10.1589/jpts.28.1074.

[3]          H. U. Hecker and K. Liebchen, Aku-Taping – Wirksam bei akuten und chronischen Schmerzen und Beschwerden, vol. 4. Trias Verlag in Georg Thieme Verlag KG, 2019. [Online]. Available: https://shop.thieme.de/Aku-Taping/9783432109473

[4]          H. U. Hecker, K. Liebchen, H. M. Koch, and A. T. Römer, Aku-Taping – Akupunkturpunkte, viszerale und myofasziale Triggerpunkte, vol. 1. Karl F. Haug Verlag, 2014. [Online]. Available: https://shop.thieme.de/Aku-Taping/9783830477877

[5]          ‘Taping für Heilpraktiker | 9783132417007 | Thieme Webshop’, Thieme. Accessed: Mar. 11, 2024. [Online]. Available: https://shop.thieme.de/Taping-fuer-Heilpraktiker/9783132417007


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Die Stoßtherapie – und was Sie darüber wissen sollten  

von Kirsten 

Keine Angst! Das Folgende ist keiner Weise dafür gedacht, über die Wirksamkeit der Stoßtherapie (auch als Pulstherapie bezeichnet) zu philosophieren. Es ist vielmehr dafür gedacht, Ihnen manche Ängste zu nehmen! Denn es gibt einige Aspekte, die vor allem den frisch diagnostizierten MS-Erkrankten nicht unbedingt bewusst sind. Auf diese möchte ich Sie nun hinweisen. Vor allem deshalb, weil ich immer wieder mitbekomme, dass einige Effekte der Stoßtherapie von MS-Erkrankten zunächst der Erkrankung selbst zugeschrieben werden und daher für umso mehr Angst vor der Krankheit sorgen. 

© Foto: MasterTux auf Pixabay.com

Cortison

Wenn Sie die Diagnose MS erhalten, dann befinden Sie sich vermutlich in einem akuten Schub – also in einem akuten Entzündungsgeschehen. Ihnen werden an 3-5 Tagen jeweils eine Dosis von 1 g des entzündungshemmenden Wirkstoffs (Methyl-)Prednisolon per Infusion verabreicht – oder Sie erhalten stattdessen Tabletten mit einem dieser oder ähnlicher Wirkstoffe. 

Die häufig eingesetzten Wirkstoffe Prednisolon bzw. Methyl-Prednisolon sind dem Steroidhormon “Cortisol” nachempfunden, das Ihnen als Stresshormon bekannt sein dürfte [1],[2]. Dieses gilt allgemein als entzündungshemmend und wird daher bei verschiedenen entzündlichen Erkrankungen eingesetzt. Einige Effekte werden sich recht schnell bei Ihnen bemerkbar machen, wie z.B. die Schlaflosigkeit, ein erhöhter Appetit sowie ein erhöhter Blutdruck. Manche Symptome reduzieren sich relativ schnell nach der Stoßtherapie wieder.  

Abbau der Muskel- und Knochenmasse als mögliche Nebenwirkung

Was vielen Erkrankten nicht unbedingt bewusst ist – und was ich besonders erwähnenswert finde – ist Folgendes: Egal, ob es sich um Cortisol selbst oder die synthetischen Cortisol-Derivate wie Prednisolon bzw. Methylprednisolon handelt – gerade in so ultrahohen Dosierungen (wie sie bei der MS-Stoßtherapie verabreicht werden) ist es sehr katabol [3]. Das heißt, es baut stark Muskel- und Knochenmasse ab! Um dem Knochenabbau entgegenzuwirken, wird Ihnen deshalb während der Stoßtherapie z.B. täglich eine Tablette verabreicht, die Calcium und Vitamin D beinhaltet. Gerade für Ihre Zähne wäre es daher gut, wenn Sie diese für einige Zeit mit Zahnaufbau-Präparaten zusätzlich unterstützen. Und sich auch nach der Stoßtherapie einige Zeit weiter mit z.B. calciumreichen Mineralwasser und Vitamin-D-Präparaten versorgen.  

Was den Muskelabbau betrifft, so macht sich dieser recht schnell nach der Stoßtherapie bemerkbar. Denn man kann sich anfangs nur wenig bewegen. Bereits kleine Strecken kosten sehr viel Kraft und bescheren einem danach einen riesigen Muskelkater.  

Dies ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, dass Sie pro Tag eine mehrere 1.000-fache Dosis an Cortisol bekommen haben, als die, die natürlicherweise in Ihrem Körper zirkuliert [4].  

Sie werden nach der Stoßtherapie wieder Muskulatur aufbauen. Zum einen, weil Sie kein kataboles Cortisol-Derivat mehr verabreicht bekommen. Zum anderen, weil Sie sich ein wenig und hoffentlich zunehmend mehr bewegen werden und der Körper daher wieder einiges aufbauen wird. Wie gerade beschrieben, spüren Sie gerade anfangs relativ häufig Muskelkater, nachdem Sie sich bewegt haben. Aber Sie sollten sich auch im Klaren darüber sein, dass dieser rasante Muskelabbau nicht in wenigen Tagen wieder ausgebügelt werden kann. Es braucht in etwa 3 Monate oder länger, um in etwa den Fitnesszustand von vor der Stoßtherapie wieder hergestellt zu haben – sofern Ihnen Bewegung möglich ist und Sie sich regelmäßig etwas bewegen.  

Bitte bedenken Sie dabei, dass eben dieser Muskelaufbau auch Kraft und Energie kostet. Und Sie auch aus diesem Grund eine vermeintliche Fatigue-Symptomatik verspüren werden, die eben nicht allein der Krankheit zuzuschreiben ist! Gerade für die Muskulatur erscheint die Einnahme von Magnesium-Präparaten bzw. magnesiumreichen Mineralwasser sinnvoll, um einem übermäßig erhöhten Muskeltonus zumindest etwas entgegenzuwirken. Magnesium ist auch einer der wichtigsten Kofaktoren für Vitamin D, sodass die Einnahme in jedem Fall sinnvoll erscheint. 

Weitere mögliche Folgen der Hormonumstellung

Des weiteren haben vor allem diese großen Mengen an Stresshormon noch einige Zeit Einfluss auf die Verdauung. Diese Verdauungsbeschwerden könnten fälschlicherweise als Krankheitsbeschwerden verstanden werden, da bei MS die Darm-Funktion beeinträchtigt sein kann. Möglicherweise wird eine bestehende Krankheitssymptomatik verschlimmert und erscheint daher zermürbender, weil man sich des verstärkenden Effekts des Cortisols nicht bewusst ist.  

Wie bereits erwähnt, ist Cortisol selbst ein natürliches Hormon im menschlichen Körper. Zwischen verschiedenen Hormonen besteht ein gewisses Gleichgewicht, denn verschiedene Enzyme ermöglichen die Umwandlung eines Hormons in ein anderes. Wenn dem Körper nun eine große Menge einer Hormonsorte zugeführt wird, gerät das hormonelle Gleichgewicht gehörig ins Wanken. Das bedeutet, dass es in den folgenden Wochen bei Frauen z.B. zu starken und heftigen Blutungen kommen kann – oder die Menstruation stattdessen einige Zeit komplett ausbleibt. Bei Männern kann es darüber hinaus zu Potenzstörungen kommen, die wiederum eine depressive Stimmungslage hervorrufen können [5]. Auch bei diesen Störungen kann also zunächst keine klare Abgrenzung zu krankheitsspezifischen Symptomen getroffen werden, da sowohl sexuelle Funktionsstörungen als auch Depressionen auch als Krankheitssymptome der MS bekannt sind.  

Zudem ist vermutlich auch die Regulierung Ihrer Körpertemperatur in den kommenden Wochen etwas verändert. Denn Sie werden – ausgelöst durch das “Stresshormon” Cortisol – viel innere Hitze verspüren. Und diese kann wiederum zu einer Verstärkung des Uhthoff-Phänomens führen – also z.B. zu einem verstärkten Kribbeln an Händen und Füßen [6]. Diese Symptomatik kann durch den Einsatz von Kühlbändern und Kühlwesten oder dem Konsum von kühlen Getränken etwas reduziert werden. 

Cortisol kann außerdem Einfluss auf die Psyche nehmen, da hierdurch etliche Einflussfaktoren aus dem hormonellen Gleichgewicht geraten. Manche Patienten reagieren euphorisch (vor allem während der Stoßtherapie). Bei anderen hingegen kann eine Depression ausgelöst oder verstärkt werden (insbesondere nach Rückkehr des Cortisolspiegels auf Normalniveau). Eine solche Reaktion – besonders wenn sie sich als Depression äussert – wird somit also nicht unbedingt bzw. allein durch den Schub selbst ausgelöst. Dieser Aspekt sollte im Rahmen einer bestehenden psychotherapeutischen Behandlung unbedingt berücksichtigt werden [7],[8],[9]. 

Fazit

Sie wissen nun, dass Cortisol (bzw. ein wirkungsähnliches Präparat wie Methyl-Prednisolon oder Prednisolon) als Nebenwirkungen einige Effekte hervorrufen oder verstärken kann, die manchen MS-Symptomen ähnlich sind – wodurch eine klare Abgrenzung zu einigen krankheitsspezifischen Symptomen nicht möglich ist. Es wird einige Wochen dauern, bis mögliche Nebenwirkungen der Stoßtherapie abgeklungen und verbleibende Beschwerden allein auf die MS-Erkrankung zurückzuführen sind. 

Sie wissen nun außerdem, dass Ihr Körper Ihre Unterstützung beim Wiederaufbau braucht! Und dass er etwas Zeit benötigt, einiges wiederherzustellen, das durch die Stoßtherapie abgebaut wurde. Unterstützen Sie Ihren Körper so gut es geht und es Ihnen möglich ist! Überfordern Sie sich dabei nicht und räumen Sie sich auch immer wieder Pausen ein, wenn Sie welche brauchen!  

Kirsten von Life-SMS

—————-

Weiterführender Artikel:

Kortisontherapie auf lsms.info 

Referenzen

[1] ‘Prednisolon – Wikipedia’. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/wiki/Prednisolon 

[2] ‘Methylprednisolon’, Wikipedia. Oct. 03, 2023. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Methylprednisolon&oldid=237842128 

[3] ‘Cortisol’, Wikipedia. Oct. 27, 2023. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cortisol&oldid=238550036 

[4] ‘pflanzli.ch – Erfahrungsbericht Multiple Sklerose’. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://pflanzli.ch/ 

[5] ‘Therapie mit Glukokortikoiden – http://www.endokrinologie.net’. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://www.endokrinologie.net/krankheiten-glukokortikoide.php 

[6] ‘Uhthoff-Phänomen’, Wikipedia. Apr. 23, 2021. Accessed: Feb. 03, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Uhthoff-Ph%C3%A4nomen&oldid=211214710 

[7] G. L. Online, ‘Prednisolon – Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen | Gelbe Liste’, Gelbe Liste Online. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Prednisolon_76 

[8] ‘Cortison’, Wikipedia. Aug. 21, 2023. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cortison&oldid=236609797#Nebenwirkungen 

[9] ‘Stresshormonregulation und Depressions­risiko – Perspektiven für die antidepressive Behandlung’. Accessed: Mar. 04, 2024. [Online]. Available: https://www.mpg.de/4752810/antidepressive-behandlung 

Foto: MasterTux auf Pixabay.com


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Klingt unappetitlich, kann aber sehr wirksam bei MS sein: Fäkaltransplantation

Das Thema dieses Beitrags wird oft nur unter vorgehaltener Hand diskutiert, da es unappetitlich wirkt und teilweise Ekelgefühle hervorruft. Bevor wir also in Studienergebnisse einsteigen, sehen wir uns die Methodik der Fäkaltransplantation doch einmal etwas genauer an.

Das Verfahren

Die Fäkaltransplantation, auch als fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT), fäkaler Mikrobiomtransfer oder fäkale Bakterientherapie bekannt, ist ein Verfahren, bei dem der Stuhl eines gesunden Spenders in den Darm eines Patienten übertragen wird [1]. Dieses Verfahren wird hauptsächlich zur Behandlung von Darmkrankheiten eingesetzt, bei denen das Gleichgewicht der Darmflora gestört ist. Mehr zum Verfahren und zu Kliniken in Deutschland findet man bei Krankenhaus.de [2].

Der Prozess beginnt mit einem umfangreichen Screening des Spenders, um sicherzustellen, dass keine Infektionen übertragen werden. Der gespendete Stuhl wird dann verflüssigt, gereinigt, gemischt und in einer Kochsalzlösung mit 40% Glycerin suspendiert (in eine Mischung aus Flüssigkeit und Feststoffen gewandelt). Diese Lösung wird dann in säureresistente Kapseln gefüllt, die bei -90°C bis zu neun Monate gelagert werden können.

Die Fäkaltransplantation kann auf verschiedene Weisen durchgeführt werden, darunter die Infusion in den Zwölffingerdarm oder die Verabreichung über Kapseln. Die Methode der Verabreichung hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich der spezifischen Bedürfnisse des Patienten und der Präferenzen des behandelnden Arztes.

Man erkennt also schnell, dass Ekelgefühle und Scham fehl am Platz sind!

Es ist wichtig zu beachten, dass die Fäkaltransplantation, obwohl sie bei bestimmten Erkrankungen wirksam sein kann, auch Risiken birgt. Dazu gehören mögliche Nebenwirkungen und das Risiko der Übertragung von Infektionen. Daher ist es wichtig, dass das Verfahren von qualifizierten medizinischen Fachleuten durchgeführt wird und dass Spender sorgfältig gescreent werden.

Die aktuelle Studie

Multiple Sklerose (MS) ist eine neurologische Erkrankung, von der weltweit Millionen Menschen betroffen sind. In den letzten Jahren haben sich die Hinweise darauf verstärkt, dass ein wesentlicher Faktor bei Entwicklung und Progression der Erkrankung eine Störung des mikrobakteriellen Umfelds im menschlichen Darm ist – eine sogenannte Dysbiose. Wir haben darüber schon verschiedentlich berichtet, z.B. in:

Die fünfte Säule der Überwindung von Autoimmunerkrankungen wie MS – Darmgesundheit

Jüngste Studien haben einen neuen Ansatz für die Behandlung vorgeschlagen – die fäkale Mikrobiota-Transplantation (FMT). Die hier besprochene Arbeit aus dem Jahr 2023 [3] befasst sich mit einer umfassenden Literaturübersicht, die durchgeführt wurde, um die Wirksamkeit und Sicherheit der FMT bei der Behandlung von MS zu verstehen.

Ausgangspunkt

MS ist in erster Linie eine immunvermittelte entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems. Ihr komplexes Zusammenspiel von genetischen und umweltbedingten Faktoren macht ihre Behandlung zu einer Herausforderung. Die Studie befasst sich zunächst mit der weltweit steigenden Prävalenz von MS und ihrer erheblichen Belastung, insbesondere in jüngeren Bevölkerungsgruppen.

Auswahl der Studien:

Die Forscher führten eine umfassende Literaturrecherche in mehreren Datenbanken durch. Sie legten spezifische Ein- und Ausschlusskriterien fest und konzentrierten sich dabei auf Studien, in denen die FMT als Behandlung von MS eingesetzt wurde. Dies führte zur Auswahl von 5 Schlüsselstudien, die relevante Informationen lieferten.

An diesen Studien nahmen 15 erwachsene MS-Patienten teil, die wegen gastrointestinaler Symptome eine FMT erhielten. Das primäre Ergebnis dieser Untersuchung war die Bewertung der Wirkung der FMT auf die Umkehrung und Verbesserung der motorischen Symptome bei MS-Patienten, während das sekundäre Ergebnis die Bewertung der Sicherheit der FMT in dieser Patientengruppe war.

Hauptergebnisse:

Die Ergebnisse sind vielversprechend. Alle Patienten, die FMT gegen gastrointestinale Symptome erhielten, zeigten eine deutliche Verbesserung ihrer neurologischen Symptome im Zusammenhang mit MS. Diese Verbesserungen umfassten eine bessere motorische Funktion, eine geringere Schwäche und sogar eine Umkehrung bestimmter Symptome. Bemerkenswert ist, dass die positiven Auswirkungen der FMT über Jahre hinweg anhielten, was auf einen langfristigen Nutzen hindeutet.

Im Detail:

Wie gerade erwähnt wurde in diese Übersichtsarbeit festgestellt, dass bei allen eingeschlossenen Probanden, die eine fäkale Mikrobiota-Transplantation zur Behandlung ihrer gastrointestinalen Symptome erhielten, eine Verbesserung und Umkehrung ihrer neurologischen Symptome im Zusammenhang mit Multipler Sklerose zu verzeichnen war. Gangstörungen gehören zu den auffälligsten Behinderungen im Zusammenhang mit Multipler Sklerose. Bei den eingeschlossenen Patienten mit Multipler Sklerose, wurde ein deutlicher Effekt beim Gang/Gehen festgestellt. Sechs Patienten bemerkten eine Verbesserung des Gehens und der Kraft sowie eine Verringerung der Schwäche in den unteren Extremitäten. Darüber hinaus zeigte eine eingeschlossene Studie einen signifikanten und anhaltenden Anstieg des Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) mit verbesserten Gangwerten. Insgesamt führte die Transplantation der fäkalen Mikrobiota zu einer signifikanten Verringerung der Morbidität und der Funktionsstörungen im Zusammenhang mit Multipler Sklerose.

Besonders bemerkenswert waren die Ergebnisse bei einer 80-jährigen Patientin mit MS, die 5 FMTs erhielt und bei Start der Behandlung über eine schwere Muskelschwäche mit entsprechenden Schwierigkeiten beim Gehen klagte. Sie konnte nach 8 Monate lange Strecken ununterstützt über lange Strecken gehen und war 2 Jahre nach der FMT asymptomatisch. Sicher ist dieses Ergebnis nicht verallgemeinerbar, aber es zeigt das Potenzial des Verfahrens auf.

Fazit und Bedeutung für Multiple-Sklerose-Patienten

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die FMT die MS-Behandlung grundlegend verändern könnte. Sie bietet einen neuen Weg zur Behandlung von MS-Symptomen, insbesondere für Patienten, die auf andere Behandlungen (konventionelle und komplementärmedizinische) nicht gut ansprechen. Die Studie unterstreicht wieder einmal die entscheidende Rolle der Darm-Hirn-Achse bei MS und eröffnet neue Forschungswege.

Es besteht die Hoffnung, dass die FMT für MS-Patienten einen neuen Therapieansatz darstellt, der ihre Symptome lindern und ihre Lebensqualität signifikant verbessern könnte.

Referenzen:

[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Stuhltransplantation

[2] https://www.krankenhaus.de/behandlungen/stuhltransplantation-ablauf-und-geeignete-kliniken/

[3] Laeeq T, Vongsavath T, Tun KM, Hong AS. The Potential Role of Fecal Microbiota Transplant in the Reversal or Stabilization of Multiple Sclerosis Symptoms: A Literature Review on Efficacy and Safety. Microorganisms. 2023 Nov 22;11(12):2840. doi: 10.3390/microorganisms11122840. PMID: 38137984; PMCID: PMC10745313. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38137984/

Weiterführende Studien zum Thema ohne Verweis im Text:

1. Tan, A., Shen-Yang Lim, & A. Lang. (2022). The microbiome–gut–brain axis in Parkinson disease — from basic research to the clinic. Nature Reviews Neurology, 18, 476-495. [Nature Reviews Neurology], https://www.semanticscholar.org/paper/0a81cd1ea6bf5caa7df52a45ad566bc32799fc05)

2. Cryan, J., et al. (2019). The Microbiota-Gut-Brain Axis. Physiological Reviews, 99(4), 1877-2013. [Physiological Reviews], https://www.semanticscholar.org/paper/2eab14181e1fa161d6cdc041e87a8427305c995a

3. Carabotti, M., Scirocco, A., Maselli, M., & Severi, C. (2015). The gut-brain axis: interactions between enteric microbiota, central and enteric nervous systems. Annals of Gastroenterology, 28, 203-209. [Annals of Gastroenterology], https://www.semanticscholar.org/paper/936a8181a4ea19a07f757a216fbf3dade73c9851)

4. Banc, R., et al. (2023). The Impact of Ellagitannins and Their Metabolites through Gut Microbiome on the Gut Health and Brain Wellness within the Gut–Brain Axis. Foods, 12. [Foods], https://www.semanticscholar.org/paper/1a8f223702c120140df5f9b36457e9b5eb37462b

5. Clarke, G., et al. (2013). The microbiome-gut-brain axis during early life regulates the hippocampal serotonergic system in a sex-dependent manner. Molecular Psychiatry, 18, 666-673. [Molecular Psychiatry], https://www.semanticscholar.org/paper/3d5abab291fdc8449b25d82de7556be2c1d8b088

(Hinweis: Diese Referenzen bieten weitere Einblicke in die Beziehung zwischen der Mikrobiota-Darm-Hirn-Achse und neurologischen Erkrankungen und unterstützen die Ergebnisse und Diskussionen in diesem Blogbeitrag).

Photo:

Foto von CDC auf Unsplash

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Feldenkrais-Training bei Multipler Sklerose – Was sagt die Wissenschaft?

Feldenkrais-Training basiert auf der Annahme, dass ungelöste oder unerkannte Bewegungsprobleme die Ursache für viele Beschwerden sind. Durch gezielte Berührungen und Übungen sollen bestimmte Muskeln entspannt und andere gestärkt werden. Dadurch sollen die Bewegungen verbessert und die Wahrnehmung geschärft werden. Das Feldenkrais-Training wird seit über 30 Jahren an Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose angewendet. Zahlreiche Studien belegen die positiven Auswirkungen des Trainings auf die Erkrankungssymptome. So konnte festgestellt werden, dass das Training zu einer Verbesserung der Koordination, Balance und Konzentration führt sowie zur Schmerzreduktion beitragen kann. Überdies kann durch das Training auch die Lebensqualität der Betroffenen deutlich erhöht werden.

Während in den letzten Beiträgen die Feldenkrais-Lehrerin Eva Weißmann ihre ganz persönliche Sicht auf das Thema „MS und Feldenkrais“ ausführlich geschildert hat, fassen wir heute den wissenschaftlichen Stand in gebotener Kürze zusammen.

Feldenkrais-Training; © SFV Schweizerischer Feldenkrais Verband

Wie kann Feldenkrais-Training helfen?

Feldenkrais-Training kann bei Multipler Sklerose verschiedene positive Wirkungen haben. Durch das Training können die Betroffenen lernen, ihren Körper besser zu koordinieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Dadurch können sie ihre alltäglichen Aktivitäten besser ausführen und ihr Wohlbefinden erhöhen.

Feldenkrais-Training ist eine gleichzeitig körperliche und mentale Methode, die dazu beiträgt, die Mobilität und Selbstwirksamkeit von Menschen mit MS zu verbessern. Die positive Wirkung des Feldenkrais-Trainings besteht in der Verbesserung der Selbstregulierungskompetenz des Gehirns sowie in der Verbesserung der Körperwahrnehmung und -koordination. Dadurch wird die Lebensqualität von Menschen mit MS deutlich verbessert und es gibt Hinweise darauf, dass das Training auch dazu beiträgt, die Progression der Erkrankung zu verlangsamen.

Die Studienlage

In den letzten Jahren wurden verschieden Studien durchgeführt, um die Wirkung der Feldenkrais-Methode (FM) bei neurologischen Erkrankungen zu untersuchen. Einige Studien haben Hinweise auf eine Verbesserung der motorischen Funktionen sowie auf eine Verbesserung der Körperwahrnehmung, des subjektiven Wohlbefindens und eine Schmerzreduktion nach Behandlung mit der Feldenkrais-Methode ergeben. Andere Studien haben jedoch keine oder nur geringe Auswirkungen auf die motorischen Funktionen oder das subjektive Wohlbefinden festgestellt.

Einige Einschränkungen müssen generell bei der Interpretation dieser Ergebnisse beachtet werden. Zunächst ist die Anzahl und Qualität der verfügbaren Studien begrenzt und es besteht ein erhöhtes Risiko von Verzerrung durch kleine Stichproben und nicht-standardisierte Methoden. Zweitens sind die meisten Studien nur für kurze Zeiträume durchgeführt worden, sodass keine Aussagen über längerfristige Auswirkungen gemacht werden können. Drittens gibt es viele Variablen, die die Wirksamkeit der Feldenkrais-Methode beeinflussen können, aber bisher nicht ausreichend untersucht wurden. An dieser Stelle schlägt die Erfahrungsmedizin und das therapeutische Wissen die heutige Studienlage um Längen.

Eine gute Zusammenfassung des heutigen Forschungsstandes bietet dennoch der 2020 erschienene Review von Stephens und Hillier [1].

In diesem Artikel wurden experimentelle Beweise für die Wirksamkeit der Feldenkrais-Methode bei der Verbesserung der Leistungsfähigkeit in den Bereichen allgemeine Funktion, Mobilität und Gleichgewicht sowie bei der Schmerzbehandlung untersucht. Die Autoren konzentrierten sich in erster Linie auf die Ergebnisse von randomisierten Kontrollstudien (RCT), geben aber auch einen Überblick über die Forschung, die die Wirksamkeit der FM untersucht hat, und identifizieren Bereiche, in denen nur wenig Forschung durchgeführt wurde.

Sie fassen wie folgt zusammen:

„Es gibt inzwischen mehr als 30 RCTs, die die FM in verschiedenen Populationen und mit unterschiedlichen Ergebnismessungen untersucht haben. Hillier und Worley (2015) [2] kamen zu dem Schluss, dass es hinreichend starke und konsistente Belege dafür gibt, dass die FM Vorteile bringt, insbesondere auf funktioneller Ebene (z. B. Gleichgewicht) und möglicherweise eine Symptomverbesserung in Form von reduzierten Schmerzen und erhöhtem Wohlempfinden. Betrachtet man einige der gemessenen Ergebnisse, so kann man zu dem Schluss kommen, dass die Vorteile durch Lernprozesse vermittelt werden, die das Körperbewusstsein, die Aufmerksamkeit und das Selbstbild nutzen und verbessern.“

Warum sich für ein Feldenkrais-Training bei MS entscheiden?

Grundsätzlich hat sich gezeigt, dass diese Art des Trainings positive Wirkungen auf den Körper und den Geist hat. So können einfache Bewegungsübungen helfen, die Kraft und Ausdauer zu verbessern und gleichzeitig die Konzentration und Koordination zu erhöhen. Durch die geringe Intensität der Übungen besteht nicht das Risiko, dass die Übenden überfordert werden oder sich in der Beweglichkeit verschlechtern. Erfahrene Feldenkrais-Therapeuten und -Therapeutinnen können zudem individuelle Programme entwerfen, um die speziellen Bedürfnisse des Patienten/der Patientin zu berücksichtigen.

Ein weiteres wichtiges Merkmal des Feldenkrais-Trainings ist die Fokussierung auf die Wahrnehmung und Aufmerksamkeit. Die Übungen fördern nicht nur die Muskelarbeit, sondern auch das Verständnis der eigenen Körperwahrnehmung. Dadurch wird es den Patienten ermöglicht, ihr volles Potenzial an Beweglichkeit und Kraft zu entfalten, ohne sich überzustrapazieren oder Schmerzen zu entwickeln.

Zu den häufigsten positiven Effekten der Feldenkrais-Methode gehören:

  • Ein Gefühl der Entspannung
  • Mehr Beweglichkeit und Kraft
  • Steigerung der Konzentration und Aufmerksamkeit
  • Verbesserte Koordination und Balance
  • Stressreduktion

FAZIT

Insgesamt bietet Feldenkrais-Training MS-Patienten und MS-Patientinnen also eine Reihe von Vorteilen: Verbesserte Funktion der Muskulatur, besseres Verständnis der eigen Körperwahrnehmung sowie emotionale Entlastung und Stress- und Schmerzreduktion. Wie bei jedem Training können auch beim Feldenkrais-Training für Menschen mit MS individuell unterschiedliche Ergebnisse erzielt werden. Diese hängen von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Art des Trainings, dem Zeitaufwand und dem persönlichen Ziel. In jedem Fall ist es ratsam, vor Beginn eines Trainingsprogramms Rücksprache mit erfahrenen Feldenkrais-Therapeuten/-Therapeutinnen zu halten und gemeinsam Übungen durchzuführen, um hierüber ein persönliches Trainingsprogramm zu entwickeln.

Ein möglicher Risikofaktor beim Feldenkrais-Training sind fehlerhafte Übungsabläufe. Dies kann auch zu schwerwiegenden Folgen führen, wie etwa einer Verletzung. Zudem können falsch ausgeführte Bewegungen zu unerwünschten Spannungs- und Schmerzmustern führen. Auch eine Verkrampfung von Muskeln oder Gelenken kann die Folge sein. Es ist daher wichtig, das Training unter der Anleitung eines geschulten Feldenkrais-Practitioners zu absolvieren, um solche Konsequenzen zu vermeiden. Der Practitioner kann den Übenden helfen, die richtigen Bewegungsmuster zu erlernen, indem er Variationen und Modifikationen vornimmt und sicherstellt, dass keine Fehler gemacht werden. Dies wird so lange fortgeführt, bis Betroffene in der Lage sind, die Übungsabfolgen eigenständig und ohne Fehler auszuführen.

Referenzen

[1] Stephens, J., & Hillier, S. (2020). Evidence for the Effectiveness of the Feldenkrais Method, Kinesiology Review, 9(3), 228-235. Retrieved Jan 14, 2023, from https://journals.humankinetics.com/view/journals/krj/9/3/article-p228.xml

[2] Hillier, S., & Worley, A. (2015). The effectiveness of the feldenkrais method: a systematic review of the evidence. Evidence-based complementary and alternative medicine : eCAM, 2015, 752160. https://doi.org/10.1155/2015/752160

Gastbeitrag Eva Weißmann

Den Gastbeitrag „Die Feldenkrais-Methode für Menschen mit Multiple Sklerose (mit Übungen)“ aus dem Jahr 2022 finden Sie im Downloadbereich!


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Bei Autoimmunkrankheiten langfristige Kombination von Vitamin D plus Omega-3-Fettsäuren angesagt 

Positive Auswirkungen einer langfristigen Vitamin-D- und Omega-3-Supplementierung auf die Prävention von Autoimmunkrankheiten: eine randomisierte klinische Studie. 

Vitamin D und aus dem Meer gewonnene, langkettige Omega-3-Fettsäuren sind zwei Nahrungsergänzungen, deren potenzielle Wirkung auf die Vorbeugung und Behandlung von Autoimmunkrankheiten – inklusive der MS – schon seit längerem umfassend untersucht wird.  

Vitamin D 

Wie bereits auch hier vielfach berichtet, ist bekannt, dass die aktive Form von Vitamin D (1,25 OH-Vitamin D) Gene reguliert, die an Entzündungen sowie an angeborenen und erworbenen Immunreaktionen beteiligt sind. Vitamin-D-Rezeptoren finden sich in hoher Dichte auf Zellen des Immunsystems (T-Lymphozyten, B-Lymphozyten, Makrophagen). Wenn es an seine Rezeptoren gebunden ist, hemmt 1,25(OH)2Vitamin D3 die Expression von Entzündungsfaktoren wie Interleukin 2 (IL-2), Tumor-Nekrose-Faktor (TNF) und Zytokinen, während es entzündungshemmende Faktoren wie IL-4, IL-5 und IL-10 verstärkt. 

Studien an Tiermodellen bestätigen den Nutzen einer Vitaminsupplementierung bei der Verringerung der Geschwindigkeit des Fortschreitens der Symptome von Autoimmunkrankheiten.  Beobachtungsstudien und kleine klinische Studien haben jedoch widersprüchliche Ergebnisse und teilweise unzureichende Beweise erbracht, sodass diese Nahrungsergänzung leider immer noch nicht allgemein zur Gesundheitsförderung und Prävention von Autoimmunerkrankungen empfohlen wird. Dennoch gehört Vitamin D bei aufgeklärten Neurologen zum täglichen Handwerkszeug bei der Behandlung der MS. 

Siehe auch Faktenblatt: Vitamin D und MS 

Omega-3-Fettsäuren 

Die entzündungshemmende Wirkung von langkettigen Omega-3-Fettsäuren ist ebenfalls bekannt: Tier- und In-vitro-Studien deuten darauf hin, dass eine erhöhte Zufuhr von Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) – zwei besonders wichtige Arten von Omega-3-Fettsäuren – die Produktion von C-reaktivem Protein und entzündlichen Zytokinen wie TNFα, IL-1β und IL-615 29 hemmt und die Vermehrung und Aktivierung von T-Zellen (Immunzellen) verringert. Einige frühere Studien bei Patienten mit autoimmunen rheumatologischen Erkrankungen wie systemischem Lupus erythematodes, rheumatoider Arthritis und Psoriasis haben bereits eine Verbesserung der Symptome nach einer Behandlung mit Omega 3 gezeigt, aber nur wenige Studien haben den Einsatz dieser Fettsäuren zur Vorbeugung dieser Krankheiten bewertet.  

Siehe auch: und: Faktenblatt Fettsäuren und MS 

Neue Studienergebnisse 

Eine neue Studie (1), die im Januar 2022 in der renommierten Fachzeitschrift The BMJ veröffentlicht wurde, untersuchte die Wirkung einer Supplementierung mit Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren (aus Fischöl) bei einer großen Zahl von amerikanischen Erwachsenen. Es zeigte sich, dass die Entwicklung von Autoimmunkrankheiten in der Interventionsgruppe über einen Zeitraum von fünf Jahren zurückging, was die Vorteile einer langfristigen Supplementierung beider Nährstoffe bestätigt. Die Autoren nutzten die Datenbank der 2012 durchgeführten VITAL-Studie (2) – einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie –, in der die Wirkung einer Supplementierung dieser beiden Nährstoffe auf die Entwicklung von Krebs und Herz-Kreislauf-Erkrankungen untersucht worden war. In der VITAL-Studie konnte die Einnahme von Vitamin D das Auftreten von Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen nicht verhindern. Die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren verringerte das Risiko eines Herzinfarkts in der Gesamtbevölkerung und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Personen mit geringem Fischkonsum.  

In der neuen Studie werteten die Forscher die Daten von 25 871 Teilnehmern der VITAL-Studie aus und konnten den Einfluss von Vitamin D und Omega-3-Fettsäuren auf die Entwicklung von Autoimmunerkrankungen über einen Zeitraum von 5 Jahren bewerten. Die Teilnehmer wurden in vier verschiedene Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt 2000 I.E. Vitamin D3 pro Tag, die zweite Gruppe erhielt 1 g Omega-3-Fettsäuren pro Tag, die dritte Gruppe erhielt beide Präparate gleichzeitig und die vierte Gruppe erhielt nur ein Placebo. Anhand von Krankenakten wurden die Fälle von Autoimmunkrankheiten, die während der Studie auftraten, bewertet. 

Das signifikante Ergebnis 

Die Datenanalyse zeigte, dass das Auftreten von Autoimmunerkrankungen während der 5-Jahres-Follow-up-Phase in der Behandlungsgruppe geringer war als in der Kontrollgruppe. Dieser Unterschied wurde sowohl bei den Probanden beobachtet, die Vitamin D erhielten, als auch bei den Probanden, die Omega-3-Fettsäuren oder beide Ergänzungen erhielten. In der Gruppe, die nur Omega-3-Präparate erhielt, wurde jedoch kein statistisch signifikanter Rückgang festgestellt, was bedeutet, dass dieser Rückgang nicht groß genug war, um die Forscher von den Vorteilen der Omega-3-Supplementierung zu überzeugen. Bei den Vitamin-D-Gruppen war dieser Unterschied statistisch signifikant (in diesem Fall überzeugend). Die wichtigsten diagnostizierten Autoimmunkrankheiten waren: rheumatoide Arthritis, rheumatoide Polymyositis, Autoimmunthyreoiditis und Psoriasis. Es wurde nur ein Fall von Multipler Sklerose gemeldet! 

Die Autoren führten auch eine gezielte Analyse durch, bei der sie die ersten beiden Jahre der Nachbeobachtung ausschlossen, um die Verzögerung der Behandlungsergebnisse zu testen, d. h. um festzustellen, ob eine langfristige Nährstoffsubstitution einen größeren Effekt hat. Sie bestätigten, dass der Rückgang der Zahl der Fälle in den letzten drei Jahren der Studie, d.h. nach zwei aufeinanderfolgenden Jahren der Vitamin-D-Substitution, am deutlichsten war. 

Die Ergebnisse dieser Studie sind aufgrund der großen Zahl und Vielfalt der Teilnehmer, der langen Nachbeobachtungszeit und der hohen Therapietreue sowohl bei der Behandlung als auch bei der Nachbeobachtung ein starker Beweis für den Einsatz von Vitamin D bei der Prävention und Kontrolle von Autoimmunität. Es ist wichtig zu beachten, dass das Durchschnittsalter der untersuchten Population 67,1 Jahre betrug, d. h. es handelte sich um ältere Erwachsene. Dies könnte die geringere Zahl der Fälle von Krankheiten erklären, die bei jungen Erwachsenen auftreten, wie z. B. Multiple Sklerose. Eine weitere Einschränkung ist die Schwierigkeit, die Diagnose einiger Autoimmunkrankheiten, wie z. B. der Schilddrüsenerkrankung, auf der Grundlage von Krankenakten zu bestätigen. 

Schlussfolgerungen  – Was zeigt diese Studie wirklich? 

  • Eine Supplementierung mit 2000 I.E. Vitamin D3 pro Tag, auch in Verbindung mit Omega-3-Fettsäuren, führte zu einer geringeren Rate neu auftretender Autoimmunerkrankungen. 
  • Eine längere Behandlung scheint eine größere Wirkung bei der Vorbeugung von Autoimmunerkrankungen zu haben als kurze Behandlungen (in dieser Studie war die Wirkung nach den ersten 2 Jahren der Nachbeobachtung größer)
  • Die alleinige Einnahme von Omega-3-Fettsäuren führte nicht zu einer signifikanten Verringerung der Häufigkeit von Autoimmunerkrankungen in der Studienpopulation.  Wenn jedoch Teilnehmer mit wahrscheinlicher Autoimmunerkrankung zu Beginn der Studie einbezogen wurden, verringerte die Omega-3-Fettsäure-Supplementierung die Inzidenz um 18 % im Vergleich zu Placebo, und es wurde eine signifikante Wechselwirkung mit der Zeit festgestellt, was auf eine größere Wirkung nach einer längeren Dauer der Supplementierung hinweist (wie bei Vitamin D). 
  • Die klinische Bedeutung dieser Ergebnisse ist hoch, da es sich um gut verträgliche, nicht toxische Ergänzungsmittel handelt und andere wirksame Behandlungen zur Verringerung des Auftretens von Autoimmunerkrankungen fehlen. 
  • Angesichts der Latenzzeit für das Auftreten von Autoimmunerkrankungen könnte eine längere Nachbeobachtung aufschlussreich sein (die Teilnehmer werden im Rahmen einer Open-Label-Verlängerungsstudie beobachtet). Eine ähnliche Studie sollte in einer jüngeren Population durchgeführt werden, um die Häufigkeit von Autoimmunkrankheiten mit früherem Ausbruch zu untersuchen. 
  • Diese Studie unterstützt die Beobachtung, dass Maßnahmen zur Lebensführung über einen langen Zeitraum hinweg bewertet werden sollten, insbesondere wenn es darum geht, ihre Wirksamkeit bei der Prävention von Krankheiten zu beurteilen. Es ist nicht zu erwarten, dass Studien zur Bewertung der Wirksamkeit von Arzneimitteln mit einer kurzen Dauer von 4 bis 8 Wochen in der Lage sind, die Auswirkungen von Maßnahmen wie Ernährung, körperliche Betätigung, Nahrungsergänzungsmittel und andere Lebensstilfaktoren auf die Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung zu bewerten. 

Fazit:

Die Ergebnisse dieser groß angelegten Untersuchung unterstreichen die Richtigkeit unserer Empfehlungen bei der MS-Behandlung einen Schwerpunkt auf eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren und Vitamin D zu legen. Das ist risikolos (sofern man weder von der Hochdosis-Vitamin-D-Therapie noch zu hohen Dosen an Omega-3 spricht) und verspricht sowohl signifikante präventive als auch positiv krankheitsmodulierende Effekte. 

Quellen:

[1] Hahn J, Cook NR, Alexander EK, et al. Vitamin D and marine omega 3 fatty acid supplementation and incident autoimmune disease: VITAL randomized controlled trial. BMJ. 2022;376:e066452. Published 2022 Jan 26. doi:10.1136/bmj-2021-066452 

[2] Manson JE, Bassuk SS, Lee IM, Cook NR, Albert MA, Gordon D, Zaharris E, Macfadyen JG, Danielson E, Lin J, Zhang SM, Buring JE. The VITamin D and OmegA-3 TriaL (VITAL): rationale and design of a large randomized controlled trial of vitamin D and marine omega-3 fatty acid supplements for the primary prevention of cancer and cardiovascular disease. Contemp Clin Trials. 2012 Jan;33(1):159-71. doi: 10.1016/j.cct.2011.09.009. Epub 2011 Oct 2. PMID: 21986389; PMCID: PMC3253961 

Mehr zu diesen Themen finden Sie in den Faktenblättern:

Faktenblatt Vitamin D und MS

Faktenblatt Fettsäuren und MS 



Photo by Wim van ‚t Einde on Unsplash

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Erneut gezeigt: Vitamin-D-Supplementierung verbessert die Lebensqualität von MS-Patienten

Metastudie analysiert den Einfluss von Vitamin-D-Supplementierung auf die Psyche

Multiple Sklerose (MS) ist eine Autoimmunerkrankung, die das zentrale Nervensystem beeinträchtigt und zu neurologischen Veränderungen führt, die auch nach Abklingen der Krankheitsaktivität fortbestehen können. Die körperlichen Symptome der Krankheit sind bekannt und können sich u. a. in Form von Gleichgewichtsstörungen, verändertem Gang, Lähmungen, Taubheit und Sehstörungen äußern. Wir dürfen jedoch nicht vergessen, dass auch die psychische Gesundheit von MS-Patienten im Verlauf der Krankheit häufig beeinträchtigt wird, entweder direkt – durch die Beeinträchtigung von Gehirnbereichen, die mit Emotionen und der Produktion von Neurotransmittern zu tun haben – oder indirekt, als Folge körperlicher Einschränkungen und neurologischer Folgeerscheinungen.

Hohe Prävalenz psychischer Probleme bei MS-Betroffenen

Menschen mit MS haben eine höhere Prävalenz psychiatrischer Störungen, wobei Depressionen und Angstzustände die häufigsten sind. In einigen Studien wird gezeigt, dass die Krankheitshäufigkeit von Depressionen bei MS-Patienten bis zu 60 % höher ist als in der Allgemeinbevölkerung. Diese Begleiterkrankungen sollten nicht unterschätzt werden, da sie die Therapie beeinträchtigen und sich direkt auf den Funktionsstatus und die Lebensqualität der Patienten auswirken.

Die vielversprechende Rolle von Vitamin D bei der Behandlung der Multiplen Sklerose ist in den letzten Jahren intensiv untersucht worden und durch uns immer wieder hervorgehoben worden (siehe auch Faktenblatt Vitamin und MS). Es ist bereits erwiesen, dass niedrige 25OH-Vitamin-D-Blutspiegel mit einem höheren Risiko für die Entwicklung von MS und einem stärkeren Fortschreiten sowie einer stärkeren Aktivität der Krankheit verbunden sind. Viele Studien haben auch gezeigt, dass Vitamin D nicht nur für die körperliche, sondern auch für die geistige Gesundheit der Bevölkerung eine positive Rolle spielt. Sonnenbäder und eine Vitamin-D-Supplementierung verringern nachweislich das Risiko für Depressionen, bipolare Störungen und das Paniksyndrom.

Welchen Einfluss hat also eine Vitamin-D-Supplementierung auf die psychische Gesundheit von MS-Patienten?

Eine systematische Übersichtsarbeit (Metaanalyse), die in der Fachzeitschrift Nutrients 2021 veröffentlicht wurde, sollte konkretere Informationen zu dieser Frage liefern, indem sie den Einfluss von Vitamin-D-Supplementierung auf die psychische Gesundheit bei Erwachsenen mit MS untersucht. Am Ende der Auswahl erfüllten nur sechs Studien die Kriterien, die diese Arbeit als Grundvoraussetzung für die Aufnahme in die Untersuchung festgelegt hatte.

Obwohl nur eine kleine Anzahl von Studien in diese Übersichtsarbeit aufgenommen wurde, zeigten die ausgewählten Studien einen positiven Einfluss der Vitamin-D-Supplementierung auf die psychische Gesundheit von MS-Patienten.

Aber nur in einer einzigen Studie dieser systematischen Übersichtsarbeit, verringerte die Vitamin-D-Supplementierung depressive Symptome bei MS-Patienten. Dieses Ergebnis mag auf den ersten Blick entmutigend erscheinen.

Verbesserung der Lebensqualität zeigte sich in allen betrachteten Studien

Mehr als eindrucksvoll war jedoch die in ALLEN STUDIEN gemachte Beobachtung, dass eine Vitamin-D-Supplementierung die Lebensqualität von MS-Patienten verbessert. Lebensqualität (QoL: Quality of Life) wird von der WHO definiert als die individuelle Wahrnehmung der eigenen Position im Leben im sozialen und kulturellen Kontext, dem man angehört, in Bezug auf Ziele, Zwecke, Sorgen und Erwartungen. Diese Definition umfasst nicht nur die körperliche Gesundheit oder den Grad der Unabhängigkeit (beides sehr wichtig bei MS), sondern auch den psychologischen Zustand, soziale Beziehungen und persönliche Überzeugungen.

Man kann sagen, dass die Lebensqualität ein Ergebnis der und ein zuverlässiger Indikator für die psychische Gesundheit ist.

Wir wissen, dass die Lebensqualität von MS-Patienten im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erheblich eingeschränkt ist, und diese Einschränkung steht in direktem Zusammenhang mit dem Fortschreiten der Krankheit. Die Möglichkeit, die Lebensqualität von MS-Patienten mit etwas so Einfachem und Sicherem wie einer Vitamin-D-Supplementierung zu verbessern (wenn sie unter Berücksichtigung der auch in diesem Projekt beschriebenen Randbedingungen bzgl. Dosis etc. erfolgt), ist von großem Wert. 

Die hier betrachtete systematische Übersichtsarbeit unterstreicht den Nutzen von Vitamin D im Verlauf der MS nicht nur im Hinblick auf die Verringerung sowohl der körperlichen Symptome als auch des Fortschreitens der Krankheit, sondern auch in Verbindung mit einer verbesserten Lebensqualität und folglich einer besseren psychischen Gesundheit der Patienten. Die Studienautoren empfehlen (genau wie Life-SMS), den 25-OH-Vitamin-D-Blutspiegel zu untersuchen und einen Vitamin-D-Mangel bei allen MS-Patienten rigoros zu beheben.

Fazit:

Der Nutzen einer Vitamin-D-Supplementierung bei MS-Patienten geht über die Risikominderung, die Vorbeugung von Schüben und Behinderungen oder das Fortschreiten der Krankheit hinaus. Angemessene Vitamin-D-Spiegel wirken sich positiv auf die psychische Gesundheit der Patienten aus. In einer kürzlich durchgeführten systematischen Übersichtsarbeit wurde der potenzielle Nutzen einer Vitamin-D-Supplementierung für die Lebensqualität der Patienten hervorgehoben, d. h. für die Wahrnehmung der eigenen Position in der Gesellschaft, in der sie leben, durch den Einzelnen. Dies ist ein Aspekt, der von vielen Angehörigen der Gesundheitsberufe wenig beachtet wird, der aber eine Schlüsselrolle für die Therapie, die Modulation des Immunsystems und die Prävention psychiatrischer/emotionaler Veränderungen spielt.

Quelle:

[1] Głąbska D, Kołota A, Lachowicz K, Skolmowska D, Stachoń M, Guzek D. Vitamin D Supplementation and Mental Health in Multiple Sclerosis Patients: A Systematic Review. Nutrients. 2021;13(12):4207. Published 2021 Nov 24. doi:10.3390/nu13124207

Weiterführende Informationen:

Faktenblatt Vitamin D und MS

Vitamin D – Rechner der SonnenAllianz

Empfehlungen zum Vitamin D-Management



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Multiple Sklerose und Krafttraining

Wir hatten schon im letzten Artikel in dieser Reihe auf die Auswirkungen von körperlichem Training auf die Symptomatik und Krankheitsentwicklung bei MS hingewiesen.

In den folgenden Artikeln werden wir uns näher mit verschiedenen Trainingsformen beschäftigen.

Photo by Kelly Sikkema on Unsplash

Generelle gesundheitliche Effekte von Krafttraining

Unabhängig von einer Erkrankung hat richtig eingesetztes Krafttraining (auch als progressives Widerstandstraining bezeichnet) mannigfaltige positive gesundheitliche und präventive Effekte. Dazu gehören:

  • Das Entgegenwirken eines Muskelabbaus (bedingt durch Alter, Krankheit, Bewegungsmangel)
  • Die Verbesserung der Koordination zwischen Nervensystem und Muskulatur
  • Die Verbesserung des Zusammenspiels der einzelnen Muskeln untereinander
  • Die Stabilisierung des muskulären Stützsystems (Krafttraining beugt so zum Beispiel Gelenkschäden oder Rückenbeschwerden vor!)
  • Die Erhöhung der Belastbarkeit von Bändern und Sehnen
  • Die Zunahme der Stabilität von Knochen (Verhinderung von Osteoporose)
  • Die Verbesserung der Insulinsensitivität
  • Die Erhöhung des Kalorienverbrauches
  • Der Abbau von Stresshormonen
  • Die Erhöhung des Testosteronspiegel (antientzündliche Wirkung)

Krafttraining und MS

Die positiven Effekte eines Muskeltrainings, um der Atrophie (Abnahme der Muskelsubstanz) entgegen zu wirken, die Koordination und damit die Stabilisierung von Gelenken zu erhalten und zu verbessern ist gerade bei einer MS-Erkrankung die Basis zum Erhalt der Gehfähigkeit und Bewegungsfähigkeit insgesamt. Progressives Muskeltraining der unteren Extremitäten [1] führte laut einer Studie aus dem Jahr 2009 [2] zu verbesserter Muskelkraft und einer Steigerung der funktionalen Kapazität bei Patienten mit MS. Das Ergebnis war signifikant besser als das der Kontrollgruppe ohne Training. Gute Ergebnisse wurden vor allem auch durch kombiniertes Kraft- und Ausdauertraining erzielt.

Die gegebenen Empfehlungen belaufen sich auf ein 2-3 maliges Training pro Woche, wobei große Muskelgruppen, besonders die der Beine, in 4-8 Übungen mit 1-3 Sätzen von jeweils 8-15 Wiederholungen trainiert werden. Angefangen bei 15 Wiederholungen und niedriger Intensität, wobei später die Zahl der Wiederholungen reduziert und die Intensität erhöht wird.

Besonders die Ruhephasen zwischen intensiveren Einheiten (48 Stunden) sollten hier Beachtung finden.

Eine Metaanalyse aus dem Jahr 2015 [3] von 20 nach strengen Kriterien ausgewählten Studien (von insgesamt 507 betrachteten Veröffentlichungen) mit Multiple Sklerose- und Parkinsonbetroffenen bestätigt diese Ergebnisse eindeutig. Es wurde festgestellt, dass Krafttraining die Muskelkraft bei Menschen mit Parkinson (15 % – 83,2 %) und Multipler Sklerose (4,5 % – 36 %) deutlich verbessert. Signifikante Verbesserungen der Mobilität (11,4 %) und des Krankheitsverlaufs wurden auch bei Menschen mit Parkinson-Krankheit nach dem Krafttraining festgestellt. Darüber hinaus wurden bei Personen mit Multipler Sklerose nach dem Krafttraining signifikante Verbesserungen der Fatigue (8,2 %), der funktionellen Kapazität (21,5 %), der Lebensqualität (8,3 %), der Kraft (17,6 %) und der elektromyographischen Untersuchung (Messung elektrischer Aktivität in ausgewählten Muskeln) (24,4 %) festgestellt. Krafttraining ist also extrem nützlich, um die Muskelkraft bei Morbus Parkinson und signifikant – wenn auch in geringerem Maße – bei Multipler Sklerose zu steigern.

Diese Ergebnisse wurden durch einen ganz aktuellen Review [4] aus dem Jahr 2022 ergänzt. Signifikante Verbesserungen zwischen Gruppen mit und ohne Krafttraining wurden bei der Kniestreckung und -beugung festgestellt, nicht jedoch bei der Zahl der Wiederholungen. Hinsichtlich der funktionellen Kapazität und des Gleichgewichts wurden signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen zugunsten der Gruppe mit Krafttraining beim “Timed Up and Go Test”, der Gehausdauer, der Gehgeschwindigkeit und des Gleichgewichts festgestellt. Die Ergebnisse hinsichtlich der optimalen Dosis waren hier uneinheitlich.

Fazit:

Die Studien haben gezeigt: Muskelkraft ist auch bei MS trainierbar und sollte hier, genau wie beim Ausdauertraining, all die positiven Effekte hervorrufen, die am Anfang dieses Artikels für das Krafttraining genannt generell genannt wurden.

Bei der Wahl der für Sie geeigneten Art des Krafttrainings und der Trainingsgeräte oder Hilfsmittel (Hanteln, Theraband etc.) sollten Sie sich von erfahrenen Physiotherapeuten unterstützen lassen. Ein regelmässiges, sich langsam steigerndes Krafttraining ca. 3 mal in der Woche ist sehr empfehlenswert.


Bisher erschienen in dieser Reihe:

Sport, Training und Bewegung bei MS: Eine Einführung

MS, Sport und Immunsystem

Multiple Sklerose und Training – Einfluss auf Symptome der MS


Wenn Sie schon noch mehr zum Thema Sport und MS wissen wollen, sei Ihnen die

🖹 Life-SMS Veröffentlichung: Sport und MS aus dem Jahr 2017 empfohlen, auf die wir in dieser Artikelserie an vielen Stellen zurückgreifen.


Referenzen

[1] Primär des Quadriceps femoris – „vierköpfiger Oberschenkelmuskel“ oder „vierköpfiger Oberschenkelstrecker“, schönes 3D-Modell auf http://flexikon.doccheck.com/de/Musculus_quadriceps_femoris

[2] Dalgas, U., Stenager, E., Jakobsen, J., Petersen, T., Hansen, H. J., Knudsen, C., Overgaard, K., Ingemann-Hansen, T., Nov. 2009. Resistance training improves muscle strength and functional capacity in multiple sclerosis. Neurology 73 (18), 1478-1484. http://view.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19884575

[3] Cruickshank, T. M., Reyes, A. R., & Ziman, M. R. (2015). A systematic review and meta-analysis of strength training in individuals with multiple sclerosis or Parkinson disease. Medicine, 94(4), e411. https://doi.org/10.1097/MD.0000000000000411

[4] Andreu-Caravaca, L., Ramos-Campo, D. J., Chung, L. H., Martínez-Rodríguez, A., & Rubio-Arias, J. Á. (2022). Effects and optimal dosage of resistance training on strength, functional capacity, balance, general health perception, and fatigue in people with multiple sclerosis: a systematic review and meta-analysis. Disability and rehabilitation, 1–13. Advance online publication. https://doi.org/10.1080/09638288.2022.2069295


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