
Hintergrund der Arbeit
Unter dem Titel „Modulation of Inflammation and Immunity by Omega-3 Fatty Acids“ (Modulation von Entzündung und Immunität durch Omega-3-Fettsäuren) [1] untersucht die Arbeit die signifikante Verschiebung in der westlichen Ernährung in den letzten 30 Jahren von Omega-3-reichen Quellen hin zu einem Omega-6-dominierten Konsum. Während Omega-3-Fettsäuren für ihre entzündungshemmenden Eigenschaften bekannt sind, haben Omega-6-Fettsäuren, die vor allem in raffinierten Pflanzenölen und verarbeiteten Lebensmitteln vorkommen, entzündungsfördernde Wirkungen. Dieses Ungleichgewicht trägt mit hoher Sicherheit zur Zunahme von Autoimmunerkrankungen, einschließlich MS, bei.
Das Immunsystem greift bei MS fälschlicherweise die Schutzhülle der Nerven an, was zu Entzündungen, Nervenschäden und verschiedenen neurologischen Symptomen führt. Omega-3-Fettsäuren, die vor allem in fettem Fisch wie Lachs und Sardinen enthalten sind, haben nachweislich eine entzündungshemmende Wirkung, die bei der Behandlung von MS-Symptomen von Vorteil sein genutzt werden kann.
Schwerpunkte der Arbeit
In der vorliegenden Studie wurde untersucht, wie Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA), Entzündungen und Immunreaktionen beeinflussen. Dabei wurden sowohl frühere klinische Studien als auch Laborexperimente berücksichtigt, in denen die Auswirkungen einer Omega-3-Supplementierung auf Autoimmunkrankheiten, einschließlich Multipler Sklerose, untersucht wurden. Die Schwerpunkte der Arbeit:
- Eine zentrale Fragestellung war, wie Omega-3-Fettsäuren Entzündungen regulieren können. Hierbei wurden insbesondere die Auswirkungen auf Entzündungszytokine, also Proteine, die Entzündungsprozesse im Körper regulieren, untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass Omega-3-Fettsäuren eine entzündungshemmende Wirkung haben können und somit zur Regulierung von Entzündungen beitragen können.
- Eine weitere wichtige Fragestellung der Studie betraf die Frage, inwiefern Omega-3-Fettsäuren Immunzellen modulieren können. Besonders T-Zellen, die eine entscheidende Rolle bei Autoimmunreaktionen spielen, standen im Fokus der Untersuchungen. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass Omega-3-Fettsäuren die Aktivität von T-Zellen beeinflussen können und somit Autoimmunreaktionen abschwächen können.
- Ein weiterer interessanter Aspekt der Studie war der Vergleich zwischen den Auswirkungen von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren. Insbesondere wurde darauf eingegangen, wie sich ein unausgewogenes Verhältnis von Omega-6 zu Omega-3, wie es in der westlichen Ernährung häufig vorkommt, auf Entzündungen und Immunreaktionen auswirken kann. Die Ergebnisse zeigten, dass eine erhöhte Omega-6-Zufuhr im Vergleich zu Omega-3 zu einer verstärkten Entzündungsreaktion führen kann und somit ein ausgewogenes Verhältnis der Fettsäuren von Bedeutung ist.
Resultate
Die Untersuchung ergab, dass Omega-3-Fettsäuren die Produktion von entzündungsfördernden Zytokinen wie Interleukin-6 (IL-6) und Tumor-Nekrose-Faktor-alpha (TNF-α), die bei Autoimmunerkrankungen wie MS häufig erhöht sind, verringern können. EPA und DHA, zwei Arten von Omega-3-Fettsäuren, scheinen auch die Produktion von Molekülen zu fördern, die bei der Auflösung von Entzündungen helfen, wie z. B. Resolvine und Protectine.
In Bezug auf die Immunantwort wurde gezeigt, dass Omega-3-Fettsäuren die Aktivität von T-Zellen beeinflussen und die Produktion von entzündungsfördernden Th1- und Th17-Zellen verringern. Gleichzeitig erhöhten sie die Zahl der regulatorischen T-Zellen, die dazu beitragen, das Gleichgewicht des Immunsystems aufrechtzuerhalten und übermäßige Immunangriffe auf gesundes Gewebe – wie sie bei MS auftreten – zu verhindern.
Die Forscher stellten u.a. auch fest, dass Völker mit einer höheren Aufnahme von Omega-3, wie die grönländischen Eskimos, deutlich seltener an Autoimmunkrankheiten, einschließlich MS, erkrankten als Menschen, die eine westliche, Omega-6-reiche Ernährung zu sich nahmen.
Bedeutung für MS-Betroffene
Wir haben an dieser Stelle schon öfter auf die positive Wirkung eines gesunden Verhältnisses von Omega 6/Omega-3-Fettsäuren in der Ernährung hingewiesen. Dieses sollte zwischen 1,5:1 – 2:1 liegen. Die hier vorgestellte Übersichtsarbeit unterstreicht diese Empfehlung wieder einmal.
[Siehe auch: Faktenblatt Fettsäuren und MS]
Die Forschungsergebnisse bestätigen den Ansatz durch Ernährung und Nahrungsergänzung, Entzündungen zu bekämpfen und den Krankheitsverlauf, insbesondere den degenerativen Teil, zu stoppen oder zu verlangsamen. Zu den Vorteilen für MS-Patienten gehört die Verringerung von Entzündungen, da Omega-3-Fettsäuren nachweislich Entzündungsmarker senken, was wiederum einige MS-Symptome lindern kann. Außerdem haben Omega-3-Fettsäuren eine modulierende Wirkung auf das Immunsystem. Indem sie die Aktivität von T-Zellen beeinflussen und entzündungsfördernde T-Zellen hemmen, verlangsamen sie das Fortschreiten der Krankheit. Obwohl Omega-3-Fettsäuren kein Allheilmittel sind, kann ihre regelmäßige Einnahme dazu beitragen, die Schwere der Krankheitsschübe zu verringern, die Neurodegeneration aufzuhalten und das allgemeine Wohlbefinden von MS-Patienten zu verbessern.
Fazit und Schlussfolgerungen
Omega-3-Fettsäuren bieten also vielversprechende Vorteile bei der Behandlung von Entzündungen, insbesondere bei Autoimmunerkrankungen wie der Multiplen Sklerose. Erkenntnisse zeigen, dass der Verzehr von Omega-3-reichen Nahrungsmitteln, wie fettem Fisch, oder die Einnahme von Omega-3-Präparaten eine zugängliche Möglichkeit ist, die Behandlung von MS zu unterstützen. MS-Betroffenen empfehlen wir seit langem, sich auf die Aufnahme von Omega-3-Fettsäuren zu konzentrieren und die Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren, insbesondere aus verarbeiteten Lebensmitteln und raffinierten Ölen, zu reduzieren. Eine zielgerichtete Ernährung, die reich an Omega-3 und arm an entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren ist, hilft, Entzündungen zu verringern, Neurodegeneration zu stoppen und das Immunsystem zu stärken, was im Umgang mit MS entscheidend ist. Omega-3-Fettsäuren sind somit ein wertvoller Bestandteil der MS-Behandlungsstrategie,.
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Bildnachweis
Foto von Fredrik Öhlander auf Unsplash
Referenz
[1] Poggioli R, Hirani K, Jogani VG, Ricordi C. Modulation of inflammation and immunity by omega-3 fatty acids: a possible role for prevention and to halt disease progression in autoimmune, viral, and age-related disorders. Eur Rev Med Pharmacol Sci. 2023 Aug;27(15):7380-7400. doi: 10.26355/eurrev_202308_33310. PMID: 37606147. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37606147/
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